Methodenvorschlag
Lernorterkundung
Der eigentliche Synagogenraum wurde in seinem ursprünglichen Aussehen wiederhergestellt und dient heute als Museum sowie dem "Freundeskreis der Synagoge Affaltrach" als Veranstaltungsort.
© Ulrich Maier
In der Grundschule wird es sinnvoll sein, den Synagogenraum zu betrachten und mit einem Kirchenraum zu vergleichen. Dabei können einzelne Gegenstände zum religiösen Leben gezeigt und erläutert werden.
In der Sekundarstufe aller drei Schularten können beide Abteilungen des Museums zur Geschichte der Juden im Kreis und Stadt Heilbronn und zum religiösen Leben mit Hilfe von Arbeitsblättern eigenständig erkundet werden. Die sehr anschaulichen und methodisch vielseitigen Arbeitsblätter des Museums sind als Lückentexte angelegt, die nach dem Durchgang entweder im Museum selbst oder in der Schule besprochen werden können. Sie werden im Museum ausgegeben.
Die Arbeitsblätter im Anhang gehen von Leitfragen aus, nach denen die Schüler die Informationstafeln und Exponate betrachten. Sie beschränken sich auf die historischen Abteilungen.
Diese Arbeitsblätter können auch so eingesetzt werden, dass sie Gruppen als Vorbereitung einer Führung dienen. Der Museumsbesuch läuft dann in der Weise ab, dass zunächst einzelne Gruppen mit Hilfe des Fragebogens einen Raum erkunden, dann eine Führung für ihre Klassenkameraden organisieren, die dann in einem zweiten Durchgang durchgeführt wird.
Zur Erleichterung der Vorbereitung durch den Lehrer sind Arbeitsblätter mit Lösungen beigefügt.
Blick in die wiederhergestellte Küche des Wohntrakts
© Ulrich Maier
Behandlung des Themas in der Schule
Blick in die Arbeitsbibliothek, die auch von Schülern für Referate genutzt werden kann.
© Ulrich Maier
In der Schule können die im Museum erhaltenen Eindrücke punktuell überprüft werden. Die Materialien lassen sich aber auch ohne vorausgegangenen Museumsbesuch als "Bausteine" einsetzen.
Affaltracher Verzeichnis "aller israelitischen Familienväter und unselbständiger jüdischer Personen" anlässlich der Annahme erblicher Familiennamen im Jahre 1828
Das Verzeichnis ( AB 1 ) lässt sich auswerten als Spiegelbild der gesellschaftlichen Struktur einer jüdischen Landgemeinde. Es macht deutlich, welche Berufe vor der Emanzipation von Juden ausgeübt wurden.
Die Einweihung der Affaltracher Synagoge am 28.11.1851
Das Programm für die Einweihung befindet sich im Museum, ist aber nicht leicht zu entziffern, so dass auf dem Arbeitsblatt AB 2 ein verkleinertes Faksimile einen Eindruck der Authentizität vermitteln kann, dann aber doch eine Umschrift für die Textarbeit der Schüler eingesetzt werden sollte. Die Auseinandersetzung mit dem Text nach den angefügten Leitfragen macht den Schülern deutlich, dass die jüdischen Mitbürger in der Mitte des 19. Jahrhunderts voll in das Gemeindeleben Affaltrachs integriert waren.
Rundschreiben vom 29. Januar 1936 an die Gauleiter
Das Rundschreiben ( AB 3 ) an die Gauleiter zu Beginn des Jahres, in dem die olympischen Winterspiele in Garmisch und die Sommerspiele in Berlin ausgetragen wurden, macht deutlich, dass bereits nach drei Jahren nationalsozialistischer Diktatur der Antisemitismus in Deutschland weit verbreitet war. Mit Rücksicht auf das Ausland sollten im Olympiajahr antisemitische Ausdrucksformen in Deutschland etwas verhaltener gezeigt werden. Gleichwohl soll das Rundschreiben den Eindruck erwecken, dass der Antisemitismus von der "Mehrzahl dieser Fremden begrüßt" werde.
Die Affaltracher Synagoge wurde zu diesem Zeitpunkt nur noch vereinzelt für kleine Gottesdienste genutzt, an denen manchmal nur zwei bis drei Männer teilnahmen. Bereits zu Beginn des 20 Jahrhunderts zogen viele Affaltracher Juden in die Städte. Freizügigkeit und Gewerbefreiheit im Zusammenhang mit der Judenemanzipation hatten dafür gesorgt, dass die ländlichen Judengemeinden im Umkreis schrumpften. Viele Juden wanderten auch in die USA aus.
Deportation in die Vernichtungslager
Das Schreiben des Landrats an das Bürgermeisteramt der Nachbargemeinde Eschenau vom 30. März 1942 ( AB 4 ) trägt den Vermerk" Machol, Emma, geb. am 19.8.77, wohnhaft Jüd. Altersheim, Transp. Nr 148
Das sogenannte jüdische Altersheim in Eschenau wurde im Dezember 1941 von den Nationalsozialisten im damals leer stehenden Eschenauer Schloss errichtet. Es nahm über 100 Menschen auf, zum großen Teil aus den evakuierten Stuttgarter jüdischen Altersheimen in der Wagenburgstraße 28 und Heidhofstraße 9 sowie aus der Region. Eschenau war Durchgangsstation für die Abschiebung nach Theresienstadt und in die Vernichtungslager im Osten.
Auffällig ist die Wortwahl, dass Juden "nach dem Osten umgesiedelt" werden sollten. Dies sollte das wahre Schicksal, das sie erwartete, verschleiern. Durch den Hinweis, dass die Jüdische Kultusvereinigung die "in Betracht kommenden Juden" bereits verständigt habe, soll der Anschein der Akzeptanz erweckt werden. Der Einzug des Vermögens der Betroffenen ist bürokratisch geregelt und fordert ihre Beteiligung ein.
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -