Methodenvorschlag
Lernorterkundung
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Eine Schulklasse beim „Horkheimer Reiter“
© Ulrich Maier, Städtische Museen Heilbronn
Der Fachbereich Museumspädagogik der Städtischen Museen Heilbronn bietet spezielle Führungen und Workshops für Schulklassen aller Altersgruppen und Schularten an. Vom Leben in der Steinzeit, der Römerzeit (Römisches Essen, Römische Spiele, Römisch Baden, Modenschau antik) bis zu Mittelalter und Neuzeit spannt sich der Bogen der Angebote.
Zum Thema Mittelalter wird der Workshop „ Alltagsleben im Mittelalter“ angeboten. Handlungsorientiert erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass das frühe Mittelalter durch Migration geprägt war – und wie die Kleidung, die Waffen und der Schmuck dieser Zeit aussahen. Sie schreiben mit der Gänsefeder, arbeiten als mittelalterliche Fliesenleger, gießen eine alamannische Reiterfibel, verkleiden sich, malen und spielen.
Bei den Führungen durch die Mittelalterabteilung werden die Schülerinnen und Schüler mit den Originalfunden und rekonstruierten Nachbildungen konfrontiert, dürfen selbst mal den Schild des „Horkheimer Reiters“ halten oder in mittelalterliche Gewänder schlüpfen.
Eine Stadtrallye führt durch die Heilbronner Innenstadt, wo trotz Zerstörung auch noch bedeutende Bauwerke aus dem Mittelalter zu finden sind. Themenorientiert liefern vier Module des Projekts „Museumskoffer“ Objekte zur hautnahen Auseinandersetzung mit der Geschichte der Stadt und der Region.
Die ersten drei Räume der Mittelalterabteilung sind den Alamannen gewidmet. Aus den Grabbeigaben, etwa im Grab eines dreijährigen Alamannenmädchens (Schmuck und Spielzeug) lässt sich ihre Lebenssituation erschließen.
Anhand der Verbreitung der Armbrustfibel erkennen die Schülerinnen und Schüler den Weg der Alamannen aus dem Elb-Saalegebiet nach Süddeutschland, wo sie sich für die spätantike Kultur öffneten, was daraus deutlich wird, dass manche Beigaben (z.B. Keramik) aus römischen Werkstätten stammen.
Im zweiten Raum wird das Metallhandwerk vorgestellt: Schwerter aus dem 6. und 7. Jahrhundert mit Damaszenerklingen oder Tauschierungen bei Broschen.
Im dritten Raum erfahren die Schülerinnen und Schüler, dass die Alamannen bereits mit Zeugnissen des Christentums konfrontiert wurden oder aus römischen Münzen und einfachen Nachbildungen Schmuckgehänge anfertigten.
Der Frankenraum wird dominiert von der Installierung der Grabkammer des „Horkheimer Reiters“. Anhand der Grabbeigaben lässt sich die Ausrüstung dieses fränkischen Ritters plastisch erschließen ( AB 5 Arbeitsbogen Museumserkundung).
Behandlung des Themas in der Schule
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Die alamannische Reiterfibel von Heilbronn-Böckingen
© Ulrich Maier, Städtische Museen Heilbronn
Ideal wäre nach vorausgegangenem Museumsbesuch eine vertiefende nachbereitende Behandlung des Themas in der Schule anhand ausgewählter Schwerpunkte. Die im Folgenden vorgestellten einzelnen Arbeitsblätter lassen sich aber auch als landeskundliche Bausteine ergänzend einsetzen.
Alamannen, Franken und das Christentum AB 1
Am Beispiel des Beinkästchens vom Heilbronner Rosenberg und der Pressblechfibel von Heilbronn-Böckingen können die Schülerinnen und Schüler nachvollziehen, wie die Alamannen schon dem Christentum begegneten und in der Zeit der Franken sich das Christentum als Religion durchsetzte.
Das Beinkästchen vom Rosenberg stammt aus einer römischen Werkstatt, vermutlich aus Gallien. Welche Rolle es für die Alamannin spielte, in deren Grab es gefunden wurde ist nicht klar. Man kann jedoch nicht daraus schließen, dass sie bereits Christin war. Das Kästchen könnte auch aus einem alamannischen Plünderzug ins römische Gallien stammen. Jedenfalls ist die Symbolik auf dem Schiebedeckel eindeutig: Ein Christusmonogramm und die griechischen Buchstaben für alpha und omega.
Anders verhält es sich bei der Pressblechfibel aus Heilbronn-Böckingen. Sie ist die Arbeit eines fränkischen Handwerkers aus dem 7. Jahrhundert und zeigt einen stilisierten Vogel, der zu einem Kreuz blickt. Zu seinen Füßen ist ebenfalls ein Kreuz zu sehen.
Mit Hilfe einer kommentierten Zeitleiste zur Geschichte der Missionierung Südwestdeutschlands können die Schüler die Funde unterschiedlich bewerten und in ihren historischen Zusammenhang einordnen.
Die alamannische Reiterfibel aus Heilbronn-Böckingen AB 2
Die Reiterfibel aus vergoldetem Silber diente einem alamannischen Adligen als Gewandnadel. Reiterfibeln sind typisch für den alamannischen Siedlungsraum, doch hat man einzelne Exemplare auch in Burgund und Nordfrankreich gefunden. Handelsgut waren sie wohl nicht, dafür sind sie zu eng mit dem alamannischen Raum verbunden. Historiker deuten die externen Funde als Beleg für die Flucht alamannischer Adliger nach dem Vordringen der Franken (Burgund) und als Beleg dafür, dass alamannische Adlige in den fränkischen Kernraum umgesiedelt wurden (Nordfrankreich).
Heilbronn im Mittelalter – Gründungssage AB 3
Der Name der Stadt Heilbronn lässt sich aus der Gründungssage ableiten, die auf einen „heiligen Brunnen“ bei der Kilianskirche hinweist. Die Tradition dieses für die Stadt bedeutsamen Brunnens zieht sich durch ihre gesamte Geschichte. Nach ihm ist die „Kirchbrunnenstraße“ benannt. Der „Kirchbrunnen“ neben der Kilianskirche diente bis ins 19. Jahrhundert der städtischen Wasserversorgung. Heute steht fast an derselben Stelle der „Siebenröhrenbrunnen“.
In der Sage wird erwähnt, dass hier aus einem heidnischen Quellenheiligtum ein „Taufbrunnen“ wurde. Damit wird die Mission der Region im 7. Jahrhundert durch den irischen Missionar Kilian treffend symbolisiert.
Diese Sage bietet Möglichkeiten zu fächerverbindendem Arbeiten (Deutsch, Bildende Kunst).
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Installation: Grab des Horkheimer Reiters
© Ulrich Maier, Städtische Museen Heilbronn
Der Horkheimer Reiter AB 4
Die Ausrüstung des fränkischen Reiters aus einem Grab aus Heilbronn-Horkheim stammt aus unterschiedlichen Regionen, sein Schild aus dem Ostseeraum, das Zaumzeug seines Pferdes aus Italien, Schwert und Kamm kommen aus langobardischen Werkstätten, ein großes Bronzebecken stammt aus dem Mittelmeerraum.
Deutlich werden die soziale Stellung und seine Funktion als fränkischer Adliger, der sich ständig zu Kriegsdiensten bereithalten musste und dafür Grundbesitz zugesprochen bekam. Aus diesen Anfängen, der Bezahlung fränkischer Reiterkrieger durch Land und Leute, entstand das mittelalterliche Feudalwesen, das die gesellschaftlichen und politischen Strukturen Europas bis ins 19. Jahrhundert prägte.
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -