Die Kelten

1. Leitgedanken zum Kompetenzerwerb

a) Allgemeine Hinweise
In den Leitgedanken zum Kompetenzerwerb für das Fach Geschichte im Gymnasium wird ausdrücklich die Relevanz der Beschäftigung mit der Lokal- Regionalgeschichte betont:
"Themen und Zeugnisse der Lokal- und Regionalgeschichte sind in besonderer Weise zu berücksichtigen, weil sie sowohl das historische Interesse am eigenen Lebensraum fördern als auch Ausgangspunkt übergreifender Untersuchungen und Erkenntnisse sein können."
Die Beschäftigung mit der Geschichte der Kelten im heutigen Südwesten Deutschlands wird dieser Prämisse besonders gerecht. Südwestdeutschland zählt zum Kernland keltischer Besiedlung. Die Vielzahl keltischer Funde belegt dies eindrücklich. Die Beschäftigung mit keltischer Kultur, Gesellschaft und Lebensweise fördert das historische Interesse am eigenen Lebensraum.

b) Die Kelten - Regionalgeschichte mit europäischer Perspektive
Herkunft, Wanderungsbewegungen, Siedlungsgebiete sowie der wirtschaftliche Austausch der Kelten mit der Mittelmeerwelt in der griechischen Antike erleichtern überdies die Einordnung in eine gesamteuropäische Perspektive. In den stufenspezifischen Hinweisen für Klasse 6 Gymnasium heißt es:
"Die Schülerinnen und Schüler (?) erkennen die Bedeutung des kulturellen Austauschs auch für ihre eigene Identitätsbildung in einer von Mobilität gekennzeichneten europäischen Gesellschaft."
Um ein Verständnis dieser Zusammenhänge zu erleichtern empfehlen wir nachdrücklich, die Kelten erst nach der Behandlung der Vor- und Frühgeschichte, der Alten Ägypter und der griechischen Poliswelt im Unterricht zu behandeln.

Ein zweiter Anknüpfungspunkt für die Behandlung bietet die Eroberung Galliens durch Caesar. Den Schülerinnen und Schülern bestens bekannt ist hier natürlich die fiktive Figur des Kelten Asterix. Ein immer wieder anzutreffendes Motiv im Comic ist die Romanisierung der eroberten gallischen Gebiete. An vielen römischen Lernorten lässt sich diese Anpassung, aber auch der Austausch zwischen keltischer und römischer Kultur aufzeigen. Beispiele hierfür sind die gallo-römische Architektur und Kleidungsmode.

c) Fächerverbindende Behandlung, vergleichende Behandlung und Längsschnitte
Durch die Vielzahl keltischer Grabhügel in Baden-Württemberg bietet sich freilich auch der kulturelle Vergleich der keltischen Bestattungsbräuchen und Kulte mit denen der alten Ägypter an. Diese Kontrastierung könnte gegebenenfalls auch zu einem Längsschnitt im Fächerverbund mit dem Fach Religion ausgeweitet werden.
Unabhängig von der Auswahl eines Anknüpfungspunktes oder eines Schwerpunktes bei der Behandlung der Kelten im Unterricht liegt häufig eine Gegenüberstellung der keltischen mit unserer heutigen Lebensweise an. Solche Vergleiche ermöglichen einen altersgemäßen Verständnisprozess. Insbesondere beim Vergleich der handwerklichen Fähigkeiten werden die kulturellen Leistungen der Kelten deutlich. In den Leitgedanken zum Kompetenzerwerb für das Fach Geschichte im Gymnasium wird dieser Aspekt besonders betont: "Die Schülerinnen und Schüler gewinnen eine Vorstellung kultureller Leistungen von Menschen früherer Zeiten (...)."
Andere Vergleichsmöglichkeiten sind Bautechnik, Wohnen, Vorratshaltung, Ernährung, Ackerbau, Viehzucht, Kleidung, Aufbau der Gesellschaft (bei den frühen Kelten mit starker Hierarchisierung),
Handel, Wirtschaft und - soweit erkennbar - Geschlechterrollen in Familie und dem religiösen Kult.

Fachspezifische Kompetenzen
Die zu erlernenden Kompetenzen hängen von Auswahl, Schwerpunktsetzung, Lernort und Herangehensweise des Themas ab. Weil die meisten die Kelten betreffenden Schriftquellen aus dem griechisch-römischen Kulturkreis stammen, lässt sich der fachgerechte Umgang mit Quellen, hier insbesondere mit der Perspektivität der Quelle, gut einüben, z.B. an Caesars Darstellung der Gallier, die mit dem archäologischen Befund und teilweise seinen eigenen Angaben stark kontrastiert.

Im Folgenden skizzieren wir stichpunktartig einige Kompetenzen, die an den meisten keltischen Lernorten vermittelt werden können:

  • Archäologie als Methode zur Gewinnung historischer Aussagen. Dabei kann exemplarisch aufgezeigt werden, wie Funde geortet werden, mit welchen Techniken sie geborgen, datiert und restauriert werden, welche Fragen von Archäolog/innen und Historiker/innen gestellt werden, welche Erkenntnisse aus ihnen gewonnen werden und welche Fragen womöglich nicht beantwortet werden können. Das Erkennen der Geschichte als Rekonstruktion ist gerade für den Anfangsunterricht von zentraler Bedeutung.
  • Daran anknüpfend bieten einige Museen handlungsorientierte pädagogische Zusatzangebote. Auf der Heuneburg können Schülerinnen und Schüler beispielsweise "keltische" Holznägel herstellen, sie können töpfern, "keltischen" Schmuck kreieren, nach alten Methoden backen und kochen oder sich in der Herstellung von Lehmziegeln versuchen. Diese "experimentelle Archäologie" für Kinder und Jugendliche ermöglicht einen anschaulichen und nachhaltigen Zugang zu Geschichte.
  • In allen Lernorten wird Geschichte durch die Exponate, Bilder, Inszenierungen (Grabkammern, Modellszenen), Rekonstruktionen und Texte (die allerdings oft nicht altersgemäß sind) mit verschiedenen Sinnen erfahrbar und teilweise - im wörtlichen Sinne - begreifbar.
  • Fachspezifisch können in den bekannten Keltenmuseen in Hochdorf und den Heuneburgmuseen Gegenstandsbeschreibungen, Bildbeschreibungen und der Umgang mit Karten eingeübt werden.
  • Wie in anderen Museen auch können gezielte Rechercheaufträge mit anschließender Ergebnispräsentation durchgeführt werden.
Ralph Lange (Arbeitskreis Tübingen)
- Arbeitskreis Landesgeschichte/ Landeskunde RP Tübingen -

 


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Quelle: https://www.schule-bw.de

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