Hintergrundinformationen
Bedeutung
Villa rustica bei Walldorf (Grabung 1995 und 2001/2002)
Eine große römische Gutshofanlage, Ummauerung, Innenfläche mit 15 Gebäuden bebaut, Fläche ca. 4 ha, wenige Meter nördlich der Umfassungsmauer ein römischer Kanal (beim Vicus Wiesloch vom Leimbach abgezweigt).
Bedeutung der Villa rustica bei Walldorf
Archäologische Ausgrabungen im Vorfeld der SAP bei Walldorf /Baden (Rhein-Neckar-Kreis)
Wegen umfangreicher Bauarbeiten war die Archäologische Denkmalpflege des Landesdenkmalamtes in Walldorf tätig. Ausgegraben wird ein bedeutendes römisches Landgut, das sich einst über eine Fläche von insgesamt 4 ha (40.000 qm) erstreckte und damit zu den größten, bisher bekannten ländlichen Anwesen antiker Zeit in Südwestdeutschland gehört.
Die bei Walldorf/Baden ausgegrabene Villa rustica steht in einem räumlichen und wirtschaftlich engen Zusammenhang mit dem vicus bei Wiesloch. Dies kommt nicht zuletzt in der Kanalverbindung um Ausdruck, die zwischen dem Leimbach bei Wiesloch und der Villa rustica bei Walldorf besteht.
Bislang kennen wir 15 Gebäude bzw. Teile davon, die offensichtlich nicht alle gleichzeitig bestanden und nachweislich mehrfach umgebaut worden sind. Besonders soll auf mehrere monumentale hallenartige Bauten aufmerksam gemacht werden, die als Speicher für Getreide und andere landwirtschaftliche Produkte dienten. Einer von ihnen war schätzungsweise knapp 1000 qm groß. Stellenweise sehr gut erhalten war ein eindrucksvolle Speicher mit seinen massiven, pfeilerartigen Mauerverstärkungen in Gestalt gewaltiger Sandsteinblöcke mit einer Seitenlänge von bis zu 1,5 m. Diese insgesamt 28 Blöcke waren in einem Abstand von etwa 2 m in das 1,2 m breite Zweischalenmauerwerk eingesetzt.
Hauptgebäude:
Das Hauptgebäude einer typischen Villa rustica mit zwei Eckrisaliten und dazwischenliegendem Porticus, ost-west-orientiert. Beide Risaliten mit Hypokausten beheizt. Länge über die Risaliten: ca. 50 m, umbaute Fläche ca. 800 qm.
Es gab einen hölzernen Vorgängerbau mit einer Fläche von ca. 500 qm. Von ihm sind bemerkenswert reiche Wandmalereien erhalten, allerdings von der Substanz her schlecht bzw. kaum zu konservieren. Es sind hauptsächlich florale und geometrische Muster in Rot, Schwarz, Gelb auf weißem Grund.
Grundriss des Hauptgebäudes
© Regierungspräsidium Karlsruhe (Referat Denkmalpflege)
Großgebäude:
Zwei Speicher, massiv mit riesigen behauenen Steinquadern fundamentiert, jeweils mehr als 30 m lang, einer ca. 25 m breit (Grundfläche: fast 1000 qm).
Ein großer Speicher in Holzbauweise stammt aus der Frühphase des Gutshofes.
Spuren des ursprünglichen Holzgebäudes
© Regierungspräsidium Karlsruhe (Referat Denkmalpflege)
"Kleiner Speicherbau"
© Regierungspräsidium Karlsruhe (Referat Denkmalpflege)
Die Konstruktion beider Speicherbauten findet Parallelen bei römischen Militäranlagen (Kastellen), allerdings nicht bei den geläufigen Gutshöfen (Villa rustica). Dies ist einer der Gründe, warum wir annehmen, dass es sich bei der Walldorfer Anlage um eine kaiserliche Domäne im Zusammenhang mit der Truppenversorgung gehandelt haben könnte.
In diese Richtung verweist auch ein künstlicher Bachlauf nordöstlich des Anwesens, der durch den Leimbach gespeist wurde. Es spricht vieles dafür hier eine Mühle anzunehmen. Mühlensteinfunde aus dem 1995 freigelegten Gebäude bestätigen diese Theorie.
Informationen zu den Gebäuden finden Sie in der Rubrik Anlage.