Methodenvorschlag
Lernorterkundung
Realschule/Gymnasium (S I)
Der Kreuzgarten, gesehen vom Dachreiter aus
© Staatliche Schlösser und Gärten, Bebenhausen
Die Unterrichtsmaterialien sind in einen vorbereitenden Teil (V), einen vor Ort einzusetzenden Teil (K) sowie einen nachbereitenden Teil (N) gegliedert.
Vorbereitung - vor der Exkursion im Klassenzimmer (V)
Die einzelnen Materialien verstehen sich als Angebot und Hinführung auf die zentrale Exkursion nach Bebenhausen; von den acht Arbeitsblättern muss keines, kann aber jedes eingesetzt werden.
Luftbild des Klosters Bebenhausen
© Staatliche Schlösser und Gärten, Bebenhausen
In einer ersten Annäherung an den Klosteralltag können die Schüler den Ablauf eines typischen Tages im Kloster kennenlernen und diesen mit ihrem eigenen vergleichen ( AB V 1 ). Das Spezifische des Klosters Bebenhausen (vor allem auch jenseits des Mittelalters) können die Schüler über eine Zeitleiste erarbeiten, wobei das Augenmerk vor allem auf den unterschiedlichen Nutzungen liegt ( AB V 2 ). Die aktuellen Ansichten (Gesamtbild, Luftbild, Modell und Lageplan) sollen wie die historischen die Annäherung an Bebenhausen erleichtern und dienen vor allem der Einstimmung ( AB V 3 und AB V 4 ). Über das Schulbuch bzw. das Internet können die Funktionen der einzelnen Orte im Vorhinein recherchiert werden - dabei werden die Schüler näher mit der Klosteranlage vertraut ( AB V 5 ).
Vor allem für den innerschulischen Unterricht ist das Arbeitsblatt AB V 6 gedacht: Die Schüler, die den Lernort selbst besuchen, entdecken diese Orte alle im Kloster (vgl. AB K 2 ). Für eine Vorreflexion eignet sich AB V 7 : Die Schüler sollen sich bewusst machen, inwiefern Bebenhausen in vielen Bereichen dem Ideal des zisterziensischen Klosters entspricht, jedoch durchaus auch seine topographischen und architektonischen Eigenheiten hat. Dieses Arbeitsblatt kann auch sehr gut im Nachhinein Verwendung finden. Wie man einen architektonischen Grundriss liest, kann man ebenfalls anhand von AB V 7 vertiefen. AB V 8 schließlich dient der Visualisierung des zisterziensischen Filiationssystems (Folie) und kann auch in Kombination mit dem nachbereitenden AB N 2 zur Organisation der Zisterzienser genutzt werden.
Filiationsskizze von Bebenhausen
© Dieter Grupp
Vor Ort im Kloster (K)
Das AB K 1 macht einen Vorschlag, wie man einen halben oder einen ganzen Tag sinnvoll und spielerisch im Kloster Bebenhausen verbringen kann: In Rollenspielen werden alltägliche Situationen, Konflikte sowie Dilemmata thematisiert, eingeübt, präsentiert, analysiert und reflektiert. Die Lerngruppe sollte hierzu zuerst in kleinere Gruppen eingeteilt werden, die in einem Suchspiel den Ort ihres Rollenspieles finden ( AB K 2 ) - an diesem Ort erhalten sie dann vom Lehrer zusätzliches Arbeitsmaterial und eine genaue Aufgabenbeschreibung (AB K R 1-10); die 10 möglichen Rollenspielideen bauen nicht aufeinander auf und können so flexibel je nach Interesse eingesetzt werden; bei einem halbtägigen Besuch Bebenhausens scheint es sinnvoll, fünf davon auszuwählen. Wer den ganzen Tag in Bebenhausen verbringt, kann ohne weiteres alle 10 Spiele umsetzen. Im Einzelnen haben die Rollenspiele folgenden Themen:
Blick durch das Maßwerk im Kreuzgang
© Dieter Grupp
- Klostergründung - Was verspricht sich ein weltlicher Stifter? ( AB K R 1 )
- Wer macht was im Kloster (Abt, Prior, Cellerar, Kämmerer, ...)? ( AB K R 2 )
- Wer wird neuer Abt? –-Der Konvent muss sich einigen ( AB K R 3 )
- Wirtschaftsfaktor Kloster: Soll ein Kloster Gewinn erwirtschaften? ( AB K R 4 )
- Klosterregeln und Regelverletzungen ( AB K R 5 )
- Eintritt ins Kloster: Mindestalter eines Mönchs ( AB K R 6 )
- Das Noviziat - Das erste Jahr im Kloster ( AB K R 7 )
- Konversen - Kann man als Erwachsener ins Kloster eintreten? ( AB K R 8 )
- Hygiene - Wie sauber war es im Kloster? ( AB K R 9 )
- Das Kloster als Bildungsort: das Skriptorium ( AB K R 10 )
Waschbecken im Kreuzgang
© Dieter Grupp
Die anschließenden Präsentation sind grundsätzlich dreigeteilt:
Zunächst werden die Mitschüler ins Thema eingeführt, dann spielen die Arbeitsgruppen die vorbereiteten Szenen vor und anschließend sollen sie ein Gespräch über den jeweils vorliegenden Konflikt moderieren.
Während der Präsentationen und im anschließenden Gespräch können die Schüler auf den Auswertungsbögen ihre Arbeitsergebnisse eintragen ( AB K 3 a/b ). Die Gespräche kann der Lehrer jeweils mit weiteren Impulsen versehen ( AB K 3 c ) Zur Abrundung der Arbeitsergebnisse schließlich bietet sich insbesondere in der Sekundarstufe I ein zweiter Durchlauf an: "Der Tag eines Mönchs im Zeitraffer" ( AB K 4 ) kann im inzwischen vertrauten Lernort als Schlusspunkt der Tagesexkursion dienen - dabei wird den Schülern vor allem das stark rekursive Moment des Tagesablaufs zwischen Gebet, Mahlzeiten und Arbeit bewusst.
Wehrgang an der äußeren Klostermauer
© Staatliche Schlösser und Gärten, Bebenhausen
Je nach Lerngruppe bieten sich unterschiedliche Aktivitäten als Puffer an: sei es die weitere Erkundung des Lernorts über besondere
Perspektivierungen ( AB K 5 ) oder eher meditative Aufgaben zu Schlussstein und Rosette ( AB K 6 (Hinweis der Schlussstein befindet
sich im Brunnenhaus) und AB K 7 ).
Ein Mönch übergibt einen Kodex an einen Auftraggeber (aus dem sog. Gero-Codex; Universitäts- und Landesbibliothek Darmstadt, Hs.1948, fol. 7v.).
© Wikipedia
Nachbereitung und Reflexion im Klassenzimmer (N)
An mehreren Stellen kann nach der Exkursion reflektierend vertieft werden: Grundlegend zu dem Reformorden der Zisterzienser stehen Arbeitsblätter zur Person Bernhards ( AB N 1 ) sowie zur hierarchischen Organisationsform des Ordens mit seinen diversen
Kontrollmechanismen ( AB N 2 ) zur Verfügung.
Bernhard von Clairvaux als Teil der Initiale B aus einer Handschrift des 13. Jahrhunderts
© Wikipedia
Außerdem kann man das Thema Wirtschaft im Kloster anhand der Arbeitsblätter AB N 3 und AB N 4 vertiefen: Sowohl das
Grangiensystem als auch die Rolle der Konversen verdienen einen zweiten Blick, um das erfolgreiche Wirtschaften der Zisterzienser zu
erklären und zu verstehen.
Die Klostermühle
© Staatliche Schlösser und Gärten, Bebenhausen
Über Bebenhausen hinaus blicken die letzten Arbeitsblätter: Die Leistung und zugleich das daraus resultierende Dilemma der
Zisterzienser zwischen Verzicht und zwangsläufigem Reichtum thematisiert AB N 5 . Mit AB N 6 wird die Frage gestellt, wie genussvoll bzw. asketisch das Leben im Kloster war, und AB N 7 schließlich bietet sich als fächerübergreifende Abrundung und Einblick ins Mittellatein an: Die Carta Caritatis als Verfassungsurkunde der Zisterzienser dient hier als Grundlage für eine Übersetzung. AB N 7 kann auch als Ausgangspunkt für AB N 2 eingesetzt werden.
Selbstverständlich kann man jeden Arbeitsbogen aus dem nachbereitenden Teil auch schon vor Ort einsetzen.
Bebenhausen aus der Luft
© Staatliche Schlösser und Gärten, Bebenhausen
Sekundarstufe II
Vorbereitung – vor der Exkursion im Klassenzimmer (V)
Die einzelnen Materialien verstehen sich auch hier als Angebot und Hinführung auf die zentrale Exkursion nach Bebenhausen; von den acht Arbeitsblättern muss keines, kann aber jedes eingesetzt werden.
In der Sekundarstufe II sollen sich die Schüler in der Vorbereitung stärker mit dem diachronischen Aspekt ( AB V 2 ) sowie den
architektonischen Besonderheiten auseinandersetzen ( AB V 7 ); als Einstieg in die Thematik eignen sich hier ebenfalls sowohl AB V 3 als auch AB V 4 . Mithilfe von AB V 5 kann man entweder die verbliebenen Kenntnisse aus der Sekundarstufe I aktualisieren oder diese erneut erarbeiten lassen.
Der Hl. Benedikt übergibt die Klosterregel an Mönche (St. Gilles, Nimes 1129).
© Wikipedia
Vor Ort im Kloster (K)
Die Materialien vor Ort aus der Sekundarstufe I (siehe oben) sind mit wenigen Abstrichen auch in der S II (Kl. 10 des Gymnasiums) einsetzbar. Hier werden sowohl bei den Spielszenen als auch bei den anschließenden vertiefenden Gesprächen zweifellos abstraktere Ergebnisse erzielt und andere Fragen aufgeworfen.
Wegen ihrer Komplexität eignen sich die Themen der AB K R 1 , AB K R 4 , AB K R 7 und AB K R 8 besonders für die Sekundarstufe II, ohne dass die übrigen ungeeignet wären.
Kloster Bebenhausen 1854. Aquarell von Kalle
© LMZ-BW
Nachbereitung und Reflexion im Klassenzimmer (N)
Für die Nachbereitung in der Sekundarstufe 2 eignen sich besonders die Arbeitsblätter über Bernhard ( AB N 1 ), in Lateinklassen AB N 7 als Anreiz für AB N 2 sowie vor allem AB N 3 und AB N 5 zur Bewertung des Zisterzienserordens.
Behandlung des Themas in der Schule
Dorfansicht aus dem Kieserschen Forstlagerbuch, 1683
© LMZ-BW
Da die vorbereitenden und nachbereitenden Phasen ohnehin für die Arbeit im Klassenzimmer gedacht sind, können die Vorschläge aus 2.1 hier ohne weiteres übernommen werden.
Das Erlebnis vor Ort, insbesondere in einem Kloster, ist grundsätzlich nur schwer zu ersetzen. Doch ließen sich die Rollenspiele ebenfalls im Klassenzimmer durchführen, wenn auch mit Abstrichen.
In jedem Falle sollte hierfür genügend Zeit angesetzt werden, wenn man die Arbeit nicht auf weniges Ausgewähltes beschränkt (vgl. unten: Das Modul in einer Doppelstunde).
Das große Festin Jagen zu Bebenhausen (1812). Kupferstich von J.C. Spahr
© LMZ-BW
Das Modul in einer Doppelstunde
Angesichts der Tatsache, dass man als Lehrer oft zeitlich eingeschränkt agieren muss, seien hier noch zwei Vorschläge für die
Einbindung des Lernorts Bebenhausen in Form einer Doppelstunde im Klassenzimmer angeboten. Die Verweise beziehen sich auf die oben erwähnten Arbeitsmaterialien und sind selbstverständlich individuell durch Zusätzliches zu ergänzen.
Der Brunnen im Kreuzgarten
© Dieter Grupp
Sekundarstufe I
Aspekte des Lebens im Kloster – wie weit ist diese Lebensform von unserer Lebenswelt entfernt?
Unterrichtsschritt: Inhalt |
Funktion | Medien |
1. Geographische Verortung: Ansichten-Lageplan: Wie lebt man im Kloster? |
Überblick/ Leitfrage |
Folie AB V 3 |
2. Tagesablauf im Kloster: Das Leben eines Mönchs | Hinführung | AB V 1 |
3. 2-4 Rollenspiele (z.B. Nr.1, 2, 3, 5) | Erarbeitung I | AB K R 1 , AB K R 2 , AB K R 3 , AB K R 5 |
4. Präsentation (evtl. mit TA) | Auswertung | AB K 3 a + b |
5. Orte im Kloster und ihre Funktion: Quiz (Bilder – Orte zuordnen) | Erarbeitung II | AB V 5 , AB V 6 |
6. Vergleich: das Leben eines Mönchs und mein Leben; Leben im Kloster – eine Alternative zum Leben in der Welt? | Problematisierung | AB V 1 |
In der rechten oberen Ecke die erste historische Ansicht Bebenhausens vom Ende des 15. Jahrhunderts
© LMZ-BW
Sekundarstufe II
Das zisterziensische Reformkloster - zum Erfolg / Scheitern verurteilt?
Unterrichtsschritt: Inhalt |
Funktion | Medien |
1. Bebenhausen als "typisches" Zisterzienserkloster Bild: Kreuzgang/Idealplan |
Einstieg: allgemein vs. besonders |
AB V 7 |
2. Bernhard von Clairvaux - schillernde Gründerfigur der Zisterzienser: Reformideal | Informationsinput 1: Zisterziensische Klosterreform |
AB N 1 |
3. Funktionen der Orte im Kloster: Recherche | Informationsinput 2: Klosteraufbau / Basics |
AB V 5 , AB V 6 |
4.a. Konfliktreiches Leben im Kloster - Gründung - Wirtschaft - Konversen - Regelverletzungen |
Erarbeitung (spielerisch) |
AB K R 1 , AB K R 4 , AB K R 5 , AB K R 8 |
oder 4.b. Konfliktreiches Leben im Kloster (arbeitsteilige Gruppenarbeit) - Ideal und Wirklichkeit - Wirtschaften und Reichtum - Konversen und Mönche - Bequemlichkeit und Askese |
Erarbeitung (konventionell) |
AB N 3 , AB N 4 , AB N 5 , AB N 6 |
5. UG: Kritik vs. Leistung | Urteil | |
6. Schreiner: Zwangsläufiger ökonomischer Erfolg als inhärenter Niedergang? + Dachreiterbild! | Problematisierung | AB N 5 , (M4), B 6 |
7. Weiterung: Kloster Bebenhausen im Laufe der Zeit Diachroner AnsatzAB V 2 ,
Folie AB V 4
Konversentor
© Dieter Grupp
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -