Die Kelten im Südwesten Deutschlands
Die Herkunft der Kelten ist bis zum heutigen Tag nicht restlos geklärt. Sicher ist, dass sie zum großen Kreis der indoeuropäischen Völkerschaften gehörten, wie auch die Germanen, die Griechen, die Slawen und andere. Ob diese Völker eine gemeinsame Urheimat hatten, bleibt indessen ein Rätsel. Archäologische Befunde bestätigen aber seit langem, dass Süddeutschland, Österreich, die Schweiz und Ostfrankreich die ältesten Sitze der Kelten waren. Bezieht man die vorhistorische Ausbreitung und historische Wanderungen mit ein, so wird eine nahezu gesamteuropäische Dimension der keltischen Besiedlung deutlich.
Bild aus: Oberschulamt Tübingen (Hrsg.), Kelten und Römer an der Oberen Donau. Pädagogische Handreichung für den Besuch der Keltenmuseen Heuneburg und des Römermuseums Mengen-Ennetach, Tübingen 2004, S. 17.
a) Schriftliche Quellen
Griechischen und römischen Schriftstellern verdanken wir die ältesten Zeugnisse über die Kelten. Zahlreiche Ausgrabungen und sprachwissenschaftliche Forschungen sind Quellen, die Auskunft über die Kelten geben, denn die Kelten selbst haben nur ganz wenige schriftlichen Zeugnisse hinterlassen. Die ältesten erhaltenen Erwähnungen der Kelten finden wir bei Hekataios von Milet und bei Herodot aus Halikarnassos. Beide Griechen lebten, reisten und schrieben in der Zeit vom späten 6. bis in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts vor Christus. Hekataios berichtet in seiner Erdbeschreibung von Kelten, die nördlich der Alpen siedelten. Von ihm ist die Bezeichnung "Kelten" für die Stämme nördlich der Alpen übernommen worden. Man geht davon aus, dass sich die frühen Kelten selbst so nannten und dass der Name wohl "die Kühnen" bedeutet. Herodot berichtet in seinem Geschichtswerk von der Donau und den Kelten: "Die Donau entspringt im Lande der Kelten nahe der Stadt Pyrene und fließt mitten durch Europa. Die Kelten aber wohnen jenseits der Säulen des Herakles, den Kynesiern benachbart, den am weitesten im Westen beheimateten Bewohnern Europas." (Herodot II 33). Bei der Stadt Pyrene handelt es sich vielleicht um den frühkeltischen Fürstensitz Heuneburg (in der Nähe der heutigen Ortschaft Herbertingen-Hundersingen in Oberschwaben). Die zweite große schriftliche Quelle für die keltische Geschichte sind die Berichte, die Gaius Julius Caesar über seine Eroberung Galliens 58 - 52 vor Christus in den Commentarii de Bello Gallico verfasst hat. Seine Berichte über die Sitten und Gebräuche der Gallier (= lateinische Bezeichnung der Kelten) und Germanen prägen bis heute unser Bild der stolzen, unbeugsamen Kelten, wie sie in Asterix und Obelix beschrieben werden. Dadurch sind die Kelten und ihre Kultur in der Zeit von 450 bis 15 vor Christus vergleichsweise gut beschrieben.
b) Archäologische Funde und zeitliche Dimension Im Gegensatz zu Perioden der Frühgeschichte unseres Landes deren ethnische Zugehörigkeit zu zeitlich festliegenden Begriffen, wie "Römer" oder "Alamannen" gesichert ist, ist die Frage, wie weit zurück man in unserem Gebiet mit Sicherheit von Kelten sprechen kann, nicht eindeutig zu beantworten. Die Anwesenheit keltischer Bevölkerung oder keltischer Kultur von der Zeit der ersten Erwähnung bei Hekataios bis zu den Berichten von Caesar ist nur durch archäologische Funde zu belegen. Die Archäologen untergliedern das Fundmaterial - in erster Linie Keramik und Trachtgegenstände - in verschiedene Stufen, die den Zeitraum von der späten Bronzezeit bis zur Eroberung und Unterwerfung der Kelten durch die Römer einnehmen. Dieser Zeitraum beginnt etwa um 1200 vor Christus und wird in drei große Kulturabschnitte unterteilt, die wir heute als Urnenfelder, Hallstatt- und Latènezeit bezeichnen. Die Urnenfelderzeit (ca. 1200 - 750 v. Chr.) , zu der auch die Stufen Hallstatt A und B gerechnet werden, umfasst die späte Bronze- und frühe Hallstattzeit (Stufen A und B). Der Name leitet sich von der Bestattungssitte ab: die Toten wurden verbrannt und in Urnen bestattet. Mit den Stufen C und D beginnt die eigentliche Hallstattzeit (ca. 750-450 v. Chr.), die nach dem großen Gräberfeld bei Hallstatt im Salzkammergut (Österreich) benannt ist. Sie wird als frühkeltische oder ältere Eisenzeit betrachtet und ist durch die auch in Baden-Württemberg vorkommenden Fürstengräber charakterisiert. Die Latènezeit (ca. 450 - 15 v. Chr.) ist nach dem Fundort Latène am Nordufer des Neuenburger Sees in der Westschweiz benannt und steht für die jüngere Eisenzeit.
c) Fundorte in Baden-Württemberg Das heutige Baden-Württemberg ist Teil des ehemaligen keltischen Kernlandes. Entsprechend zahlreich sind archäologische Funde und Ausgrabungen. Geeignete Lernorte wie Grabhügel, Fürstensitze oder Siedlungen sind daher fast in allen Landesteilen vorhanden. Für die frühkeltische Zeit ist die Seite des Forschungsprojekts der DFG www.fuerstensitze.de zu empfehlen, für Keltenstätten allgemein die neuen Seiten des Vereins KeltenWelten: www.verein-keltenwelten.de in dem sich die deutschen Keltenstätten zusammenschließen. Für Lernexkursionen besonders hervorzuheben sind die anschaulich gestalteten und teilweise rekonstruierten Grabungsstätten und Museen von 71735 Hochdorf/Enz und 88518 Hundersingen (Gemeinde Herbertingen).
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