Methodenvorschlag
2.1 Lernorterkundung
Das vorliegende Unterrichtsmodul stellt Materialien bereit, die den barocken Charakter der Stadt nachvollziehbar machen – unter anderem in Form eines „barocken Stadtrundgangs“:
Zunächst erhalten die Schüler auf dem Info-Blatt 2.1 Merkmale des Barock“)eine grundlegende Einführung in das Thema Barock und erarbeiten sich das kunsthistorische Rüstzeug, um barocke Stilelemente identifizieren zu können.Dies geschieht am besten schon im Vorfeld der Exkursion im Rahmen des Unterrichts.
Zur eigentlichen Vorbereitung des Stadtrundgangs beschäftigen sich die Schüler arbeitsteilig mit insgesamt sechs Stationen (Arbeitsblätter 2.2 bis 2.7 Barocker Stadtrundgang“). Auch diese Arbeitsphase könnte schon vor dem eigentlichen Exkursionstag stattfinden, gegebenenfalls auch als Hausaufgabe in Eigenregie der Gruppen. Es wäre dann sinnvoll, den Gruppen „vor Ort“ noch einmal Zeit zu geben, um ihre Station in Augenschein zu nehmen und letzte Fragen zu klären.
Es ist aber auch möglich, die gesamte Bearbeitung der Stationen am Exkursionstag vorzunehmen. Den Gruppen müsste dafür etwa eine Stunde Bearbeitungszeit eingeräumt werden.
Die Arbeitsblätter enthalten neben Fotos immer auch schematische Skizzen der jeweiligen Bauwerke. Farbmarkierungen in den Skizzen sollen den Blick der kunsthistorisch in der Regel wenig versierten Schüler auf exemplarisch ausgewählte barocke Stilelemente lenken.
B 14 und B 15
Skizzen der Einsiedelner Kapelle und des Johannes-Nepomuk-Brunnens mit Markierungen ausgewählter barocker Stilelemente.
© I. Brömel
Darüber hinaus enthalten die Arbeitsblätter Begleittexte, die den Schülerinnen und Schülern genügend Anknüpfungspunkte für eine informative und möglichst kurzweilige Führung an die Hand geben.
Kalkuliert man mit einer Redezeit von 3 bis 5 Minuten pro Station, käme man auf eine Führung von etwa 20 bis 30 Minuten. Hinzu käme die Zeit für die Ortswechsel, für die man etwa 30 Minuten veranschlagen sollte. So würde der ganze „Barocke Stadtrundgang“ ungefähr eine Stunde in Anspruch nehmen.
Als Ergänzung der Materialien bietet sich das Arbeitsblatt „ AB 3 Orientierung mit altem Stadtplan“ an. Die Schülerinnen und Schüler können sich recht problemlos mit diesem alten Innenstadtplan von 1770 orientieren (und ihre eigene Station finden), müssen dazu allerdings einen älteren Schrifttyp entziffern. Die Reihenfolge der Stationen ist variabel und kann den äußeren Umständen angepasst werden. Hier hilft bei der Planung ebenfalls das Arbeitsblatt „ AB 3 – Orientierung mit altem Stadtplan“ mit den beigefügten Lehrerhinweisen.
Das Arbeitsblatt AB 2.8
B 16 Arbeitsblatt „Orientierung mit altem Stadtplan“, hier in der Lehrerversion: ohne Arbeitsauftrag, mit exaktem Eintrag der Stationen.
Stadtplan: © LMZ-BW 326673 (ohne Urheber); Bearbeitung: © I. Brömel / Dieses Bild ist von der Lizenz CC-BY 4.0 ausgenommen
Das Arbeitsblatt 4 Modellhäuser – Teil der barocken Gesamtkonzeption“) widmet sich der Stadtplanung des absolutistischen Herrschers, der sogar in die Gestaltung der Wohnhäuser im Umfeld des Schlosses eingriff. Die Schüler erkennen, dass sich der absolutistische Herrschaftsanspruch architektonisch nicht im Bau einzelner Repräsentationsbauten erschöpfte. Gleichzeitig schärfen sie einmal mehr ihren Blick für barocke Spuren in Rastatt – auch wenn „das Barocke“ nicht unmittelbar ins Auge springt.
2.2 Behandlung des Themas in der Schule
Auch ohne Ortsbegehung ist es lohnend, barocken Spuren in Rastatt nachzuforschen.
Die Arbeitsblätter 1.2 bis 1.5 Barock in Rastatt“) bieten dazu vielseitiges Material, das die Schülerinnen und Schüler arbeitsteilig bearbeiten könnten. Anhand von Fotos und kürzerer Texte ermitteln die Schülerinnen und Schüler barocke Elemente an und in Gebäuden, auf Gemälden, in Biographien, in der Stadtplanung.
Grundlage für diese schülerzentrierte Arbeitsphase ist wieder ein einführendes Arbeitsblatt, das gemeinsam durchgenommen wird ( AB 1.1 Merkmale des Barock“). Dabei lernen die Schülerinnen und Schüler nicht nur die wichtigsten Kennzeichen barocker Kunst kennen, sondern beschäftigen sich auch mit der Frage, warum ein heutiger Architekt wohl nicht „barock planen“ würde, wenn er beispielsweise ein neues Bundeskanzleramt entwerfen müsste. Diese Überlegung zielt bereits auf politische Implikationen der barocken Kunst ab:
Barock ist untrennbar verbunden mit der Hochzeit des Absolutismus. So berühren die Materialien immer wieder auch die Frage, inwiefern sich in barocken Gebäuden, in barocker Mode etc. absolutistische Strukturen niedergeschlagen haben.
Ganz ausdrücklich gehen die drei letzten Arbeitsblätter dieses Moduls dieser Frage nach:
Vor allem wenn im Rahmen einer Exkursion die Belétage der Rastatter Residenz besucht wird, lohnt eine nähere Beschäftigung mit der Innengestaltung des Schlosses. Das Arbeitsblatt 6 Deckengemälde Ahnensaal – warum sich Christen für heidnische Götter begeistern“) widmet sich beispielhaft für die zahllosen Kunstschätze dem monumentalen Deckengemälde im Ahnensaal. Die Schülerinnen und Schüler schlüpfen in die Rolle des Malers, der sein Werk Aufnahme des Herkules in den Olymp stolz dem Auftraggeber Ludwig Wilhelm präsentiert – und dem entsetzten Bauherrn erklären muss, dass hier, im Ahnensaal, im Grunde nicht die heidnischen Heroen und Götter verherrlicht werden, sondern der Markgraf persönlich. Bei der Bearbeitung dieses Arbeitsauftrags sollen die Schülerinnen und Schüler verinnerlichen, dass die barocke Kunst – hier das zentrale Deckengemälde in der Rastatter Residenz – ganz im Dienste der absolutistischen Herrschaftspräsentation stand.
Das Arbeitsblatt 5 Deckengemälde Ahnensaal – Puzzle“) beschäftigt sich ebenfalls mit dem Deckengemälde. Hier müssen die Schülerinnen und Schüler lediglich fehlende Teile in das Gemälde „hineinpuzzlen“. Sinn dieser wenig anspruchsvollen Aufgabe ist, im Vorfeld einer Schlossführung den Blick der Schüler für die Kunstschätze des Schlosses zu schärfen, indem sie ein künstlerisches Hauptwerk auch in seinen Details wahrnehmen müssen.
Das Arbeitsblatt 7
Schließlich konfrontieren die Schülerinnen und Schüler in einer Art Rollenspiel den Markgrafen Ludwig Wilhelm, dem sie die eingeforderten Ehrerbietungen verweigern, mit unseren heutigen Vorstellungen vom mündigen Bürger, vom Verhältnis der Regierenden zum Volk, kurzum: von einer modernen Gesellschaft und Demokratie.
Reduktionsmodell
Alle oben beschriebenen Materialien mit Ausnahme des „Barocken Stadtrundgangs“ (AB 2.1 bis 2.7) eignen sich für eine kürzere Behandlung des Themas in der Schule.
Die Arbeitsblätter 1.1 bis 1.5 böten die Möglichkeit, in zwei Unterrichtsstunden Rastatt als lokalgeschichtliches Beispiel für Barock und Absolutismus hinreichend umfassend zu behandeln.
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -