Jüdische Geschichte im Geschichtsunterricht

III. Frühe Neuzeit (Klasse 7)


Der Zeit zwischen Reformation und Bauernkrieg und der Französischen Revolution wird vom BP 2016 keine große Bedeutung zugemessen, der Schwerpunkt liegt im Wesentlichen auf der Bildung von Territorialstaaten und in diesem Zuge der Konfessionalisierung und der universalen Friedensordnung nach 1648 (pax universalis). Das Leben der Juden auf dem Land, ihre religiösen Bräuche und Berufe, meist als Viehhändler und Hausierer, ihre prekäre rechtliche Lage als geduldete Schutzjuden unter weltlicher Herrschaft, können insofern am besten über eine Lernortexkursion zu jüdischen Museen in Baden-Württemberg erfahren werden.

Aufbereitetes Material liegt für die Museen in Laupheim, Münsingen-Buttenhausen, Obersulm-Affaltrach und Bopfingen-Oberdorf vor. Daneben eignet sich aber auch eine Spurensuche vor Ort, die sich jüdischen Friedhöfen (AB zur Erkundung), ehemaligen Synagogen oder auch Spuren im Straßenbild („Judengasse“) oder Archiv zuwenden kann. Erste Orientierung bieten die Übersichten auf der Alemannia Judaica oder bei den Gedenkstätten der Landeszentrale für politische Bildung.


Gräber auf dem jüdischen Friedhof in Laupheim

 

Die jüdische Synagoge in Affaltrach

Der Fall Joseph Süß Oppenheimer
Daneben kann in die Betrachtung des frühneuzeitlichen Ständestaates auch der weit über die württembergischen Landesgrenzen hinaus bekannte Fall von Joseph Süß Oppenheimer integriert werden. Als „Hoffaktor und Schatullenverwalter“ des Herzogs Karl Alexander von Württemberg repräsentiert er die kleine Schicht der sogenannten „Hofjuden“, also erfolgreichen Bankiers und Händler, die die Finanzgeschäfte der absolutistischen Fürsten regelten und deren Prachtentfaltung ermöglichten. Oppenheimer hatte zwar wichtigen Anteil an den administrativen und finanziellen Reformen Karl Alexanders genommen, hatte dabei aber eher unterstützende denn weichenstellende Funktionen innegehabt.

Trotzdem wurde er in einem spektakulären, von kontinuierlichen Rechtsbrüchen geprägten Prozess nach dem Tode des Herzogs auf Einfluss der württembergischen Stände zum Tode verurteilt. Er musste als Sündenbock für die dem absolutistischen Regime innewohnende strengere Kontrolle und Zerstörung traditioneller Patronage-Netzwerke der württembergischen Ehrbarkeit herhalten. Der Justizmord, (Unterrichtsmodul, aufbereitet als historischer Kriminalfall) illustriert zum einen die modernen, eine weltliche Gewalt oberhalb der Konfessionen hervorbringenden Züge des Absolutismus, und schult zum anderen das historische Urteilsvermögen der Schülerinnen und Schüler. Das Handeln Oppenheimers erfährt eine besondere Bedeutung auch durch dessen Rezeption in den folgenden Jahrhunderten, insbesondere durch nationalsozialistische Filmpropaganda mit dem Film „Jud Süß“.

Hinrichtung des Joseph Süß Oppenheimer am 4.Februar 1738 am Stuttgarter Galgenberg

 


 - Kompetenzzentrum für Geschichtliche Landeskunde im Unterricht  -


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