Römischer Vicus bei Wiesloch

Bedeutung

Vicusgrabung in Wiesloch

Erste Grabungen des Landesdenkmalamtes finden im Jahr 1991 statt. Dabei wird unter anderem ein Mithrastempel bzw. ein gallo-römischer Umgangstempel freigelegt. Vom Sommer 1995 bis Herbst 1996 finden erneute Grabungen statt. Diese besichtigt damals die 2BKSP der Louise-Otto-Peters-Schule in Wiesloch. Die Führung übernahm Dr. Rolf-Heiner Behrends, damaliger Leiter des Landesdenkmalamtes in Karlsruhe. Der Eindruck auf die Schüler und Schülerinnen ist so tief, dass sie sich zur Mitarbeit an der Ausgrabung außerhalb ihres Unterrichts bereit finden.
Ergrabene Fläche: 6 ha
Beibefunde: einige Erdkeller der Urnenfelderkultur, Reste eines neolithischen Grabes (modern gestört durch früher dort vorgenommene Bauprojekte der Firma Isopor).
Hauptbefunde: römisches Dorf (vicus) an der römischen Fernstraße Heidelberg-Basel am Leimbachübergang. Die Straße ist nur noch in Teilen erhalten, da sie modern gestört ist (s.o.). Der zum vicus gehörige Friedhof wird nicht gefunden. Ein anzunehmendes Badgebäude ist ebenfalls nicht auszumachen.
Der Vicus bei Wiesloch und die Villa Rustica bei Walldorf sind wohl in einen engen Zusammenhang mit der zunächst militärischen Erschließung der rechtrheinischen Provinz Germania Superior anfangs des zweiten Jahrhunderts zu sehen. Ende des 1. und Anfang des 2. Jahrhunderts verfügte nur das Militär über Landvermesser (mensores) und die notwendige technische Ausstattung.
Die einheimische Provinzialbevölkerung verlor ihr Eigentum an Grund und Boden. Die bei Walldorf freigelegte villa rustica weist deutliche architektonische Merkmale eines Militärbaus auf, woraus geschlossen wird, dass der dort ansässige Betrieb der Versorgung militärischer Einrichtungen galt und wohl auch militärisch geleitet wurde. Villa rustica und vicus sind über einen (Mühl-?)Kanal miteinander verbunden.
Der vicus bei Wiesloch lag an einer Straßenkreuzung in Nord-Südrichtung von Mainz über Heidelberg nach Basel und weiter nach Augsburg, in Ost-Westrichtung von Speyer nach Bad Wimpfen. Der Straßenführung lag der Wunsch zugrunde, eine rasche Verschiebung der Truppen zu ermöglichen. Der spätere Kaiser Trajan war 89 n. Chr. in Mainz und mit der Legion XXII Primigenia an den Kämpfen an Rhein und Donau beteiligt. Nach 95 n. Chr. ließ er als Statthalter der Provinz Germania Superior Straßen für den Nachschub, Kastelle und Siedlungen anlegen.
Eine herausgehobene Bedeutung erhält der vicus bei Wiesloch durch die indirekten Hinweise auf römischen Bergbau zwischen den Orten Wiesloch, Nussloch und Baiertal. In den verschiedenen Einzelbefunden aus dem 2. und 3. Jahrhundert fanden sich kleinere Mengen von Blei- und Zinkerzen.
Betrachtet man diese in einer Einheit mit dem begonnenen Ausbau von Ladenburg / Lopodunum zu einem regionalen Zentrum mit Mainz / Mogontiacum als Standort der Legion XXII Primigenia, so ergibt sich ein zusammenhängendes Bild römischer Militärpräsenz im rechtsrheinischen Gebiet im zweiten und dritten Jahrhundert.

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -