Hintergrundinformationen
1. Bedeutung
Klosterkirche und Klostergarten
© Staatliche Schlösser und Gärten, Bebenhausen
Bebenhausen ist durch seine (fast) vollständige Erhaltung als zisterziensische Klosteranlage des Hoch- und Spätmittelalters einzigartig für den südwürttembergischen Raum. Die für zisterziensische Verhältnisse üppig ornamentierte Architektur und seine Lage verleihen Bebenhausen eine Atmosphäre, die sowohl zu einem meditativ-kontemplativen wie kognitiv-analytischen Zugang einladen.
Die Klosteranlage ist repräsentativ für die zisterziensischen Klosteranlagen im Allgemeinen und spezifisch als Gründungskloster für die Pfalzgrafen von Tübingen an einer bekannten Fernhandelsroute.
Die klösterliche Gemeinschaft bestand aus Mönchen wie Konversen - ein Typikum für das mittelalterliche Klosterwesen. Bebenhausen ist aufgrund seiner wirtschaftlichen Bedeutung mit dem ausgeprägten Grangiensystem von besonderem Interesse. Nach Auflösung des Klosters in der Reformationszeit wurde hier zunächst ein evangelisches
Seminar für zukünftige Pfarrer und später ein Jagdschloss für den württembergischen König eingerichtet. Der letzte württembergische König Wilhelm II. lebte nach seiner Abdankung hier; von 1946 bis 1952 schließlich tagte in Bebenhausen der Landtag Württemberg-Hohenzollerns.
Tagung des Landtags Württemberg-Hohenzollern 1948
© LMZ-BW
Für den Unterricht bietet sich in Bebenhausen vor allem die hervorragend erhaltene Klosteranlage an, um den Schülern Merkmale des mittelalterlichen Klosterlebens zu vermitteln. Sowohl die Organisation des Ordens als auch die alltäglichen Konflikte der Bewohner in einem Kloster können Schüler in der Klosteranlage
nachvollziehen.
2. Geschichte
Siegel des Stifters von Bebenhausen, Pfalzgraf Rudolf I. von Tübingen
© Friedrich Karl Fürst zu Hohenlohe-Waldenburg, Über die Siegel der Pfalzgrafen von Tübingen, Stuttgart 1862, gemeinfrei
1183/84
Pfalzgraf Rudolf I. von Tübingen beabsichtigt ein Kloster als Familiengrablege zu gründen (Prämonstratenserkloster)
1187
erste urkundliche Erwähnung Bebenhausens (Holznutzungsrechte im Schönbuch)
1189
Ankunft des zisterziensischen Gründungskonvents
1204
Bestätigung des Klosters durch Papst Innozenz III.
1228
Weihe der Kirche
Um 1300 Fertigstellung des inneren Klosterbezirks
1320-1353
Abt Konrad von Lustnau: Durchführung bedeutender Baumaßnahmen
1335
Ausstattung des Chores mit Prachtfenstern
1350
Bau des Sommerrefektoriums
Das Sommerrefektorium
© Staatliche Schlösser und Gärten, Bebenhausen
1356-1412
Arrondierung des Besitzes unter den Äbten Werner und Peter von Gomaringen
1407-1409
Bau des Dachreiters
Der Dachreiter auf der Klosterkirche im Winter
© Staatliche Schlösser und Gärten, Bebenhausen
1471-1534
Neubau des Kreuzgangs, des heizbaren Winterrefektoriums und der Einzelzellen für das Dormitorium unter den Äbten Bernhard Rockenbauch und Johannes von Fridingen
1534
Im Zuge der Reformation Umzug der katholisch gebliebenen Mönche nach Salem
1549
Rückkehr des katholischen Konvents
1556
Einrichtung der „Evangelischen höheren Schule“ auf herzoglichen Erlass
1819
Übertragung des Klosters an den württembergischen Staat
1868-1885
Umbau des ehemaligen Gästehauses zum königlichen Schloss unter König Karl
1914-18
Umbau der Neuen Infirmarie zur Schlossküche und der ehemaligen Schlossküche zum Grünen Saal
König Wilhelm II. von Württemberg und seine Frau Königin Charlotte
© LMZ-BW
1918
Abdankung König Wilhelms II. und Rückzug nach Bebenhausen
1946
Tod Königin Charlottes im Schloss Bebenhausen
Gedenktafel zu Ehren des Königspaares © Staatliche Schlösser und Gärten, Bebenhausen
3. Anlage
Das Kloster liegt erhöht über dem Ort.
© Staatliche Schlösser und Gärten, Bebenhausen
Das Kloster bildet den Kern des Ortes Bebenhausen im Goldersbachtal nördlich von Tübingen. Das Kloster befindet sich auf einer Anhöhe über dem Zusammenfluss von Goldersbach und Seebach.
Moderne Skizze des Klosterplans
© Staatliche Schlösser und Gärten, Bebenhausen
Von der Bushaltestelle bzw. vom Parkplatz kommend, betritt man den Klosterkomplex über Treppen, die zwischen Schloss und ehemaligem Abtsbau (heute: Klosterverwaltung und Oberforstdirektion) enden; zwischen Sommer- und Winterrefektorium befindet sich die ehemalige Küche, heute der Eingang zum inneren Klosterkomplex.
Das Kloster Bebenhausen bietet selbst thematische Führungen für die Primarstufe sowie die Sekundarstufe I und II an (Besuchsinformation (kloster-bebenhausen.de).
Innerhalb des Klosterbezirks können sich die Schüler überall aufhalten; für die Umsetzung des Unterrichtsmoduls sind besonders die folgenden Örtlichkeiten wichtig:
- Klosterkirche: Gründung
Die Kanzel der Bebenhausener Klosterkirche
© Staatliche Schlösser und Gärten, Bebenhausen
- Sommerrefektorium: Ämter und Aufgaben im Kloster
Sommerrefektorium mit seinem hohen Gewölbe
© Staatliche Schlösser und Gärten, Bebenhausen
- Kapitelsaal: Abtwahl
Der Kapitelsaal
© Dieter Grupp
- Brunnenhaus: Wirtschaft im Kloster
Das Brunnenhaus
© Staatliche Schlösser und Gärten, Bebenhausen
- Kreuzgang: Klosterregeln
Der Kreuzgang
© Staatliche Schlösser und Gärten, Bebenhausen
- Pforte: Klostereintritt
Die Klosterpforte
© Staatliche Schlösser und Gärten, Bebenhausen
- Parlatorium: Noviziat
Das Parlatorium
© Staatliche Schlösser und Gärten, Bebenhausen
- Konversentor: Konversen
Puppe beim Konversentor
© Dieter Grupp
- Infirmarium: Hygiene
Das Infirmarium
© Staatliche Schlösser und Gärten, Bebenhausen
- Winterrefektorium: Bildungsort Kloster
Das Winterrefektorium
© Staatliche Schlösser und Gärten, Bebenhausen
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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