1.2 Geschichte |
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Heilbronn war seit dem 18. Jahrhundert ein zentraler Ort für Auswanderungswillige. Bis zu Beginn des 19. Jahrhunderts war Heilbronn freie Reichsstadt. Während Auswandererwerbung in Württemberg verboten war, konnten die Werber und Agenten hier ungehindert wirken und schmuggelten Werbeschriften nach Württemberg. Vom Heilbronner Hafen wurden die Auswanderer den Neckar abwärts nach Mannheim und weiter auf dem Rhein zu den Atlantikhäfen in Holland gebracht. Das Geschäft mit der Auswanderung blühte. Auch Schlepper- und Schleuserkriminalität war an der Tagesordnung. Die Behörden in Stuttgart mussten reagieren.1815 wurde der junge Rechnungsrat Friedrich List vom württembergischen Innenministerium nach Heilbronn, Weinsberg und Neckarsulm geschickt, um die Motive der Auswanderer zu erfragen. Im Wirtshaus zum Kranen im Heilbronner Hafen holte List unter den Auswanderern aus Nordwürttemberg die entsprechenden Informationen ein. Die ihm dort genannten Auswanderungsgründe bezogen sich auf Armut, hohe Steuerbelastung und Behördenwillkür. Die Menschen verließen Württemberg, weil sie keine Perspektive mehr für sich sahen. Sie setzten ihre ganze Hoffnung auf einen Neuanfang in Amerika.
Der Willsbacher Ochsenwirt Rudolph ließ zur Erinnerung an das Notjahr 1817 in seinem Garten einen Stein aufstellen, der heute in eine schöne Sandsteinmauer eingelassen ist. Darauf steht folgender Text: Mit dem Bau der Eisenbahn ging die Bedeutung des Heilbronner Hafens als Ausgangspunkt der Auswanderung zurück. Die Auswanderer fuhren mit der Bahn direkt nach Bremen oder nach Le Havre, seit der Gründung des Deutschen Reiches 1871 in der Regel in die großen Hafenstädte an der Nordsee Bremen oder Hamburg. |
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Ankunft des ersten Dampfboots im Heilbronner Hafen. (Lithographie der Gebrüder Wolff, 1841) © Stadtarchiv Heilbronn Bild vergrößern |
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