Das Limesmuseum Aalen

Geschichte

Die Geschichte umfasst, da das Museum am historischen Schauplatz liegt, drei Schwerpunkte:

1. Die Geschichte der dort stationierten ala II Flavia pia fidelis milliaria

Ihre Entstehungsgeschichte ist unklar; ihr Name taucht erstmals 107 n. Chr. in einem Diplom in Weißenburg auf. Der Beiname pia fidelis (die Fromme und Treue) ist eine Auszeichnung wegen ihrer Loyalität beim Aufstand des obergermanischen Statthalters L. Antonius Saturninus 88/89 in Mainz. Sie bezog in Rätien zunächst ein Lager im heutigen Günzburg, wurde dann nach Heidenheim verlegt und von dort um 150/160 n. Chr. nach Aalen. Bis ungefähr 180, als die legio III Italica nach Regensburg kam, war sie die vornehmste Truppe in Rätien. Es handelte sich um eine hochmobile Reitereinheit von 1000 Mann, die von Aalen aus den gesamten westrätischen Grenzabschnitt überwachte. Sie konnte innerhalb eines Tages das Limesvorfeld bis zum Main oder das Hinterland bis nach Augsburg kontrollieren. In der Krise des 3. Jh.s wurde sie vermutlich ins Hinterland verlegt und in das Bewegungsheer des Kaisers integriert.

Römertage 2006 in Aalen, Reiter der Ala II Flavia.
Römertage 2006 in Aalen, Reiter der Ala II Flavia.
© Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg

 

2. Die Geschichte der Aalener Präfekten

Die Kommandeure einer Einheit, die praefecti alae, gehörten dem Ritterstand an, damit der zweithöchsten Schicht in der römischen Gesellschaft. Das Amt war sehr begehrt, denn es gab nur sieben alae milliariae im ganzen römischen Reich. In Rätien war der Kommandeur nach dem Statthalter in Augsburg und dem Legionslegaten in Regensburg der dritthöchste Beamte. Der Posten wurde mit verdienten Offizieren, die nicht Berufssoldaten waren, besetzt, so dass die Kommandeure später wieder in zivile Ämter in anderen Regionen des römischen Reiches wechselten. Dadurch wurde verhindert, dass sie sich im Laufe der Zeit einen persönlichen Anhang schaffen konnten.

Museumsfront mit den Fundamenten des linken Lagertors.
Museumsfront mit den Fundamenten des linken Lagertors.
© Archäologisches Landesmuseum Baden-Württemberg

 

3. Die Forschungsgeschichte des Kastells, die in die Museumsgründung als Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums BW einmündet

Die ersten Nachrichten über Römerfunde in Aalen gehen auf die Zeit des Humanismus zurück (Beatus Rhenanus). Im 18. und frühen 19. Jh. wiederholten sich derartige Erwähnungen. Anfang der 50er-Jahre des 19.Jh.s wurden vom Aalener Diakon Bauer erstmals Ausgrabungen vorgenommen, weitere Grabungen folgten. Erkenntnisse größeren Ausmaßes erbrachten die Grabungen der Reichslimeskommission 1894/95: Sie legten den Verlauf der Kastellmauern fest und versuchten, durch Schnitte die Größe des Stabsgebäudes zu erfassen. Der vordere und der rückwärtige Teil des Lagers ist durch den Friedhof bei der St. Johannes-Kirche bzw. durch Überbauung nicht archäologisch erforschbar. Nur der mittlere Lagerteil (latera praetorii) ist unbebaut.
Hier fanden 1978 (Erweiterungsbau des aus den 60er Jahren stammenden Museums) bis 1986 Großgrabungen statt. Dabei wurde auch das Stabsgebäude erforscht und in seinen Grundmauern konserviert. Bei dem neuerlichen Ausbau des Museums 1999 wurden weitere Teile der Lagerstraße und die Zisterne freigelegt.

Die jüngste Erweiterung erfolgte im Sommer 2005. Zusammen mit den restaurierten Außenanlagen im archäologischen Park und der Teilrekonstruktion einer Reiterbaracke "stellt das Limesmuseum - als Zweigmuseum des Archäologischen Landesmuseums Baden-Württemberg - das zentrale Museum zur Vermittlung der historischen Bedeutung dieser antiken Grenze dar" (Dieter Planck).

 

 - Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -