Anlage

Das Keltenmuseum Hochdorf mit der Grabkammer des "Keltenfürsten"

Im Keltenmuseum Hochdorf ist etwas verwirklicht, das viele historisch Interessierte zum Schwärmen bringt - der Besucher kann sich auf Zeitreise begeben. Herzstück der modernen Konstruktion, die viele Details des Hügelbaus in moderner Formensprache aufnimmt, ist die nachgebaute Grabkammer des Keltenfürsten. Hier, unter der Erde, am Rand der Kammer stehend, kann man sich in ferne Vergangenheit zurück versetzen, in die letzten Jahrzehnte des 6. Jahrhunderts v. Chr., als der vornehme Tote standesgemäß seine letzte Ruhe fand. Eichenbohlen umschließen einen Raum von 7,5 x 7,5 m, Boden und Wände sind mit Stoffen verhüllt. Ein mächtiger, goldglänzender Bronzekessel, der 500 l Inhalt fassen konnte - der berühmte Hochdorfer Löwenkessel - steht bereit.

Kopie des Bronzekessels mit einem Fassungsvermögen von 500 Litern

Kopie des Bronzekessels mit einem Fassungsvermögen von 500 Litern

Er enthielt Honigmet, Getränk für eine Festrunde von neun Personen. An der Kammerrückwand hängen acht Trinkhörner aus Auerochsenhornscheiden, vorbereitet für die Gäste des Gelages, daneben das schwere, goldgeschmückte Eisentrinkhorn des Fürsten.

Die Größe der Kammer wurde von den Ausmaßen eines Wagens bestimmt, der mitsamt der Deichsel gerade darin Platz findet. Er ist mit über 1300, zumeist verzierten Eisenbeschlägen versehen worden - für seine Zeit ein Prunkfahrzeug von außerordentlichem Wert. Auf dem Wagenkasten ist Bronzegeschirr gestapelt und das geschmückte Zaumzeug für ein Pferdegespann niedergelegt.
Bei dem Toten handelt es sich um einen Mann in den Vierzigern von ungewöhnlicher Körpergröße. Es ist ein eigenartiges Möbel, auf das man ihn im Grab gebettet hatte, ein Liegesofa aus Bronzeblech, verziert mit eingepunzten Darstellungen von Kriegern und Wagenfahrern. Acht aus Bronze gegossene Frauenfiguren tragen die Sitzfläche. Sie sind auf Rädern montiert, damit die Liege einfach hin- und hergerollt werden konnte.

Der Tote trug einen breiten, fein verzierten Goldhalsreif. Vieles spricht dafür, dass Halsreifen wie dieser als Standesabzeichen angesehen wurden. Andere Teile der Goldausstattung waren eigens für die Grablege gefertigt worden, Schuhbeschläge, Armreif, Gürtelblech, Fibeln, der Dolchüberzug. Im und neben dem Hügel aufgefundene Abfälle und Halbfabrikate zeigen, dass ein Teil des Totenschmucks direkt am Ort hergestellt worden war.


Rekonstruktion der gefundenen

Rekonstruktion der gefundenen "Schlangenfibel", eines Gewandhalters
© Keltenmuseum Hochdorf/Simone Stork


Zum ersten Mal gelang es, einen Hut aus Birkenrinde zu identifizieren. Er lag am Kopfende der Liege im Verband mit einem eisernen Rasiermesser. Drei Angelhaken, die der Fürst in einem Beutel bei sich hatte und ein Köcher mit Pfeilen weisen womöglich auf seine Passion für Angeln und Jagen hin.

Dass wir diesen Prunk heute wieder vor Augen haben können, verdanken wir der Leistung von Spezialisten, die es vermochten, in Tausenden von Arbeitsstunden die Originalfundstücke zu kopieren, um ihr ehemaliges Aussehen, ihren Glanz wieder erstehen zu lassen. Alle Objekte wurden ohne Zuhilfenahme moderner Technik gearbeitet. So gelang es, viele Hinweise auf antike Herstellungsweisen wieder zu entdecken. Das Museum zeigt beispielsweise eine nachgebaute keltische Schmiedewerkstatt, informiert über die Goldschmiedetechnik der Zeit und über hoch spezialisierte Weberei.


Nachbau einer keltischen Schmiedewerkstatt

Nachbau einer keltischen Schmiedewerkstatt
© Keltenmuseum Hochdorf/Simone Stork


Die Verbreitung zeitgleicher Fürstengräber, die man in Grabsitte und Ausstattung mit dem von Hochdorf vergleichen könnte, umschreibt einen Raum bis in die Schweiz und nach Ostfrankreich hinein.
In der Regel nehmen die Großgrabhügel Bezug auf befestigte Höhensitze. Einige davon, in Baden-Württemberg als prominentes Beispiel natürlich die Heuneburg bei Riedlingen in Oberschwaben, sind ergraben und geben uns eine gewisse Vorstellung von Aussehen solcher Mittelpunktsorte. Für unser Gebiet liegt es nahe, auf dem Hohenasperg ein entsprechendes frühkeltisches Zentrum zu vermuten, jedoch haben hier die jüngeren Überbauungen alle antiken Spuren zerstört.

In den Sommermonaten veranstaltet das Keltenmuseum in seinem Freibereich an vielen Wochenenden Sonderaktionen, bei denen die Besucher in authentischer Umgebung keltisches Handwerk kennen lernen können. Die wissenschaftlichen Grabungsergebnisse, die man im Museum erläutert sieht, werden so wieder ins Leben umgesetzt.

Autorin: Simone Stork, Leiterin des Keltenmuseums

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -


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