Hintergrundinformationen
Zeittafel zur Geschichte der Hackwaldwirtschaft im Unteren Neckartal:
14. Jh.
Älteste urkundliche Belege der Hackwaldwirtschaft im Odenwald; in Eberbach auf Allmendflächen als Bürgernutzen*
Anfang 15. Jh.
Durch die Hackwaldwirtschaft erlangt die Reifschneiderei** als ortstypischer Berufszweig auf Eberbacher Gemarkung Bedeutung.
Ende 18. Jh.
Weite Teile des Odenwaldes sind durch starken Holzhieb, durch extensive Niederwaldwirtschaft, die Waldweide, Holzkohlegewinnung, Streuentnahme und Wildschaden "ruiniert".
1778-1795
Forstreform in der Kurpfalz. Ein erstes Forsteinrichtungswerk*** versucht, die Staats- und Gemeindewälder in ertragreiche Hochwälder mit 80-jähriger Umtriebszeit zu überführen. Privatwaldungen und die Allmende sind davon ausgenommen.
Reutebrennen (Rüttibrennen) im Schwarzwald (!) im 19. Jahrhundert (zeitgenössischer Holzschnitt aus einer Bauernzeitschrift)
© Archiv Arbeitsgruppe Feuerökologie/Global Fire Monitoring Center (GFMC), Freiburg
1800-1830
Die Bevölkerungszunahme in Eberbach führt zu weiterer Ausstockung von Hackwaldflächen zur Sicherung der Ernährungsbasis.
1831
Verbot der Waldweide in älteren Hackwäldern
1835
Verbot der Waldweide insgesamt, Einführung der Stallviehhaltung
ab 1860
Rückgang des Fruchtanbaus (Buchweizen, Roggen) in den Hackwäldern. Grund: Verbesserung der Verkehrsanbindung, Abwanderung, zunehmende gewerbliche Nutzung der Hackwälder (Eichenrinde, Reifschneider)
um 1900
Die Einfuhr billigeren Leders, ausländischer Gerbstoffe (Hemlock, Quebracho) und mineralischer Gerbstoffe verringert die Nachfrage nach Eichenrinde (Gerberlohe) drastisch.
Werkzeuge zum Schälen der Rinde. Kleines Klopfbeil Eberbacher Form und der hölzerne oder metallene "Schinder" dienten zum Schälen der Eichenrinde.
© Richard Wagner
1910/11
Der Fruchtanbau in den Hackwäldern hat aufgehört; der gesamte Bürgernutzen aus den Allmendwäldern (Holz, Rinde, landwirtschaftliche Nutzung) wird durch Geldzahlungen der Gemeinde an die berechtigten Familien abgelöst.
Reutebrennen (Rüttibrennen) im Schwarzwald (!) Anfang 20. Jahrhundert (zeitgenössische Photographie)
© Archiv Arbeitsgruppe Feuerökologie/Global Fire Monitoring Center (GFMC), Freiburg
Erster und Zweiter Weltkrieg
Zur Verbesserung der Nahrungsmittel- und Rohstoffversorgung werden einzelne Niederwälder wieder als Hackwälder und zur Eichenrindegewinnung "reaktiviert".
Um 1950
Der letzte Eberbacher Reifschneider gibt sein Gewerbe auf.
* Rechtstitel der Bürger auf Nutzungsanteile an Brennholz, Bauholz, Waldweide, Flächen für Ackerbau (Hackbau), Wildobsternte etc. im gemeindeeigenen Wald (=Allmende), die durch Los in festgelegten zeitlichen Intervallen gegen eine Steigerungsgebühr eingelöst wurden.
** Reifschneider: In Eberbach ein zünftiges Gewerbe, das Hasel- und Birkenstecken zu Fassreifen spaltete und diese als Bündel oder als Ring von 25 Reifen verkaufte.
***Zustandserfassung und längerfristige Wirtschaftsplanung zur Ertragsverbesserung der Erlöse aus der Forstwirtschaft.
Vgl. auch Informationen in D 1 .
Rekonstruktion des Reutebrennen (Rüttibrennen) im Schwarzwald (in Vorderlehengericht/Schwarzwald, August 2002)
© Archiv Arbeitsgruppe Feuerökologie/Global Fire Monitoring Center (GFMC), Freiburg