Das UNESCO-Weltkulturerbe - Klosterinsel Reichenau im Bodensee - Geschichtlicher Überblick
Das Inselkloster Reichenau entwickelte sich nach seiner Gründung durch den Wanderbischof Pirmin im Jahr 724 rasch zu einem religiösen, kulturellen und wissenschaftlichen Zentrum des Abendlandes. Bei der Christianisierung des deutschen Südwestens und der Schweiz spielte es neben St. Gallen und weiteren Klöstern eine wichtige Rolle. Durch den Besitz bedeutender Reliquien (St. Markus, St. Georg, Hl. Blut) wurde es auch zum Ziel für Pilger von nah und fern.
Ihre Blütezeit erlebte die Datei vom Ende des 8. bis zur Mitte des 11. Jahrhunderts. Sie wurde durch die engen Verbindungen des Klosters zu Karl dem Großen eingeleitet. Die Reichenauer Äbte waren damals als Berater, Mitarbeiter, Kanzler, Gesandte und Prinzenerzieher in wichtigen politischen Aufgaben im Reichsdienst tätig. Von Beginn an gehörten dem Kloster nur Mönche von adeliger Herkunft an. Abt Heito, Walahfrid Strabo und vor allem Hermann der Lahme traten als bedeutende Gelehrte hervor. Seinen künstlerischen Höhepunkt erreichte das Kloster im 10. und 11. Jahrhundert in der Buch- und Wandmalerei.
Bis heute erhaltene Gebäude aus der großen Zeit des Klosters sind das Münster St. Maria und Markus in Mittelzell mit Teilen der ehemaligen, 816 geweihten Abteikirche, die später mehrfach erweitert und umgebaut wurde, sowie die Kirchen St. Peter und Paul in Niederzell (erste Kirche 799, die heutige um 1100 erbaut) und St. Georg in Oberzell (Ende 9. Jhdt., mit bedeutenden Wandmalereien). Um die Mitte des 11. Jahrhunderts setzte der Niedergang des Klosters ein. Zeitweise wurde das Kloster durch den Konstanzer Bischof verwaltet. Anfangs des 15. Jahrhunderts war das Kloster nur noch mit zwei Chorherren besetzt. 1605 bis 1610 wurde nach weitgehendem Abriss des alten Klosters auf der Nordseite des Münsters das noch bestehende Klostergebäude auf der Südseite erbaut. Es ist heute Sitz der Gemeindeverwaltung. |
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