Hintergrundinformationen

Oberschwäbisches Museumsdorf Kürnbach

1. Bedeutung

Der Besuch des Museumsdorfes Kürnbach ist für Schülerinnen und Schüler aller Schularten lohnend. Im 32 Gebäude umfassenden Museumsdorf werden 500 Jahre bäuerliche Kultur und Alltag im ländlich geprägten Oberschwaben für Kinder und Jugendliche erfahrbar.

Ansicht von oben

Ansicht von oben
© Landkreis Biberach

Obwohl das älteste Haus aus dem Jahre 1499 stammt und somit die dörfliche Siedlungsgeschichte im ausgehenden Mittelalter repräsentiert, bezieht sich der überwiegende Teil der Ausstellung auf das 19. Jahrhundert und die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts. Außer den einzelnen Häusern mit ihrer je individuellen Geschichte bieten Einzelausstellungen einen umfangreichen Überblick zu Themen wie zum Beispiel:

  • Elektrifizierung in Oberschwaben
  • Entwicklung der Tracht
  • Obstbau
  • Handwerk im ländlichen Oberschwaben
  • Flachsverarbeitung


2. Geschichte

Die Gründung des Kürnbacher Museums fiel in eine Zeit des veränderten Geschichtsbewusstseins gegen Ende der 1950er Jahre. In den vorausgegangenen Jahren wurde in Baden-Württemberg intensiv über die Einrichtung eines zentralen Freilichtmuseums im Raum Tuttlingen nach skandinavischem Vorbild diskutiert, das alle Landschaften des neu geschaffenen "Bindestrich-Bundeslandes" in sich vereinigen sollte. Die jeweils besonderen Hausformen sollten in Baugruppen zusammengestellt eine Region typisieren und gemeinschaftsstiftend wirken. Diese Konzeption des Schwäbischen Heimatbundes scheiterte wohl nicht nur an den vermuteten hohen Kosten, sondern letztendlich an der stark regionalen Ausrichtung des Südwestens. So entstanden nach und nach sieben dezentrale Bauernhausmuseen in Baden-Württemberg.


Das Kürnbachhaus

Das Kürnbachhaus
© Hanno Hohenberger

Die Keimzelle des Museumsdorfes Kürnbach ist das Kürnbachhaus, das durch eine glückliche Fügung nicht wie geplant als Übungsobjekt für die ortsansässige Feuerwehr angezündet wurde, sondern zunächst als Bauernhausmuseum restauriert und mit allerlei altem Gerät bestückt wurde. Ein bauhistorisch interessierter Lehrer hatte in dem halb verfallenen Gebäude eines der letzten so genannten "Altoberschwäbischen Bauernhäuser" erkannt. Diese wurden von Hermann Kolesch in den 1920er und 1930er Jahren als Haustyp beschrieben und dokumentiert. Von den damals aufgezeichneten 120 Häusern stand bereits Mitte der 1950er Jahre nur noch ein geringer Teil in der beschriebenen Form. Viele Gebäude wurden in den Jahrzehnten davor extrem umgebaut oder gar abgerissen. So lag es nahe, um das Kürnbachhaus herum eine Hausgruppe aufzubauen, die diesen besonderen Haustyp charakterisierte. Diese Entscheidung fiel im Jahre 1969 und war der Beginn des Ausbaus zu einem Museumsdorf.

Im ersten Bauabschnitt wurden das Voggenhaus, die Hueb, die Zehentscheuer und das Haus Hepp-Ailinger auf das Museumsgelände versetzt.

Das Voggenhaus (aus Awengen, 1687)

Das Voggenhaus (aus Awengen, 1687)
© Hanno Hohenberger

Hueb (aus Zollenreute, 1633)

Hueb (aus Zollenreute, 1633)
© Hanno Hohenberger

Zehentscheuer (aus Fischbach, 1750)

Zehentscheuer (aus Fischbach, 1750)
© Hanno Hohenberger

Erster Bauabschnitt

Erster Bauabschnitt
© Hanno Hohenberger

So entstand zunächst ein Architekturmuseum mit kulturhistorisch-bäuerlicher Prägung. In einem weiteren Bauabschnitt in den 1980er Jahren wurden weitere Gebäude ins Museum transloziert. Wobei hier bereits ein sozialhistorischer Ansatz zu erkennen ist. Es wurden zum Beispiel der Bendelshof in seiner tatsächlichen Verfalls-Situation ungeschönt übernommen oder auch öffentliche Gebäude, wie das Rathaus aus Andelfingen oder das Tanzhaus in einer Gruppe zusammengefasst.

Der Bendelshof (aus Aulendorf, 1756)

Der Bendelshof (aus Aulendorf, 1756)
© Hanno Hohenberger

Rathaus (aus Andelfingen, 1832)

Rathaus (aus Andelfingen, 1832)
© Hanno Hohenberger

Tanzhaus (aus Wolfartsweiler, 1832)

Tanzhaus (aus Wolfartsweiler, 1832)
© Hanno Hohenberger

Die neue Methode der Großteil-Translozierung ermöglichte dabei auch eine weitere konservatorische Verbesserung, so dass ganze Bauteile mit der ursprünglichen Patina versetzt werden konnten.

In den letzten Jahren erfolgte der Ausbau nur noch mit kleineren Nebengebäuden, allerdings mit einer weiteren Verbesserung der Versetzungsmethode. So gelangten inzwischen 2 Gebäude im Ganzen an ihren neuen Standort.




3. Anlage

Ansicht von oben

Ansicht von oben
© Landkreis Biberach

Das Museumsdorf Kürnbach liegt am Rande des Dorfes Kürnbach, einem Teilort von Bad Schussenried. Das große und ebene Museumsgelände wird durch zwei Baugruppen unterteilt. Im ersten und älteren Bauabschnitt stehen 5 Hauptgebäude mit 6 Nebengebäuden in einer Dorfsituation gruppiert. Die Hauptgebäude gehören alle dem Haustyp des so genannten altoberschwäbischen Bauernhauses an.

Im zweiten, ebenfalls dorfähnlich gestalteten Bauabschnitt finden sich zwei große Höfe, ein Rathaus, das Tanzhaus mit Kegelbahn und zwei kleineren Häusern. Insgesamt sind zur Zeit 32 Gebäude auf dem Gelände des Museums zu sehen.

Außerdem sind 21 Werkstätten in den Häusern eingerichtet. Zum Teil am Originalstandort in den Gebäuden, zum Teil als Inszenierung in einer neuen Raumsituation.


Ansicht von oben

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© Landkreis Biberach


Anlageplan des Museumsdorfes

Anlageplan des Museumsdorfes
© Hanno Hohenberger
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- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -