Absolutismus in Südwestdeutschland
Landesgeschichtliche Einführung
Autor: Dr. Volker Kronemayer (Arbeitskreis RP Karlsruhe)
in Zusammenarbeit mit Dieter Burkard
Despot und Landesvater Herzog Carl Eugen von Württemberg (1728 – 1793) © LMZ020175 |
Mäzen und Kulturförderer Kurfürst Carl Theodor von der Pfalz (1724-1799) © LMZ316612 |
Aufgeklärter Monarch Markgraf Karl Friedrich von Baden (1728-1811) © LMZ316754 |
Übersicht
- Einführung
- Kurpfalz
- Baden-Baden
- Baden-Durlach
- Württemberg
- Österreichische Gebiete
- Hohenzollerische Gebiete
- Fürstenberg
- Hohenlohe/Löwenstein/Limpurg
- Reichsstädte
- Sonstige weltliche Herrschaften
- Geistliche Gebiete
Hochstifte
Klöster - Staatenübergreifender/Europäischer Bezug
I. Einführung
In der Zeit zwischen dem Ende des Dreißigjährigen Krieges und der Französischen Revolution gelingt dem fürstlichen Absolutismus der Durchbruch, setzt sich dieser gegen die Interessen des Reiches und der Landstände durch.
In den größeren Flächenstaaten bildet sich ein säkularisierter Staat mit einer eigenen Staatsidee heraus. Im Wesentlichen werden die politischen Rechte der alten Stände nach Möglichkeit ausgeschaltet und eine (zentralisierte) staatliche Verwaltung aufgebaut.
Zu den tragenden Säulen der dynastisch begründeten Herrschaft gehören der Hof, der Verwaltungsapparat und ein stehendes Heer. Dabei strebt der Absolutismus danach, den Fürsten zum ersten Vertreter des Staates zu machen. Auf der anderen Seite ist das Volk Mittel und Objekt des Staates, nicht dessen Träger; es ist zu passivem Gehorsam verpflichtet.
In der Abfolge der historischen Epochen steht der Absolutismus zwischen dem spätmittelalterlichen, ständisch beschränkten Feudalstaat und dem Verfassungsstaat des 19. Jahrhunderts.
Im süddeutschen Raum entwickelt sich der Absolutismus auf Grund zahlreicher Momente keinesfalls so geradlinig wie in anderen Teilen Deutschlands: Die kleinräumige staatliche Gliederung ist neben ausgeprägtem ständischem Bewusstsein in der Bevölkerung einer von zahlreichen Gründen dieser Entwicklung. Die Entwicklung vom Territorialstaat mit unterschiedlichen regionalen Eigeninteressen zum vereinheitlichten Flächenstaat vollzieht sich nur mühsam, für Baden und Württemberg erst unter napoleonischer Vorherrschaft.
Südwestdeutschland um 1789 © LMZ008404
Für die Ausprägung des Absolutismus sind im Südwesten Deutschlands überragende Herrscherpersönlichkeiten, Fürstbischöfe eingeschlossen, unabdingbare Voraussetzung. Sie wecken durch ihr Wirken in der Bevölkerung ihrer Territorien das Bewusstsein der Zusammengehörigkeit.
Dem Absolutismus der südwestdeutschen Kleinstaaten fehlt ein ausgeprägtes Machtstreben. Ihre Oberhäupter sind in den Schwäbischen Kreis eingebunden, gewöhnlich reichstreu und häufig dem Reich und dem Haus Habsburg verpflichtet.
II. Kurpfalz
Territoriale Entwicklung der Kurpfalz von 1156 bis 1792© LMZ495920 Bild vergrößern (Druckversion)
▪ Kurfürst Karl Ludwig (1649-1680)
Kurfürst Karl Ludwig kehrt 1649 in die zerstörte Heidelberger Residenz zurück. Er regiert anfangs patriarchalisch und gilt als "Wiederhersteller der Pfalz".
Im Laufe seiner Regierungszeit orientiert er sich zunehmend an Ludwig XIV., dem "Sonnenkönig". Seine Tochter Liselotte verheiratet er 1671 aus Gründen der Staatsräson mit dem Herzog von Orléans, dem Bruder Ludwigs XIV.
In der Wirtschaftspolitik erweist er sich als Schüler des englischen und holländischen Merkantilismus und sieht im Staat den Unternehmer.
Während des Dreißigjährigen Krieges ist die ständische Mitbestimmung beseitigt worden, so dass Karl Ludwig die Akzise ohne Behinderung einführen kann. Er verdoppelt zwischen 1659 und 1671 die Steuereinnahmen. Dennoch übersteigen die Schulden von 1,9 Millionen Gulden die Einnahmen in Höhe von 400.000 Gulden. Und er gibt 51% Prozent der Einnahmen für das Militär aus.
"An alle ehrliche Leut von allen Nationen"
Karl Ludwig findet bei der Rückkehr in die Pfalz ein weitgehend entvölkertes und zerstörtes Land vor. Vorrangig entscheidet er sich für den Wiederaufbau des kriegszerstörten Mannheim, das durch seine Lage an Rhein und Neckar besonders günstige Voraussetzungen für die Entwicklung zur Handelsstadt aufweist.
Er stattet 1652 die Stadt mit Handels- Gewerbe- und Zollfreiheit aus, um die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass sich Mannheim zu einer Handelsmetropole zwischen Süddeutschland und Holland entwickeln kann. Um die Stadt zu bevölkern wendet er sich "an alle ehrliche Leut von allen Nationen".
Zehn Jahre später sind unter den 427 Grundbesitzern in Mannheim 235 mit französischen, 134 mit deutschen, 44 mit niederländischen Namen; daneben treten noch einzelne Eigentümer aus Schweden, Polen, Ungarn und anderen Ländern in Erscheinung. 1660 wird auch den Juden der Zuzug erlaubt, was zu neuer Zuwanderung führt.
Unter den baulichen Maßnahmen ist zu erwähnen, dass unter seiner Leitung ab 1656 das zerstörte Schwetzinger Schloss wieder aufgebaut wird. 1664 gibt er den Auftrag, in Mannheim ein Schloss zu bauen. Obwohl die Maßnahmen nie ausgeführt werden, ist doch an den Plänen die eindrucksvolle Größe nach Versailler Vorbild deutlich zu erkennen.
Im Rahmen des Wiederaufbaus des Landes lässt Karl Ludwig 1649 bei der Gemeinde Ketsch einen großen See für die Fischzucht anlegen. Heute verlandet, ist er in seinen Umrissen immer noch gut in der Landschaft zu erkennen. Mit dem Ableben von Kurfürst Karl von der Pfalz (1680-1685) stirbt die Simmernsche Linie aus.
▪ Kurfürst Philipp Wilhelm (1685-1690)
Kurfürst Philipp Wilhelm aus der Linie Pfalz-Neuburg tritt 1685 sein Amt an. Mit dem Regierungsantritt des katholischen Regenten treten Spannungen zwischen den Calvinisten in der Kurpfalz und den Katholiken auf, da die letzteren auf Grund der Verpflichtung aus dem Schwäbisch Haller Rezess nunmehr gleichberechtigt werden.
Philipp Wilhelm behält seinen Sitz in Jülich-Berg bei. Trotz hoher Militärausgaben ist die Pfalz bei Ausbruch des Pfälzischen Erbfolgekrieges nicht in der Lage, dem französischen Gegner wirkungsvoll entgegenzutreten.
▪ Kurfürst Johann Wilhelm (Jan Willem) (1690-1716)
Kurfürst Johann Wilhelm betreibt eine erfolgreiche territoriale Erwerbspolitik. In Verträgen mit den Bischöfen von Worms und Speyer sowie dem Erzbischof von Mainz erreicht er eine planmäßige Ausweitung des kurpfälzischen Territoriums. Die von Ludwig XIV. erhobenen Erbansprüche für seine Schwägerin Liselotte werden 1702 mit Geld abgefunden.
Um den großen Finanzbedarf für die Hofhaltung und die Baumaßnahmen zu decken, verpfändet er für 300.000 Gulden das Amt Boxberg an das Hochstift Würzburg. Zahlreiche Baumaßnahmen, wie z. B. den Ausbau des Düsseldorfer Schlosses, prägen seine Regierungszeit. Das Schloss Schwetzingen wird Sommerresidenz.
1698 wird in der Kurpfalz die Nutzung der evangelischen Kirchen als Simultankirchen eingeführt.
▪ Kurfürst Karl Philipp (1716-1742)
Kurfürst Karl Philipp residiert erst ab 1718 in Heidelberg. Er gerät jedoch in Konflikt mit dem reformierten Kirchenrat, versucht den Heidelberger Katechismus zu verbieten und die Heiliggeistkirche zu seiner katholischen Hofkirche umzugestalten. Er muss aber dem Druck der protestantischen Fürsten und des Kaisers nachgeben und gibt 1720 Heidelberg als Residenz auf. Er verlegt seinen Hofstaat nach Mannheim und legt dort den Grundstein für das Mannheimer Schloss.
Die Geheime Konferenz mit sieben Ministern wird höchstes Verwaltungsorgan. Um die Kosten des Hofstaates zu decken, werden die Ämter käuflich und erblich. Mittels Erb- und Unionsverträgen versucht er, die Wittelsbachischen Gesamtlande zu erhalten. Höhepunkt dieser Politik ist die Doppelhochzeit in Mannheim 1742: Die Hochzeit seiner Enkelin Elisabeth Auguste mit Carl Theodor von Pfalz-Sulzbach sowie die ihrer Schwester Maria Anna und dem Herzog Klemens von Bayern.
▪ Kurfürst Carl Theodor (1742-1799)
Kurfürst Carl Theodor um 1767 © LMZ316612
Ist der letzte absolutistische Herrscher der Pfalz. Im Geiste der Aufklärung setzt er zahlreiche Reformen durch. So lässt er 1776 die Folter abschaffen.
Während seiner Zeit in Mannheim (bis 1789) entwickelt sich die Residenz zum Zentrum der europäischen Kultur und Wissenschaft.
Unter seiner Leitung beginnt die Anlage des Schwetzinger Schlossgartens (1753-1795). Er gründet die kurpfälzische Akademie der Wissenschaften; es entsteht eine Akademie der bildenden Künste, ein Hoforchester und ein Hof- und Nationaltheater. Hier werden 1782 Schillers "Räuber" aufgeführt. Es folgen zwei Jahre später "Fiesco" und "Kabale und Liebe".
Die im 18. Jahrhundert aufkommenden aufklärerischen Freimaurerlogen und radikalen Illuminatenorden werden zunächst geduldet, seit 1785 aber von Carl Theodor verboten und verfolgt.
Der pfälzische Industrieprotektionismus setzt sich fort. Es entspricht den Luxusbedürfnissen des Mannheimer Hofes, dass die keramische Industrie und die Textilindustrie besonders gefördert werden. Frankenthal wird zum Mittelpunkt von Industrie und Handel in der Kurpfalz (Zeugmanufaktur, Porzellanmanufaktur, Seidenfabrik). Die Entwicklung geht zu Lasten der Landwirtschaft, trotz der 1770 gegründeten physikalisch-ökonomischen Gesellschaft, die ohne Erfolg mit physiokratischen Argumenten für eine freie Handelspolitik eintritt.
Nach dem Tod des bayrischen Kurfürsten Maximilian 1777 erbt Carl Theodor Bayern und muss nach München umsiedeln. Mit dem Wegzug des Hofstaates nach München büßt Mannheim einen erheblichen Teil seiner Bevölkerung ein und seiner kulturellen wie auch wirtschaftlichen Bedeutung. Die pfälzischen Manufakturen verlieren einen Großteil ihrer Kundschaft und geraten in eine schwere Absatzkrise. Ende des 18. Jahrhunderts brechen sie völlig zusammen.
II. Baden-Baden
Die Territorialentwicklung Badens bis 1796 © LMZ495917 Bild vergrößern (Druckversion)
▪ Markgraf Wilhelm von Baden (1622-1677)
schafft in Baden-Baden eine geregelte Verwaltung und ordnet die Finanzen. Der Landtag billigt 1652 eine ausführliche Akzis-Ordnung.
▪ Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden ("Türkenlouis") (1677-1707)
Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden ("Türkenlouis") © LMZ 322080
Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden verlegt die Residenz von dem zerstörten Schloss Baden-Baden nach Rastatt. Hier lässt er nach dem Vorbild von Versailles ein Schloss errichten (1697-1707) und Rastatt zur Festung ausbauen.
▪ Markgräfin Franziska Sibylla Augusta (1707-1727)
Markgräfin Franziska Sibylla Augusta © LMZ 327850
Markgräfin Franziska Sibylla Augusta führt nach dem Tod ihres Mannes Ludwig Wilhelm die Regierungsgeschäfte bis zur Volljährigkeit des Markgrafen Ludwig Georg weiter.
Sie gilt als Barockfürstin, in der sich leidenschaftliche Lebensfreude mit inniger Frömmigkeit paaren. Sie leitet tatkräftig den Aufbau des verarmten Landes und steuert zur Schuldentilgung etwa zwei Millionen Gulden aus ihrem persönlichen Einkommen in Böhmen bei.
Die Fürstin führt den Bau der Residenz Rastatt nach dem Vorbild von Versailles weiter und lässt 1710 bis 1712 Schloss Favorite als ihre Sommerresidenz errichten.
▪ Markgraf Ludwig Georg Simpert (1727-1761)
Er übernimmt 1727 die Regierungsgeschäfte von seiner Mutter Franziska Sibylla Augusta.
▪ Markgraf August Georg Simpert von Baden (1761-1771)
Der Markgraf folgt seinem kinderlos verstorbenen Bruder Ludwig Georg Simpert im Amt. Da auch aus seiner Ehe keine Nachkommen hervorgehen, stirbt mit seinem Tod die Bernhardinische Linie aus und Baden-Baden wird mit Baden-Durlach vereinigt.
▪ Markgraf Karl Friedrich von Baden-Durlach (1771-1811)
(siehe unter: Baden-Durlach)
IV. Baden-Durlach
1656 wird der Landtag zum letzten Mal einberufen.
▪ Markgraf Friedrich VI. von Baden-Durlach (1659-1677)
löst die Landstände 1668 widerstandslos auf.
▪ Karl Wilhelm von Baden (1709-1738)
Markgraf Karl Wilhelm von Baden © LMZ 326049
Karl Wilhelm von Baden ist der einzige Barockfürst der Durlacher Linie. Die wichtigsten industriellen Gründungen sind die Tabakfabrik und die Fayencenfabrik in Durlach, die mit dem Waisen- und Zuchthaus in Pforzheim verbundenen Textilmanufakturen und die Eisenwerke in Kandern, Oberweiler und Hausen.
Von großer Bedeutung sind die Gründung von Karlsruhe im Jahr 1715 und der Bau des Schlosses. Das Schloss liegt im Mittelpunkt eines strahlenartigen Systems von Straßen, das der damaligen Einteilung der Kompassrose in 32 Striche (entsprechend 32 Straßen) folgt.
1717 wird der Hof von Durlach nach Karlsruhe verlegt. Große Tulpenanlagen und der Unterhalt zahlreicher Mätressen kennzeichnen den Lebensstil von Karl Wilhelm.
▪ Karl Friedrich von Baden-Durlach (1771-1811)
Karl Friedrich erbt 1771 die Markgrafschaft Baden-Baden und führt sie mit Baden-Durlach zur Markgrafschaft Baden zusammen.
Mit ihm tritt Baden in die Phase des aufgeklärten Absolutismus ein. 1767 wird die Folter abgeschafft, 1783 die Leibeigenschaft beseitigt.
V. Württemberg
Territoriale Entwicklung von Württemberg bis 1796 © LMZ495919 Bild vergrößern (Druckversion)
▪ Eberhard III. von Württemberg (1633-1674)
Herzog Eberhard III. © LMZ 020131
Unter Eberhard III. von Württemberg kann der im Dreißigjährigen Krieg gebildete Geheime Rat seine Macht ausbauen und damit die ständischen Interessen weiter stärken. Er unternimmt keinen Versuch, das Nebeneinander von fürstlicher Regierung und bürgerlich-bäuerlichen Ständen zu ändern. Damit wird der Herrscher daran gehindert, einen absolutistischen Obrigkeitsstaat zu errichten. Auch nach außen bleibt der Staat schwach: 1665 fällt das Renchtal wieder an Straßburg.
Dennoch wächst der Finanzbedarf des Staates. Dieser wird nun direkt aus ständischen Steuern entnommen, während man bisher Anleihen auf das Kammergut aufgenommen hat, die die Stände nachträglich übernommen haben.
▪ Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg (1693-1733)
Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg baut Württemberg zu einem absolutistischen Staat um. Der Landtag wird seit 1699 nicht mehr einberufen; seine Funktionen werden auf Ausschüsse übertragen. 1703 beginnt man mit dem Bau des Schlosses Ludwigsburg.
Die Mätresse Wilhelmine von Grävenitz mischt sich in die Staatsgeschäfte ein. Auf ihr Betreiben hin wird 1724 Ludwigsburg zur Residenz; seit 1709 dient es neben Stuttgart als Residenzschloss.
▪ Herzog Carl Eugen von Württemberg (1738-1793)
Herzog Carl Eugen von Württemberg © LMZ020175
Herzog Carl Eugen von Württemberg wird seit 1741 am Hofe Friedrichs des Großen erzogen. Unter vormundschaftlicher Regierung erlangen die Stände wieder größeren Einfluss. Auch in Kreisen des Bürgertums entwickelt sich das Standesbewusstsein im erklärten Gegensatz zum Absolutismus.
Nach wechselvollen Auseinandersetzungen mit den Ständen muss Carl Eugen 1770 die ständischen Rechte im so genannten "Erbvergleich" anerkennen.
Die Gründung sozialer Wohlfahrtseinrichtungen sowie die Verbesserung der Infrastruktur des Landes machen Carl Eugen populär. Ohne dass es wesentliche negative Auswirkungen auf dieses Bild gehabt hätte, verkauft er 1787 elf württembergische Kompanien (ca. 3.200 Mann) an die Niederländisch-Ostindische Kompanie, die sie zum größten Teil in Südafrika einsetzt.
VI. Österreichische Gebiete
▪ Vorderösterreich
Territorialentwicklung der österreichischen Länder bis 1800
und Vorderösterreich um 1800 © LMZ495921 Bild vergrößern (Druckversion)
Im Westfälischen Frieden (1648) müssen das Reich und Österreich den Sundgau, die Landgrafschaft des oberen und unteren Elsass und die Landvogtei über die Reichsstädte von Kolmar bis Landau an Frankreich abtreten.
Seit 1635 befinden sich der Regierungssitz und die Hofkammer Vorderösterreichs in Freiburg. Da das Land am Oberrhein nunmehr Grenzregion ist, wird es von der Expansionspolitik Frankreichs getroffen. Im Friede von Nymwegen (1678) kommt Freiburg im Austausch gegen Philippsburg an Frankreich; im Frieden von Rijswijk (1697) fallen Freiburg und Breisach wieder an Österreich zurück.
Die Reformen Maria Theresias und Josephs II. verändern die Sozialstruktur des Landes grundlegend. So werden die Einkünfte der Prälaten und Ritter durch die Reform der Grundsteuer (1763) steuerpflichtig.
Joseph II. trennt das Gerichtswesen der oberen Instanz von der Verwaltung (1782). Ebenso verliert der Ritterstand das Recht, Streitigkeiten seiner Mitglieder in erster Instanz zu entscheiden. In das gleiche Jahr fällt die Aufhebung der Leibeigenschaft. Im Zuge kirchlicher Reformen werden zweiundzwanzig Klöster in Vorderösterreich aufgelöst.
1805 endet die Herrschaft Österreichs über diesen Landesteil.
▪ Schwäbisch-Österreich
Das Territorium hat vom ausgehenden 15. Jahrhundert bis 1805 einen recht gleich bleibenden Besitzstand:
Markgrafschaft Burgau (Günzburg), Grafschaft Hohenberg (Rottenburg, Horb, Oberndorf, Spaichingen), Landgrafschaft Nellenburg (Stockach), Landvogtei Schwaben (Altdorf-Weingarten), die so genannten "Donaustädte" Mengen, Munderkingen, Riedlingen, Saulgau und Waldsee sowie die Städte Ehingen, Radolfzell und Konstanz. Die Grafschaft Tettnang und Argen kommt 1780 dazu.
Diese Gebiete finden zu keiner politischen oder kulturellen Einheit zusammen. Daran ändert auch die Einteilung in die Oberämter Rottenburg, Stockach, Altdorf-Weingarten, Günzburg und ab 1780 Tettnang nichts.
Mit Vorarlberg und dem Breisgau ist Österreichisch-Schwaben ein Teil Vorderösterreichs und untersteht bis 1752 der Regierung in Innsbruck. Seit 1759/1763 wird es von der "Vorderösterreichischen Regierung und Kammer" in Freiburg verwaltet.
Im Pressburger Frieden (1805) fallen die Besitzungen Österreichs in Südwestdeutschland an Württemberg, Baden und Bayern.
VII. Hohenzollern
Burg Hohenzollern © LMZ 005064
Der Besitz der Grafen von Zollern spaltet sich 1576 in die Linien Hechingen, Sigmaringen und Haigerloch auf. Der Grafschaft Sigmaringen fällt 1634 die Herrschaft Haigerloch zu.
▪ Hohenzollern-Sigmaringen
Die Linien Hechingen und Sigmaringen werden 1623 in den Reichsfürstenstand erhoben. Auf Grund der Familienbindung mit nürnbergisch-brandenburgisch-preußischen Hohenzollern und den persönlichen Verbindungen zur Familie Napoleon (Kaiserin Josephine) entgehen die Herrschaften der Mediatisierung und bestehen als Rheinbundstaaten fort. Zwischen 1803 und 1806 wird Sigmaringen durch Mediatisierung und Säkularisierung erheblich erweitert.
▪ Hohenzollern-Hechingen
Die Kosten für die fürstliche Hofhaltung in der Grafschaft Hohenzollern-Hechingen beanspruchen die verarmten Untertanen so sehr, dass es zu einem hundertjährigen "Untertanenstreit" kommt, der erst 1795/1798 durch Vergleich beigelegt wird.
VIII. Fürstenberg
Territoriale Entwicklung von Hohenzollern und der Fürstenbergischen Lande von 1248 bis 1806 © LMZ 495922 Bild vergrößern (Druckversion)
Die Fürstenberger erwerben 1627 die Herrschaft Messkirch und 1639 die Landgrafschaft Stühlingen mit der Herrschaft Mewen. Damit hat das fürstenbergische Territorium seine größte Ausdehnung erreicht.
▪ Fürst Joseph Wilhelm Ernst (1744-1776)
Fürst Joseph Wilhelm Ernst vereinigt die Teilherrschaften des fürstenbergischen Territoriums in seiner Hand. Der Begriff vom Fürstentum Fürstenberg kommt auf. Er richtet zentralisierte Verwaltungsbehörden ein (Kollegium, Hofkammer, Oberämter, Geheime Konferenz).
Donaueschingen wird 1729 zur Residenz erhoben und mit Barockbauten aufgewertet. Bibliothek und Gemäldesammlung sind Zeugen einer intensiven Kulturpflege.
IX. Hohenlohe/Löwenstein/Limpurg
Teilungen in fränkischen Hochadelshäusern: Hohenlohe, Limpurg, Löwenstein und Nachbarterritorien © LMZ495923 Bild vergrößern (Druckversion)
▪ Hohenlohe
Nach dem Aussterben der Linien Waldenburg (1679) und Pfedelbach (1728) kommt der gesamte waldenburgische Landesteil in den Besitz der katholischen Grafen in Schillingsfürst und Bartenstein. Der letzte Pfedelsbacher Fürst versucht noch die protestantische Konfession, die durch den Westfälischen Frieden von auswärtigen Mächten garantiert wird, für sein Territorium zu sichern.
Streitigkeiten zwischen den absolutistisch regierenden Hauptlinien in Hohenlohe halten bis 1782 an. Die stark verschuldete Waldenburger Linie wird 1744 einseitig in den Reichsfürstenstand erhoben; ihr folgt 1764 die Neuensteiner Linie.
Hohenlohe-Schillingsfürst
Der Besitz ist ab 1553 in die Hauptlinien Neuenstein und Waldenburg geteilt, weitere Verzweigungen folgen. So bestehen um 1800 sechs Linien: Ingelfingen, Kirchberg, Langenburg und Öhringen aus dem Neuensteiner Stamm, Bartenstein und Schillingsfürst aus dem Waldenburger Stamm.
▪ Löwenstein
Nach der Burg Löwenstein bei Heilbronn nennen sich nacheinander drei verschiedene Familien. Ludwig aus der Ehe des Pfalzgrafen Friedrich mit der Augsburger Bürgertochter Clara Dettin begründet 1494 eine neue Linie. Aus ihr gehen die Linien Löwenstein-Wertheim-Freudenberg (1812 gefürstet) und Löwenstein-Wertheim-Rosenberg (1711 gefürstet) hervor.
▪ Limpurg
Die Schenken, die von der Limpurg bei Schwäbisch Hall ausgehen, mehren südlich von Hall ihren Besitz im 13. und 14. Jahrhundert. Im Rheinbundvertrag erhält Württemberg die Souveränität über die Reste der ehemaligen Herrschaften in Gaildorf und Sontheim.
X. Reichsstädte
Territoriale Entwicklung der Freien Städte und Reichsstädte bis 1803 © LMZ49592
Die nördlich der Alb befindlichen Reichsstädte fallen im Reichsdeputationshauptschluss größtenteils an Württemberg.
Ulm und die oberschwäbischen Städte gehen an Bayern, ausgenommen Biberach, Pfullendorf und Überlingen, die Baden zugeschlagen werden. Buchau fällt an Thurn und Taxis, Isny an die Reichsgrafen von Quadt, 1806 an Württemberg. Offenburg, Gengenbach und Zell werden badisch.
In den Jahren bis 1810 gelangen die westlich der Iller gelegenen Reichstädte an Württemberg, Pfullendorf und Überlingen bleiben bei Baden.
▪ Ulm
Die Bürger von Ulm sind seit 1778 über die drückende Steuerlast unzufrieden. In Prozessen vor dem Reichshofrat, die bis 1802 geführt werden, verlangen sie von der oligarchischen Stadtregierung Mitspracherecht in Steuersachen sowie eine Reform von Justiz und Verfassung.
XI. Sonstige weltliche Herrschaften
▪ Deutscher Orden/Deutschritterorden
Der Besitz des Deutschen Ordens ist im Tauberoberamt Mergentheim, dem Neckaroberamt Horneck und dem Oberamt Ellingen zusammengefasst. In Schwaben gehört dem Orden die Kommende Altshausen; hier befindet sich der Sitz des Landkomturs der Ballei Elsass und Burgund. Die Kommende Mainau im Bodensee gehört zu dieser Ballei.
▪ Johannitergroßpriorat Heitersheim
Heitersheim 1663 (nach Merian) © LMZ095842
Das Johannitergroßpriorat Heitersheim liegt am Baseler Rheinknie.
Im Rheinbundvertrag fällt Heitersheim 1806 an Baden.
▪ Reichsritterschaft
Der Schwäbische Ritterkreis gliedert sich in die Kantone: an der Donau, im Hegau, Allgäu und am Bodensee, am Kocher, im Kraichgau und am Neckar und Schwarzwald. Als besonderer Bezirk ist seit dem 16. Jahrhundert der Bund der Ortenauer Geschlechter an den Bezirk Neckar-Schwarzwald angeschlossen.
1805/1806 werden die Reichsritterschaften mediatisiert.
▪ Rechberg
Rechberg © LMZ 497407
Die Herren von Rechberg behaupten einen kleinen reichsritterschaftlichen Besitz um den Hohenstaufen. Die Anerkennung als Grafen erhalten sie 1607, endgültig 1810.
▪ Geroldseck – Reichsgrafenstand
Hohengeroldseck © LMZ323226
Der Besitz der Geroldsecker Hauptlinie geht bereits 1504 als Lehen an Österreich über. Die Linie stirbt 1634 aus. Nach dem Aussterben der Linie 1634 setzt Österreich Hartmann von Cronberg ein.
Nach dem Erlöschen dieser Familie wird nach einem kurzen baden-durlachischen Zwischenspiel (1692-1697) Karl Kaspar von der Leyen mit der Herrschaft belehnt. Er wird 1700 in den Reichsgrafenstand erhoben.
Im Rheinbundvertrag von 1806 werden die von der Leyen zu souveränen Fürsten. Der Wiener Kongress stellt die österreichische Lehenshoheit wieder her. 1819 geht das Territorium an Baden über.
▪ Königsegg
Wanddetail in Schloss Königsegg, Reichenau © LMZ 326955
Die Grafen von Könisegg erwerben zu ihrem Stammsitz um Königsegg und Aulendorf 1565 die Grafschaft Rothenfels im Allgäu, die sie 1804 im Tausch gegen ungarische Güter wiederum an Österreich verkaufen.
▪ Thurn und Taxis
Die Fürsten von Thurn und Taxis erwerben 1723 die reichsstädtische Herrschaft Eglingen. 1786 erwerben sie an der oberen Donau die Reichsgrafschaft Friedberg-Scheer aus waldenburgischen Besitz. 1806 gehen ihre Besitzung an Württemberg und Hohenzollern-Sigmaringen über.
▪ Klettgau
1687 kommt die aus den Ämtern Jestetten und Tiengen bestehende Landgrafschaft des letzten Landgrafen von Sulz Johann Ludwig II. (1648-1687) an dessen Schwiegersohn Fürst Ferdinand von Schwarzenberg (1787-1803). Dessen Nachkommen halten sich zumeist in Wien oder auf ihren böhmischen Besitzungen auf. Durch die Rheinbundakte von 1806 kommt die Landgrafschaft an Baden.
▪ Tengen
Seit 1522 befindet sich die Grafschaft Tengen im Besitz des Hauses Habsburg. Diese veräußern die Grafschaft 1663 an Auersperg.1806 gelangt die seit 1664 gefürstete Grafschaft an Baden.
Geistliche Gebiete
Hochstifte
Entwicklung ausgewählter geistlicher Territorien in Südwestdeutschland © LMZ495925 Bild vergrößern (Druckversion)
▪ Hochstift Konstanz
Der Bischof von Konstanz ist im Schwäbischen Kreis der erste unter den geistlichen Fürsten Schwabens und gemeinsam mit dem Herzog von Württemberg kreisausschreibender Fürst. Der rechtsrheinische Besitz gehört zum Schwäbischen Kreis, der linksrheinische steht unter der Oberhoheit der Schweizer Eidgenossenschaft. Generalvikar Ignaz Heinrich von Wessenberg verwaltet die Diözese an Stelle des letzten Bischofs Karl Theodor von Dalberg (1800-1817). Mit dem Umsturz in der Schweiz 1798 verliert der Bischof diesen Besitz. 1803 gelangt das rechtsrheinische Territorium an das Haus Baden. Residenz des Fürstbischofs waren Burg und Schloss Meersburg.
Deckenfresko "Divina Providentia" von Guiseppe Appiani, 1762 im neuen Schloss Meersburg © LMZ452748
▪ Hochstift Straßburg
Das Bistum wird im Zuge der Reunionen 1689, soweit linksrheinisch, der französischen Souveränität unterstellt. Nach Ausbruch der Französischen Revolution verlegt der Bischof seine Residenz nach Ettenheim. Die rechtsrheinischen Besitzungen werden im Reichsdeputationshauptschluss 1803 säkularisiert und fallen an Baden.
▪ Hochstift Speyer
Bischof Christoph Philipp von Sötern (1610-1652) lehnt sich an Frankreich an, das auch nach dem Westfälischen Frieden die Festung Philippsburg besetzt hält.
Damian Hugo von Schönborn (1719-1743) wird 1719 Bischof von Speyer, 1740 auch Bischof von Konstanz. Um dem andauernden Streit mit den Bürgern von Speyer zu entgehen, verlegt er seine Residenz in das von ihm erbaute Schloss Bruchsal. Dort lassen er und sein Nachfolger Franz Christoph von Hutten (1743 - 1770) eine neue Residenz aufbauen.
Fürstbischof Schönborn als Bauherr von Schloss Bruchsal © LMZ498249
Bischof August Wilhelm von Limburg-Styrum (1770-1797) regiert im Stil des Aufgeklärten Absolutismus.
In den Französischen Revolutionskriegen (1801/1803) löst sich das Hochstift auf.
▪ Hochstift Worms
Das Hochstift Worms verliert zwischen 1791 und 1801 seine linksrheinischen Besitzungen, in Säkularisation 1803 schließlich auch seine rechtsrheinischen Güter.
▪ Kurerstift Mainz
Während des Dreißigjährigen Krieges dient das Mainzer Territorium häufig als Kriegsbeute für die Verbündeten der Schweden. Die Herrschaft Hirschhorn im Neckartal mit dem Dorf Eschelbach im Kraichgau kommt 1632 durch Heimfall wieder an Mainz.
Gebiete an der Bergstraße sind seit 1463 an die Kurpfalz verpfändet. Im Westfälischen Frieden wird bestimmt, dass diese an die Pfalz verpfändeten Gebiete an der Bergstraße wieder ausgelöst werden können, was 1650 dann geschieht. Die hierzu gehörende Herrschaft Schauenburg (bei Dossenheim) tauscht Mainz gegen Viernheim und einige kleinere Orte im Taunus.
Geistliche Gebiete – Klöster
Die reichsunmittelbaren schwäbischen Klöster sind im Schwäbischen Reichsprälatenkollegium zusammengeschlossen. Sie haben eine gemeinsame Vertretung beim Reichstag (Kuriatstimme), im schwäbischen Kreistag treten sie mit Einzelstimmen (Virilstimmen) auf.
Beispielhaft sind zu nennen:
▪ Fürstpropstei Ellwangen
Schloss Ellwangen © LMZ317175
Das Chorherrenstift (einst Benediktinerabtei) Ellwangen besitzt das bedeutendste klösterliche Territorium.
Unter Franz Georg von Schönborn (1732-1756) wird die innere Organisation des Stiftes ausgebaut. Als Fürstpropstei verfügt das Stift über eine eigene Stimme auf dem Reichstag. Zu dem Stift gehören die Ämter Heuchlingen, Kochenburg, Röteln, Tannenburg und Wasseralfingen.
Die Fürstpropstei fällt 1803 an Württemberg.
▪ Obermarchtal: Prämonstratenserabtei St. Peter und Paul
Eine zielstrebige Politik der territorialen Ausweitung führt im 18. Jahrhundert zu einem Gebiet von drei Quadratkilometern mit 22 Dörfern und Weilern.
Die Klosteranlage Obermarchtal mit der 1686 bis1701 errichteten Kirche St. Peter und Paul wird von den Vorarlbergern Baumeistern Michael Thumb und Franz Beer errichtet. Die besonders prächtigen und aufwändigen Teile des Konventshauses mit Refektorium und der unvollendeten Bibliothek werden durch den Deutschordensbaumeister Bagnato Mitte des 18. Jahrhunderts angefügt.
Das Kloster wird 1802 dem Fürsten von Thurn und Taxis zugesprochen. Die Landeshoheit fällt 1806 an Württemberg.
▪ Benediktinerabtei Neresheim
Vorentwurf der Klosterkirche 1747 © LMZ 008663
Das Benediktinerkloster Neresheim wird 1764 reichsunmittelbar. Die Ablösungszahlungen an das Haus Öttingen-Wallerstein, die in diesem Zusammenhang anfallen, sind hoch: Das Kloster erlässt dem Fürstenhaus 9.000 fl Schulden und zahlt weitere 40.000 fl.
1802 wird das Kloster aufgehoben, sein Besitz an die Fürsten Thurn und Taxis übertragen. Die Landeshoheit fällt 1806 an Bayern, 1810 an Württemberg. Seit 1919 leben wieder Benediktiner im Kloster.
▪ Rot an der Rot, Prämonstratenserabtei
Klosteranlage mit Pfarrkirche © LMZ493531
Die Verwüstungen des Dreißigjährigen Krieges und ein Brand 1681 leiten eine umfangreiche Bautätigkeit ein, in welche die Klosterkirche, das Konventsgebäude und Kapellen mit einbezogen sind.
Die Säkularisation der Prämonstratenserabtei Rot an der Rot trifft 1802/03 ein Klostergebiet von etwa 80 qkm mit 45 Dörfern und Weilern.
1803 werden die Besitzungen dem Grafen Kolb von Wartenberg zugesprochen; 1808 erbt sie der Graf von Erbach. Die Landeshoheit fällt 1806 an Württemberg.
▪ Prämonstratenserabtei Schussenried
Schussenried – Barocke Klosterbibliothek © LMZ005975
Das Territorium des Klosters Schussenried umfasst zwei Quadratmeilen mit siebenundzwanzig Dörfern, Weilern und Höfen; auf fremden Gebieten liegen weitere siebenundzwanzig Ortschaften.
Das Kloster entfaltet im 18. Jahrhundert eine umfangreiche Bautätigkeit. Der Konventsbau schließt einen reich ausgestalteten Bibliothekssaal ein, der 1754 -1764 errichtet wird. Dominikus Zimmermann erbaut 1728 bis 1733 die Wallfahrtskirche St. Peter und Paul in Steinhausen.
1806 fällt das Kloster an Württemberg.
▪ Benediktinerabtei Zwiefalten
Kloster Zwiefalten © LMZ 008738
Das Kloster Zwiefalten erlangt 1750 die Reichsunmittelbarkeit. Dafür tritt es mehrere Orte im Umkreis von Reutlingen an Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg ab und zahlt darüber hinaus 170.000 fl. Entschädigung. Trotz der hohen Belastungen beginnt man mit dem Bau der Klosterkirche und des Konventsgebäudes, die 1765 geweiht werden.
Durch die Säkularisation 1803 fällt das Kloster an Württemberg.
▪ Benediktinerabtei St. Georg Ochsenhausen
Kloster Ochsenhausen – Orgel © LMZ008173
In dem kleinen Territorium des Klosters Ochsenhausen (1620-1802) besteht eine "Landschaft", die vornehmlich für die Steuer zuständig ist. Das Landschaftsrecht ist an bestimmte Höfe gebunden, weshalb die "Landschaft" oligarchischen Charakter hat.
Der große Besitz des Klosters Ochsenhausen fällt in der Säkularisation um großen Teil dem Grafen Metternich zu. 1805 gelangt der Besitz an Württemberg.
▪ Zisterzienserabtei Salem
Kloster Salem © LMZ328809
Das Kloster Salem ist das bedeutendste reichsunmittelbare schwäbische Zisterzienserkloster. 1697 wird das bis auf die Kirche abgebrannte Kloster unter Abt Stephan Jung wieder aufgebaut. Im 18. Jahrhundert erlebt das Kloster eine Blütezeit.
In der Säkularisation fällt das Kloster an Baden und Thurn und Taxis.
▪ Säckingen: Adeliges weltliches Chorfrauenstift St. Fridolin
Marianna Franziska von Hornstein (1723-1809) – die letzte Fürstäbtissin des adeligen Damenstifts Säckingen © wikimedia commons
Das Damenstift Säckingen behält seine Eigenständigkeit bis 1806.
Die Äbtissin ist Reichsfürstin, die Vogtei liegt in den Händen der Habsburger.
▪ Zisterzienserabtei Schöntal
Deckenfresko, Gruppe mit Elefant und Türke, 1787 ©LMZ492671
Die lange Regierungszeit des Abtes Benedikt Knittel führt zu einer Blütezeit Schöntals. Unter der Leitung von Johann Leonhard Dientzendörfer (1708-1727), Angelus Münch (1732-1761) und Augustin Brunquell (1761-1784) werden Kirche und Konventsgebäude errichtet.
Das Zisterzienserkloster Schöntal wird in der Säkularisation Württemberg angeschlossen.
▪ Benediktinerabtei St. Blasien
Fürstabtei St. Blasien - Gesamtprospekt von Salzmann 1772 © LMZ901884
Der Abt von St. Blasien ist seit 1613 Territorialherr. Seit 1662 haben die Äbte wegen der Reichsherrschaft Bonndorf Sitz und Stimme auf der Grafenbank der Schwäbischen Kreistage und des Reichstages.
Im 18. Jahrhundert erlangt das Kloster einen großen wissenschaftlichen Ruf. In dieser Zeit wird auch das abgebrannte Konventsgebäude neu aufgebaut und die Kirche errichtet.
Der Prälat von St. Blasien wird 1746 zum Fürstabt erhoben. Der Abt verwaltet die vier Ämter seiner Herrschaft ohne ersichtliche Mitwirkung des Klosterkonvents.
Martin II. Gerbert wird am 15. Oktober 1764 Fürstabt von St. Blasien. Unter seiner Herrschaft entwickelt sich St. Blasien zu einem bedeutenden Zentrum der methodischen Geschichtsforschung.
▪ Benediktinerabtei Weingarten
Klosterkirche Weingarten © LMZ008327
Das reichsunmittelbare schwäbische Kloster Weingarten gilt als sehr reich. Unter Abt Sebastian Hyller (1697-1730) entsteht die Basilika; die ab 1727 errichtete großartige Klosteranlage wird nie vollendet.
1802 fällt das Kloster an Nassau-Oranien-Dillenburg, dann 1806 an Württemberg.
▪ Adeliges Ritterstift St. Nikolaus Komburg
Die Großcomburg in Schwäbisch Hall © wikimedia commons (As htour)
Die Comburg steht seit 1541 unter der Hoheit des Bischofs von Würzburg.
1802 kommt es an Württemberg.
XIII. Staatenübergreifender/Europäischer Bezug
Es ist ein Allgemeinplatz festzustellen, dass sich der Absolutismus in Südwestdeutschland an dem französischen Vorbild Ludwigs XIV. orientiert. Auf den Bau des Mannheimer Schlosses wurde bereits hingewiesen. Von besonderer Bedeutung für das Rheintal und die Pfalz sind andererseits die Folgen des Pfälzischen Erbfolgekrieges 1688 bis 1697. Ludwig XIV. erhebt für die Gemahlin seines Bruders Philipp von Orléans, Elisabeth Charlotte (Liselotte von der Pfalz) Ansprüche auf den Allodialbesitz der 1685 ausgestorbenen Linie Pfalz-Simmern. Entgegen dem Kriegsstil der Zeit beschließt der französische Kriegsrat das Land systematisch zu zerstören.
Im Raum Rastatt setzt insbesondere die Person von Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden besondere Akzente. Nach dem Sieg über die Türken vor Wien 1683 ("Türkenlouis") und nach den Verteidigungskriegen am Oberrhein steigt er zum Reichsfeldmarschall auf. Der Sieg vor Wien begründet eine bis in das 18. Jahrhundert hineinreichende Türkenmode, die z. B. im Bau der Moschee im Schwetzinger Schlossgarten zum Ausdruck kommt.
In der Folge des Dreißigjährigen Krieges werden vornehmlich im Breisgau und am Oberrhein Schweizer und Einwanderer aus Savoyen (Oberitalien) angesiedelt. In den Raum Ostalb und Neckarbecken wandern massenhaft Österreicher ein. Die Einwanderung aus dem Alpenraum läuft um 1690 aus.
Württemberg verweigert nach der Aufhebung des Edikts von Nantes 1685 noch die Aufnahme von Hugenotten, nimmt aber Waldenser aus dem Piemont auf. 1698 wird eine Gruppe von etwa 3.000 Waldensern im verwüsteten Nordwesten Württembergs angesiedelt.
In der Kurpfalz werden vorzugsweise Einwanderer aus katholischen Ländern aufgenommen. Dies ermöglicht Kurfürst Johann Wilhelm eine systematische Rekatholisierung seines Territoriums. Simultankirchen entstehen. Schließlich werden durch die Religionsdeklaration von 1720 Kirchen und Kirchenvermögen im Verhältnis von 5:2 zwischen Katholiken und Reformierten geteilt.
Baden-Durlach nimmt nun Hugenotten sowie Protestanten aus Savoyen auf und siedelt wallonische Familien an, die in der Pfalz nicht mehr existieren können.
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- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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