Die Synagoge in Obersulm Affaltrach - Museum zur Geschichte der Juden in Kreis und Stadt Heilbronn

Hintergrundinformationen

1. Bedeutung

Innenraum der Affaltracher Synagoge

Innenraum der Affaltracher Synagoge
© Ulrich Maier


Die Synagoge in Obersulm-Affaltrach ist eine der wenigen, die das Novemberpogrom des Jahres 1938 unzerstört überdauert haben. Sie wurde zwar von nationalsozialistischen Schlägertruppen in ihrem Innern verwüstet, aber nicht in Brand gesteckt.
Bis in die achtziger Jahre des letzten Jahrhunderts wurde das Gebäude im Ortskern von Affaltrach für unterschiedliche Zwecke genutzt, bevor sich ein "Verein zur Erhaltung der Affaltracher Synagoge" bildete, um das Kulturdenkmal zu retten. Der Landkreis Heilbronn hat die Synagoge nach den alten Plänen von 1851 wiederhergestellt und als Gedenkstätte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.
Im ehemaligen Schul- und Wohntrakt des Gebäudes wurde ein Museum zur Geschichte der Juden in Kreis und Stadt Heilbronn eingerichtet. Es zeigt mit Bildtafeln und Exponaten die Entwicklung der jüdischen Gemeinden in der Region vom Mittelalter bis zu ihrem Ende in der Zeit des Nationalsozialismus. Der ehemalige Synagogenraum wurde ebenfalls in seiner alten Form wiederhergestellt, zeigt auf Schautafeln Informationen sowie in Glasvitrinen Kultgegenstände der jüdischen Religion und wird als Veranstaltungsraum für Vorträge und Konzerte genutzt.
Die Synagoge Affaltrach eignet sich für Exkursionen innerhalb des Religions- und Geschichtsunterrichts gleichermaßen. Besonders hervorzuheben ist ihre Lage im Ortskern in unmittelbarer Nähe der evangelischen und katholischen Kirche. Dies zeigt das zu ihrer Zeit in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts und dem frühen 20. Jahrhunderts selbstverständliche Zusammenleben der Konfessionen in der ehemaligen Johannitergemeinde Affaltrach.


2. Geschichte

Eingang zur Affaltracher Synagoge

Eingang zur Affaltracher Synagoge
© Ulrich Maier


1588
Erster bekannter Hinweis auf Juden in Affaltrach

17. Jh.
Der Johanniterorden nimmt Juden in Affaltrach auf.

1701
Erster Hinweis auf eine jüdische Schule ("Judenschul", d. h.Synagoge)

1731
Hinweis auf eine Synagoge am Ort

1737
Im Hause des Juden Lemble ist eine Synagoge bezeugt.

1749
Hinweis auf eine "Judenherberge" für fremde und durchreisende Juden.
In dieser Zeit wird auch ein Affaltracher "Judenschultheiß" genannt.

1788
22 jüdische Familien sind in Affaltrach ansässig.

1851
Am 28. November 1851 wird der Synagogenneubau eingeweiht unter Beteiligung der gesamten Einwohnerschaft Affaltrachs.

1938
Das Innere der Synagoge wird durch auswärtige SA-Leute völlig verwüstet.

1942
Die Reichsvereinigung der Juden in Deutschland verkauft das Gebäude für 4000 Reichsmark an die Gemeinde Affaltrach. Eine jüdische Gemeinde besteht zu diesem Zeitpunkt in Affaltrach nicht mehr.

1988
Am 9. November wird die renovierte Synagoge der Öffentlichkeit übergeben.

1989
Eröffnung des Museums zur Geschichte der Juden in Kreis und Stadt Heilbronn

Mesusa am Türrahmen zum Eingang in das ehemalige Schulzimmer

Mesusa am Türrahmen zum Eingang in das ehemalige Schulzimmer. Sie war am rechten Türpfosten jüdischer Häuser angebracht und enthält einen Pergamentsstreifen mit dem jüdischen Glaubensbekenntnis.
© Ulrich Maier



3. Anlage

Sowohl der Umstand, dass in der ehemaligen Lehrerwohnung eine nichtjüdische Familie wohnte, als auch die geringen Bauabstände zu den angrenzenden Gebäuden verhinderten, dass die Synagoge beim Pogrom 1938 in Brand gesteckt wurde.

Sowohl der Umstand, dass in der ehemaligen Lehrerwohnung eine nichtjüdische Familie wohnte, als auch die geringen Bauabstände zu den angrenzenden Gebäuden verhinderten, dass die Synagoge beim Pogrom 1938 in Brand gesteckt wurde.
© Ulrich Maier

Die Synagoge Affaltrach im Ortskern der Gemeinde wurde Mitte der achtziger Jahre saniert und zum Museum zur Geschichte der Juden in Kreis und Stadt Heilbronn eingerichtet. Dabei blieb die alte Raumaufteilung vollständig erhalten.

Eine breite Treppe führt zu zwei Eingängen. Der linke führt in Flur und Treppenhaus des Schul- und Wohntrakts. Gleich links befindet sich das ehemalige Schulzimmer, dahinter ein Sitzungs- und Gastzimmer, darüber die Wohnung mit koscherer Küche. Der rechte Eingang führt in die Synagoge, die sich über beide Stockwerke zieht und über eine Empore in Höhe des Obergeschosses verfügt.
Im Untergeschoss befindet sich eine Mikwe (rituelles Bad).
In den Räumen des ehemaligen Schul- und Wohntrakts befinden sich die Museumsräume (1-3a, 4 und 5):

Raum 1
Juden im Mittelalter

Raum 2
Dörfliches Schutzjudentum, Arbeitsbibliothek

Raum 3a
Nach der Französischen Revolution

Raum 3b
Dauerausstellung zum jüdischen Altersheim in Eschenau (Empore; in Vorbereitung)

Raum 4
Im NS-Staat: Entrechtung, Verfolgung, Vernichtung

Raum 5
Jüdische Persönlichkeiten, Besprechungsraum

Raum 6
Religiöses Leben (Synagoge)

Raum 7
Koschere Küche (1. Stock)


Grundrissplan des Synagogenbaus

Grundrissplan des Synagogenbaus
© Synagoge Affaltrach, Museum zur Geschichte der Juden in Kreis und Stadt Heilbronn

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