Methodenvorschlag

Die Sage von der Weinsberger Weibertreu und das Weibertreumuseum in Weinsberg

Lernorterkundung

Spielkarte 1830, Exponat des Museums

Spielkarte 1830, Exponat des Museums
© Weibertreumuseum Weinsberg, Foto: Ulrich Maier

Das Weibertreumuseum im Rathaus von Weinsberg ist nur wenige Minuten zu Fuß vom Schauplatz der Sage entfernt, der Burgruine Weibertreu. Ein Besuch kann problemlos mit einem Gang zur Burg verbunden werden. Vor dem Museum auf dem Weinsberger Marktplatz befindet sich der Weibertreubrunnen mit einer Bronzeplastik, welche den Zug der Frauen von der Burg herab anschaulich darstellt.

Diese Authentizität des Orts, verbunden mit der Vielzahl anschaulicher Gemälde, Grafiken, Plastiken und Objekte, bewirkt in Schülern aller Altersgruppen einen nachhaltigen Eindruck vom Inhalt der Sage und schafft den Hintergrund, sich intensiver mit der Gestaltung des Motivs in Bildender Kunst und Literatur auseinanderzusetzen oder selbst kreativ gestaltend tätig zu werden. Auch die Tatsache, dass es sich hier eigentlich um eine historisch verbürgte Begebenheit handelt, wird im Museum deutlich, da auf die historischen Quellen verwiesen wird. So kann die literarische Gattung Sage am Beispiel der Weibertreusage deutlich gemacht werden: Um einen historischen Kern, der in diesem Falle klar fassbar und in die deutsche Geschichte eindeutig einzuordnen ist, bildet sich im Laufe der Jahrhunderte ein Fabulat, das unterschiedliche Nuancen der Begebenheit in den Vordergrund rückt ( AB 1 )
.
Bereits für Grundschüler ist das Museum und die Burg im Rahmen eines Schulausflugs ein lohnendes Ziel. Im Rahmen eines ganzheitlichen Unterrichts kann die Begebenheit erzählt und nachgespielt werden, etwa bei einer "Weibertreustaffel": Auf einem schnell vorbereiteten Parcours von 25 Metern finden "Huckepackrennen" statt, beim Rückweg wechseln dann Träger und Getragene. Eingebaute Hindernisse (Rucksäcke), die überstiegen oder umgangen werden müssen, können den Parcours noch interessanter machen. Im anschließenden Unterricht kann die Weibertreubegebenheit gezeichnet, gemalt oder mit Plastilin bzw. Ton modelliert werden.

Schülerinnen und Schüler aus weiterführenden Schulen können die Wirkung der Weibertreusage in den unterschiedlichen Zeiten erkunden, je nach Alterstufe auch ideologiekritisch hinterfragen oder die Entstehungsgeschichte der Sage nachvollziehen und dabei gattungsspezifische Merkmale festhalten ( AB 3 ).


Behandlung des Themas in der Schule

Zinnfiguren

Zinnfiguren
© Weibertreumuseum Weinsberg, Foto: Ulrich Maier

Die Weibertreusage bietet allen Klassenstufen viele Möglichkeiten für fächerverbindenden Projektunterricht:

Bildnerische und plastische Gestaltung in den Fächern MeNuK bzw. Bildende Kunst, Zeichnen eines Weibertreu-Comics

Übertragen des Sagentextes der Gebrüder Grimm von 1818 in heutiges Deutsch ( AB 4 )

Ausgestalten eines Erzählkerns, Erzählen nach literarischen Mustern im Deutschunterricht (Aufsatz in Klassenstufe 5 oder 6), auch aus einer bestimmten Perspektive ( D 1 ).
Viele Ortssagen liegen nur als Erzählkern vor. Es kann daher didaktisch sinnvoll sei, Schüler einen Erzählkern als Sage ausgestalten zu lassen, auch wenn bereits eine oder mehrere Fassungen, auch dichterische Gestaltungen - wie bei der Weibertreusage - vorhanden sind.
Wer liefert die schönste Fassung? Auch dialogisierte Fassungen wären reizvolle Variationen.

Szenisches Spiel
Von der "Weibertreustaffel" (siehe Lernorterkundung) über ein Standbild bis hin zu gespielten Szenen aus selbst verfassten Dialogen bietet die Geschichte zahlreiche Möglichkeiten.

Text- und Gedichtvergleich ( AB 2 )
Beispiel für die Oberstufe:
Elisabeth Kulmann, Dichterin der Romantik, die bereits mit 17 Jahren starb, stellt in ihrer Bearbeitung die menschliche Seite der Begebenheit in den Vordergrund. Von fröhlicher Weiberlist ist hier nicht die Rede, sondern vom Elend der vom Krieg Betroffenen.
Adelbert von Chamisso dagegen stellt in den letzten Versen einen politischen Bezug her. Im Jahre 1140, so schreibt er, "galt Königswort noch heilig im deutschen Vaterland.", ganz im Gegensatz zur Entstehungszeit des Gedichts (1831). Es ist die Zeit des Vormärz, ein Jahr vor dem Hambacher Fest, als die Enttäuschung darüber, dass nach den Freiheitskriegen gegen Napoleon eine staatliche Einheit am Widerstand der deutschen Fürsten gescheitert war, noch groß war.

Radierung von Lovis Corinth 1894

Radierung von Lovis Corinth 1894
@ Weibertreumuseum Weinsberg


Bildbeschreibung und Bildvergleich
Auswahl einer der vielen Grafiken oder Gemälden (gute Vorlagen bei Rosemarie Wildermuth,1990 - siehe Literaturverzeichnis)

Die Überlieferungsgeschichte der Sage erarbeiten, um das Werk in seinem historischen Kontext zu begreifen.
( AB 3 )
Bei den im Arbeitsblatt zusammengestellten Quellen handelt es sich um Urkunden, die als Primärquellen gelten können, und Sekundärquellen aus der Zeit. Der zeitliche Abstand zum Geschehen beträgt 24-30 Jahre, so dass man aus damaliger Sicht noch von Zeitgeschichte sprechen kann.
Sehr schön lassen sich die Fakten aus den Urkunden zusammenstellen. Dem Schüler kann dadurch bewusst gemacht werden, wie Geschichte rekonstruiert werden kann.

Sich mit den geschichtlichen Hintergründen der Sage befassen (staufisch-welfischer Thronstreit): Für diesen anspruchsvollen Arbeitsauftrag müssten historische Handbücher zur Verfügung gestellt werden. Man kann aber auch im Internet recherchieren lassen.

Einzelne Aufträge können in Gruppenarbeit vergeben und in einer Ausstellung präsentiert werden.


Julia Ginsbach, Andrea Liebers, Die Weiber von Weinsberg

Julia Ginsbach, Andrea Liebers, Die Weiber von Weinsberg
Kinderbuch mit farbigen Aquarellen, DRW-Verlag Weinbrenner, Leinfelden-Echterdingen 2001
© DRW-Verlag Weinbrenner


Besonders für die Grundschule geeignet ist das Bild-Textbuch von Julia Ginsbach und Andrea Liebers, Die Weiber von Weinsberg (DRW-Verlag 2001). Auf 11 Text- und 12 Bildseiten wird eine kindgerechte Fassung der Sage erzählt - ideal zum Vorlesen und Bilder zeigen. Die bunten Aquarelle im DIN-A-4-Format verweisen auf einzelne Episoden aus der Sage, die Anlass zum Gespräch bieten. So könnte der Text zunächst in einem Stuhlkreis vorgelesen, anschließend die Bilder gezeigt und das soeben Gehörte anhand der Bilder nachgearbeitet werden.

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -