Gernsbach - eine Stadt vom Mittelalter bis zur Frühen Neuzeit

Anlage

Die heutige Gernsbacher "Altstadt" (Stadtplan siehe Links im Serviceteil; siehe auch Karte auf AB 2 ) entstand auf einem spornartigen Höhenrücken, der nach Osten zur Murg hin, nach Norden und Süden zu den Tälern des Ziegelbachs und des Waldbachs abfällt. Umgeben war sie von einer ca. 900 Meter langen Stadtmauer, die eine Fläche von etwa 4,1 ha einschloss. Die West-Ost-Erstreckung der Kernstadt beläuft sich auf ca. 350, die Nord-Süd-Erstreckung auf ca. 130 Meter.

Nach Süden ausgerichteter Plan der Gernsbacher Befestigungsanlagen aus dem Jahr 1689 von Samson Schmalkalder. Links von der Stadt die Vorstadt Hof mit der Jakobskirche, deutlich erkennbar auch die Brücke über die Murg; GLA Hfk Bd. 19/54.
Nach Süden ausgerichteter Plan der Gernsbacher Befestigungsanlagen aus dem Jahr 1689 von Samson Schmalkalder. Links von der Stadt die Vorstadt Hof mit der Jakobskirche, deutlich erkennbar auch die Brücke über die Murg; GLA Hfk Bd. 19/54.
© Landesarchiv Baden-Württemberg, Generallandesarchiv Karlsruhe / Das Bild ist von der Lizenz CC-BY 4.0 ausgenommen

Durchbrochen war die Stadtmauer von zwei Haupttoren - dem Unteren Tor bei der Hofstätte sowie dem Oberen Tor bei der Liebfrauenkirche - und zwei Nebentoren, nämlich dem Storrentor im Südwesten und dem Färbertor im Nordosten. Dem Schutz der Tore dienten vier die Stadtmauer überhöhende Türme, von denen nur der Schimmel- oder Storchenturm am Oberen Tor die Jahrhunderte überdauert hat.
Militärische Funktionen konnte auch der mächtige Turm der Liebfrauenkirche übernehmen, der zusammen mit einem Halsgraben, dem sogenannten Streckfuß, die Stadt zum Hang hin abschirmte.

Von Friedrich Weinbrenner nach dem Stadtbrand von 1798 angefertigter Wiederaufbauplan für Gernsbach; GLA H Gernsbach/1
Von Friedrich Weinbrenner nach dem Stadtbrand von 1798 angefertigter Wiederaufbauplan für Gernsbach; GLA H Gernsbach/1
© Landesarchiv Baden-Württemberg, Generallandesarchiv Karlsruhe / Das Bild ist von der Lizenz CC-BY 4.0 ausgenommen

Das Straßensystem der Kernstadt von heute entspricht als Folge der Stadtbrände des 18. Jahrhunderts nur noch teilweise den Verhältnissen früherer Jahrhunderte. Nach wie vor durchzieht aber die leicht s-förmige, vom ehemaligen Unteren zum ehemaligen Oberen Tor um 20 Höhenmeter ansteigende Haupt- und Marktstraße als Verkehrsachse die Stadt. Die übrigen Straßen orientieren sich in ihrem Verlauf an dem der Hauptstraße und am durch die Stadtmauer markierten Stadtumriss. Vor den Toren der Stadt lagen sechs kleine Vorstädte (Bleich und Igelbach östlich der Murg, Hof, Hofstätte, Gass und Waldbach westlich der Murg).

Ein Stadtrundgang mit Schülern sollte sich im Allgemeinen auf die Hofstätte und die Kernstadt konzentrieren, kann aber noch durchaus den ehemaligen Speyerer Amtshof in der Vorstadt Gass und die Jakobskirche miteinbeziehen (siehe Arbeitsblatt AB 2 : Stadtrundgang in Stationen).

Über die Stadtbrücke, von der aus man einen guten Blick auf Schloss Neueberstein, das Murgtal und die ehemalige Brückenmühle hat, erreicht man die Hofstätte mit ihren schönen Fachwerkhäusern (Haus Nr. 3 aus dem Jahr 1694) und dem Hofstättebrunnen (1511), dessen Brunnenstock an die Etablierung der badisch-ebersteinischen Gemeinherrschaft im Jahr 1505 erinnert. Folgt man nun der Hauptstraße, passiert man das einstige Untere Tor nebst einigen Stadtmauerresten.
In der damit erreichten Unterstadt öffnet sich die Hauptstraße zum Marktplatz. Hauptsehenswürdigkeiten am Marktplatz sind das großartige Kastsche Renaissancehaus ("Altes Rathaus"), das Kornhaus und der Marktbrunnen.
Nach einem Gang durch die gepflasterte Amtsstraße mit ihren alten Speichern und einem Blick auf die sehr gut erhaltene Stadtmauer auf der Südseite der Stadt steigt man über die enge Turmgasse in die Gernsbacher Oberstadt mit dem Wolkensteiner Keller, der Liebfrauenkirche und dem Storchenturm.

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -