Hintergrundinformationen
Anlage
Badegebäude:
Das Badegebäude ist durch einen ca. 15 Meter langen Gang mit dem Haupthaus verbunden. Es konnte aber auch durch einen separaten Eingang betreten werden. Vom Gang aus gelangt man zuerst über eine gut erhaltene massive Türschwelle in das Apodyterium, den Auskleideraum (A), an den ein Frigidarium, ein Kaltwasserbecken (B), anschließt, das in einer halbrunden Nische eingelassen war. Hier stand eine halblebensgroße Statue der Fortuna balnearis, einer Glücksgöttin mit Füllhorn und Schicksalsrad.
Fortuna balnearis aus dem Weinsberger Römerbad © Ulrich Maier
Von diesem Raum führen Türen in ein Tepidarium (Warmluftraum; C) und in ein Caldarium (Warmwasserbad, D). Beide Räume hatten eine Fußbodenheizung, deren Reste und Funktion gut zu erkennen sind. Es schließt sich ein weiteres Warmwasserbad (E) an mit einem kleinen rechteckigen und beheizten Badebecken (F), ebenfalls ein Sudatorium (Schwitzraum, G). Die Räume D, E, F und G besaßen neben der Fußbodenheizung auch eine Wandheizung mit erhaltenen röhrenförmigen Tubuli. Auch der zentrale Feuerungsraum (Praefurnium) ist erhalten mit Pfeilern, die man als Fundamente für einen metallenen Wasserbehälter gedeutet hat. Darin wurde das Wasser erhitzt und anschließend in die entsprechenden Becken geleitet. Vor dem Eingang zum Bad führte eine kleine Tür aus dem Verbindungsgang in einen Toilettenraum (I). Vom Kaltwasserbecken (B) leitete ein gemauerter Kanal das Abwasser - gleichsam als Wasserspülung - durch die Toilette in den an der Anlage vorbeifließenden Stadtseebach.
Raum E (Caldarium) mit Fußbodenheizung und Wandheizung © Ulrich Maier
Hauptgebäude des Gutshofes:
Es handelt sich um eine Portikusvilla mit zwei Eckrisaliten, die als zweistöckige Wohntürme die Säulenhalle des Eingangsbereiches abschließen. Diese Front erstreckt sich über 33 Meter. Durch ein zweiflügliges Tor der Portikusrückwand betrat man einen teilüberdachten Innenhof, dessen Umgang fünf Wohn- und Wirtschaftsräume verband. Das Dach wurde von Säulen getragen, die auf Basissteinen ruhten. Der Portikus und ein weiterer Wirtschaftsraum waren unterkellert. Im offenen Teil des Innenhofes befand sich ein Herd und ein Kuppelbackofen auf einem Ziegelplattenboden. Das Hauptgebäude des Weinsberger Gutshofes gehört mit 759 m² zu den größeren Gutshäusern. Dazu passt auch die repräsentative Eingangsfront und das beachtliche Badegebäude. Der römische Gutshof Weinsberg bestand zwischen der Mitte des 2. und der Mitte des 3. Jahrhunderts n. Chr.
Raum der villa rustica mit Fußbodenheizung. Im Vordergrund: Heizkanal mit Feuerungsstelle © Ulrich Maier
- Arbeitskreis für Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -