Methodenvorschlag
Autorin: Maria Würfel (im Auftrag des Kultusministeriums)
1. Autorenlesung und Werkstattgespräch
Bei dem fächerverbindenden Einsatz des Jugendbuches im Geschichtsunterricht handelt es sich um eine Kombination von Autorenlesung und Werkstattgespräch. Die beiden methodischen Begriffe treten in diesem besonderen Fall im Raster an die Stelle von Lernorterkundung und Arbeit in der Schule.
Die praktische Umsetzung wird im Folgenden zunächst in einem Grundmodell vorgestellt und dann an die unterschiedlichen Schularten mit jeweiliger didaktischer Reduktion und methodischen Varianten angepasst.
Das Modell ist wegen der Zielgruppen des Romans auf die Sekundarstufe I begrenzt. Für SII ist ein eigener Weg im Umgang mit dem Jugendbuch - unabhängig von Autorenlesung und Werkstattgespräch - denkbar. (siehe Anhang).
Die Fragen, die zur Strukturierung des Werkstattgesprächs der Autorin im Vorfeld gestellt und von ihr beantwortet wurden, sowie die notwendigen Arbeitsmaterialien und deren Erläuterungen werden dem Unterrichtsmodell vorangestellt.
Fragen an die Autorin
In einem Planungsgespräch wurden Frau Dr. Adloff folgende Fragen vorgelegt:
- Wie sind Sie dazu gekommen, Heinrich Schickhardt zum Thema eines Jugendbuches zumachen?
Antwort siehe oben im Abschnitt über die Geschichte des Buches. - Welche Zielsetzung verfolgen Sie mit dem Buch (Unterhaltung - historische Information über Heinrich Schickhardt - historische Informationen zur frühen Neuzeit im Allgemeinen)?
Antwort: Es geht mir um Unterhaltung mit Anspruchsniveau. Diese soll an solchen Quellen entlang gestaltet werden, aus denen man eine erzählbare Geschichte erarbeiten kann: wie die Menschen damals vermutlich gelebt haben, welche Sorgen sie beschäftigten und welches Lebensgefühl sie bestimmte. Was die Quellen hergeben, wird mit Phantasie gestaltet, so dass es neben den historischen Gestalten und Vorgängen auch Fiktives geben muss. Fiktiv im Roman sind vor allem Eugen, seine Familie und das Personal sowie der relativ lange Zeitraum zwischen der Verletzung Schickhardts und seinem Tod. - Verfolgen Sie mit dem Buch noch weitere Anliegen?
Antwort: Wichtig ist mir auch, das Zeitkolorit zu vermitteln, was häufig über fiktive Szenen geschieht, so wenn z. B. der kleine Junge Marco Polo vorliest als Ausdruck für das Zeitalter der Entdeckungen. - Wie sind Sie bei der Arbeit für das Buch technisch vorgegangen (Recherche wie und wo)?
Antwort: Ich habe in den Quellen zu Schickhardt recherchiert, also in der Landesbibliothek das Inventarium und im Hauptstaatsarchiv seinen Nachlass eingesehen, dann Sekundärliteratur herangezogen und für das Zeitkolorit Arbeitspläne von Lateinschulen, Gebete und Lieder der Zeit sowie Pestordnungen gelesen.
Man darf sich aber nicht im Material verlieren, sondern muss mit den Recherchen aufhören, wenn die Erzählung auf Grund der Informationsfülle zu spröde wird. - Woher stammen die historischen Nachrichten, die in den unmittelbar auf Schickhardt bezogenen Quellen nicht enthalten sind (z. B. die Fronarbeit der Bauern beim Bau von Freudenstadt)?
Antwort: Auf sie bin ich auch bei den Recherchen gestoßen; z. B. bin ich auf die Fronarbeit der Bauern eingegangen, weil ich in Aufzeichnungen Schickhardts auf Fronarbeit als Kostenfaktor gestoßen bin. - Wie weit gehen nach Ihrer Meinung die Freiheiten der Autorin/des Autors gegenüber der Geschichte (Anteil des Fiktiven am Gesamtwerk - Veränderung des historisch Überlieferten - Stimmigkeit des Erzählten)?
Antwort: Man kann keine exakten Angaben darüber machen, wie hoch der Anteil des Fiktiven oder das Ausmaß der Veränderungen sein darf. Wichtig ist, dass insgesamt die Erzählung stimmig ist und zwar stimmig in mehrfacher Hinsicht: in Bezug auf die Fakten und vor allem auf die zeitgebundene Mentalität. Auch das Zeitkolorit gehört dazu und natürlich die Rolle des Mäzens, die anfangs im Roman dem Obervogt Anweil zugewiesen wird, bis dann Herzog Friedrich als Mäzen auftritt. - Wie bewerten Sie die Freiheiten, die sich die Autorin/der Autor eines historischen Romans/Jugendbuches gegenüber der überlieferten Geschichte nimmt (begründbar: positiv - kritisch - neutral)?
Antwort: Es ist eine "Lust zu fabulieren". Qualvoll kann es nur dann werden, wenn man auf Quellen stößt, die unverlässlich, widersprüchlich oder für eine erzählerische Umsetzung nicht geeignet sind. - Hat es eine besondere Bedeutung, dass Sie das Romanthema aus der Landesgeschichte entnommen haben?
Antwort: Jeder Ort hat seine Geschichte; so kann man diese Orte anfragen und erkennen, dass diese Geschichte den Menschen erklärt, wie sie geworden sind. Das ist eine besondere Form von Wahrheit. Schließlich stellt man dann fest, dass das dort Vorgefundene mit der allgemeinen Geschichte zusammenhängt.
Natürlich ist der Weg des Autors ein anderer als der des Wissenschaftlers, der objektives Wissen vor dem Hintergrund exakter Methoden und ihrer theoretischen Anforderungen sichert. - Sollen die SchülerInnen zur Autorenlesung schon Vorwissen über das Romanthema mitbringen?
Antwort: Es wäre gut, wenn ihnen schon ein Vorwissen über Schickhardt und seine Zeit als Hinführung vermittelt würde. Außerdem wäre es sehr schön, wenn einige das Buch schon vorher gelesen hätten.
Arbeitsmaterialien:
Bei den Arbeitsmaterialien handelt es sich um Text- und Bildquellen, die abgestimmt sind auf die in der Autorenlesung vorgetragenen Passagen des fiktiven Textes. Die SchülerInnen werden dadurch mit themengleichen Aussagen in unterschiedlicher Form konfrontiert. Die Abgrenzung beider soll ihnen helfen, die Kompetenz zu erwerben und zu trainieren, Fiktion und Realität zu unterscheiden. Wobei natürlich die nächstfolgende textkritische Ebene, die Frage, wie real denn die in der Quelle wiedergegebene Realität tatsächlich ist, zwar anklingen sollte, aber auf der Sekundarstufe I noch nicht ausgeschöpft werden kann.
Da die meisten Quellen aus Schickhardts autobiografischem Werk, dem Inventarium, stammen, wird sich das Hinterfragen der darin überlieferten Realität darauf konzentrieren, gemeinsam zu bedenken, welche Folgen für die Überlieferung der Realität es haben kann, wenn oft Jahrzehnte zwischen dem berichteten Ereignis und seiner Aufzeichnung im Inventarium liegen.
Im Folgenden wird keine Vollständigkeit möglicher Gegenüberstellungen von fiktiven Textausschnitten und historischer Überlieferung angestrebt. Vielmehr werden zwei Szenen des Romans ausgewählt, an denen sich exemplarisch die Abgrenzung von Fiktion und Realität aufzeigen lässt:
- Die Gründung von Freudenstadt - im Roman S. 108 ("Weißt du, Eugen, es gibt viele gelehrte Männer…") bis S. 16 ("So schwiegen sie beide.")
Fiktion und Realität werden konfrontiert, indem die fiktive, aber doch auf einer Quelle basierende Erzählung mit dem Originalbericht verglichen wird.
An Materialien werden dazu eingesetzt: Der Bericht Schickhardts aus dem Inventarium über die Gründung von Freudenstadt - der Blockplan ( B 1 ) - der Dreizeilenplan ( B 2 ) - Stadtbrände - im Roman S. 96 ("Meister Schickhardt schloss für eine Weile die Augen.") bis S. 98 ("Wie konnte es nur dazu kommen?")
In diesem Beispiel wird zur Abgrenzung von Fiktion und Realität eine fiktive, auf bloße Aktion ausgerichtete Erzählung eines beliebigen Stadtbrandes einem authentischen Bericht gegenübergestellt, der starke Betroffenheit spiegelt.
Als Material dient der Bericht Schickhardts aus dem Inventarium über den Brand von Schiltach.
Text- und Bildquellen:
Die Gründung von Freudenstadt aus dem Inventarium ( T 1 )
Inventarium f.170r
Übertragung ins Hochdeutsche:
© Auszug aus dem bisher unveröffentlichten Manuskript des Vereins "Kulturstraße des Europarates Heinrich Schickhardt" zum Schickhardt-Projekt. Autoren: André Bouvard, Eckhard Christof, Roman Janssen, Charles Zumsteeg.
Zum Umgang mit dem fiktiven Text und der Quelle:
- Vergleich von Text und Quelle: zweischrittiges Vorgehen - die Feststellung des Was (deskriptiv) und die Frage nach dem Warum (interpretatorisch)
Das Was:
Auffällige Abweichungen von der Quelle im fiktiven Text wie z. B.
Einfügung von mehreren Überlegungen zur Idealstadt;
Name der Stadt - dieser taucht erst 1602 auf und nicht schon am Anfang der Gründung;
Abschweifung auf das Dolensystem in Stuttgart;
Fronarbeit der Bauern;
besondere Hervorhebung der von Schickhardt ursprünglich geplanten Gärten bei den Wohnhäusern;
keine Erwähnung des absolutistischen Gedankengutes, das die zentrale Lage des Schlosses erklärt.
Das Warum:
Offensichtlich wollte die Autorin nicht die spröde politische Materie, die hinter der Gründung von Freudenstadt steht, betonen, sondern im Hinblick auf die jugendliche Zielgruppe die menschliche Seite stärker hervorheben (was brauchen Menschen in einer Stadt). Menschliche Probleme werden auch durch die Betonung der Fronarbeit hervorgehoben.
- Welchen Eindruck gewinnt man dem gegenüber aus der Quelle?
Die Quelle nennt wichtige Fakten der Stadtentstehung. Sie legt keine emotionalen Schwerpunkte. Aber das, was im Roman daraus gemacht wurde, kann aus ihren Angaben heraus interpretiert bzw. durch andere Informationen (Fronarbeit - siehe Frage 5 an die Autorin) ergänzend aufgenommen werden. - Zur Quelle:
Das Inventarium, aus dem der historische Bericht stammt, verfasste Heinrich Schickhardt in den Jahren 1630 bis 1632. Auf den ersten Blick scheinen es Auflistungen seines Grundbesitzes, seiner Bibliothek, seines Silbergeschirrs und seiner gesamten fahrenden Habe zu sein. Einen sehr großen Teil des Inventariums nimmt außerdem sein Werkverzeichnis ein, in dem er seine gesamten Arbeiten im öffentlichen und privaten Auftrag nennt. Betrachtet man aber dieses Inventarium genauer, erkennt man, dass es um vieles mehr als nur eine Auflistung ist. Es enthält Berichte, spontane Bemerkungen, Stellungnahmen, Werturteile, die es zu einem einzigartigen Selbstzeugnis Heinrich Schickhardts machen und natürlich auch zu einer Quelle für viele Ereignisse, in die er involviert war.
Der Brand von Schiltach aus dem Inventarium ( T 2 )
Inventarium f.171r
Übertragung ins Hochdeutsche:
© Auszug aus dem bisher unveröffentlichten Manuskript des Vereins "Kulturstraße des Europarates Heinrich Schickhardt" zum Schickhardt-Projekt. Autoren: André Bouvard, Eckhard Christof, Roman Janssen, Charles Zumsteeg.
Zum Umgang mit dem fiktivem Text und der Quelle:
Zwischen der Erzählung und der Quelle besteht nur über die kurze Erwähnung des Brandes von Schiltach (Roman S. 96) eine Verbindung. Ansonsten ist der im Roman für Herrenberg geschilderte Brand von Schickhardts Schiltacher Bericht im Inventarium unabhängig. Der fiktive Text ist eine auf Spannung zielende Erlebniserzählung ohne tiefere Betroffenheit des Augenzeugen oder einem Ansatz zur Reflexion der Vorgänge. Im Gegensatz dazu zeichnet sich Schickhardts authentischer Bericht über den Stadtbrand von Schiltach durch eine von Anteilnahme geprägte Reflexion über das Schicksal der Bewohner und die Wirksamkeit der Hilfsmaßnahmen aus - obwohl er nicht Augenzeuge war, sondern nur die Folgen des schon abgeschlossenen Brandes vor Augen hatte.
Informationen zum Inventarium siehe T 1 .
Baublockplan, Heinrich Schickhardts erster Plan für Freudenstadt ( B 1 )
Baublockplan - der erste Plan für Freudenstadt
© Landesarchiv BW (Hauptstaatsarchiv Stuttgart)
Bedeutung und Auswertung:
Nach Schickhardts eigener Aussage ( T 1 ) stand dieser Entwurf 1599 am Anfang der Planungen für Freudenstadt. Herzog Friedrich lehnte aber sowohl die dezentrale Lage des Schlosses als auch die Anlage von Höfen und Hausgärten ab.
Der Bildquelle kommt in erster Linie eine konkretisierende Funktion im Rahmen der Textarbeit zu. Sie unterstreicht durch die Anlage von Höfen und Gärten innerhalb der einzelnen Baublöcke die im fiktiven und im authentischen Text anklingende Menschenfreundlichkeit Schickhardts.
Die SchülerInnen erkennen auf dem Plan, der ihnen als Kopie auf einem Arbeitsblatt ausgehändigt werden kann, die Baublöcke (Hof oder kleinere Gärten, von den Anrainerhäusern umgeben) sowie die Randlage des Schlosses. Es sollte unbedingt erkannt werden, dass Schickhardts Baublockplan bewohnerfreundlicher war als die späteren Zeilenpläne (vgl. B2).
Dreizeilenplan/Leinwandplan ( B 2 )
Dreizeilenplan - der bei der Errichtung von Freudenstadt realisierte Plan
© Landesarchiv BW (Hauptstaatsarchiv Stuttgart)
Bedeutung und Auswertung:
Der Dreizeilenplan zeigt die zur Zeit des Baubeginns gültige Größe der geplanten Stadt mit drei Häuserzeilen, die - nach Art des Mühlebrettspiels - um den zentralen Platz mit dem Schloss geführt sind. Er wird auch als Leinwandplan bezeichnet, weil er das auf Leinwand aufgezogene Arbeitsexemplar des örtlichen Bauleiters Elias Gunzenhäuser war, der an den entsprechenden Hofstätten Namen und Berufe der ersten Ansiedler eintrug (vgl. B 2b ).
Auch diese Bildquelle dient der Konkretisierung der Textaussagen. Die engen Gassen zwischen den Häuserzeilen, die in dem vom Herzog akzeptierten Plan an die Stelle der ursprünglichen Baublöcke getreten sind, können nicht mehr als bewohnerfreundlich angesprochen werden. Sie sind so eng angelegt, dass die Vorderseite der einen Häuserzeile direkt auf die Rückseite der anderen stößt.
Die im fiktiven Text enthaltene Feststellung, dass nach der Meinung Schickhardts eine Stadt auch Lebensmöglichkeiten für ihre Bewohner bieten müsse, wird ebenfalls durch die Bildquelle gestützt, wenn man die bei der Wohnbebauung eingetragenen Berufe der ersten Ansiedler berücksichtigt: Sie weisen darauf hin, dass diese beim Bau der Stadt ihr Auskommen suchten: 1 Wirt, 3 Zimmerleute, 2 Maurer, 2 Bäcker, 1 Schneider, 1 Schmied, 2 Glaser, 1 Schuhmacher, 1 Bauverwalter. Hinzu kamen 3 wohl im Bergbau vom nahen Christophstal Tätige.
Grundmuster für die unterrichtliche Umsetzung:
Im weiteren Vorfeld der Veranstaltung sollten wenigstens einige SchülerInnen das Buch ganz oder teilweise gelesen haben. Im unmittelbaren Vorfeld ist eine Information der Klasse zur Person Schickhardts, seinem Werk und seiner Zeit zu empfehlen (siehe Frage 9 an die Autorin). Dies entspricht der Vorbereitungsphase bei Lernorterkundungen.
Die Veranstaltung selbst lässt sich in vier Schritte gliedern:
- Autorenlesung im engeren Sinn; dafür wird der Text so ausgewählt, dass er eine oder mehrere Passagen enthält, die einen zuordenbaren Quellenbezug enthalten.
- Gemeinsame Analyse des Textes mit Schwerpunkt auf dem quellenbezogenen Teil
- Vergleich dieses Abschnitts mit der Originalquelle, aus der geschöpft worden ist.
- Abschließend Werkstattbericht der Autorin mit Aussprache über das eben Erfahrene im Anschluss oder insgesamt statt des Werkstattberichts ein Gespräch zwischen Autorin und SchülerInnen.
Dieser vierte Schritt orientiert sich an den Fragen, die an die Autorin - siehe oben - gestellt worden sind. Das bedeutet, dass entweder die Autorin, die diese Fragen ja kennt, sie als Leitlinie des Werkstattberichts nimmt oder dass SchülerInnen diese Fragen, die sie (ohne Antworten der Autorin) von ihrem Lehrer zuvor bekommen haben, in das Gespräch einbringen. Dadurch wird die Schüleraktivität gefördert und zugleich verhindert, dass das Gespräch allzu schnell von Seiten der SchülerInnen stockt.
In b) und c) sollte aus methodischen Gründen die Lehrkraft der Klasse mit beteiligt sein, an deren Gestaltung des Unterrichtsgesprächs die SchülerInnen gewöhnt sind.
Einer Nachbereitung im eigentlichen Sinne bedarf es nicht, wenn der vierte Schritt gelungen ist. Statt dessen können im Anschluss an die fächerverbindende Veranstaltung unterschiedliche fachspezifische Wege der Fortführung beschritten werden wie z. B. die Schreibwerkstatt im Fach Deutsch bzw. im Fach Geschichte eine vertiefende Beschäftigung mit der Biografie Schickhardts oder mit der frühen Neuzeit als einer Epoche der Erfindungen und Entdeckungen (siehe " Bedeutung " - Abschnitt 4)
Schulartspezifische Umsetzung:
In der Grundschule beginnt die Unterrichtseinheit mit einer kurzen Vorstellung Heinrich Schickhardts durch die Lehrkraft. Zur Konkretisierung werden die Abbildungen, die das Modul bietet, herangezogen. Anschließend wird das obige Grundmuster auf das Vorleseerlebnis und einen kurzen Blick in die Werkstatt der Autorin reduziert. Eine Nachbereitung ist nicht vorgesehen. Sollten die SchülerInnen jedoch unter dem Eindruck des Gehörten im Nachhinein noch Fragen stellen, hat ihre Beantwortung eine abschließend vertiefende Funktion.
In der Hauptschule wird die Hinführung ähnlich, jedoch etwas umfangreicher angelegt. Der wesentliche Unterschied zeigt sich in der Handhabung der vier Schritte der Autorenveranstaltung: Das Gelingen der Vorlesephase hängt stark vom Alter und vor allem der Sprachkompetenz der Mehrzahl der SchülerInnen ab, was sich auf den zweiten Schritt, die Analyse des fiktiven Textes auswirkt. Das Eingehen auf die Quelle darf sich auf das rein Faktische beschränken. Der Werkstattbericht sollte nicht unterbleiben, da er die Neugier weckt und die Fragehaltung der SchülerInnen fördert. Bei einer motivierten Klasse wäre es durchaus möglich, dass sich im Anschluss an die Veranstaltung Bereitschaft für eine weitere Beschäftigung mit Schickhardt zeigt. Diese sollte unbedingt, selbst wenn die verfügbare Zeit knapp ist, genutzt werden.
Die Arbeit auf der SI von Realschule und Gymnasium wird sich weitestgehend an den Vorgaben des Grundmodells - vor allem der Vierschrittigkeit - orientieren; trotzdem sind Varianten möglich und sinnvoll. Die Vorabinformationen können vor allem im Gymnasium von den SchülerInnen in Eigenarbeit eingefordert werden. Orte der Recherche sollten ihnen genannt werden.
Die vorbereitende Lektüre des Jugendbuches kann in Gruppen erfolgen und umfasst arbeitsgleich das ganze Buch oder arbeitsteilig einzelne Kapitel. Sie sollte eingefordert werden, weil dadurch die Erfolgschancen für die Autorenveranstaltung steigen.
Je nachdem, ob das Jugendbuch vor oder nach der Bearbeitung des Themas der frühen Neuzeit - laut Bildungsplan Klasse 7 - erfolgt, dient der Geschichtsunterricht als Vor- oder Nachbereitung der Leseveranstaltung. Die Wahrscheinlichkeit, dass SchülerInnen am Schluss im Fach Deutsch an einer Schreibwerkstatt teilnehmen möchten, ist angesichts der Beliebtheit dieser Arbeitsform hoch.
Anhang für SII:
Folgender Vorschlag, der aber in das Unterrichtsmodell von Autorenlesung und Werkstattgespräch nur am Rande (4.Schritt) einfügbar ist, kann erwogen werden: Das Buch dient - zusammen mit anderen historischen Romanen - unabhängig von der Autorenlesung als Grundlage für Gruppenarbeit, um sich in einem Projekt (z. B. Seminarkurs mit dem Thema Fiktion und Realität) fächerverbindend mit historischen Romanen und deren Quellen auseinander zu setzen. In diesem Falle könnte auch die Glaubwürdigkeit der Realität in den historischen Quellen als eigener vertiefender Arbeitsschwerpunkt thematisiert werden.
2. Behandlung des Themas in der Schule
Die Veranstaltung mit der Autorin findet innerhalb der Schule statt.
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Stuttgart -