1514: Volksaufstand in Württemberg - Peter Gais und der "Arme Konrad"
Methodenvorschlag
Bildungsplan
B 5 Das Bauernkriegsmuseum in Weinstadt-Beutelsbach befindet sich im Alten Rathaus aus dem Jahr 1540. In der Ausstellung im Erdgeschoss wird an den Volksaufstand des "Armen Konrad" erinnert. © Ulrich Maier
Standard inhaltbezogene Kompetenzen:
Die Schülerinnen und Schüler können den Volksaufstand des 'Armen Konrad' in Württemberg in die Umbruchszeit an der Wende zur Neuzeit einordnen und erkennen, dass das mittelalterliche Weltbild und damit auch die feudalen Herrschaftsstrukturen des Mittelalters zunehmend in Frage gestellt wurden. Sie verstehen den Volksaufstand und den daraus folgenden Tübinger Vertrag als Kampf um politische Mitwirkung (Partizipation). Sie können darlegen, dass die Verschwörung des 'Armen Konrad' ihre Ziele nicht erreichen konnten, unter anderem deshalb, weil sich das privilegierte Bürgertum mit dem württembergischen Herzog zusammentat, um eben dies zu verhindern. Sie können erklären, dass dem privilegierten Bürgertum in Württemberg der Tübinger Vertrag dagegen wesentliche politische Mitwirkungsrechte brachte, für alle Untertanen aber auch Grundrechte wie das Recht des freien Zuges oder den Anspruch auf geregelte Gerichtsverfahren.
Inhalte:
Verlauf des Aufstandes, Ursache und Anlass, Ergebnisse und Folgen
Die Aktion des Peter Gais in Beutelsbach, Stilisierung des Peter Gais zum Volkshelden in Geschichtsschreibung, Literatur und Bildender Kunst
Struktur des Geheimbundes des "Armen Konrad"
Beispielbiographien: Sympathisanten des "Armen Konrad"
Vorgehensweise von Regierung, privilegiertem Bürgertum und Dorfbevölkerung bei der Vorbereitung des Landtags
Die wichtigsten Ergebnisse des Tübinger Vertrags
Verurteilung der Rebellen
Fenster zur Welt: Vergleich der Auszüge des "Armen Konrad" auf den Kappelberg bei Beutelsbach und den Engelberg bei Leonberg mit dem Auszug des Volkes auf den Heiligen Berg während der Ständekämpfe in Rom
Erinnerungskultur: Der "Arme Konrad" heute
Prozessbezogene Kompetenzen:
Fragekompetenz:
Die Schülerinnen und Schüler entwickeln Fragen zu den Hintergründen des Volksaufstandes, zu den Verhaltensweisen der Aufständischen, zu ihren Zielen sowie zu den Verhaltensmustern des privilegierten Bürgertums und der herzoglichen Regierung und diskutieren Lösungsstrategien.
Methodenkompetenz:
Die Schülerinnen und Schüler vergleichen Darstellungen der Figur des Volkshelden Peter Gais in Bildender Kunst und Literatur, spielen das Geschehen der "Wasserprobe", die den Aufstand auslöste, nach, setzen sich in eigenen kreativen Gestaltungen damit auseinander, werten Texte zum "Armen Konrad" und zum "Tübinger Vertrag" aus und recherchieren zur Klärung von Sachverhalten eigenständig im Internet.
Reflexionskompetenz:
Die Schülerinnen und Schüler reflektieren unterschiedliche Verhaltensweisen während des Konflikts, setzen sich multiperspektivisch mit den Handlungsmotivationen der Beteiligten auseinander, reflektieren die Wirkungen und Folgen des Aufstandes, die Auswirkungen auf unser heutiges Gesellschafts- und Demokratieverständnis und vergleichen und beurteilen unterschiedliche Bewertungen des Volksaufstandes in der Geschichtswissenschaft.
Orientierungskompetenz:
Die Schülerinnen und Schüler erkennen allgemeine Phänomene politischer Konflikte, die zu Aufständen und Revolutionen führten, z.B. im Vergleich des Volksaufstandes des 'Armen Konrad' mit Ereignissen aus den Ständekämpfen in der Römischen Geschichte. Sie diskutieren Voraussetzungen, Wirkungen und Folgen von zivilem Ungehorsam auch in Bezug zu ihrer eigenen Lebenssituation (Widerstandsrecht nach dem Grundgesetz).
Sachkompetenz:
Die Schülerinnen und Schüler strukturieren und analysieren das Geschehen des Volksaufstandes 1514 in Württemberg und können es in die Umbruchszeit zwischen Mittelalter und Neuzeit und in die Geschichte der demokratischen Traditionen in Deutschland einordnen.
Didaktische Hinweise
B 6 Die Ruine von Burg Beutelsbach auf dem Kappelberg mit der Erinnerungstafel an den Aufstand des "Armen Konrad" ist ein lohnendes Ziel für eine Exkursion. © Ulrich Maier
Die Unterrichtsvorschläge zielen auf eine eigenständige Auseinandersetzung mit den Materialien. Dabei sollen auch kreative, gestaltende Umsetzungen vorgenommen werden, deren Ergebnisse in Kleingruppen und im Plenum diskutiert und verglichen werden. Besonderer Wert wurde außerdem auf die Förderung der Reflexions- und Orientierungskompetenz gelegt.
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -