Kalksteine prägen die Landschaft

3. Landeskundliche Einordnung

 

Autor: Hubert Segeritz (Arbeitskreis RP Stuttgart)

Kalksteine prägen weite Teile von Baden-Württemberg:

Muschelkalkmauer in Lauda (Main-Tauber-Kreis)
Muschelkalkmauer in Lauda (Main-Tauber-Kreis)
© Hubert Segeritz

  • Kalksteinhöhlen bildeten schon in der frühen Besiedlungsphase Schutzräume für unsere Vorfahren.
  • Fossilien wie Muscheln, Ammoniten, Belemniten, Archäopterix etc. bilden wichtige Indizien, um die Entwicklung des Lebens zu verstehen.
  • Kalksteine waren und sind bis heute wertvolle Baumaterialien oder Zuschlagstoffe (Zement) für Bauwerke (Mauern, Häuser, Kirchen) und Straßen.
  • Städte wie Schwäbisch-Hall und Bad Friedrichshall verdanken dem Rohstoff Salz aus der Muschelkalkformation ihre historische Bedeutung.
  • Der Wasserhaushalt der Schwäbischen Albhochfläche führte in trockenen Sommern für Menschen und Tiere zu katastrophalen Versorgungsproblemen, die erst in den letzten 50 Jahren schrittweise durch die Bodenseewasserversorgung gelöst werden konnten.

Wo in Baden-Württemberg findet man in der Natur Kalksteine?

Einen ersten Überblick gewinnen wir über den Heimatteil des eingeführten Atlasses.

Aus der geologischen Übersichtskarte können die Schülerinnen und Schüler mit Transparentpapier oder als Kartenskizze diese Vorkommen flächenhaft darstellen:
In der Legende findet man den Begriff "Kalk" in den Schichten des Erdmittelalters (Mesozoikum) in der Jurazeit (Lias und Malm, unterste und oberste Juraschicht) und in der Triaszeit (Muschelkalk). Während der Eiszeiten (Quartär) führten die Gletscher aus den Alpen in ihrem Schutt auch Kalksteine mit und lagerten sie in unserer Region südlich der Schwäbischen Alb ab.
Genauere Details findet man in den Geologischen Karten der Umgebung, zu beziehen über das Landesamt für Geoinformation und Landentwicklung.

Wie und wann entstanden diese Kalksteinschichten?

Sie entstanden vor etwa 200 Millionen Jahren überwiegend als Meeresablagerungen. Weite Teile Deutschland lagen damals in einer riesigen Mulde ("Germanisches Becken"), die immer wieder vom Meer überflutet wurde.
Es bildeten sich Kalkschlamm und Korallenriffe. Als das Meer sich zurückzog, wurden Kiese, Sande und Tone abgelagert. Später wurden diese Schichten gehoben, schräg gestellt und teilweise durch die Flüsse wieder abgetragen.

Daher finden sich heute in verschiedenen Regionen unterschiedlich alte Gesteinsschichten. Die Atlanten bieten meist eine zeitliche Übersicht der verschiedenen Epochen der Erdgeschichte. Um die zeitlichen Dimensionen darzustellen, empfiehlt es sich, die wichtigsten Ereignisse der letzten 10-15 Milliarden Jahre im Zeitraffer eines Jahres darzustellen und im Klassenzimmer (als Papierstreifen) oder im Gelände ("365 Schritte") zu dokumentieren.
Die folgende Zeittafel gibt einen Überblick über die Erdgeschichte unsrer Region. Die erste Spalte zeigt dabei die Ereignisse im "Zeitraffer" verkürzt auf ein Jahr.

Zeittafel Erdgeschichte Süddeutschlands
Zeittafel Erdgeschichte Süddeutschlands
© Hubert Segeritz

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Wie erkennt man Kalksteine?

Bitten Sie den Kollegen, der die Chemiesammlung betreut, Ihnen eine 10%ige Salzsäurelösung herzustellen. Reinigen Sie den Stein mit Wasser und geben Sie vorsichtig etwas Salzsäure auf den Stein:
Wenn die Oberfläche schäumt und Blasen zeigt, reagiert der Kalk mit der Säure, kalkfreie Steine zeigen keine Reaktion.
(Salzsäure sollte nicht mit der Haut in Verbindung kommen, falls doch, mit klarem Wasser abspülen!)

Kalkstein reagiert auf Salzsäure-Test
Kalkstein reagiert auf Salzsäure-Test
© Hubert Segeritz

Die folgenden Fotos zeigen die wichtigsten Gesteine unserer Heimat:

Im Vordergrund zwei gesägte und polierte Jurakalke, dahinter v. l. n. r.: Buntsandstein, drei Muschelkalke, Keupersandstein aus dem Trias
Im Vordergrund zwei gesägte und polierte Jurakalke, dahinter v. l. n. r.: Buntsandstein, drei Muschelkalke, Keupersandstein aus dem Trias
© Hubert Segeritz


"Urgesteine" Granit und Gneis
© Hubert Segeritz

Wo findet man Kalksteine in der Kulturlandschaft?

In Kalksteingebieten hat der Mensch in Häusern, Kirchen, Brücken, Bildstöcken usw. den Kalkstein als Baustein verwendet. In den nördlichen Landesteilen findet man sog. Steinriegel aus Lesesteinen, die in Generationen aufgesammelt wurden.>

Madonna mit Kind in einer Muschelkalkmauer
"Madonna mit Kind in einer Muschelkalkmauer
© Hubert Segeritz Welche charakteristischen Merkmale hat eine Kalksteinlandschaft?

Da das Regenwasser in Verbindung mit dem CO2 der Luft Kalk auflösen kann, kommt es zur sog. "Verkarstung" von Kalksteinlandschaften. Oberirdische Abflüsse versickern allmählich in die Tiefe, die Oberfläche ist gekennzeichnet durch Trockentäler, die nur noch bei starken Niederschlägen Wasser führen, unterirdische Flüsse, Höhlen und Einsturzmulden (Dolinen). Die größten und bekanntesten Höhlen finden sich in der Schwäbischen Alb und im nördlichen Baden-Württemberg. Wenn andererseits kalkhaltiges Wasser aus Höhlenbächen austritt, entweicht CO2 und es kommt zur Ausfällung von Kalk wie z. B. am Uracher Wasserfall. Auch die Tropfsteine innerhalb der Höhlen entstehen auf diese Weise. Kalksteinlandschaften finden sich fast überall im europäischen und außereuropäischen Raum:
Frankreich, Spanien, Italien, Kroatien, Griechenland, Britische Inseln, im Alpenraum, Türkei, .....

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -


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