Exkurs: Burgentypen im nordwestlichen Baden-Württemberg
Landesgeschichtliche Einordnung
Autor: Nicolai Knauer (Heilbronn)
1. Entwicklungsgeschichte
2. Fliehburgen
3. Motten
4. Salierzeitliche Turmburgen
5. Die Höhenburg der Stauferzeit
6. Niederungsburgen und Stadtburgen
7. Schildmauerburgen
8. Spätmittelalterliche Wohnturmburgen
9. Weiterführende Informationen/Links
Bilderübersicht
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1. Entwicklungsgeschichte
Neben den Kirchen gehören die mittelalterlichen Burgen unzweifelhaft zu den beeindruckendsten Denkmälern unseres Landes. Kaum jemand kann sich der Aura dieser teils weithin sichtbaren Landmarken entziehen. Die alten Wehrbauten waren im Verlauf der Jahrhunderte ständigen Veränderungen unterzogen - Reaktion auf politischen, gesellschaftlichen und fortifikatorischen Wandel. Im Folgenden soll diese Entwicklung über den Zeitraum eines halben Jahrtausends anhand von Beispielen aus dem Gebiet zwischen Rhein und Neckar, Odenwald und Schwarzwald aufgezeigt werden.
Die alles zerstörende Feuerkraft der Artillerie des 16. Jh. bedeutete das Ende des Burgenzeitalters. Der Adelssitz entledigte sich daraufhin seiner wehrhaften Elemente und wurde zum unbefestigten, repräsentativen Schloss der Neuzeit.
2. Fliehburgen
Die Fliehburg, auch "Volksburg" genannt, ist eine Bauform, die praktisch zu allen Zeiten und in fast jedem Kulturkreis vorkommt. Ein meist großflächiger, exponierter Platz wurde durch Wälle und Gräben gesichert und bot der umliegenden Bevölkerung in Notzeiten Schutz. Oft übernahmen die nachfolgenden Generationen und Volksgruppen die strategisch günstigen Plätze, hielten sie in Stand oder bauten sie weiter aus. In unseren Breiten findet man nicht selten Besiedelungsspuren der Kelten und Römer in den bis ins Hochmittelalter hinein genutzten Anlagen. Beispiele von Fliehburgen sind der Michaelsberg in Cleebronn (Kr. Heilbronn), der Otilienberg bei Eppingen (Kr. Heilbronn) und vielleicht auch der Hühnerberg bei Haßmersheim (Neckar-Odenwald-Kreis).
Der Michaelsberg bei Cleebronn war schon in vorchristlicher Zeit besiedelt. Im Mittelalter entstand im Osten des Plateaus ein Kloster und im Westen die Burg Obermagenheim.
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Eine Fliehburg musste einer größeren Anzahl von Personen und ihrer wichtigsten Habe Platz bieten. Sie war nicht ständig besiedelt. Darum hält sich das Fundmaterial oft stark in Grenzen, was eine archäologische Datierung solcher Anlagen sehr erschwert. Auch urkundliche Erwähnungen fehlen auf Grund der frühen Entstehungszeit normalerweise völlig und die Interpretation der Baulichkeiten dieser über Jahrtausende kaum veränderten Bauform ist ebenfalls müßig. Zu den jeweiligen Anlagen gibt es meist so viele Interpretationen wie Autoren. Mit einem hochmittelalterlichen Adelssitz hat die Fliehburg nur die Wehrfunktion gemeinsam.
Wahrscheinlich kann man auch die sogenannte "Frankenschanze" unterhalb der Heuchelberger Warte bei Leingarten (Kr. Heilbronn) in diese Rubrik einreihen. Der ca. 85 x 65 m große Ringwall ist ganz in der Art und Weise einer Fliehburg errichtet. Aufgrund von Keramikfunden des "Typs Stetten" lässt sich aber feststellen, dass die Anlage möglicherweise bis ins frühe 12. Jh. hinein genutzt wurde. Sollte es sich um einen frühen Adelssitz des 11. Jh. handeln, so hätte er mit Sicherheit aufgrund seiner Größe zentrale Bedeutung besessen.
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die noch gut erkennbaren Wälle und Gräben der "Frankenschanze" bei Leingarten
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Kurzporträt Harchenburg:
Blick von Schwaigern (Kr. Heilbronn) Richtung Südosten zur Harchenburg und den Höhen des Heuchelberges
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Lage: Heuchelberg; Leingartener Gemarkung; auf Bergsporn zwischen Schwaigern und Neipperg
Größe: ca. 140 x 60 m
Entstehungszeit: unbekannt; evtl. in der Zeit der Ungarneinfälle angelegt
Archäologie: kein Fundmaterial trotz mehrerer archäologischer Untersuchungen (1957 mehrere Längs- u. Querschnitte, 250 Bohrstock-Sondagen), weder Palisaden- noch Mauerreste, keine Feuerstellen, was stark auf eine offensichtlich nie benutzte Fliehburg hinweist.
Urkundliche Erwähnung: 1444 Hohenburg
Heutige Nutzung: Waldgebiet
Grundriss der Harchenburg
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Beschreibung:
Die Anlage ist mit Wall und Graben gesichert. Nach drei Seiten fällt das Gelände steil ab. Nur ein schmaler Weg führt entlang des Bergrückens zum befestigten Plateau am Sporn des Heuchelberg-Ausläufers. Das Areal wird etwa mittig von einem weiteren Graben durchtrennt. Ein anschließender, weiterer Wall schützt zusätzlich die hintere Hälfte, die wohl das letzte Refugium der Harchenburg darstellte.
Der innere Graben und Wall der Harchenburg teilen die Anlage in etwa zwei Hälften.
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Blick vom äußersten Spornende des Plateaus der Harchenburg hinunter ins Tal
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3. Motten
Am Ende der ottonischen und am Anfang der salischen Ära beginnt der Adel ein neues Bewusstsein zu entwickeln und distanziert sich in verschiedener Weise immer mehr vom gemeinen Volk. Aus architektonischer Sicht zeigt sich dies durch die Erbauung erhabener Wohnsitze, die abgesetzt von den alten Ansiedlungen entstehen.
Die Abbildung (Umzeichnung Teppich von Bayeux, 2. Hälfte 11. Jh.) zeigt einen mit Graben umgebenen Mottenhügel, der eine komplexe hölzerne Bebauung trägt. Man ließ offensichtlich Schafe am Hang weiden, um den Bewuchs zurück zu halten und vermutlich, wie noch heute bei den Deichen üblich, Beschädigungen durch Wühlmäuse zu verhindern.
Da sich an keiner Stelle die ursprüngliche Bebauung eines Mottenhügels bis in die heutige Zeit, abgesehen von einigen Grundmauerresten, erhalten hat, ist man größtenteils auf die Interpretation der seltenen Darstellungen angewiesen.
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Zu den ersten Bauformen dieser befestigten Adelssitze in Mitteleuropa gehört die "mota" - die Motte. Sie besteht aus einem künstlich aufgeschütteten Hügel oder einem versteilten Felskern, der ein meist hölzernes Gebäude trug. Teilweise erbaute man auch einen Turm auf dem gewachsenen Boden, der mit dem Aushubmaterial des ihn umgebenden Grabens "eingemottet" wurde. In der Frühzeit konnte eine Motte - einem späteren Bergfried ähnlich - auch nur als Aussichts- und Wehrplateau dienen, während sich die Wohnung des Burgherrn im ebenerdigen Hof unterhalb befand. Für gewöhnlich existierte aber schon ein Wohnturm auf der Motte als deutliches Symbol des hohen Ranges seines Bewohners und als sichere Behausung. In Ermangelung exponierter Plätze findet man Motten zumeist im Tal, es gab aber auch "Bergmotten".
Beispiele sind Rotenbrunnen bei Schwaigern-Stetten (Kr. Heilbronn), Burg Hohenhardt bei Wiesloch (Rhein-Neckar-Kreis) und Burg Stein bei Königsbach (Enzkreis).
Motte Gündelbach bei Vaihingen/Enz (Kr. Ludwigsburg)
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Am Rotenbrunnen bei Schwaigern-Stetten gab es gleich mehrere Anlagen aus unterschiedlichen Zeiten. Während man bei Weinbergumlegungen die stauferzeitliche Burg komplett beseitigt hat, ist der Mottenhügel einer früheren Anlage noch deutlich erkennbar.
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Motte bei Ubstadt-Weiher (Kr. Karlsruhe)
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Der Turm der Burg Stein bei Königsbach steht auf einem markanten Hügel, der teilweise aufgeschüttet oder zumindest künstlich versteilt wurde.
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Kurzporträt Wigoldesberg:
Ansicht der Großmotte Wigoldesberg bei Östringen-Odenheim (Kr. Karlsruhe) von Osten. Zur Aufschüttung des gewaltigen Hügels mussten tausende Kubikmeter Erde und Geröll bewegt werden.
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Lage: auf dem Greifenberg (wahrscheinlich von Grafenberg); zwischen Eichelberg und Odenheim
Größe: Gesamtanlage ca. 200 x 50 m
Entstehungszeit: vermutlich am Ende des 10. Jh.
Archäologie: kein Fundmaterial bekannt
Urkundliche Erwähnung: 1123 wird vermutlich auf dem Burgareal das Kloster "Wigoldesberg" gegründet.
Heutige Nutzung: Waldgebiet
Grundriss der Burg Wigoldesberg
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Beschreibung:
Ein flach eingeebnetes Areal von ca. 100 x 50 m entlang des Bergrückens bildete wahrscheinlich einst die Vorburg oder trug gar einen kleinen Burgweiler. Den Abraum benutzte man sicherlich zur Aufschüttung der daran anschließenden Motte, deren Plateau von etwa 80 x 25 m die Vorburg um gut 8 m Höhe überragt. Das langgezogene Oval wird im Osten und Westen von von sichelförmigen Gräben und Wällen umschlossen, welche zur Mitte der Längsseiten hin auslaufen. Im Nordwesten befindet sich am Mottenhang ein wenige Meter breiter zwingerartig vorgelegter Absatz. Ein weiterer auf der gegenüberliegenden Seite, der von der Vorburg her ansteigt und in das Plateau einschneidet, könnte mit dem einstigen Aufgang zu tun haben. Die letzten 10 m der Ostspitze des Areals sind markant erhöht. Vielleicht war hier, die Vorburg beherrschend und im Zentrum der Gesamtanlage, der Wohnturm platziert. Ein begonnener Graben im Westen der Erhöhung könnte von einer archäologischen Untersuchung aus dem 19. Jh. stammen.
Wigoldesberg befindet sich genau an der Grenze des Kraich- und Elsenzgaues. Da die Grafschaften der beiden Gaue im 11. Jh. von der gleichen Familie verwaltet wurden, liegt nahe dass es sich bei der frühen Anlage um die erste Grafenburg des Gebietes handelt.
Burg Wigoldesberg: Blick auf einstige Vorburg
© Nicolai Knauer
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4. Salierzeitliche Turmburgen
Parallel zu den Motten begann der Hochadel, anfangs natürlich nur mit Genehmigung des Königs, kurz nach dem Jahrtausendwechsel an exponierten Plätzen Steintürme zu errichten, welche meist die Wohnung des Burgherrn enthielten. Es ist durchaus denkbar, dass im 11. Jh. auch so mancher hölzerne Turm noch den Ansprüchen der hohen Adeligen genügte. Das vergängliche Baumaterial ist jedoch wesentlich schwerer nachzuweisen und somit kein konkreter Fall im Untersuchungsgebiet bekannt.
Auch von den Steintürmen haben sich oft nur wenige Reste erhalten, so dass deren Gestalt nur im Vergleich mit den wenigen Anlagen, die noch aufgehendes Mauerwerk besitzen, rekonstruiert werden kann.
Teilweise war der Wohnturm von einer engen steinernen Mauer umgeben, die einen Kernburgbereich von der Vorburg, dem Wirtschaftshof, abgrenzte. Ein Merkmal der frühen Burgen sind Ring- oder Sichelgräben im Gegensatz zu den meist gerade verlaufenden Halsgräben der Burgen in der späteren Stauferzeit.
Oft wurden die salierzeitlichen Bauten in späteren Zeiten bis zur Unkenntlichkeit überformt, so dass vermutlich so manche stauferzeitliche Burg ältere Vorgängeranlagen überdeckt. Turmburgen des 11. und frühen 12. Jhs. befanden sich z. B. bei Aglasterhausen (Neckar-Odenwald-Kreis) in der Nähe des Weilerhofes, bei Bretten (Kr. Karlsruhe) im "Burgwäldle", auf dem Turmberg bei Karlsruhe-Durlach, in Karlsbad-Langensteinbach (Kr. Karlsruhe), Pfinztal-Kleinsteinbach (Kr. Karlsruhe) und höchstwahrscheinlich hatte auch die salierzeitliche Burg Steinsberg bei Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis) ursprünglich einen Wohnturm.
"Burgwäldle" Bretten; Reste des salierzeitlichen Wohnturmes der großflächigen Burganlage, die höchstwahrscheinlich als Grafensitz des Kraichgaus diente.
© Nicolai Knauer
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Überrest des mächtigen Wohnturmes der Turmburg Langensteinbach mit Mauerstärken von 3,50 - 3,70 m
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Ecke des achteckigen Wohnturms der sogenannten Burg "Hundheim" bei Neckarsteinach-Neckarhausen (Kr. Bergstraße/Hessen) aus dem 11. oder frühen 12. Jh.
© Matthias Klefenz
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Kurzporträt Burg Lauffen (Kr. Heilbronn):
Die Inselburg der Grafen von Lauffen. Blick von Südsüdwest über den Neckar
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Lage: Neckarinsel zwischen dem Dorf und dem "Städtle"; durch künstlichen Einschnitt vom Ufer abgetrennt
Größe: ca. 100 x 30 m
Entstehungszeit: kurz nach 1003
Archäologie: keine Funde bekannt
Urkundliche Erwähnung: 1067 ("Heinricus de castro quod Loufe dictur")
Heutige Nutzung: Rathaus der Stadt Lauffen; im Wohnturm seit 2006 Museum "Die Grafen von Lauffen und ihre Burg"
Rekonstruktion des mittelalterlichen Grundrisses des Lauffener Wohnturms
© Nicolai Knauer
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Beschreibung:
Aus der Gründungsphase blieb der gesamte, ca. 12 m hohe steinerne Sockel des Wohnturms erhalten, der ursprünglich in zwei Etagen unterteilt war. Darüber befand sich mit Sicherheit mindestens noch ein hölzernes Geschoss. Der einstige Eingang lag in 6 m Höhe auf der Ostseite. Das Erdgeschoss war nur von oben her zugänglich. Nach Norden war der Turm mit einem Anbau ausgestattet, was für Wohntürme des 11. Jh. nicht unüblich ist. Normalerweise handelt es sich dabei um simple Abortschächte. Der besonders große Anbau in Lauffen war allerdings nochmals unterteilt in einen 0,40 x 1,20 m großen Schacht im Norden und einen 2,30 x 1,50 m großen Raum, der höchstwahrscheinlich als Treppenaufgang vom Saal zum verschwundenen hölzernen Aufsatz diente. Nirgendwo anders wurde bislang eine solche Unterteilung aufgefunden. Wahrscheinlich hat man in späterer Zeit die Anbauten auf ihren Zweck als Latrine reduziert. Erst in der Gotik griff man wieder auf das Konzept des "Treppenturmes" zur Stockwerksverbindung zurück.
Um 1200 wurde der Anbau etwa um das Doppelte erhöht und zum Bergfried umfunktioniert.
Der Wohnturm der Burg Lauffen scheint in seiner Einzigartigkeit nicht nur ein besonders früher Vertreter seiner Art zu sein, er ist anscheinend auch der am besten erhaltene.
Schnitt durch den Wohnturm und stauferzeitlichen Bergfried (Rekonstruktion)
© Nicolai Knauer
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Der Wohnturm aus dem 11. Jh. mit modernem Dach. Dahinter der auf den Anbau des Wohnturmes gesetzte Bergfried (um 1200) mit Eckbossen, dessen romanischer Hocheingang vom Rathausdach verdeckt wird.
© Nicolai Knauer
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Lauffen: Anbau mit aufgesetztem Bergfried
© Nicolai Knauer
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Lauffen: Fenster des Wohnturms
© Nicolai Knauer
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Rekonstruktions-Modell der Burg Lauffen (Burgmuseum Lauffen)
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5. Die Höhenburg der Stauferzeit
Etwa die Hälfte unserer Burgen lässt sich auf eine stauferzeitliche Gründung zurückführen. Nachdem im Investiturstreit das königliche Recht zum Burgenbau gänzlich durchweicht war, begann der Hochadel, der Klerus und schließlich auch einflussreiche Ministerialen Burgen zu bauen. Die Höhenburgen wurden nun vor allem in Spornlage errichtet, was den Vorteil hatte, dass die Verteidigung nur noch hauptsächlich auf eine Seite der Burg ausgerichtet werden musste. Die teilweise klippenartig steilen Abhänge an den anderen Seiten machten eine Annäherung des Feindes praktisch unmöglich. Den Graben konnte man somit auf einen Abschnittsgraben, den "Halsgraben", reduzieren.
Etwa ab der Mitte des 12. Jh. erscheint eine neue Turm-Bauform - der Bergfried, welcher meist direkt hinter dem Graben stand, um die dahinterliegende Burg zu schützen. Anders als der Wohnturm, hatte er ausschließlich Wach- und Wehrfunktion. Nur im äußersten Notfall konnte man sich durch seinen hochgelegenen Eingang in ihn zurückziehen, um auf Entsatz zu warten. Der Bergfried besitzt im Vergleich zum Wohnturm eine viel größere Mauerstärke im Verhältnis zum Innenraum.
Jedoch verschwand der Wohnturm auch während der Stauferzeit nie ganz. Besonders große Burgen wie z. B. die Kaiserpfalz Wimpfen (Kr. Heilbronn) oder Burg Eberbach (Rhein-Neckar-Kreis) besaßen neben einem Bergfried oft noch einen Wohnturm oder eine Zwischenform. Ansonsten lebte der Burgherr in einem seinem Geldbeutel entsprechenden Wohnhaus, das meist auch einen Saal für Zusammenkünfte oder Feste besaß. Einen echten Palas - ein eigenes Saalgebäude - leisteten sich natürlich nur die Reichen und Mächtigen.
Den meist engen Burghof umschloss eine hohe Ringmauer, an der sich die Gebäude anlehnten. Die obligatorischen Vorburgen, wo sich der Wirtschaftshof mit den Ställen, Scheunen und Werkstätten befand, waren vermutlich noch hauptsächlich mit hölzernen Befestigungsanlagen gesichert. Steinerne Mauern stammen hier fast ausschließlich aus späterer Zeit.
Typische Beispiele stauferzeitlicher Höhenburgen sind Hinterburg Neckarsteinach (Kr. Bergstraße/Hessen), Burg Obergrombach (Bruchsal, Kr. Karlsruhe), Schauenburg bei Dossenheim (Rhein-Neckar-Kreis), Burg Stocksberg bei Brackenheim-Stockheim (Kr. Heilbronn), Burg Liebenstein bei Neckarwestheim (Kr. Heilbronn), Burg Neipperg (Brackenheim, Kr. Heilbronn), Burg Horneck in Gundelsheim (Kr. Heilbronn), Burg Ehrenberg bei Bad Rappenau-Heinsheim (Kr. Heilbronn), Burg Guttenberg bei Haßmersheim (Neckar-Odenwald-Kreis) und Burg Zwingenberg (Neckar-Odenwald-Kreis).
Burg Guttenberg am Neckar: Blick auf Bergfried, Schildmauer und innere Zwingermauer
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Die stauferzeitliche Burg Obergrombach bei Bruchsal
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Die Kernburg der Hinterburg Neckarsteinach besitzt sowohl spätromanische, als auch frühgotische Elemente.
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Burg Neipperg
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Wohnturmbergfried der Burg Neipperg. Seine Außenschale besteht aus kissenförmig bearbeiteten Buckelquadern. Bauzeit 2. Drittel 13. Jh.
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Kaiserpfalz Wimpfen
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Kurzporträt Ravensburg:
Ansicht der Ravensburg von Südwesten durch die Weinberge am Burgberg
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Lage: auf Sporn eines Ausläufers des Strombergs; oberhalb von Sulzfeld (Kr. Karlsruhe) bei Eppingen (Kr. Heilbronn)
Größe: Kernburg 38 x 47 m (nach Um- und Ausbau in der 2. Hälfte des 16. Jh. heute 140 x 75 m)
Entstehungszeit: zwischen 1210 und 1220
Archäologie: Keramik ab 13. Jh.; aus allen nachfolgenden Epochen
Urkundliche Erwähnung: Herren von Ravensburg ab 1222
Heutige Nutzung: Restaurant und Weingut
Ravensburg: Gesamtgrundriss
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Beschreibung:
Von der spätromanischen Kernburg blieb der 30 m hohe Bergfried komplett erhalten. Auf einer Grundfläche von 7 x 7 m erheben sich die 2,4 m dicken Mauern, die mit einer Außenschale aus Buckelquadern verkleidet sind. Im oberen Bereich treten immer mehr kissenförmig bearbeitete Quader auf und weisen, wie auch die Zangenlöcher im oberen Viertel, auf eine Erbauung nach 1200 hin. Der ursprüngliche, rundbogige Eingang befindet sich in ca. 8 m Höhe auf der Nordseite. Wahrscheinlich führte ein hölzerner Steg vom Wehrgang der Ringmauer hinüber. Reste der Mauer sind noch auf der gesamten Nordseite und vor allem im Torbereich erkennbar. Um den Bergfried-Eingang decken zu können, muss sie eine Höhe von mindestens 10 m besessen haben. Das mittelalterliche Tor befand sich an der selben Stelle wie heute. Spuren des abgearbeiteten nördlichen Gewändes sind noch erhalten. Wo das romanische Wohngebäude der Ravensburg lag, ist nicht mehr nachvollziehbar. Das älteste Kellergewölbe, das einst zu einem Wohngebäude gehörte, befindet sich in der Nordostecke der Kernburg.
Die heutige Gestalt der Ravensburg ist stark beeinflusst von umfangreichen Wiederaufbauten nach einer Zerstörung im Schmalkaldischen Krieg im Jahr 1546. Die Ringmauer und viele andere Gebäude wurden im 19. Jh. abgetragen.
Bergfried der Ravensburg
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Ravensburg: Bergfriedeingang
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Ravensburg: rekonstruierter mittelalterlicher Grundriss
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6. Niederungsburgen und Stadtburgen
Die hier behandelte Region besitzt ebenfalls eine große Anzahl von siedlungsnahen Niederungsburgen, die häufig von einem Wassergraben umgeben waren. Die Anlagen, deren Grundriss oft dem Quadrat angenähert ist, mussten teilweise auf einem Pfahlrost gegründet werden, da der Baugrund in den Talauen oft sumpfig war. Dazu wurden, wie z. B. bei der Bad Rappenauer Burg (heute Schloss), tausende Pfähle in den Boden gerammt.
Die Niederungsburgen benötigten ein vollkommen anderes Verteidigungskonzept wie die Spornburgen, da sie von allen Seiten gleich stark bedroht werden konnten. Eine in einheitlicher Höhe umlaufende Ringmauer schütze den Burghof. In späteren Zeiten legte man oft einen weiteren Bering an, der mit Flankierungstürmen verstärkt wurde. Der Wassergraben, als erstes Annäherungshindernis, übernahm die Funktion des Burgberges.
Oft besaßen die Tiefburgen Wohntürme und Steinhäuser als Hauptgebäude. Bergfriede, die in der Hauptsache das überhöhende Gelände jenseits des Halsgrabens einer Höhenburg sichern sollten, sind darum bei ihnen seltener zu finden. Weil sie wesentlich bequemer erreichbar waren, als die Höhenburgen, wurden sie in der Renaissance, als man kaum noch Wert auf die Wehrfunktion legte, oft schlossartig umgebaut, z. B. in Angelbachtal-Eichtersheim (Rhein-Neckar-Kreis), Heilbronn-Kirchhausen, Oberderdingen-Flehingen (Kr. Karlsruhe), und Wiesloch-Schatthausen (Rhein-Neckar-Kreis).
Weitere Beispiele von Niederungsburgen sind Burg Horkheim (Heilbronn), Burg Handschuhsheim (Heidelberg), Burg Altwiesloch (Wiesloch, Rhein-Neckar-Kreis), Burg Kürnbach (Kr. Karlsruhe) und Burg Dallau (Elztal, Neckar-Odenwald-Kreis).
Wasserburg Kürnbach erscheint heute als imposantes Fachwerkschloss.
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Deutschordensschloss Kirchhausen, Nachfolgerbau der Wasserburg
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Von der Burg Dallau blieb das Steinhaus und ein Treppenturm erhalten.
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Im 13. Jh. wurden im untersuchten Gebiet viele Städte gegründet, zu deren Verwaltung ein herrschaftlicher Amtssitz erbaut wurde. Diese Stadtburgen befanden sich of in einer Ecke der Stadtmauer und waren mit dieser verbunden. Zur Stadt hin trennte eine Mauer und teils ein Graben das Burgterrain ab. Da sich die Städte hauptsächlich in der Ebene befanden, waren die Stadtburgen meist in gleicher Form erbaut, wie die freistehenden Niederungsburgen.
Reste solcher Vogteisitze in Städten findet man in Brackenheim (Schloss) (Kr. Heilbronn), Bönnigheim (Ganerbenburg) (Kr. Ludwigsburg), Lauffen (Obere Burg) (Kr. Heilbronn), Wiesloch (Freihof) (Rhein-Neckar-Kreis) oder Bretten (Amtshaus) (Kr. Karlsruhe).
Der "Freihof" in Wiesloch, ein befestigter mittelalterlicher Adelssitz in der Stadtmitte.
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Ganerbenburg Bönnigheim
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Im Schloss Brackenheim befinden sich noch erhebliche Mauerreste der im 13. Jh. entstandenen Stadtburg.
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Kurzporträt Stadtburg Sinsheim (Rhein-Neckar-Kreis):
Ecke des Wohnturms mit Kissenquadern
© Hans Peters (Regierungspräsidium Karlsruhe, Archäologische Denkmalpflege)
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Lage: in der Südwestecke der Sinsheimer Altstadt
Größe: ca. 25 x 25 m
Entstehungszeit: 2. Hälfte 13. Jh.
Archäologie: umfangreiches Fundmaterial (Keramik, Metall, Glas usw.); Datierung zwischen 13. und 15. Jh.
Urkundliche Erwähnung: 1345 als Haus, 1349 als Burg genannt
Heutige Nutzung: keine
Grundriss der Burg Sinsheim auf Grundlage einer Darstellung von F. Damminger (Archäologische Denkmalpflege, RP Karlsruhe) der 2004 ausgegrabenen Mauerbefunde"
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Beschreibung:
Im Jahre 2000 stieß man bei Sondagen auf die noch geschlossen erhaltenen Fundamente der Burg, über die zuvor nur spekuliert worden war. Nach einer umfangreichen Grabungskampagne zeichnete sich das Bild eines kleinen Amtssitzes ab, bestehend aus einem 10 x 10 m großen Wohnturm und einem Nebengebäude von 11 x 7 m. Stadtseitig bestand eine knapp 1,5 m starke Mauer, ein Graben war offenbar nicht vorhanden. Kurz nach 1500 wurde die Anlage abgetragen und überbaut.
Sinsheim: Bogenstein des Wohnturmeingangs
© Hans Peters (Regierungspräsidium Karlsruhe, Archäologische Denkmalpflege)
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Sinsheim: Rekonstruktionsversuch der Burg Sinsheim
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7. Schildmauerburgen
Gegen Ende des 13. Jh. hatte sich die Belagerungstechnik so enorm weiterentwickelt, dass auch der Wehrbau mit neuen Konzepten darauf reagieren musste. Gigantische Wurfmaschinen waren in der Lage über hunderte von Metern präzise Schüsse auf die Mauern der Burgen und Städte abzugeben. Ein Bergfried, der nur einen Teil der Angriffseite decken konnte, war nun nicht mehr ausreichend. So hatte man schon ab der Mitte des 13. Jh. Burgen mit immer stärkeren und höheren feldseitigen Mauern ausgestattet. Sie wuchsen zu selbstständigen Wehrbauten mit oft beidseitiger Brustwehr, Hocheingang zu innenliegenden Treppen und teilweise sogar kleinen Räumen in der Mauerstärke heran. Diese sogenannten "Schildmauern" waren effektiver und materialsparender als ein Bergfried und konnten sogar zum Teil dessen Aussichts- und Rückzugsfunktion ersetzen. Bei Burgneubauten verzichtete man darum ab der Mitte des 13. Jh. oft ganz auf einen Turm.
Die typische Schildmauerburg hat die Form eines Rechtecks (Kastellform) und besitzt zum überhöhenden Gelände zu eine gerade oder in der Mitte leicht abgewinkelte Schildmauer. Das Hauptwohngebäude ist entweder direkt an deren Innenseite angelehnt oder nimmt die gegenüber liegende, geschützte Seite der Burg ein. Beispiele solcher Burgen sind Mühlacker-Dürrmenz (Enzkreis), Blankenhorn bei Güglingen-Eibensbach (Kr. Heilbronn), Zuzenhausen (Rhein-Neckar-Kreis), Schadeck bei Neckarsteinach (Kr. Bergstraße, Hessen) und die Untere Burg Weißenstein (Pforzheim). Die nie fertiggestellte, jüngere Obere Weißensteiner Burg, die meist fälschlich als "Kräheneck" bezeichnet wird, besitzt ebenfalls eine mächtige Schildmauer.
Burg Blankenhorn bei Güglingen-Eibensbach besitzt eine der imposantesten und besterhaltenen Schildmauern unserer Region.
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Schildmauerecke der nie fertiggestellten Oberen Burg Weißenstein mit den Ansätzen für die geplante Ringmauer.
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Innenseite der abgewinkelten Schildmauer von Burg Schadeck/Neckarsteinach mit Ecktourellen. Die Brustwehren und oberen Bereiche der Tourelle wurden um 1900 abgetragen und fiktiv rekonstruiert.
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Teilweise rüstete man ältere Anlagen um, indem man die feldseitige Ringmauer verstärkte und erhöhte (z. B. Burg Guttenberg am Neckar). Zu diesem Zweck wurde manchmal sogar der alte Bergfried abgetragen und sein Material in einer neuerbauten Schildmauer wiederverwendet (z. B. Burg Stolzeneck bei Eberbach, Burg Dilsberg bei Heidelberg).
Schildmauer der Burg Dilsberg, aus dem Material verschiedener Vorgängerbauten.
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Burg Stolzeneck bei Eberbach-Rockenau (Rhein-Neckar-Kreis)
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Kurzporträt Obere Burg Hornberg:
Burg Hornberg am Neckar
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Lage: oberhalb der stauferzeitlichen Unteren Burg Hornberg bei Neckarzimmern (Neckar-Odenwald-Kreis)
Größe: ca. 30 x 40 m
Entstehungszeit: nach 1263
Archäologie: nichts bekannt
Urkundliche Erwähnung: 1366 ("duo castra Hornberg", also zwei Burgen Hornberg)
Heutige Nutzung: Ruine; Besichtigung jederzeit möglich
Grundriss der Burg Hornberg
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Beschreibung:
Nachdem die Grafen von Lauffen im Mannesstamm erloschen waren, verkauften die nachfolgenden Eigentümer, die Herren von Dürn, Burg Hornberg an das Bistum Speyer. Die unsichere Zeit des Interregnums (kaiserlose Zeit von 1254-1273) veranlasste die Bischöfe offenbar dazu, zum Schutz der repräsentativen alten Grafenburg, im Abstand von ca. 100 m oberhalb, eine zweite Burg erbauen zu lassen. Diese statteten sie im Stil der Zeit mit einer enormen Schildmauer aus, die in der Mitte eine Mauerstärke von etwa 7 m besitzt. Höchstwahrscheinlich war sie mit großen Buckelquadern verkleidet, die überall in der Burg in Zweitverwendung auffindbar sind. Die grobe Außenhaut aus stark variierenden Steinformaten, die man heute vorfindet, ist vermutlich nur das beigemauerte Füllmauerwerk. Im 14. Jh. setzte man der Schildmauer an der Südecke einen bergfriedartigen Aussichtsturm auf. Beim großen Umbau unter dem Sohn und den Enkeln des Götz von Berlichingen, wurde das nördliche Drittel der Mauer abgetragen.
Obere Burg Hornberg: Schildmauer
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Obere Burg Hornberg: zweitverwendete Buckelquader, mit denen vermutlich einst die Schildmauer verkleidet war.
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8. Spätmittelalterliche Wohnturmburgen
Im Spätmittelalter erlebte der Wohnturm eine Renaissance. Vor allem der niedere Adel, der in Sachen Burgenbau nun ebenfalls versuchte den Edelfreien und wichtigen Ministerialen nachzueifern, erbaute sich die kompakten Gebäude, die durch ihre Zweckmäßigkeit und ihren geringen Platzbedarf gerade für Kleinburgen optimal waren. Im 14. Jh. entstanden im Untersuchungsgebiet Wohntürme von teils beachtlichen Ausmaßen. Jener der Burg Grombach (Bad Rappenau, Kr. Heilbronn) besaß ein Untergeschoss mit vier weiteren Vollgeschossen darüber und ein Dachgeschoss. Ähnliche Bauten findet man in Neckarbischofsheim (Rhein-Neckar-Kreis), Heilbronn-Horkheim und Neuenbürg (Enzkreis) bei Pforzheim (Hintere Burg).
Ein Kuriosum stellt der winzige, 5,6 x 5,8 m im Grundriss messende Turm der Burg Dauchstein bei Binau (Neckar-Odenwald-Kreis) dar. Die zum Teil nur 10 qm großen Innenräume sind mit allem ausgestattet, was ein Wohnturm benötigte. Dendrochronologisch konnte der zuvor als früher Bergfried verkannte Turm jüngst in die Mitte des 14. Jh. datiert werden.
Burg Dauchstein bei Binau am Neckar mit dem kleinsten Wohnturm der Region
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Bergfried der Burg Bruchsal
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Bergfried-Burg Bruchsal: Eckbossen
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Die wesentlich ältere Wasserburg Horkheim erhielt im 14. Jh. einen neuen Wohnturm, dessen Mauern im unteren Bereich stumpf an die alte Ringmauer stoßen.
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Der stattliche kastenförmige Wohnturm der Burg Grombach/Bad Rappenau
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Allerdings war nicht jeder Bauherr finanziell in der Lage - oder besaß das Recht - in Stein zu bauen. In Eschelbronn (Rhein-Neckar-Kreis) wurden die Reste eines Wohnturmes aus dem späten 13. Jh. ausgegraben, der komplett aus Holz bestanden hatte. Und er war sicherlich nicht der einzige. Auf anderen Kleinburgen, wie in Mühlhausen (Rhein-Neckar-Kreis) bei Wiesloch, auf dem Teufelskopf bei Dielheim (Rhein-Neckar-Kreis), in Flinsbach (Helmstadt-Bargen, Rhein-Neckar-Kreis), dem Burgstädtle bei Hochhausen usw. ist durchaus ein Holzturm als Hauptbau der Burg wahrscheinlich. Der Nachweis fällt aufgrund des vergänglichen Materials leider meist schwer.
Kurzporträt Neuburg bei Obrigheim (Neckar-Odenwald-Kreis):
Die Neuburg bei Obrigheim. Links der gotische Wohnturm, rechts ein schlossartiger Anbau aus dem 19. Jh.
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Lage: südlich von Obrigheim; am Steilhang des Neckartales
Größe: 50 x 45 m
Entstehungszeit: 1. Hälfte 14. Jh.
Archäologie: nichts bekannt
Urkundliche Erwähnung: 1345 als "Mettelnburg"
Heutige Nutzung: Hotel-Restaurant
Grundriss der Burg vor dem Umbau zum Schloss (Umzeichnung nach Grundriss von 1839; Original Fürstlich Leiningisches Archiv, Amorbach).
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Beschreibung:
Die Anlage taucht ursprünglich als Mittelburg (1345 "Mettelnburg" und 1369 "Mitteln borg") aufgrund ihres Standortes zwischen den beiden anderen Obrigheimer Burgen auf. Erst nach Aufgabe der 1329 als Burg Lantserre bezeichneten, pfälzischen Burg über dem Karlsbergtunnel erhält sie den Namen Neue Burg Obrigheim, im Unterschied zur Alten Burg im Ortskern. Das Hauptgebäude, das als einziges nahezu vollständig erhalten blieb, ist ein Wohnturm von 17,70 x 8,20 m und einer Höhe von ca. 16 m bis zur Mauerkrone. Er befindet sich direkt am Steilhang des Neckartals. Nur eine Schmalseite ist als Außenmauer der Burg, zum Berg hin ausgerichtet. Daran schloss sich im Westen ein kurzer Hoher Mantel (reduzierte Schildmauer) an, der den inneren Burghof deckte. Im Süden und Westen zog sich ein Graben um die Kern- und Vorburg. Das Tor der Burg befand sich einst auf der Nordseite. Der Vorhof enthielt etliche Wirtschaftsgebäude. Im Südosten war ein winziger Innenhof durch eine Mauer vom Rest der Burg abgetrennt, indem auch der Wohnturm stand.
Vom originalen Zustand des Wohnturmes hat sich noch ein gotisches Maßwerkfenster erhalten, das wahrscheinlich zu einer internen Kapelle gehörte. Auch die einstige Brustwehr mit den Zinnen, um die ein standsteinernes Gesims läuft, zeichnet sich gut von den späteren Umbauten des Dachbereiches ab. Ursprünglich besaß der Wohnturm einen umlaufenden Wehrgang der nicht vom Dach überdeckt wurde. Dies erkennt man an den Wasserspeiern an allen vier Gebäudeecken.
Mauerkrone des Wohnturmes mit original erhaltener Brustwehr. An der Ecke ist deutlich der frühere Maueransatz des Hohen Mantels erkennbar.
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Gotisches Maßwerkfenster am Wohnturm der Neuburg
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9. Weitere Informationen/Links
Burgen - Staatliche Schlösser und Gärten Baden-Württemberg
Liste von Burgen und Schlössern in Baden-Württemberg
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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