Hintergrundinformationen
Bedeutung
Der Schönbuch stellt sich heute als größtes geschlossenes Waldgebiet im Ballungsraum des Mittleren Neckars dar. Das war er jedoch nicht immer. Als seit vorgeschichtlicher Zeit besiedelte Kulturlandschaft durchlief der Raum verschiedenste Entwicklungsstufen. Die Menschen machten sich die Natur nutzbar und veränderten dadurch ihr Erscheinungsbild. Dieser ständige Wandel prägt die Landschaft des Schönbuchs und seiner Ränder bis heute. Wer mit offenen Augen durch dieses Gebiet streift, kann die Relikte seiner wechselvollen Geschichte an vielen Stellen entdecken und so einen Blick in die Vergangenheit einer einzigartigen Kulturlandschaft erlangen.
Geschichte
Bereits aus der Mittelsteinzeit (8000-5500 v. Chr.) gibt es gesicherte Spuren von Nomaden, die vor allem am Schönbuchtrauf bei Herrenberg gefunden wurden. Mit der Sesshaftigkeit erschlossen sich Bandkeramiker auch einzelne Siedlungsplätze im Schönbuch. Dennoch blieb ein Großteil wohl undurchdringlicher Urwald, bis in der Hallstattzeit (880-450 v. Chr.) offenbar immer mehr gerodet wurde, um den zunehmenden Holzbedarf zu decken. Die entstandene Siedlungslandschaft fiel mit dem Rückzug der Römer weitgehend wieder brach. Erst im 6. Jahrhundert setzte die Wiederbesiedlung ein.
Seit dem Mittelalter wurde die Nutzung des Schönbuchs hoheitlich geregelt, was jedoch einen zunehmenden Raubbau am Wald insbesondere durch Holzeinschlag und Waldweide nicht verhindern konnte. Die Herzöge von Württemberg versuchten diesem ab dem 16. Jahrhundert mittels Schönbuchordnungen Einhalt zu gebieten, dennoch glich die ehemalige Waldfläche im 18. Jahrhundert eher einer Weide. Erste Aufforstungsmaßnahmen im 19. Jahrhundert führten dazu, dass sich der Wald langsam wieder entwickelte.
Neben der direkten Nutzung des Waldes durch Holzentnahme bot der Naturraum weitere Rohstoffe, deren Abbau seit dem Mittelalter belegt ist. Neben Gipskeuper, Schilfsandstein und buntem Mergel ist es insbesondere der Stubensandstein, der überregionale Bedeutung erlangte. So finden sich Stubensandsteine aus dem Schönbuch am Schloss Neuschwanstein und am Kölner Dom.
Alt-Weinberg am Entringer Pfaffenberg
© Kerstin Arnold
Am westlichen Steilhang des Schönbuchs lassen sich weitere alte Nutzungsformen erkennen. Das Ammertal zwischen Tübingen und Herrenberg ist noch heute geprägt von Streuobstwiesen und Alt-Weinbergen.
Streuobstwiese am Entringer Pfaffenberg
© Kerstin Arnold
Anlage
Seit dem Jahr 2000 ist der Westhang des Schönbuchs in Ammerbuch Naturschutzgebiet, mit 459 Quadratmetern Fläche das größte im Kreis Tübingen. Die diese Landschaft prägenden Magerwiesen, Hohlwege und Weinbauterrassen mit malerischen Trockenmauern gehen auf alte Bewirtschaftungsformen des Schönbuchrandes zurück. An vielen Stellen finden sich Kulturlandschaftsrelikte, die Auskunft geben über das Leben und Arbeiten in früherer Zeit.
Neben den teilweise noch heute bewirtschafteten Streuobstwiesen und Weinbergen lassen sich – inzwischen häufig unter Wald - alte Steinbrüche und Hohlwege erkennen.
Überreste eines alten Gipsbruchs am Steinbruchweg zwischen Entringen und Breitenholz
© Kerstin Arnold
Der Bogenacker-Hohlweg führt auf den Schönbuchspitz
© Kerstin Arnold
Im Rammertäle unterhalb von Schloss Hohenentringen findet sich der Damm eines ehemaligen Fisch- oder Eisweihers. Die eigentümliche Struktur der Waldwiesenhalde südlich von Entringen geht auf eine ehemalige Lehmgrube zurück.
Die Verwerfungen resultieren aus dem Lehmabbau zu früherer Zeit
© Kerstin Arnold
Des Weiteren sind im Naturschutzgebiet auf der Gemarkung Ammerbuch drei Ruhbänke erhalten: Im Gewann Egertle und im Gewann Schiefer nördlich von Breitenholz sowie am Beginn der Weißen Steige südlich von Breitenholz.
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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