Methodenvorschlag

Burg Wildenberg im Odenwald. Die Burganlage eines Mannes aus der Führungsschicht des Stauferreiches.

 Lernorterkundung

Das hier vorliegende Modul ist für den Einsatz in der Primarstufe (Grundschule) und Sekundarstufe I (Hauptschule/Werkrealschule, Realschule und Gymnasium) konzipiert.

Vor Beginn der Arbeit mit den Materialien des Moduls in der Sekundarstufe I, sollten Themen wie „Lehenswesen“, „Reisekönigtum“, „Zerfall des Frankenreiches“ und „Ständegesellschaft“ bereits in vorausgegangenen Unterrichtsstunden thematisiert worden sein. Bei Schulklassen, die aus der Region (Odenwald/Bauland) kommen, bietet es sich an in das Modul über das Thema „Grundherrschaft“ einzusteigen. Hier könnte die einleitende Fragestellung lauten: „Wer übte hier bei uns im Mittelalter die direkte Herrschaft über das Land und die Menschen aus?“

Die Lernorterkundung mit Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I kann mit Hilfe des Arbeitsblattes AB 1 vorbereitet werden, über das die Schüler Grundinformationen über Ruprecht von Dürn den Erbauer der Burg erhalten. Als zusätzliche Information über die Geschichte des Adelsgeschlechts derer von Dürn und die genauen Beweggründe, die zum Bau der Burg führten, dient der Lehrkraft der darstellende Text D 1.

Für Schülerinnen und Schüler der Primarstufe können die als notwendig erachteten Grundinformationen von der Lehrkraft auf Basis von AB 1 und D 1 zusammengestellt werden, um auch hier eine optimale Vorbereitung für den Besuch der Burg zu gewährleisten.

Verfolgt man die oben genannte Fragestellung weiter, dann erscheint es vor allem für die Sekundarstufe I sinnvoll, den Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit zu geben sich mehr Informationen über den Erbauer der Burg zu erarbeiten. Dadurch bietet sich gleichzeitig auch die Möglichkeit, sie mit „echter“ Geschichte in Kontakt zu bringen und zwar in Form von kaiserlichen Urkunden, in denen Ruprecht von Dürn als Zeuge wichtiger Reichsgeschäfte genannt ist. Der Umgang mit Textquellen spielt im Geschichtsunterricht stets eine gewichtige Rolle, doch nur selten kann mit Relikten der Vergangenheit in ihrer originalen Form gearbeitet werden. Mittels eines Beamers könnte die Lehrperson den Schülern zwei Kaiserurkunden B 1 und B 2 zeigen, deren Merkmale anschließend in einem fragend-entwickelnden Unterrichtsgespräch besprochen werden. Informationen zu wichtigen Bestandteilen einer mittelalterlichen Urkunde erhält die Lehrkraft aus dem darstellenden Text D 2, der eventuell auch den Schülern zur Verfügung gestellt werden kann.

Anschließend können die Schülerinnen und Schüler in der Sozialform der Partner- oder Kleingruppenarbeit die beiden Urkunden (T 1 und T 2) genauer betrachten, die wichtigsten Bestandteile markieren und den Namen Ruprecht von Dürns im Urkundentext lokalisieren. Das Auffinden seines Namens in der kaiserlichen Urkunde macht Ruprechts Nähe zum Kaiser für die Schüler auch optisch sichtbar.

Die Kaiser des Mittelalters, wie Friedrich I. und sein Sohn Heinrich VI., mussten – anders als heutige Regierungschefs – ihr Leben lang von Ort zu Ort reisen, um ihre Herrschaft auszuüben. So lässt sich anhand der Herrscherurkunden eine relativ detaillierte „Regierungsreiseroute“ erstellen. Insofern kann anhand der Urkunden auch dargelegt werden, an welchen Orten sich Ruprecht von Dürn zu bestimmten Zeiten aufgehalten hat. In einer handlungsorientierten Kartenarbeit können die Schüler mittels des Arbeitsblattes AB 2a die Reisen, auf denen er Kaiser Friedrich Barbarossa begleitet hat, nachvollziehen und erkennen dabei die gewaltigen Entfernungen, welche Ruprecht von Dürn mit dem kaiserlichen Gefolge teilweise zurückgelegt hat. Für Grundschüler gibt es diesbezüglich ein vereinfachtes Arbeitsblatt AB 2b. In beiden Arbeitsblättern wird jedoch deutlich, dass sich der Herrschaftsbereich der Stauferkaiser weit über die heutigen Grenzen Deutschlands hinaus erstreckte.

An diese Vorbereitungs- und Informationsphase, sollte sich dann der Besuch des außerschulischen Lernorts anschließen. Wandert man mit Schülerinnen und Schülern vom Dorf Preunschen zur Burg Wildenberg, kann an geeigneter Stelle mit Sitzmöglichkeiten für die Lerngruppe (z.B. am sogenannten „Teeplatz“ oberhalb der Burgruine) die Geschichtserzählung zur Burg Wildenberg D 3 mit verteilten Rollen vorgelesen oder von zuvor instruierten Schülerinnen und Schülern in verteilten Rollen vorgetragen werden. Auch besteht die Möglichkeit die Geschichtserzählung als „Hörspiel“ A 1 den Schülerinnen und Schülern vorzuspielen. Während der Geschichtserzählung kommt das Arbeitsblatt AB 4 mit einer Rekonstruktionszeichnung und einem Grundrissplan zum Einsatz. In den Grundrissplan können die Schüler den Weg der beiden Hauptfiguren der Erzählung (Salzhändler Godehard und sein Sohn Tilman) einzeichnen. Die Aufgaben auf dem Arbeitsblatt (benennen der baulichen Hauptbestandteile der Burg) erledigen die Schüler in Einzel- oder Partnerarbeit.


So vorbereitet kann die Begehung der Burg beginnen. Die Erkundung des Inneren der Wildenburg kann selbständig durch die Schülerinnen und Schüler in Kleingruppen erfolgen. Bei Grundschulklassen kann es jedoch aus Sicherheitsgründen auch sinnvoll sein, die Burg in Teilgruppen, die jeweils durch eine Aufsichtsperson begleitet werden, zu begehen. Für die Erkundung erhalten die Schülergruppen das Arbeitsblatt AB 5, welches sie eigenständig bearbeiten. Hier wäre denkbar eine Art „Rallye“ zu veranstalten und diejenigen Gruppen, die den vollständig ausgefüllten Erkundungsbogen als erstes bei der Lehrperson abgeben, „auszuzeichnen“. Die Auswertung der abgegebenen Bögen sollte auf alle Fälle noch Vorort durch die Lehrperson erfolgen.

Ein Gang auf den Bergfried, von dem aus man einen tollen Überblick auf die gesamte Burganlage hat, ist auch möglich. Allerdings ist es dazu notwendig eine Burgführung mit einem Geopark-vor-Ort-Begleiter zu buchen, da der Eingang zum Bergfried verschlossen ist. Diesbezüglich sollte sich die Lehrkraft vorher mit der Geopark-Außenstelle in Mudau in Verbindung setzen (vgl. „Service“).

Bei Schülerinnen und Schülern der Sekundarstufe I wäre denkbar, dass sie in Teilgruppen einzelne Bestandteile der Burg (z.B. Bergfried, Palas, Burgkapelle, Kemenate etc.) genauer untersuchen und ihre dabei gewonnenen Erkenntnisse dokumentieren. Ergänzt durch entsprechende Hintergrundinformationen, etwa aus Schulbüchern, könnte dann eine Wandzeitung für eine Ausstellung im Klassenraum entstehen.

Das Thema im innerschulischen Unterricht

Wird auf die Exkursion verzichtet, können vor allem bei Klassen aus der Region (Odenwald/Bauland), wenn es um die Fragestellung nach der direkten regionalen Herrschaftsausübung im Mittealter geht, das Arbeitsblatt AB 1 und der darstellende Text D 1 (Info für die Lehrkraft) eingesetzt werden. Ebenso sollte dann, wie oben beschrieben, den Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit gegeben werden in Partner- oder Kleingruppenarbeit mit „echter“ Geschichte in Berührung zu kommen, d.h. mit den kaiserlichen Urkunden (T 1 und T 2) zu arbeiten. Daran kann sich dann die handlungsorientierte Kartenarbeit mit den Arbeitsblättern AB 2a im Bereich der Sekundarstufe I und AB 2b für den Grundschulbereich anschließen.

Bei der Geschichtserzählung D 3 bestehen vielfältige methodische Möglichkeiten des Einsatzes im Unterricht. Vor allem im Grundschulbereich erscheint der Einsatz der „Hörspielvariante“ AB 1 geeignet. Um „aktives Zuhören“ erzielen zu können an dieser Stelle die Rätselblätter AB 3a (Sekundarstufe I) oder AB 3b (Grundschule) zum Einsatz kommen. Ein anschließendes Unterrichtsgespräch bietet hier die Möglichkeit die zentralen baulichen Bestandteile der Burg und ihre Funktionen intensiver zu beleuchten. Zur Sicherung der Ergebnisse, entweder noch in der Unterrichtsstunde oder als Hausaufgabe, kann das Arbeitsblatt AB 4 dienen. Auf das nun gewonnene „Grundwissen“ bezüglich des Aufbaus einer mittelalterlichen Burganlage kann in den kommenden Stunden in vielfältiger Form aufgebaut werden. Hier wäre auch denkbar, dass die Schülerinnen und Schüler in die Rolle des 11-jährigen Tilmans schlüpfen (Sohn des Salzhändlers aus der Geschichtserzählung D 3) und in einer Form des produktiven Schreibens beispielsweise einen Brief an seine Mutter schreiben, in der er ihr seine Eindrücke vom Leben auf der Burg Wildenberg schildert.