Hintergrundinformationen
Anlage
Entdeckung und Restaurierung
Die Villa rustica in Karlsruhe Durlach kam im Herbst 1991 bei den Ausschachtungsarbeiten anlässlich der Erbauung der neuen Durlacher Gewerbeschule zum Vorschein. Obwohl auf Grund der in der näheren Umgebung des Baugeländes bereits früher zutage getretenen römerzeitlichen Relikte entsprechende Vorsicht geboten gewesen wäre, fiel ein Teil der bis dahin erhaltenen Überreste der Villa zunächst unbeachtet dem Bagger zum Opfer. Nach einem schließlich verfügten Baustopp konnte das Areal bis in den Sommer 1993 hinein archäologisch untersucht und die noch vorhandenen Baureste restauriert werden. Sie wurden im Herbst 1994 der Öffentlichkeit übergeben. Erläuterungstafeln erschließen dem Besucher den restaurierten Befund - vorausgesetzt er beherrscht die Fachsprache der für den Text verantwortlichen Archäologen!
Das Haupthaus
Die 33 Meter breite Schauseite des Haupthauses mit ihren beiden turmartig gestalteten Eckrisaliten ist nach Norden zur Rheinebene hin ausgerichtet. Sie verrät in ihrer Gestaltung den Wunsch der Hofeigentümer "nach repräsentativer Zurschaustellung eines gewissen Wohlstandes" (R.-H. Behrends). Aufgrund der Wandstärke des erhaltenen Mauerwerks dürften die Risaliten mindestens zwei Stockwerke aufgewiesen haben. Sie gelten als die Hauptwohnräume. Der zwischen den beiden Risaliten zu vermutende Portikus dürfte mit einer Reihe von Säulen oder Pfeilern aufwändig gestaltet gewesen sein; die Zerstörung durch die Bauarbeiten machen eine genauere Rekonstruktion jedoch leider unmöglich. Der Fund eines Hypokaustpfeilerchens beweist, dass zumindest ein Raum der Villa mit einer Fußbodenheizung ausgestattet war.
Villa rustica Karlsruhe-Durlach. Kellerraum des Westrisaliten mit Lichtschacht
© Rainer Gutjahr
Villa rustica Karlsruhe-Durlach. Grundriss des Kellerraumes unter dem Westrialiten
© Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg
Der Westrisalit
Der Westrisalit war während der ersten Nutzungsphase der Villa unterkellert. Kellerzugang und der Keller selbst weisen eine aufwändige Gestaltung auf: "Je zwei Nischen gliedern die Ost- und Westwand, zwei weitere flankieren den Lichtschacht. Sie sind allesamt in gleicher Weise gestaltet; keilförmige Werksteine aus Kalktuff bilden einen halbkreisförmigen Bogen, auf dem kleine flache Plättchen aus gleichem Material aufliegen. An diesen [Werksteinen und Plättchen] wurden gelbe, rote und grüne Farbreste entdeckt, die auf eine Bemalung der gesamten Bögen schließen lassen. Zwischen den beiden Nischen der Ostwand sind in das Mauerwerk vier rautenförmige Kalktuffsteine eingelassen, die zusammen abermals eine Raute bilden. Auf ihnen fanden sich Spuren grüner und gelber Bemalung. […] Da die Fugen zwischen den Mauersteinen [Buntsandstein] mit weißem Kalk ausgestrichen und darauf mit roten Linien betont waren, ergibt sich für den Gesamteindruck des Raumes ein äußerst farbiges Bild." (R.-H. Behrends).
Villa rustica Karlsruhe-Durlach. Ostwand im Kellerraum des Westrisaliten
© Rainer Gutjahr
Villa rustica Karlsruhe-Durlach. Rekonstruktion der Ostwand im Kellerraum des Westrisaliten nach den erhaltenen Farbresten
© Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg
Der Kellerraum wurde nach einem Schadenfeuer aufgegeben und mit Brandschutt, Abfall und Erdaushub verfüllt. Ein auf die Füllung gelegter kräftiger Estrich bildete fortan den Fußboden für das Erdgeschoss . Als Ersatz für den aufgegebenen Keller im Westrisaliten wurde ein Keller südlich des Ostrisaliten eingerichtet. Seine Wände bestanden aus nahezu fugenlos aneinander gefügten sehr sorgfältig gearbeiteten Sandsteinquadern. Spuren von hölzernen Einbauten (Regalen?) und auf Vorratsgefäße hindeutende Verfärbungen bezeugen die wahrscheinliche Verwendung des Raumes zur Vorratshaltung.
Villa rustica Karlsruhe-Durlach. Reste des Ostrisalits
© Rainer Gutjahr
Der Ostrisalit
Der Ostrisalit war nicht unterkellert. Ein Türdurchlass als Zugang in einen ins Erdgeschoss des Risaliten eingefügten Raum lässt vermuten, dass sich hier die Treppe befand, die in das Obergeschoss führte.
Innenhof und westlicher Anbau
Nach dem zu erschließenden Schadenfeuer wurde auch der Brunnen hinter dem Haus zugeschüttet. Damit entstand die Möglichkeit, einen Anbau zu errichten, der einen Innenhof von 16 x 27 Metern entstehen ließ. Dieser Hofraum dürfte gärtnerisch gestaltet gewesen sein; darauf verweisen vergleichbare Objekte wie etwa Pforzheim-Hagenschieß und Nagold-Remigiuskirche. Gleichzeitig gewann man durch diese Maßnahme eine Erweiterung der Wohnfläche an der Westseite des Hofes. Die zu diesem Zweck parallel zur westlichen Außenmauer errichtete Mauer war in Fachwerk gehalten. Die entstandene Raumflucht hatte eine Breite von etwa 3,5 m.
Villa rustica Karlsruhe-Durlach. Grundriss mit Ergänzungen.
© Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg
Keramik und Datierung
Die Hauptmasse des Fundmaterials besteht aus Keramik; die Bandbreite reicht vom Luxus-, über Tafel- und Kochgeschirr sowie Weinkrügen bis hin zu Vorratsgefäßen, in denen Olivenöl aus Spanien bis in die Villa von Durlach transportiert wurde. Daneben fand sich aus freier Hand [nicht auf der Töpferscheibe] aufgebaute Keramik germanischen Ursprungs. Sie verweist entweder auf Kontakte mit germanischen Händlern oder vielleicht auch darauf, dass die Siedler an diesem Platz teilweise selbst germanischer Abstammung waren. Die datierbaren Terra-Sigillata-Bruchstücke stammen überwiegend aus den Töpfereien des nahen Rheinzabern, daneben aus La Madeleine (bei Nancy) und Heiligenberg (westlich Straßburg). Die Gefäßbruchstücke aus La Madeleine und Heiligenberg werden in die letzten Regierungsjahre des Kaisers Traian (98-117 n. Chr.) bzw. in die ersten Regierungsjahre seines Nachfolgers Hadrian (117-138 n. Chr.) datiert. Das heißt, dass der Durlacher Guthof in diesen Jahren entstanden sein dürfte. Die Terra Sigillata aus Rheinzabern ist unter den Durlacher Funden gleich mit ihrem Beginn in der Mitte des 2. Jahrhunderts vertreten, es fehlt jedoch die späte Rheinzaberer Ware, was darauf hindeutet, dass der Durlacher Gutshof mit dem Zusammenbruch der römischen Herrschaft rechts des Oberrheins um 260 n. Chr. aufgegeben wurde.
Weitere Funde
Küchengerätschaften aus Bronze bzw. Glas sind nur gering vertreten. Gefundene Stili (stilus = Schreibgriffel) belegen, dass eine Anzahl der Bewohner der Villa des Schreibens und Lesens kundig gewesen sein müssen. Eine Lanzenspitze kann Teil einer Jagdwaffe gewesen sein oder auch auf die kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Alamannen hindeuten. Das Bruchstück einer Karsthacke verweist auf den hier getriebenen Ackerbau. Eine als runde Scheibe gestaltete, grün-rot emaillierte Fibel (Gewandspange) mit kegelförmigem Aufsatz gehört zu den schönsten Stücken unter dem Fundmaterial. Es wird ergänzt durch einen antik gefälschten Denar (Eisenkern mit Haut aus Silber) Faustinas II. (161-176 n. Chr.), der Gattin des Marcus Aurelius. Wenn auch das Fundmaterial nicht sehr umfangreich ist und "nur einen recht geringen Ausschnitt aus dem römische Alltagsleben widerspiegelt, so zeigt es doch, wie fest der römische Gutshof von Karlsruhe-Durlach mit der Außenwelt durch den Handel verknüpft war." (P. Knötzele)
Weitere Funde
Küchengerätschaften aus Bronze bzw. Glas sind nur gering vertreten. Gefundene Stili (stilus = Schreibgriffel) belegen, dass eine Anzahl der Bewohner der Villa des Schreibens und Lesens kundig gewesen sein müssen. Eine Lanzenspitze kann Teil einer Jagdwaffe gewesen sein oder auch auf die kriegerischen Auseinandersetzungen mit den Alamannen hindeuten. Das Bruchstück einer Karsthacke verweist auf den hier getriebenen Ackerbau. Eine als runde Scheibe gestaltete, grün-rot emaillierte Fibel (Gewandspange) mit kegelförmigem Aufsatz gehört zu den schönsten Stücken unter dem Fundmaterial. Es wird ergänzt durch einen antik gefälschten Denar (Eisenkern mit Haut aus Silber) Faustinas II. (161-176 n. Chr.), der Gattin des Marcus Aurelius. Wenn auch das Fundmaterial nicht sehr umfangreich ist und "nur einen recht geringen Ausschnitt aus dem römische Alltagsleben widerspiegelt, so zeigt es doch, wie fest der römische Gutshof von Karlsruhe-Durlach mit der Außenwelt durch den Handel verknüpft war." (P. Knötzele)