Währungsreform 1948 - Arbeit im Archiv

Hintergrundinformationen

1. Bedeutung

Die Währungsreform 1948 mit der Einführung der DM war ein markanter Einschnitt in die deutsche Wirtschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts.

  • Sie beendete geldpolitisch das 3. Reich durch eine "Entnazifizierung des Geldes".
  • Sie war mit verantwortlich für die Teilung Deutschlands. - Zumindest beschleunigte sie die Spaltung.
  • Sie war der neben dem Ende der Bewirtschaftung der Initialzünder für den deutschen Wiederaufbau und das "Wirtschaftswunder" der 1950er Jahre.
  • Nicht zuletzt war der Erfolg der DM ein wichtiger Punkt bei der Einheit 1990. Er kulminierte in dem Slogan "Kommt die DM nicht zu uns, gehen wir zu ihr".
  • Die stabile DM und die Unabhängigkeit der Bundesbank, die aus der Bank deutscher Länder erwuchs, waren Vorbilder für den Euro und den Aufbau der Europäischen Zentralbank.
  • Auf diese Weise können bei der Behandlung des Themas vielfältig Gegenwartsbezüge hergestellt werden.

Collage aus den am 20. Juni 1948 ausgegebenen Scheinen

Collage aus den am 20. Juni 1948 ausgegebenen Scheinen
© Otto Windmüller


2. Geschichte

Die Nationalsozialisten hatten die Geldmenge zur Rüstungsfinanzierung sehr stark ausgeweitet. Durch Preisstopp und Bewirtschaftung entstand eine "zurückgestaute Inflation". Weitere Informationen dazu auf zwei Webseiten:

20 Reichsmark-Banknote. Sie verlor am 21. Juni 1948 ihre Funktion als gesetzliches Zahlungsmittel.

20 Reichsmark-Banknote. Sie verlor am 21. Juni 1948 ihre Funktion als gesetzliches Zahlungsmittel.
© Otto Windmüller

Mai 1945
Die Alliierten erhöhten die Geldmenge durch Ausgabe der Militärmark. Preisstopp und Bewirtschaftung wurden beibehalten.

August 1945
Auf der Potsdamer Konferenz konnte man sich nicht zu einer gemeinsamen "Entnazifizierung des Geldes" entschließen und betraute ein Fachgremium mit der Vorbereitung eines Planes.

Mai 1946
Der CDG-Plan der Alliierten sah im Zuge einer Geldreform einen Geldschnitt von 10:1 vor. Er bildete die Grundlage der Reform.

September 1946
Rede von US-Außenminister Byrnes in Stuttgart: Er deutete einen wirtschaftlichen Alleingang von Amerikanern und Briten in ihren Zonen an.

März 1947
Truman-Doktrin: Eindämmung des Kommunismus; Spaltung der Welt in zwei Lager.

Oktober 1947
Die "Sonderstelle Geld und Kredit" der Bizone wird eingesetzt. Sie sollte einen deutschen Plan bzgl. der Durchführung einer Währungsreform erarbeiten.

Dezember 1947
USA und GB waren zum Alleingang einer Währungsreform entschlossen und ließen DM-Noten in den USA drucken. In SBZ wurden Coupons gedruckt.

März 1948
DM-Banknoten im Wert von 5,7 Mrd. treffen in Deutschland ein.

April 1948
Finanzminister Köhler von Württemberg-Baden teilt mit, dass die Währungsreform noch vor der Ernte im Sommer erfolgen wird.

Mai 1948
Alliierte und deutsche Experten der "Sonderstelle Geld und Kredit" formulieren - abgeschottet von der Außenwelt - bei Kassel die Durchführungsbestimmungen.

7. Juni 1948
Die Länderregierungen erfahren, dass die Ernährungsämter für die Durchführung zuständig sind.

12. Juni 1948
Finanzminister Köhler in Stuttgart unterbreitet den Landräten Einzelheiten der Durchführung. Diese informieren die Bürgermeister.

16. Juni 1948
Köhler erfährt den Tag der Durchführung: 20. Juni 1948.

18. Juni 1948
Die Westalliierten erlassen die Währungsreform.
Ludwig Erhardt verkündet sie in einer Rundfunkansprache.

19. Juni 1948
Finanzminister Köhler hält eine Rundfunkansprache an die Württemberg-Badener.

20. Juni 1948
Ausbezahlung der Kopfquote an den Lebensmittelkartenstellen. Für 60 RM erhält jeder Bürger 40 DM und am 2.9. weitere 20 DM. Anmeldung der Bankguthaben.

Zehnfachfrankatur vom 22. Juni 1948.

Zehnfachfrankatur vom 22. Juni 1948. (Anmerkung: Das Briefporto betrug nach der Währungsreform 24 Pfennige. Ein Standardbrief konnte unmittelbar danach noch mit 240 Reichspfennigen frankiert werden.)
© Otto Windmüller

21. Juni 1948
DM alleiniges Zahlungsmittel in Deutschland.

28. Juni 1948
Köhler verkündet in einer weiteren Rundfunkansprache den vollen Erfolg der Reform: Verbessertes Warenangebot, Abkehr vom Tauschhandel usw.

August 1948
Sozial Schwache (Vertriebene, Arbeitslose, Rentner...) leiden unter der starken Preissteigerung vor allem bei Lebensmitteln.

September 1948
Ausbezahlung der 2. Kopfquote. Produktionssteigerungen in vielen Bereichen, besonders im verarbeitenden Gewerbe. Beginn eines selbst tragenden wirtschaftlichen Aufschwungs.

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -


Der Text dieser Seite ist verfügbar unter der Lizenz CC BY 4.0 International
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

Bitte beachten Sie eventuell abweichende Lizenzangaben bei den eingebundenen Bildern und anderen Dateien.