Hintergrundinformationen

1. Bedeutung

Die Bauern im Spätmittelalter waren von ihren geistlichen und weltlichen Territorialherren wirtschaftlich, sozial und rechtlich abhängig. Sie mussten ihnen den Treueschwur leisten. Der Steuerdruck der Territorialherren, die Teuerung der Güter und auch die zunehmende Verschuldung der Bauern selbst lasteten schwer auf einem Großteil von ihnen. Aus diesem Grund erhob sich der Bauernführer Joß Fritz, um seinen Standesgenossen zu helfen und die Gesellschaft auf revolutionärem Weg neu zu gestalten. Sein Ziel war - in Anlehnung an die "Reformatio Sigismundi" - die Verwirklichung der "göttlichen Gerechtigkeit" für die Bauern, das bedeutet die Beseitigung regionaler und lokaler Herrschaftsverhältnisse durch Unterordnung nur unter Kaiser und Papst und das Ende der Leibeigenschaft. Aus welchem Motiv heraus sich Joß Fritz persönlich veranlasst sah, die Bauern aus ihrem Elend zu befreien, dies bleibt ungewiss, sicherlich war es ein Erlebnis in Fritz' unmittelbarem Umfeld, das seinen Hass auf den in Udenheim residierenden Bischof von Speyer hervorrief.

Aufstandsversuche von Joß Fritz

Aufstandsversuche von Joß Fritz 1502,1513,1517
© Heimatverein Untergrombach

Die drei geplanten Aufstandsversuche von Joß Fritz haben zwar nicht direkt mit der Geschichte der Demokratie zu tun, wohl aber mit der Vorgeschichte der demokratischen Idee. Bei diesem Thema soll deutlich werden, dass bei einer Unterdrückung der Bevölkerung bzw. eines Teils der Bevölkerung diese gewalttätig ihr natürliches Recht erkämpfen kann.


2. Geschichte

Der Aufstandsversuch von 1502

Das Jahr 1500 im Hochstift Speyer war von Missernten geprägt, die Verteuerung der Waren und die ständige Abgabenlast bedrückten die Bauern. Joß Fritz nahm die unerfreuliche Lage in seinem Heimatort Untergrombach, heute Stadtteil von Bruchsal, schon länger wahr. Seit Sommer oder Herbst 1501 knüpfte er Verbindungen zu anderen Personen im Umkreis von Untergrombach, die mit ihm einen Aufstand gegen ihre Obrigkeit wagen würden. Fritz sprach die Personen im Verborgenen an und es entstand eine Art Geheimbund, über dessen Organisation und Ziele nur ein enger Zirkel von Eingeweihten Bescheid wusste. Es sollten zu Beginn des Jahres 1502 im Umkreis von Bruchsal 40 Werber unterwegs gewesen sein, die vor allem Bauern für eine Beteiligung an dem geplanten Umsturz warben.

Zuerst sollte der Amtssitz des Amtsvorstehers, des Vertreters des Hochstifts Speyer, die Burg von Obergrombach, gestürmt, dann die Stadt Bruchsal eingenommen werden. In Untergrombach waren bis auf acht männliche Personen alle übrigen Männer des Dorfes, das waren ca. 200 Personen, an dem Aufstandsversuch beteiligt. In Bruchsal war wohl die Hälfte der männlichen Bevölkerung, mindestens 400 Männer, in den Aufstandsversuch verwickelt. Unter den insgesamt ca. 7000 Verschworenen im Hochstift Speyer, die auch aus der Markgrafschaft Baden und der Kurpfalz zusammenkamen, sollen sich ungefähr 500 berittene herrenlose Landsknechte befunden haben. Damit der Aufstand nicht vorher verraten wurde, benutzten die Verschworenen eine konspirative Erkennungsformel. Man sprach sich untereinander mit dem Satz an: "Gott grüß dich, Gesell, was ist nun für ein Wesen?" Worauf der andere sprach: "Wir mögen von den Pfaffen nicht genesen!" Die Erhebung sollte am 22.April 1502, dem Vorabend des Festes des heiligen Georg, erfolgen. Doch dieser Termin konnte nicht eingehalten werden, weil die Bundschuhfahne, Symbol und Zeichen des Bauernaufstandes (eine solche wurde schon1493 bei den Bauernaufständen im Elsass benutzt) noch nicht fertig bemalt war.

Fähnrich mit Bundschuhfahne

Fähnrich mit Bundschuhfahne
© Stadtarchiv Bruchsal

Als neuer Termin war der 15. Mai 1502 vorgesehen. Der Bauernaufstand blieb freilich aus; denn er wurde schon Anfang April 1502 von dem Landsknecht Lukas Rapp verraten. Die Fahndung nach Joß Fritz und der Führungsgruppe des Aufstandes blieb erfolglos, doch wurden etliche Verschwörer schwer bestraft.

Verhaftung der Mitglieder des Bundschuhs von 1502,

Verhaftung der Mitglieder des Bundschuhs von 1502,
© "Layen Spiegel", Badische Landesbibliothek, Karlsruhe, 78B 958 RH, fol.78v

10 Personen wurden als Hochverräter enthauptet, ihre Körper gevierteilt, ihr Eigentum eingezogen und ihre Kinder des Hochstifts verwiesen. Weiteren am Aufstandsbesuch Beteiligten wurde der Schwurfinger abgehackt und sie wurden ebenfalls aus dem Land gewiesen. Etwa 80 Männer mussten schließlich über Jahre hinweg eine Bußgeldzahlung errichten.


Der Aufstandsversuch von 1513

Nach dem Scheitern der Verschwörung von 1501/02 findet sich die nächste Spur von Joß Fritz am Bodensee. Er heiratete zwischen 1502 und 1510 Else, die Tochter Hans Schmids aus Nenzingen, einem kleinen Ort bei Stockach am Bodensee, und ließ sich dann gegen 1510 mit seiner Frau heimlich in Lehen, unweit von Freiburg im Breisgau, als Bannwart nieder. Er war zwar eigentlich noch der Strafverfolgung ausgesetzt, aber man hatte wohl schon das Interesse an seiner Person verloren. Im Breisgau waren die politischen Verhältnis anders als im Bruchsaler Raum: Die herrschaftlichen Rechte (Landes-, Gerichts-, Grund- und Leibherrschaft) in den Dörfern wurden meist von verschiedenen Autoritäten ausgeübt, zudem forderten diese von den Bauern verstärkt Abgaben und Fronleistungen. Der Gerichtsherr von Lehen, Balthasar von Blumeneck, trieb die bäuerlichen Abgaben ständig in die Höhe, was Fritz bewog zu versuchen, die Lehner Bauern für seine Umsturzpläne zu gewinnen.

Die Bevölkerung folgte seinen Ideen nicht so enthusiastisch wie in Untergrombach oder Bruchsal, vielmehr musste Fritz diesmal seine Mitstreiter selbst einzeln überzeugen und anwerben. Er war der "Ursächer" der revolutionären Ideen. Seit Frühjahr 1513 warb Fritz nun männliche Personen für den neuen Umsturz an. In Lehen fand er zwei Mitverschworene der ersten Stunde, den aus Südtirol stammenden Brotbäckerknecht Hieronymus und den Leibeigenen Kilian Meiger, später stieß noch der Schneider Hans Humel dazu. Im Laufe des Sommers 1513 entstand ein Netz von Verschwörern aus den umliegenden Orten Freiburgs. Der Kreis der Verschwörer war aber nicht so zahlreich wie in Untergrombach, er umfasste nur ca. 40 Personen. Zu den Aufrührern hatte Joß Fritz noch Bettler und fahrendes Volk hinzugezogen. Im Gespräch mit seinen Genossen entwickelte Fritz ein Programm für die Zeit nach dem Aufstand: Die Bundschuh-Anhänger sollten einen dauerhaften Frieden stiften und diejenigen töten, die sich dagegen stellten. Sie wollten nur dem Kaiser als weltlichem Herrn und nur dem Papst als geistlichem Herren untergeordnet sein und bei der Verwaltung ihres Gemeinwesens selbstständig bleiben. Des Weiteren sollten Fischerei, Jagd und Forstnutzung für alle Menschen frei sein. Auch verlangten sie, die Trunksucht, das Fluchen, die Gotteslästerei und den Ehebruch zu bestrafen.

Ungefähr am 23. September 1513 kamen Fritz und die Verschwörer auf der so genannten Hartmatte, einem versteckten Waldstück unweit von Lehen, zu einer Versammlung zusammen, um über den Aufstand zu beraten.

Der Schwur auf der Hartmatte im Gengenbachschen Bundschuhbüchlein von 1514

Der Schwur auf der Hartmatte im Gengenbach'schen Bundschuhbüchlein von 1514
© Stadtarchiv Bruchsal

Man sprach über die Forderungen des Bundschuhs, über das militärische Vorgehen sowie die militärische Organisation, über den Bundesschwur, über die Finanzierung des Aufstandes und der Bundschuhfahne. Hierbei wurde weniger diskutiert, sondern Joß Fritz gab eindeutig den Ton an.

Beginnen sollte die Erhebung in dem in der Nähe des Rheins gelegenen Dorf Biengen, wo man bei der Kirchweih am 9. Oktober 1513 bei guter Stimmung die Bundschuhfahne zu entrollen trachtete. Fritz hoffte, dass die einfachen Leute sich um die Fahne scharen würden und von hieraus die gesamte Umgebung in Unruhe versetzten. Am 11. November 1513 war als Höhepunkt des Aufstandes dann die Einnahme der Stadt Freiburg vorgesehen.

Der Aufstand schlug jedoch wieder aufgrund von Verrat fehl: Während der Erntezeit gerieten in Biengen zwei Bauern in Streit. Der Bauer Michael Hanser erschlug seinen Kontrahenten und floh in die Markgrafschaft Baden. Hier erzählte er einem Gastwirt und dann auch dem Markgrafen Philipp persönlich, was die Verschwörer des Bundschuhs geplant hätten. Damit war der Aufstand geplatzt. Joß Fritz floh mit zwei weiteren Verschwörern, Kilian Meiger und Jakob Huser, in die Schweiz. In der Nähe von Zürich wollten sie auf einer zentralen Veranstaltung eidgenössischer Orte ihre revolutionären Ideen kundtun. Bei Basel wurden aber Meiger und sein Begleiter Huser festgenommen, Fritz konnte erneut fliehen. Meiger und Huser wurden im Dezember 1513 in Basel hingerichtet. In Freiburg wurden dreizehn Bundschuhverschwörer gehängt, drei wurden die Schwurfinger abgehackt, einer erhielt eine Geldstrafe und fünf Verschwörer wurden nach kurzer Haft wieder entlassen, darunter auch Else, die Frau von Joß Fritz, die erst unbehelligt in Lehen geblieben war, im Oktober 1513 aber festgenommen und bald darauf wieder entlassen wurde. Über das Verbleiben von Fritz gab es wilde Gerüchte. Eines - ein eher glaubbares - besagt, Fritz habe der Jungfrau Maria geschworen, zum Kloster Einsiedeln in die Schweiz zu pilgern und die Bundschuhfahne als Pilgergabe dem Kloster zu überlassen.

Bewaffneter Bauer mit Bundschuhfahne

Bewaffneter Bauer mit Bundschuhfahne im Augsburger Nachdruck des Gengenbach'schen Bundschuhbüchleins von 1514
© Stadtarchiv Bruchsal

Der Aufstandsversuch von 1517

In Südwestdeutschland gab es in den Jahren nach 1513 an verschiedenen Orten Unruhen. Die wirtschaftliche Not der Bauern nahm in den Jahre 1515 und 1517 stetig zu, weil durch die nassen Sommer- und durch die kalten Frühjahrsmonate die Ernte sehr schlecht ausfiel. Die Lebensmittelpreise schnellten in die Höhe und die drückenden Abgaben mussten weiterhin entrichtet werden. Hinzu kam die Enttäuschung über Kaiser Maximilian, dessen Amtsantritt einst große Hoffnungen geweckt hatte. Das erzürnte Joß Fritz - und hier setzt seine dritte Verschwörung an. Diesmal wurde er bei der Planung des Aufstandes von einer weiteren Person, dem Landsknecht Stoffel von Freiburg, unterstützt, und es sollten neben enttäuschten Bauern auch Vaganten, Bettler und entlassene Landsknechte an dem Aufstand teilnehmen. Die letzte Gruppe sollte noch mehr Gewalt in die Unruhen hineinbringen, indem sie in den Orten Feuer legen und mit den Einwohnern Streit anfangen sollten, vor allem hatte sie den Auftrag, neue Anhänger für den Bundschuhaufstand zu werben. Auch Else, die im Raum Freiburg lebte, warb Kampfgefährten für den Bundschuhaufstand. Ebenso wollte man die Bürgerschaft der Städte, z. B. Kaufleute, Handwerker, für den Aufstand gewinnen, damit mit ihrer Hilfe die verhasste städtische Oberschicht von ihren Posten vertrieben würde. Das Programm dieses Aufstandes war schlicht gehalten: Alle Schuld- und Zinszahlungen sollten getilgt, alle feudalen Lasten abgeschafft werden. Und wie schon 1513 wollte man nur dem Kaiser als weltlichem Herrn und nur dem Papst als dem geistlichen Herrn unterstehen. Losschlagen wollte Fritz am Kirchweihfest, dem 8.September 1517, in der elsässischen Stadt Rosheim, wobei Fritz annahm, dass die Hälfte der Einwohner auf Seiten des Bundschuhs stünde.

Dann sollte der Angriff auf die elsässischen Städte Hagenau und Weißenburg ausgedehnt werden. Nach erfolgter Befreiung der Ortschaften rechts und links des Rheines wollte der siegreiche Bundschuh-Haufen zu den Schweizern marschieren, um diesen bei etwaigen Aufstandsversuchen beizustehen.

Auch der letzte Umsturzversuch von Joß Fritz wurde von einem Bauern verraten, der von Bundschuhverschwörern bedrängt wurde. Der Verschwörer Michael von Dinkelsbühl wurde von einem markgräflichen Vogt gefangen genommen und gab ihm die Namen von über hundert Verschwörern preis. Michael von Dinkelsbühl wurde hingerichtet, über die Strafen der anderen Verschwörer ist im Einzelnen nichts bekannt. Einige wurden hingerichtet, anderen der Schwurfinger abgehackt, wieder andere wurden ins Gefängnis gesteckt oder mit einem Geldbetrag bestraft. Joß Fritz und Stoffel von Freiburg flohen, und Fritz ist nie wieder aufgetaucht. Er soll 1524 zu Beginn des Bauernkriegs nochmals in Stühlingen aufgetaucht sein. Else ist im September 1517 verhaftet und nach kurzer Zeit wieder entlassen worden, weil sie keine Angaben über den Verbleib ihres Ehemanns Joß Fritz machen konnte.


3. Anlage

In Untergrombach, der Ort bildet heute einen Stadtteil von Bruchsal, befindet sich in dem First-Säulen-Ständerhaus ein Heimatmuseum. Das First-Säulen-Ständerhaus ist ein Fachwerkbau aus dem Jahre 1428, in dessen Keller früher Wein lagerte. Im Obergeschoss des Heimatmuseums befindet sich eine kleine Ausstellung über Joß Fritz und die Bundschuhbewegung.

Kurze Lebensdaten von Joß Fritz

Kurze Lebensdaten von Joß Fritz
© Heimatmuseum Untergrombach

Die Tafeln über Joß Fritz und seine Aufstandsversuche sind sehr informativ und werden ergänzt durch eine Karte über das Hochstift Speyer und ein Schaubild über die weltliche und kirchliche Macht der Bischöfe von Speyer. Gezeigt werden eine rekonstruierte Bundschuhfahne und einige Beispiele von Bundschuhen. Die Informationen dieser Ausstellungsstücke sind für Schülerpräsentationen bzw. Schülerreferate sehr geeignet, für 2 EUR kann man eine Schrift über Joß Fritz und seine Zeit erwerben, in der die aufgeführten Gegenstände nochmal erwähnt bzw. abgebildet werden. Die Ausstellung über Joß Fritz und den Bundschuh gibt auch einen Ausblick auf den Bauernkrieg und die Reformation. In anderen Räumen des Heimatmuseums werden Gegenstände des bäuerlichen Lebens, die Entwicklung der Zigarrenindustrie im Untergrombacher Raum und die Herstellung von Zigarren gezeigt.

Die Burg Obergrombach liegt im gleichnamigen Ort, heute Bruchsal-Obergrombach, wenige Kilometer von Untergrombach entfernt. Die Burg war zunächst Sitz der Herren von Grombach, ab 1311 war die Burg Eigentum der Bischöfe/Fürstbischöfe von Speyer. Der Fürstbischof Damian Hugo von Schönborn ließ sie 1723 als Schloss für eine Sommerresidenz ausbauen.

Schloss Obergrombach

Schloss Obergrombach
© Konrad Exner

Bis 1803 behielten die Bischöfe von Speyer das Schloss in Obergrombach. Danach ging das Eigentum des Schlosses an das Haus Baden über. Ab 1885 übernahm die Familie Bohlen und Halbach das Schlossanwesen,1888 auch die Obergrombacher Gemeindekirche, die fortan als protestantische Kirche in den Sommermonaten benutzt wird.

Durch die Heirat von Gustav Bohlen und Halbach mit Bertha Krupp entstand eine Verbindung zur Stahl-Dynastie Krupp in Essen. Diese Beziehung wurde für das Schloss und den Ort Obergromach bedeutungsvoll, weil die Familie Bohlen und Halbach in die Schlossanlage und hin und wieder in den Ort Obergrombach Geld investierte.

Die Schlossanlage besteht aus einer Ober- und einer Unterburg. Die Oberburg setzt sich aus der Ruine des ehemaligen viergeschossigen Palas, dem Stumpf des Bergfriedes und einem Burghof zusammen. Sie wird von einer ovalen Ringmauer umgeben. Die Unterburg besteht aus einem Schlossgebäude und einer Mauer mit Türmchen und Zwinger und umfasst die Oberburg.

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -