Methodenvorschlag
Lernorterkundung
Der Lerngang ist in die unten folgenden Schritte untergliedert. Eine Differenzierung hinsichtlich der Schularten ist nicht vorgesehen; allerdings erlauben die unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen der Arbeitsbögen (siehe 2.) ein binnendifferenziertes Vorgehen. (Für die Grundschulen liegt eine "Museumstour" im "Schlössle" bereit.)
"Beginn bzw. Abschluss" sollten mit der Museumsleitung abgesprochen werden. Der Besuch der heutigen Klosteranlage auf dem Martinsberg ist optional.
1. Überblick verschaffen
Vorgehen
Die Schülerinnen und Schüler erhalten einen Erst-Erkundungsbogen ( AB 1 ) mit verschiedenen Bildern (Ausschnitte von Ausstellungsstücken und Darstellungen).
Sie erkunden auf eigene Faust den ersten Stock des Museums, beschriften die Bilder und geben den jeweiligen Raum dazu an.
Die Ergebnisse werden im Gang des ersten Stocks besprochen. Dabei können auch "typologische" Fragen thematisiert und problematisiert werden: Um welche "Quellen"art handelt es sich jeweils (gegenständliche Quelle, Bildquelle, Zeichnung, Foto, Faksimile ...)? Dadurch wird auch ein Bezug zum Museum als Institution möglich.
Ziele
Die Schülerinnen und Schüler verschaffen sich selbst einen ersten Überblick über die Ausstellung, um die folgende Erarbeitung (s. 2.) inhaltlich in einen Kontext stellen zu können.
Durch den Rätselcharakter und die mit dem Suchspiel verbundenen gruppendynamischen Prozesse werden sie für den Lerngang motiviert.
2. Exponate untersuchen
Vorgehen
Die Schülerinnen und Schüler werden (je nach Klassengröße) in Teams bzw. Kleingruppen eingeteilt - entweder durch die Lehrperson nach pädagogischen Gesichtspunkten (siehe auch folgender Punkt) oder per Zufall durch das Ziehen von Kärtchen mit Bildern.
Die Teams bzw. Kleingruppen erhalten einen Arbeitsbogen zu einem bzw. mehreren Exponaten mit Hinweisen für eine Präsentation.
Es stehen 11 Themen zur Verfügung. Diese bauen nicht aufeinander auf, sodass eine Auswahl und dadurch thematische Schwerpunktsetzung möglich sind.
Die Arbeitsbögen liegen in unterschiedlichen Schwierigkeitsstufen vor (jeweils durch Sterne gekennzeichnet), was eine binnendifferenzierte Verteilung durch die Lehrkraft ermöglicht.
Die Gruppen begeben sich in ihren Ausstellungsraum, untersuchen anhand der Arbeitsbögen die Exponate und bereiten sich auf eine Präsentation vor.
Ziele
Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich intensiv mit einem bzw. mehreren Exponaten. Dabei kommen verschiedene Zugänge zum Tragen (Text-, Bilderschließung, zeichnerische Elemente ...), und es werden unterschiedliche Kompetenzbereiche (historische Frage-, Sach-, Methoden-, Reflexions- oder Orientierungskompetenz) gefördert.
Die Themen im Einzelnen:
- Der Name "Welfen" ( AB 2a )
- Die Welfen in Süddeutschland ( AB 2b )
- Heinrich der Löwe ( AB 2c )
- Die Gründer des ersten Klosters ( AB 2d )
- Die Gründung des Benediktinerklosters ( AB 2e )
- Die Klosteranlage ( AB 2f )
- Das Leben im Kloster ( AB 2g )
- Schreiben im Mittelalter ( AB 2h )
- Das Berthold-Sakramentar ( AB 2i )
- Der Weg des Heiligen Blutes ( AB 2j )
- Reliquienverehrung ( AB 2k )
3. Ergebnisse präsentieren
Vorgehen
Präsentation der Exponate bzw. Themen durch die jeweiligen Expertengruppen vor der Klasse. Diese geht hierfür von Raum zu Raum.
Je nach Klassengröße kann die Klasse aufgeteilt werden: Die zwei Großgruppen beginnen dann an verschiedenen Startpunkten (z. B.: 2a / 2f)
Als (zusätzliche) Motivation zum aktiven Zuhören kann vor Beginn der Präsentationen der Hinweis auf ein abschließendes Rätsel gegeben werden.
Ziele
Förderung personaler und methodischer Kompetenzen wie Präsentationsfertigkeit, aktives Zuhören oder Zusammenarbeit in der Gruppe.
4. Gelerntes sichern
Vorgehen
Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten einen Rätselbogen (AB 3), in den verschiedene Begriffe des Lerngangs in Form eines Kreuzworträtsels eingetragen werden müssen. Abhängig von der Qualität der gehörten Präsentationen kann hier die Hilfe des Lehrers nötig sein.
Die Bearbeitung des Blattes kann individuell oder im Rahmen der bestehenden Kleingruppen als Wettbewerb erfolgen. Möglich ist, etwa bei Zeitknappheit, auch eine Auslagerung in den Unterricht.
Ziele
Durch den Rätsel- bzw. Wettbewerbscharakter soll ein positiver emotionaler Abschluss ermöglicht werden. Außerdem erfolgt dadurch eine Art inhaltlicher Zusatzsicherung, wodurch sich die Schülerinnen und Schüler des Gelernten bewusst werden können.
Beginn bzw. Abschluss (in Absprache mit der Museumsleitung)
Annäherung über das Gebäude
Treffpunkt "Schlössle": witterungsabhängig im Garten oder im Erdgeschoss. Allgemeine Einführung (Geschichte und Bedeutung des Hauses, Museum ...) sowie Hinführung auf das Thema des 1. Stocks (Welfen / Kloster)
Reflexion
Treffpunkt: Garten bzw. Erdgeschoss
Besprechung von Fragen, persönlichen Eindrücken; Reflexion, auch der eigenen Erwartungshaltung an ein Museum; Ausblick: Rückwirkung auf die eigene Lebenswelt? usw.
Auf Spurensuche
An den Lerngang im Museum kann sich ein Besuch der heutigen Klosteranlage auf dem Martinsberg anschließen. Dieser erfolgt unter der Leitfrage: Welche Hinweise auf die mittelalterliche Klostergeschichte lassen sich heute noch auf dem Martinsberg finden? Es geht somit nicht um eine Untersuchung und Würdigung der heutigen barocken Anlage, sondern um eine Spurensuche, durch die die im Lerngang gewonnenen Erkenntnisse an Lebensweltbezug und damit an Gewicht und Nachhaltigkeit gewinnen sollen, gerade durch die im Vergleich mögliche Alteritätserfahrung.
Für die Spurensuche auf dem Martinsberg steht ein Suchbogen zur Verfügung ( AB 4 ). Die Durchführung vor Ort liegt in den Händen der begleitenden Lehrperson.
Behandlung des Themas in der Schule
Nimmt man die Bildungspläne Baden-Württembergs von Hauptschule bis Gymnasium zum Ausgangspunkt, so ist das Thema "Die Welfen und das Kloster Weingarten im Mittelalter" über die Schlagworte "Vergangene Lebensformen und Kulturen", "Alltag im Mittelalter" oder "Herrschafts- und Gesellschaftsformen im Mittelalter" hinlänglich legitimiert. Von den im Lerngangmodul behandelten Unterthemen im Besonderen lassen sich dementsprechend zahlreiche Verbindungslinien zum innerschulischen Geschichtsunterricht ziehen. Zentraler Bezugspunkt ist das Leitthema "Kloster", wobei das Modul auch andere Anknüpfungspunkte gestattet: So kann über Heinrich den Löwen der Machtkampf zwischen Kaiser und Fürsten exemplifiziert werden; über den Namen der "Welfen" kann dagegen das Thema adelige Identität thematisiert werden, und es wird auch Quellenkritik an einem anschaulichen Beispiel möglich (vgl. AB 5a ); im Umgang der Welfen mit "ihrem" Kloster lassen sich Bezüge zur Hirsauer Reform und damit zum Investiturstreit herstellen, und es kann im Kleinformat Urkundenlehre betrieben werden (vgl. AB 5c ). Das Thema Schreiben gestattet Einblicke in den Stellenwert von schriftlicher bzw. mündlicher Kultur und damit in die Kulturgeschichte des Mittelalters allgemein (vgl. AB 5f ).
Für eine sinnvolle und fruchtbare Vernetzung von Schule und Lernort gilt grundsätzlich: Die Lernorterkundung und damit der Einsatz des Lerngangmoduls bedürfen sowohl der unterrichtlichen Vorbereitung als auch der Nachbereitung im Klassenverband.
1. Unterrichtliche Vorbereitung
Als Mindestvoraussetzung kann gelten,
- dass das Vorwissen zum Thema Kloster aktiviert und unter Oberbegriffen strukturiert wurde.
- dass Leitfragen entwickelt wurden, auf die der Museumsbesuch Antworten geben kann (Wer gründete ein Kloster? Wie sah ein Kloster aus? Wie lebte man im Kloster? etc.).
Vorschlag
Einstieg über eine "Diashow" zum Thema Kloster (evtl. untermalt mit gregorianischer Musik); Bilder zum Thema "Das Kloster Weingarten im Mittelalter" können dabei enthalten sein (vgl. Diareihe aus dem Kreismedienzentrum Ravensburg (16 Dias): Kloster Weingarten im Mittelalter (11. bis 17. Jahrhundert), zusammengestellt und kommentiert von Jan Koppmann, Signatur: 1097578)
Sammeln von (weiteren) Eindrücken und Themen; Brainstorming "Kloster"
Über Bildmaterial auf einem Arbeitsblatt (vgl. AB 0 ) werden historisch sinnvolle Fragen entwickelt; der Fragenkatalog wird im Hinblick auf die Themen des Unterrichtsmoduls ergänzt.
2. Unterrichtliche Nachbereitung
Ziel der unterrichtlichen Nachbereitung ist es, das Gelernte und Erfahrene zu sichern, zu kontextuieren und zu vertiefen.
Hierfür kann auf das Schulbuch zurückgegriffen werden (so finden sich in vielen Lehrwerken entsprechende Abschnitte, bspw. Ausführungen zum Reliquienkult im Mittelalter, etwa in: Forum Geschichte 2, Ausgabe Baden-Württemberg, S. 104 - 105 mit ausführlichem Bezug zu Weingarten).
Das vorliegende Modul bietet jedoch auch eine Reihe von Arbeitsbögen, die die unterrichtsrelevanten Inhalte und Kompetenzen des Lerngangs aufgreifen und die damit eine Rückkopplung und Integration desselben in den schulischen Geschichtsunterricht ermöglichen sollen.
Die Auswahl der Vertiefungspunkte bleibt dem Lehrer überlassen; die Arbeitsbögen bauen thematisch nicht aufeinander auf und sind dementsprechend einzeln und auch ohne Besuch des Lernortes einsetzbar.
Durch die Vielzahl an Arbeitsaufträgen werden (binnen)differenzierende Wahlmöglichkeiten geschaffen. Aus diesem Grund wurde auf einen Zuschnitt der Arbeitsbögen auf die verschiedenen Schularten verzichtet.
Denkbar ist sowohl ein sukzessiver Einsatz ausgewählter Bögen im Klassenverband als auch eine kompetenz- und schülerorientierte Erarbeitung in Form einer Lerntheke.
Vorschlag zu einer Lerntheke
Die Pflichtstationen (P) sind von allen Schülerinnen und Schülern zu erledigen.
Von den Wahlstationen (W) sollte mindestens eine bearbeitet werden ( AB 5c ist für diejenigen Schülerinnen und Schüler, die viel "Futter" brauchen bzw. verkraften).
Der Name "Welfen" ( AB 5a ) W
Die Welfen gründen ein Kloster ( AB 5b ) P
Die Welfen und ihr Kloster ( AB 5c ) W
Die Klosteranlage ( AB 5d ) P
Das Leben im Kloster ( AB 5e ) P
Schreiben im Mittelalter ... und in Weingarten ( AB 5f )
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -