Köngen - Kastell und Dorf des römischen Grinario
Hintergrundinformationen
1. Bedeutung
Das römische Grinario – das heutige Köngen – stellt im 1. und 2. Jahrhundert eine zentrale Siedlung im mittleren Neckartal dar:
- Von etwa 95-150 n. Chr. hat das Kastell von Köngen eine strategisch zentrale Bedeutung im Zusammenhang mit dem so genannten Neckar-Limes; der gemischte Verband aus 120 Reitern und 500 Fußsoldaten übersieht hier weit das Neckartal.
- Aufgrund der Lage an der Straßenkreuzung der Römerstraße Mainz-Augsburg und der Straße nach Rottweil ist Grinario ein wichtiger Verkehrs- und somit auch Handelspunkt.
- Der angegliederte vicus hat aufgrund seiner Größe und seiner Strukturierung mit öffentlichen Verwaltungsgebäuden, Thermen, Wohn- und Handwerkerhäusern, Heiligtümern, dem Friedhof sowie römischen Gutshöfen regionale Bedeutung.
Darüber hinaus empfiehlt sich ein Besuch mit Schülergruppen auch in organisatorischer Hinsicht:
- Durch die gute Anbindung an den die öffentlichen Verkehrsmittel lässt sich die Anlage ohne großen Aufwand und kostengünstig erreichen. Das Museum bietet eine Vielzahl museumspädagogischer Angebote, spezielle Akzentuierungen und Varianten können dabei berücksichtigen werden. Zudem stehen die weitläufige Parkanlage oder nahe gelegene Grillplätze den Schülerinnen und Schülern offen, so dass sich die Exkursion zu einem Klassenausflug erweitern lässt.
2. Geschichte
Das heutige Köngen weist eine lange Besiedlungsgeschichte auf: Bandkeramikfunde lassen schon auf jungsteinzeitliche Siedler schließen. Der Ortsname „Grinario“, den die Römer später übernommen haben, deutet auf eine keltische Besiedlung in vorrömischer Zeit hin. Dies wird durch Fundstücke aus dem 5./6. Jahrhundert v. Chr. bei der späteren Kastellanlage bestätigt. Aufgrund neuerer Grabungen kann von einer Siedlungskontinuität bis zur Errichtung des Kastells durch die Römer um 95 n. Chr. ausgehen.
Mit der Vorverlagerung des Limes wird Köngen um etwa 90 n. Chr. römisch: Um 95 wird ein Militärlager mit Holzgebäuden und einer Wehrmauer aus Holz und Erde errichtet, die um 120 durch eine Steinkonstruktion ersetzt wird. Durch die Militäranlage und die Lage an der Römerstraße von Bad Cannstatt nach Rottweil blüht der am Kastell gelegene vicus auf: Handwerker und Händler siedeln sich an, aber auch die Familien der Soldaten. Die besiedelte Fläche umfasst etwa 20 ha; man geht von etwa 1500 Einwohnern aus.
Mit der weiteren Vorverlegung des Limes um 150 n. Chr. verliert Grinario seine militärische Funktion, denn das Kastell wird aufgegeben und die Truppen nach Lorch verlegt. Es kommt zum Abbruch von Gebäuden, zu deren Umwidmung oder zu Neubauten. Der zivile vicus bleibt bis zur Zerstörung durch die Alamannen um 260 erhalten.
Im späten 18. Jahrhundert und ab der Mitte des 19. Jahrhunderts kommt es nach wiederholten Münzfunden zu Grabungsphasen. 1885 wird die Kastellanlage systematisch freigelegt; 1977 wird die Kastellanlage unter Denkmalschutz gestellt.
3. Anlage
Die in den 1980er-Jahren angelegte Anlage in Köngen setzt sich aus dem Römerpark auf der Kastellanlage und dem angeschlossenen Museum zusammen:
Römerpark und Kastellanlage
Der heutige Römerpark befindet sich auf der Anlage des römischen Kastells und lässt dessen Struktur einfach erkennen: Die Pflanzungen, Erdaufschüttungen und Weganlage im Römerpark zeigen dem Betrachter die prototypische Anlage des Kastells mit vier Lagertoren, den Wachtürmen, der äußeren Ringstraße sowie den verschiedenen Funktionsbereichen, die durch die viae decumana, principalis und praetoria strukturiert werden. Das Stabsgebäude ist in seinen Grundmauern erkennbar, der südliche Eckturm wurde wieder aufgebaut und kann betreten werden. Daneben zeigt sich die spätere zivile Nutzung anhand von sichtbaren Mauern eines Bade- und eines Speichergebäudes aus dem 2. Jahrhundert.
Darüber hinaus befinden sich Denkmale zu verschiedenen Themenfelder, wie Verkehr, Verwaltung, Religion, sowie ein römischer Schaugarten auf der Anlage.
Weitere Funde aus Köngen sind im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart zu sehen.
Das Museum
Das Museum vermittelt mit ausgewählten Exponaten einen exemplarischen Einblick in die militärische und zivile Alltagsgeschichte der Kaiserzeit: Tafeln, Vitrinen und Schaustücke, aber auch Führungen und kreative Aufgaben geben Einblicke in die Bereiche Militär und Limes, Wohnen und Handwerk, Essen und Trinken, Verkehr, Handel und Straßen, Kleidung, Schmuck und Kosmetik sowie Aufbau, Struktur und Funktion von Siedlungselementen.
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
Bitte beachten Sie eventuell abweichende Lizenzangaben bei den eingebundenen Bildern und anderen Dateien.