Währungsreform 1948 - Arbeit im Archiv

Methodenvorschlag

Lernorterkundung

Durch die Kriegszerstörungen, unsensible Mitarbeiter in verschiedenen Einrichtungen usw. wurden vielfach Geschichtsquellen vernichtet. Für die Zeit nach 1945 ist die Quellenlage einheitlicher. Überregionale Themen sind in der Regel flächendeckend dokumentiert. Insbesondere sind die seit dieser Zeit erschienen Zeitungen überall zugänglich.

Für Schulen ergeben sich daraus deutliche Vorteile:

  • Der Lehrer kann ganz gezielt und auch ohne großen zeitlichen Aufwand nach lokalgeschichtlich einsetzbaren Quellen suchen. Diese können dann direkt im Unterricht eingesetzt werden. Hilfreich ist in diesem Zusammenhang, dass landesweit immer mehr Findbücher in das Internet eingestellt werden. Dadurch kann online recherchiert und bestellt werden.
  • Mit Arbeitsgruppen, kleineren Klassen, für Seminarkurse, Projekte usw. kann ab den oberen Klassen der Hauptschule auch ein Besuch eines Archivs in Erwägung gezogen werden. Öffnungszeiten, Bestände und spezielle Angebote kann man über das Internet finden. Hilfreich ist aber auch ein Telefonat bzw. die persönliche Vorbesprechung. Themen für die Nachkriegszeit eignen sich insbesondere wegen der Lesbarkeit und dem besseren Gegenwartsbezug.
  • Besonders lohnenswert ist es, die Arbeit im Archiv mit einem allgemeinen Besuch zu verbinden. Immer häufiger bieten Archive im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit derartige Veranstaltungen an. Die Schüler erfahren dabei das breite Spektrum der Tätigkeiten: Verzeichnen der Bestände, Erhaltung der Archivalien, Einsatz neuer Technologien usw.
  • Für das Thema Währungsreform 1948 ist in allen Zeitungen und Archiven etwas zu finden. Häufig sind es ähnliche Inhalte, da die Merkblätter und Verfügungen zur Durchführung der Währungsreform nahezu überall aufbewahrt wurden. Auf jeden Fall ist für jede Region die Ankündigung der Reform in der lokalen Zeitung vorhanden. Zumeist wurde das gesamte Gesetzeswerk veröffentlicht.

Ankündigung der Auszahlung der Kopfquote - Haller Tagblatt vom 19. Juni 1948.

Ankündigung der Auszahlung der Kopfquote - Haller Tagblatt vom 19. Juni 1948.
© Stadtarchiv Schwäbisch Hall

Vor dem Archivbesuch sollten die Schüler über die Ursachen der Währungsreform informiert werden. Dazu bieten sich zwei Möglichkeiten an:

  1. Mittels Internetrecherche und einem Arbeitsblatt AB 1 .
  2. Traditioneller Unterricht mit einem Einstieg über die Rechnung: Was ist bemerkenswert an der Rechnung? - Schüler erkennen, dass die Rechnung in Reichsmark gestellt, aber in DM beglichen wurde. So gelangt man schnell zum Thema "Währungsreform" (Evtl. Folie mit DM-Schein, RM-Banknote und Zehnfachfrankatur). Erarbeitung der Notwendigkeit einer Währungsreform: Zurückgestaute Inflation, Tauschhandel, schwarzer Markt, Zigarettenwährung usw.

Rechnung in RM vom 17. Juni 1948, bezahlt in DM am 13. August 1948.

Rechnung in RM vom 17. Juni 1948, bezahlt in DM am 13. August 1948. (Umrechnungskurs 10:1)
© Otto Windmüller

Mögliche Arbeitsaufträge im Archiv bzgl. der Durchsicht der Zeitungen (z. B. ab März 1948):

  • Vergleiche Warenangebot und Preise 1948 mit heute.
  • Sind in der Zeitung Hinweise auf schwarze Märkte, Tauschwirtschaft und die Zigarettenwährung zu finden?
  • Gibt es Anzeichen für eine bevorstehende Währungsreform?
  • Erarbeitet die wesentlichen Bestimmungen der Währungsreform.
  • Fasst thesenartig die wirtschaftlichen und sozialen Wirkungen der Währungsreform zusammen.

Wenn der Lehrer das Thema "Deutschland nach dem 2. Weltkrieg" unterrichtet und in dieser Zeit das Haus der Geschichte besucht, lohnt sich ein Blick in die Vitrine zur Währungsreform. Darin befinden sich, anschaulich präsentiert, Zeugnisse zu dem Währungsschnitt:

  • Eine Holzkiste in der die neuen DM-Banknoten transportiert wurden.
  • Bilder über die Ausbezahlung der Kopfquote und spielende Kinder mit RM-Scheinen.
  • Ein Film über die Vernichtung der RM-Banknoten.

Behandlung des Themas in der Schule

Ein Archivbesuch zu dem Thema wird in der Regel der Ausnahmefall bleiben. Das Thema kann aber auch mit landeskundlichen Quellen und entsprechenden Onlineangeboten gut in der Schule unterrichtet werden.

Für alle Schularten ab den oberen Klassen der Hauptschule bietet sich als Einstieg, ebenso wie bei der Vorbereitung des Archivbesuchs, die Rechnung vom 17. Juni 1948 an ( B 6 ): Was ist bemerkenswert an der Rechnung? - Schüler erkennen, dass die Rechnung in Reichsmark gestellt, aber in DM beglichen wurde. So gelangt man schnell zu Thema "Währungsreform" (Evtl. Folie mit DM-Schein, RM-Banknote und Zehnfachfrankatur). Alternativ könnte der Einstieg auch mit dem umgestellten Sparbuch ( B 9 ) oder dem Plakat zur Auszahlung der Kopfquote ( B 8 ) erfolgen. Im Anschluss daran sollte die Erarbeitung der wirtschaftlichen Notwendigkeit einer Währungsreform erfolgen: Zurückgestaute Inflation, Tauschhandel, schwarzer Markt, Zigarettenwährung usw. Häufig wird dies einfach dadurch geschehen können, indem man bereits behandelte Themen wie "Nationalsozialistische Wirtschaftspolitik", "Wirtschaftliche und soziale Lage nach dem 2. Weltkrieg" wiederholt.
Zu Ursachen und Zielen der Währungsreform könnte auch das unten stehende Schaubild verwendet werden.

Schaubild aus der Zeitschrift der Bi-partie:

Schaubild aus der Zeitschrift der Bi-partie: "Das Währungs-ABC" (wahrscheinlich 20. bis 26. Juni 1948)
© Kreisarchiv Schwäbisch Hall 1a/56

Den Schülern könnte der Auftrag erteilt werden, die Kernaussagen des Schaubildes herauszuarbeiten. Dabei sollte erwähnt werden, dass das Bild aus einer Informationsschrift der Zweizonenverwaltung (Bizone) zur Währungsreform stammt.

Anschließend könnte diskutiert werden,

  • welche Ziele mit dem Schaubild erreicht werden sollten,
  • inwieweit das Schaubild zutreffend ist und
  • ob die Währungsreform auch das soziale Gleichgewicht geschaffen hat.

Die Radioansprache des stellvertretenden Ministerpräsidenten und Finanzministers von Württemberg-Baden zur Einführung der Währungsreform ist ein Dokument der Zeitgeschichte. Es zeigt die Bedeutung, aber auch Ursachen, Erwartungen und die sich abzeichnenden Probleme. Die Rede liegt als Tondokument (14 Minuten) und in Manuskriptform (5 Seiten) vor:

Sie kann im Unterricht eingesetzt werden als

  • Tondokument ( Radioansprache von Finanzminister Köhler am 19. Juni 1948:  Audio 1 anhören, 2,6 MB) Bei ausreichender Kenntnis der Vorgeschichte ist sie von den oberen Klassen der Hauptschule bis in das Gymnasium einsetzbar.
  • Originalmanuskript ( AB 2 ): Ob der gesamte Text oder nur Teile davon Verwendung finden ist von der Schulart, der Klasse und der zur Verfügung stehenden Zeit abhängig.


Besonders interessant und aufschlussreich ist das Anhören des Tondokuments in Verbindung mit dem Originalmanuskript. Diese Variante bietet sich in erster Linie an, wenn der Lehrer in einer Oberstufenklasse sowohl Geschichte als auch Deutsch unterrichtet. Es ergeben sich viele Fragestellungen. Neben inhaltlichen Fragen könnten auch die Ziele angesprochen werden, die mit der Rede verfolgt wurden. Von Bedeutung sind hier die Unterstreichungen von Köhler im Text. Auf diese Stellen legte er die Betonungen. Analysiert werden könnte auch der Aufbau einer Ansprache (Satzbau, Wortwahl usw.).

Die Zusammenhänge der Währungsreform können auch zeitsparend unterrichtet werden. Dazu könnte sich das Plakat zur Auszahlung der Kopfquote ( B 8 ) auf Folie eignen.

Plakat zur Ausbezahlung der Kopfquote

Plakat zur Ausbezahlung der Kopfquote
© Landesarchiv Baden-Württemberg StAL FL 612/12 Bü. 27

Die Folgen der Reform für das Warenangebot und die Mechanismen der Markwirtschaft werden aus dem Manuskript der 2. Radioansprache von Köhler am 28. Juni 1948 deutlich. Die Schüler können mit Hilfe von ( AB 3 ) die Wirkungen erarbeiten.

Mit dem Sparbuch können die wirtschaftlichen Folgen für die Sparer anschaulich und zeitsparend deutlich gemacht werden. Es ist zu erkennen, dass aus einem Guthaben von 1273 RM am 20. Juni 1948 durch Freiquote usw. bis 1952 nur 6,5 % erhalten blieben. Dies entsprach einer Umstellung von 16,5:1. Hingegen wurden Löhne und Mieten 1:1 umgestellt. Die Abwertung der Sparguthaben traf vor allem ältere, sozial schwache und kranke Menschen. Sie hatten nicht nur ihre Arbeitskraft, sondern auch ihre Ersparnisse verloren.

Auszüge aus einem Sparbuch, das von RM in DM umgestellt wurde

Auszüge aus einem Sparbuch, das von RM in DM umgestellt wurde
© Otto Windmüller


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -


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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

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