Hintergrundinformationen

Die Sage von der Weinsberger Weibertreu und das Weibertreumuseum in Weinsberg

1. Bedeutung

Stich von Matthäus Merian (1593-1650)

Stich von Matthäus Merian (1593-1650), Ausgabe von 1674, Exponat des Museums
© Weibertreumuseum Weinsberg, Foto: Ulrich Maier


Streng genommen handelt es sich bei der Weibertreubegebenheit gar nicht um eine Sage, denn die Geschichtsforschung ist sich heute einig: Was am 21.Dezember 1140 in Weinsberg geschah, ist Tatsache. Zwei Jahre zuvor war der Staufer Konrad III. zum König des Heiligen Römischen Reiches gekrönt worden. Die Gegenpartei der Welfen wollte das nicht akzeptieren. Nach langen Auseinandersetzungen kam es kurz vor Weihnachten 1140 vor der damals welfischen Festung Weinsberg zu einer Entscheidungsschlacht. Welf VI. unterlag, die Burgbesatzung und die Flüchtlinge aus der Umgebung, die sich in die Burg zurückgezogen hatten, mussten sich ergeben. In ihrer Verzweiflung appellierten die Besiegten an die königliche Gnade Konrads III.

Was nun der Staufer den Weinsberger Frauen gewährte, war damals gängige Praxis. Allerdings durften in allen anderen bekannten Fällen auch die Männer mit ihrer persönlichen Habe abziehen. Weshalb der König damals vor Weinsberg nur die Frauen abziehen ließ, lässt sich heute nur vermuten. Vielleicht hatte sich König Konrad über die wochenlange Belagerung geärgert, vielleicht wusste er unter den Verteidigern ihm gefährliche Anhänger der Welfenpartei? Jedenfalls hat ihn die List der treuen Weiber von Weinsberg, die statt ihrer Habe ihre Männer auf dem Rücken den Burgberg herabschleppten, so überrascht und vielleicht auch im Innersten berührt, dass er die sprichwörtliche königliche Milde walten und sie unbehelligt abziehen ließ.

Alfred Kubin, Die Weiber von Weinsberg

Alfred Kubin, Die Weiber von Weinsberg, aquarellierte Federzeichnung, um 1929, Exponat des Museums
© Weibertreumuseum Weinsberg, Foto: Ulrich Maier

Die Geschichte von der Weinsberger Weibertreu ist so originell, dass Dichter, Zeichner, Maler und Bildhauer aller Zeiten sie gerne aufgegriffen haben. Ihre Bearbeitungen des Motivs drücken völlig unterschiedliche und teilweise sich widersprechende Haltungen aus: Teilnahme am Triumph der listigen Frauen über Militärmacht des Siegers, dann - je nach gesellschaftspolitischem Hintergrund - Rührung über die aufopfernde Liebe der Frauen zu ihren Männern, tiefen Respekt vor ihrer Zivilcourage oder auch Skepsis gegenüber dem, was die Frauen da gerettet hatten, und Kritik am Rollenbild der Frau, das mit der Sage lange Zeit bestätigt werden sollte.


Gemälde von Nicolas Guibal (1725-1784)

Gemälde von Nicolas Guibal (1725-1784), Exponat des Museums
© Weibertreumuseum Weinsberg, Foto: Ulrich Maier


2. Geschichte

Farblithografie von Friedrich Pons (1797-1843

Farblithografie von Friedrich Pons (1797-1843), Exponat des Museums
© Weibertreumuseum Weinsberg, Foto: Ulrich Maier

Die Auseinandersetzung zwischen Welfen und Staufern 1140 vor Weinsberg ist im weiteren Kontext des staufisch-welfischen Thronstreits zu sehen.
Nach dem Tod Heinrichs des Stolzen hatte dessen Bruder Welf VI. den Anspruch seiner Familie auf den deutschen Königsthron erneuert und den 1138 mit der Unterstützung des Papstes zum König gewählten Staufer Konrad III. nicht anerkannt. So musste Konrad gegen Welf eine Entscheidung herbeiführen. Sein Widersacher hatte in einer Erbstreitigkeit mit den Calwer Grafen die das obere Sulmtal beherrschende Burg Löwenstein erobert und sich bei dieser Unternehmung auch der Reichsburg Weinsberg bemächtigt. Konrad war um den 15. November 1140 von Nürnberg aus nach Weinsberg gezogen, um das alte Reichslehen für das Reich zurückzuerobern.

Die Belagerung Weinsbergs zog sich schon mehrere Wochen hin, da erhielt Konrad die Nachricht, dass Welf mit einem starken Entsatzheer das Neckartal heraufkam, um seine Burg zu befreien. Konrad war offensichtlich überrascht, dass Welf schon jetzt die Entscheidung suchte. Er verfügte nur über ein kleines Heer und hatte kurz zuvor Herzog Friedrich von Schwaben mit einem Teil des Heeres entlassen. Nun bat er ihn, so schnell wie möglich wieder zu ihm zu stoßen.

Zwar war er auch mit dessen Unterstützung immer noch der Streitmacht der Welfen unterlegen, nützte aber geschickt die Kenntnis des Ortes, indem er das Sulmtal nördlich der Burg an seiner engsten Stelle abriegelte und sich dem heranrückenden Feind entgegenwarf. In der Schlacht wurde Mann gegen Mann gekämpft. Zum ersten Mal sollen die Schlachtrufe "Hie Welf" - "Hie Waibling" erschollen sein. Von der Dynamik des Gegenstoßes überrascht, brach in Welfs Heer Panik aus, es wandte sich zur Flucht. Die staufischen Ritter verfolgten ihre Feinde bis zum Neckar, wo viele ertranken, als sie versuchten über den eiskalten Fluss zu kommen - es war der 21. Dezember. Mit diesem Sieg hatte Konrad seinen Widersacher aus dem Felde geräumt und das staufische Königtum durchgesetzt.

Karikatur, Mitte 19. Jh., Exponat des Museums

Karikatur, Mitte 19. Jh., Exponat des Museums
© Weibertreumuseum Weinsberg, Foto: Ulrich Maier

Konrad unternahm 1147-49 einen glücklosen Kreuzzug, kam krank nach Deutschland zurück und starb 1152 in Bamberg. Zu seinem Nachfolger bestimmte er den jungen Herzog Friedrich von Schwaben. Er erschien ihm als geeigneter Nachfolger, der den Streit zwischen Staufern und Welfen beenden konnte. Mütterlicherseits stammte Friedrich von den Welfen ab. Seine Mutter Judith war die Schwester Welfs VI. Die Fürsten schlossen sich dem Vorschlag an und wählten ihn 1152 in Frankfurt zum König. Als Kaiser Friedrich Barbarossa ging er in die Geschichte ein.


3. Anlage

Das Weibertreumuseum befindet sich im Untergeschoss des Weinsberger Rathauses

Das Weibertreumuseum befindet sich im Untergeschoss des Weinsberger Rathauses.
© Ulrich Maier


In seiner Art ist das Weibertreu-Museum der Stadt Weinsberg im Rathauskeller einmalig. In den ersten beiden Räumen werden Gemälde und Grafiken aus dem 16. bis 20. Jahrhundert mit dem Motiv der Weibertreusage gezeigt. Darunter sind Grafiken und Gemälde von Niclas Guibal (1725-1784), Matthäus Merian (1593-1650), Friedrich Brentel (1580-1651), Lovis Corinth (1858-1925) oder Alfred Kubin (1877-1959). Die meisten sind Originale, etwa ein Viertel der über 60 Exponate Reproduktionen, die von 13 Museen aus sieben Ländern zur Verfügung gestellt wurden. Daneben werden auch Objekte aus dem Alltag ausgestellt, die sich mit dem Weibertreumotiv schmücken und von der Werbewirtschaft verwendet wurden, außerdem Texte und Literatur zu Weibertreubegebenheit.

Weitere Räume zeigen die Entwicklung der Stadt Weinsberg sowie Texte, Gemälde und Grafiken zum Bauernkrieg aus dem 17. bis 20. Jahrhundert. Im Foyer wird auf den aus Weinsberg stammenden Maler und Radierer Prof. Heinrich Seufferheld (1866-1940) verwiesen.

Gerade durch den Schwerpunkt auf bildliche Darstellungen der Weibertreusage in unterschiedlichster Art und aus verschiedenen Epochen eignet sich das Museum als Lernort, um sich mit der Weibertreusage auseinanderzusetzen.

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -