Die Römer in Südwestdeutschland

Leitgedanken zum Kompetenzerwerb

Die Beschäftigung mit dem Thema „Die Römer in Südwestdeutschland“ genügt den Anforderungen der Leitgedanken zum Kompetenzerwerb in besonderem Maße. Der größte Teil des heutigen Bundeslandes Baden-Württemberg gehörte zum einstigen Imperium Romanum. Die Fülle und Dichte römerzeitlicher Funde erlaubt den unmittelbaren Zugriff auf das römische Erbe in einer Vielzahl baden-württembergischer „Schulstandorte“. Somit ist die Auseinandersetzung mit dem römischen Erbe vor Ort für viele Schüler mit einem vertretbaren Aufwand machbar. Zugleich lässt sich das historische Interesse am eigenen Lebensraum wecken und fördern.

Die kulturellen Leistungen von Menschen früherer Zeiten werden bei der Behandlung des Themas vor Ort oder in einem der zahlreichen Museen buchstäblich greifbar. Die museumspädagogischen Handreichungen (soweit vorhanden) und Workshop-Angebote der Museen erlauben einen handlungsorientierten Zugang, der sich angesichts der vor allem in Frage kommenden Zielgruppe als besonders ertragreich darstellt. Erarbeitung und Präsentation von Themen im musealen Rahmen etwa nach dem Prinzip „Schüler führen Schüler“ stärken die personale und soziale Kompetenz. Die Schüler können ferner in der Beschäftigung mit dem Thema historische Methoden kennen lernen, wobei insbesondere der Beitrag der Archäologie von Gewicht ist, anhand dessen die Schüler erfahren, wie der Historiker zu Aussagen über die Vergangenheit kommt.

Die jüngst erfolgte Erhebung des Limes in den Rang eines „Weltkulturerbes“ unterstreicht die Tatsache, dass die römische Vergangenheit in herausragender Weise Bestandteil des kulturellen Gedächtnisses unserer Gesellschaft ist. Auch liegt die europäische Dimension des Themas auf der Hand. Sie verbindet sich nicht zuletzt mit dem Aspekt der „Romanisierung“, die als „Ausbreitung des Römischen … in Form von Sprache, Sitten, Gegenständen, Techniken oder Menschen“ definiert werden kann (Krause). Das römische Gebiet des heutigen Baden-Württemberg war Ziel einer Zuwanderung aus allen Provinzen des römischen Reiches. Dieser Vorgang war keine Einbahnstraße, er vollzog sich vielmehr im Austausch mit den vorgefundenen Kulturen, seien sie keltischer oder germanisch-neckarswebischer Ausprägung.

Austausch gab es auch mit den „vor“ dem Limes siedelnden Germanen. Zeugen des Austauschs und der Wanderungsbewegungen im Römischen Reich sind die Jupitergigantensäulen und Mithräen; sie stellen den Bezug her zur provinzialrömischen Götterwelt. Damit ergeben sich Anknüpfungspunkte für fächerverbindende Projekte mit dem Fach Religion. Von Bedeutung ist auch die römische „Inschriftenkultur“ (Alföldy), sie dokumentiert sich in offiziellen Inschriften (Bauurkunden), in den Inschriften der Leugensteine, auf Weihe- und Grabsteinen sowie Altären; zu nennen sind hier auch die Militärdiplome. All diese Schriftzeugnisse werden gewürdigt als Kommunikationsmittel und Mittel der Integration in die Ordnung des Imperiums. Zur Behandlung ausgewählter Schriftzeugnisse lässt sich im Gymnasium der Verbund mit dem Fach Latein nutzbar machen.

Rainer Gutjahr (Arbeitskreis RP Karlsruhe)

 
- Arbeitskreis für Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -