Das Museum für Literatur am Oberrhein im PrinzMaxPalais Karlsruhe
Methodenvorschlag
Lernorterkundung
Das differenzierte Lernangebot des Museums zielt in erster Linie ab auf die Förderung der Sprach- und Schreibkompetenz von Schülerinnen und Schülern sowie die Vermittlung von literaturgeschichtlichem Orientierungswissen - ermöglicht wird zum Beispiel aber auch das "haptische Erleben" mittelalterlicher Schreibkultur. Insofern ist das Museum für Literatur am Oberrhein ein Lernort für Schulklassen aller Alterstufen und Schultypen, der sich auf vielfältige Weise mit dem Deutschunterricht verbinden lässt:
- Schülerinnen und Schüler, die ein Referat oder eine GFS zu einer literarischen Epoche oder zu einem in irgendeiner Form im Museum dokumentierten Autor halten, können ihre Kenntnisse durch das im Museum vorhandene Lernangebot vertiefen und erweitern (Informationstafeln, Bildmaterial, Sachexponate, Audioguide, Tonkabinett).
- Schülerinnen und Schüler können als Referat oder GFS die Klasse bzw. den Kurs durch das Museum oder einen bestimmten Abschnitt des Museums führen.
- Die Klasse oder der Kurs kann sich mit Hilfe des Arbeitsblattes AB 1 und des Audioguides (16 Exemplare stehen zur Verfügung) selbst durch die Ausstellung führen.
- Es kann eine etwa einstündige Führung durch die gesamte Dauerausstellung oder eine Schwerpunktführung zu einem bestimmten Thema gebucht werden.
Ein Besuch des Museums für Literatur am Oberrhein kann der Vermittlung literaturgeschichtlichen Basiswissens dienen. Darstellung Hartmanns von Aue in der Weingartner Liederhandschrift, um 1310.
© Museum für Literatur am Oberrhein
- Es werden nach Absprache und in Kooperation mit der Lehrkraft durch das Museum mehrstündige Workshops zu den verschiedensten Themen angeboten. Diese (nicht kurzfristig buchbaren) Workshops können eher theoretisch orientiert sein oder primär darauf abzielen, die Schülerinnen und Schüler zum Schreiben (auch im Sinne des Ausprobierens alter Schreibtechniken) anzuregen. Themen solcher Workshops könnten z. B. sein: "Schreibkultur im Mittelalter", "Emblematik im Barockzeitalter", "Schillers 'Räuber' ", "(Verfassen von) Kalendergeschichten", "Die Epoche der Aufklärung", "Rezeptionsgeschichte von Autoren am Beispiel Joseph Victor v. Scheffels", "Martin Walser" oder "Schriftstellerinnen und Schriftsteller mit Migrationshintergrund".
Ein schwer zu deutendes Emblem - Titelkupfer des "Abenteuerlichen Simplicissimus Teutsch"
© Museum für Literatur am Oberrhein
Ein Beispiel für den Aufbau eines etwa zweistündigen Workshops zum Thema "Schillers 'Räuber' " wird in D 3 vorgestellt.
Das 1779 in Mannheim eröffnete Nationaltheater, in dem 1782 Schillers "Räuber" zur Uraufführung kamen. Nach einer Zeichnung Johann Franz v. Schlichtens aus dem Jahr 1782.
© Museum für Literatur am Oberrhein
Bei einem Besuch des Museums für Literatur am Oberrhein sollten die Schülerinnen und Schüler mit der Geschichte des PrinzMaxPalais und der Literarischen Gesellschaft (Scheffelbund) vertraut gemacht werden (z. B. durch Kurzreferate), was auch dem Gedanken des fächerverbindenden Unterrichts entspräche (vgl. D 1 ). Ebenso böte es sich bei der Aufarbeitung bestimmter literaturgeschichtlicher Themen (Literatur des 18., 19. und 20. Jahrhunderts) an, den Besuch des Literaturmuseums mit dem der entsprechenden Abteilung des Stadtmuseums zu verbinden.
Falls Joseph Victor v. Scheffel Thema des Besuchs im PrinzMaxPalais wäre, ist der insgesamt nur ca. 20 Minuten in Anspruch nehmende Gang zum Sterbehaus Scheffels in der Stephanienstraße 16 und zum 1892 errichteten Scheffel-Denkmal zu empfehlen.
Scheffel-Denkmal am Karlsruher Scheffelplatz (Hermann Volz, 1892)
© www.lmz-bw.de (Rachele)
Das Scheffel-Denkmal auf dem Karlsruher Scheffel-Platz verweist auf die hohe Popularität des badischen Dichters im 1871 gegründeten Kaiserreich, die sich nicht zuletzt daran belegen lässt, dass der Trauerzug zu Ehren Scheffels durch die badische Landeshauptstadt (12.04.1886) die Formen einer "Nationalfeier" (Carl Spitteler) annahm.
Der Trauerzug für Johann Victor von Scheffel in der Karlsruher Kaiserstraße, 12.04.1886.
© Stadtarchiv Karlsruhe
Die wichtigsten Stationen auf dem Weg vom PrinzMaxPalais zum Scheffeldenkmal (Münze, Sterbehaus Scheffels, Bismarckdenkmal, Bismarck-Gymnasium) werden in D 4 beschrieben.
Behandlung des Themas in der Schule
- Der Online-Katalog zur ständigen Ausstellung des Museums für Literatur am Oberrhein stellt für Schülerinnen und Schüler der oberen Mittel- und Oberstufe eine sehr brauchbare Plattform für die eigenständige Internet-Recherche zu literarischen Themen dar. Die einzelnen, meist bebilderten Texte dokumentieren die Entwicklung der Literatur am Oberrhein als Teil eines sozialen und historischen Prozesses; ergänzt werden diese Darstellungen durch die Biographien von Autorinnen und Autoren, die im Oberrheingebiet wirkten und wirken. Der Aufbau des Online-Katalogs wird in D 5 dargestellt.
Meersburg: Altes Schloss, Arbeitszimmer Annette von Droste-Hülshoffs
© www.lmz-bw.de (Hauswirth)
- Im Deutschunterricht der gymnasialen Oberstufe ist der mit "Begegnungen" betitelte Vortrag von Professor Dr. Joachim W. Storck einsetzbar, der 1998 anlässlich des Umzugs der Literarischen Gesellschaft ins PrinzMaxPalais gehalten wurde. Storcks Ausführungen bieten einen hochinteressanten und sehr eindrücklichen Rückblick auf das literarische Leben am Oberrhein zwischen den späten 20er und den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts ( T 1 ).
Professor Dr. Joachim W. Storck geb. 1922 in Karlsruhe, Sohn des ehemaligen Direktors der Badischen Kunsthalle, Wilhelm F. Storck, war in den Jahren 1971 bis 1988 wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Literaturarchiv Marbach a. N. und unterrichtete zwanzig Jahre an der Universität Mannheim; seit 1991 ist er ebendort Honorarprofessor. Sein Lehr- und Forschungsgebiet ist die Neuere deutsche Literaturgeschichte (18. - 20. Jahrhundert), als seine Spezialgebiete gelten Lyrik von Hölderlin bis Celan, österreichische Literatur des 19. und 20. Jahrhunderts (Stifter, Hofmannsthal, Aichinger und insbesondere Rilke) und Exil-Literatur.
Die Rede ordnet das PrinzMaxPalais zunächst in die architektonische Trias Münze (Klassizismus), PrinzMaxPalais (Historismus) und Bankhaus Veit L. Homburger (Jugendstil; heute LB/BW) ein. Hieran anknüpfend folgen Kindheitserinnerungen Storcks an einen Kreis von Künstlern, Schriftstellern und demokratischen Politikern wie Ludwig Marum, der um 1930 die Kultur in Karlsruhe entscheidend prägte, bedrückende Reminiszenzen an die Zerschlagung dieser Lebenswelt in den Jahren nach 1933 und schließlich die Darstellung von Begegnungen mit Hans Curjel, Rainer Maria Gerhardt, Erich Fried, Anette Kolb oder Paul Celan in der Nachkriegszeit. - Die Literarische Gesellschaft vermittelt Kontakte zwischen Schulen und Schriftstellern. Die Kontaktaufnahme zu in Baden-Württemberg lebenden Autorinnen und Autoren ist auch direkt über www.autoren-bw.de möglich.
Nicht zuletzt stellen die von der Literarischen Gesellschaft mitherausgegebenen Broschüren "Literaturregion Rhein-Neckar" und "Literaturregion PAMINA" sowie das Portal www.literaturland-bw.de eine breite Palette von Möglichkeiten für schulische Exkursionen mit literarischen Schwerpunkt vor, selbst "Literarische Radwege" finden sich innerhalb dieses Angebots.
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -