Landesgeschichtliche Einordnung
Autor: Dr. Rainer Hennl (Arbeitskreis RP Karlsruhe)
Gliederung:
Begriffsdefinition/Vorbemerkung
Römerzeit
Früh-, Hoch- und Spätmittelalter
Frühe Neuzeit
Frühindustrialisierung/Hochindustrialisierung (1. Phase)
Die zweite industrielle Revolution
Weimarer Republik/Nationalsozialismus
Wiederaufbau/Wirtschaftswunder
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Wiederaufbau/Wirtschaftswunder
Nach 1945 erhielt die Wirtschaft im deutschen Südwesten durch
Neuansiedlungen aus Ostdeutschland neue, auch technisch neue Impulse. Insgesamt
wurden im Jahr 1948 in Baden und Württemberg 1.625 "Vertriebenen- und
Zugewandertenbetriebe" gezählt, ein besonders prominentes Beispiel bot Zeiss in
Oberkochen. Nach wie vor blieb aber für den Südwesten eine breit gefächerte,
viele mittelständische und dezentral angesiedelte Betriebe umfassende
Wirtschaftstruktur typisch. Diese sollte sich derjenigen anderer Bundesländer
in den folgenden Jahrzehnten als überlegen erweisen, und nicht wenige
Produktionsbereiche des neugegründeten Bundeslandes Baden-Württemberg erlebten
überdurchschnittliche Wachstumsraten. Im Folgenden soll die technische
Entwicklung innerhalb einiger dieser Branchen beleuchtet werden.
Mit der Währungsreform entwickelte vor allem der Motorradbau große
Dynamik, da Zweiräder deutlicher günstiger zu erwerben waren als Automobile.
NSU, das bis zur Mitte der Fünfzigerjahre zum größtem Zweiradhersteller der
Welt aufstieg, produzierte neben dem beliebten Vorkriegsmodell NSU Quick (98
ccm, mit Pedalen) neue Modelle wie die NSU Fox (ab 1949, 100 ccm,
1-Zylinder-Viertakt, 5,2 PS), den in Lizenz gefertigten Motorroller NSU
Lambretta (ab 1950; 125 ccm, 1-Zylinder-Zweitakt, 4,5 und 6,2 PS), die NSU Max
(ab 1951; 250 ccm, 1-Zylinder-Viertakt, 17-18 PS) und das in großen Stückzahlen
verkaufte Moped Quickly (ab 1953). Zugleich waren auf den Rennstrecken der
Fünfzigerjahre NSU-Motorräder wie die Rennfox R 11 und die Rennmax R 22
erfolgreich und fuhren zahlreiche Titel und Weltrekorde ein.
Kreidler brachte 1951 ein ungedrosseltes Motorfahrrad mit 50 ccm und einer
Leistung von 2,2 PS auf den Markt, die Kreidler K 50. Ab 1957 wurde das wohl
bekannteste Kreidler-Modell, die "Florett", in zahlreichen Exemplaren verkauft,
zuletzt (ab 1967) als mit 6,25 PS motorisiertes Kleinkraftrad Florett RS mit
Fahrtwindkühlung. Auf dem Motorroller-Markt waren neben NSU mehrere
südwestdeutsche Hersteller aktiv, so Maico/Pfäffingen mit dem "Maicomobil", die
Progress-Werke/Oberkirch mit dem "Strolch" und die Heinkel-Werke mit dem
zwischen 1953 und 1965 (zunächst in Stuttgart, dann in Karlsruhe) produzierten
"Tourist". Beim Heinkel Tourist handelte es sich um einen robusten und
zuverlässigen Roller mit Viertaktmotor und in Öl laufendem Kettenantrieb, der
eine Zuladungskapazität von 194 kg aufwies und daher als "Ersatzauto" galt.
Kleinwagen, die die Käufer vor allem seit der Mitte der 1950er Jahre
anzogen, stellten Heinkel (drei- und vierrädriger Heinkel-Kabinenroller; 175
und 200 ccm, 9,2 bzw. 10 PS, Höchstgeschwindigkeit 90 km/h) zwischen 1956 und
1958 und Maico (MC 400/H und MC 500/4) zwischen 1955 und 1958 her.
Heinkel-Kabinenroller
© Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim
Daimler-Benz brachte 1949 mit einer Diesel-Variante des Mercedes-Benz Typ 170 V den ersten Diesel-Pkw der Nachkriegszeit auf den Markt. 1953 folgte dann der Mercedes 180, bei dem es sich um den ersten Mercedes mit selbsttragender Karosserie ohne Kotflügel und Trittbretter ("Pontonform") handelte.
Die Mercedes 180 "Ponton"-Limousine (1953)
© Daimler Archive & Sammlung
Den Wunsch nach Luxus erfüllten ab 1954 der Mercedes 300 SL (als Coupé mit Flügeltüren oder als Roadster) und der Mercedes 190 SL (1955). Die deutsche Staatslimousine bis zur Einführung des Mercedes 600 im Jahr 1964 wurde der ab 1951 produzierte Mercedes 300, der "Adenauer-Mercedes". Den Aufstieg von Daimler-Benz zum größten europäischen Lkw-Hersteller leiteten 1949/50 die in Mannheim gefertigten Modelle L 3250 (6,5 t) und L 3500 (der Standard-7,5-Tonner der Fünfzigerjahre) ein. Seit 1949 wurde auch der Unimog ("Universal-Motor-Gerät"), ein allradgetriebener Kleinlastkraftwagen und Geräteträger für Land-, Forstwirtschaft, Militär und kommunale Aufgaben, produziert, zunächst bei der Boehringer Werkzeugmaschinen GmbH in Göppingen, ab 1951 im Rahmen des Produktionsprogramms von Daimler-Benz Gaggenau.
Der Mercedes-Benz 300 SL "Flügeltürer"
© Daimler Archive & Sammlung
Der Sportwagenhersteller Dr. Ing. h. c. F. Porsche AG nahm 1950 in
Stuttgart-Zuffenhausen mit dem Modell 356 die Nachkriegsproduktion auf.
Ausgangsbasis dieses Modells war der 1948 von Ferry Porsche konzipierte Porsche
Nr.1, ein zweisitziger Mittelmotorroadster mit Rohrrahmen und einem auf 26 kW
(35 PS) gesteigerten 1,1-Liter-VW-Motor. Der Wagen konnte seit Beginn der
Produktion als Coupé oder Cabrio erworben werden; hergestellt wurde er in
mehreren Modell-Generationen (356, 356 A, 356 B, 356 C) bis 1965, dann erfolgte
der Übergang zu den 911- und 912-Serien.
NSU ließ 1958 die Produktion des "Prinz" anlaufen, der in verschiedenen
Varianten (z. B. Prinz 1 mit 600 ccm; Sportprinz mit Bertone-Karosserie, Prinz
1200 TT mit 1.200 ccm) bis 1972 vom Band lief. Auch die Karosserie des NSU
Wankel Spiders von 1963, des weltweit ersten Serienfahrzeugs mit
Wankel-Kreiskolbenmotor, entsprach weitgehend der des "Sportprinz".
Die Kässbohrer-Fahrzeugwerke (gegr. 1893) entwickelten 1951 den ersten
selbsttragenden Omnibus (Setra S 8), bei dem auf ein Lkw-Gestell als
Basis verzichtet werden konnte. Die Gottlob Auwärter GmbH & Co. KG
(Stuttgart-Möhringen) stellte unter dem Markennamen Neoplan 1953 den ersten
selbsttragenden Omnibus ihres Hauses vor und führte 1957 als erster
Omnibushersteller eine neue Achskonstruktion mit Luftfederung und vorderer
Einzelradaufhängung ein, was für Busreisende einen sprunghaft gesteigerten
Fahrkomfort bedeutete.1961 folgte von Auwärter der Bus-Typ "Hamburg", der als
der erste moderne Reisebus gelten kann (tiefer gelegter Fahrersitz, separate
Frischluftversorgung für jeden Fahrersitz, vergrößerte Fensterflächen).
Auf dem Feld der Elektrotechnik waren im Turbinenbau weiterhin
Voith/Heidenheim, die Escher Wyss Gmbh/Ravensburg und BBC/Mannheim tätig, wobei
BBC sicherlich die breiteste elektrotechnische Produktpalette aufzuweisen hatte
(z. B. Freileitungssysteme, Lichtbogenöfen, elektrische Förderanlagen,
elektrische Ausrüstung von elektrischen Lokomotiven und Triebwagen,
Elektromotoren, Elektromaschinen und Haushaltsgeräte). Die AEG-Betriebe in
Stuttgart/Bad Cannstatt, Göppingen, Kirchheim/Teck und Backnang stellten
Transformatoren, fernmeldetechnische Anlagen, Elektrowerkzeuge, Elektromotoren,
aber auch Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen (Lavamat, 1958) und Geschirrspüler
(ab 1961) her. Auch Bauknecht (Stuttgart/Welzheim) hatte auf der Basis seines
Elektromotoren-Programms seit 1948 zunehmenden Erfolg mit seinem
Hausgeräteprogramm (Küchenmaschinen, Kühlschränke, Waschvollautomaten,
Wärmegeräte), ebenso Bosch (ab 1967 als Bosch-Siemens-Hausgeräte GmbH). Neff in
Bretten eroberte sich bis zur Mitte der 60er Jahre eine Spitzenposition
innerhalb der Heiz- und Kochgeräteindustrie, während sich Eisfink (Asperg) und
Stierlen-Maquet (Rastatt) auf den stark expandierenden Kühlgerätemarkt
spezialisierten. Elektro-Kleinstmotoren (z. B. für Kameras, für Jalousien, aber
auch für Raumfahrtzwecke) stellte ab 1955 die Dunkermotoren GmbH in
Bonndorf/Schwarzwald her.
Im Bereich der Unterhaltungselektronik brachte die Stuttgarter Firma
Südfunk 1957 den weltweit ersten volltransistorierten UKW-Empfänger heraus.
Transistorradio von Südfunk (1959)
© Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim
Zum Siegeszug des mit Transistoren ausgestatteten Koffer- oder Taschenradios trug in den Sechzigerjahren wesentlich Schaub-Lorenz (ab 1948 Hauptsitz Stuttgart; 1958 aufgegangen in der SEL) bei, vor allem mit dem Touring 70 Universal. Autoradios produziert ab 1949 die Firma Becker in Pforzheim, die zwischen 1953 und 1960 100.000 Exemplare ihres "Mexico"-Modells, des weltweit ersten Autoradios mit automatischem Sendersuchlauf, verkaufen konnte. Dual produzierte seit Anfang der 1950er Jahre in St. Georgen mit großem Erfolg Plattenspieler, darunter die ersten Phono-Koffer.
Dual-Plattenspieler Typ 410 (1970)
© Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim
In der Produktion von Fernsehern war SABA/Villingen sehr stark engagiert.
Saba brachte 1953 mit dem Schauinsland W II einen der ersten deutschen
Fernsehempfänger heraus, entwickelte 1961 das zeilenfreie Fernsehen
("Sabavision") und stieg 1967 ins Farbfernsehgeschäft ein.
In diesem Zusammenhang ist auf den Bau des Stuttgarter Fernsehturms in
den Jahren 1954-1956 hinzuweisen. Der 1959 mit dem Paul-Bonatz-Architekturpreis
ausgezeichnete 216,62 Meter hohe Turm verkörperte die erste "Betonnadel" der
Welt und wurde damit Vorbild für alle späteren Fernsehtürme.
Stuttgarter Fernsehturm
©
www.lmz-bw.de
Eine Pionierleistung der Computerbranche erfolgte 1961 im
Sindelfinger IBM-Werk, das für den europäischen Markt das IBM System 1401, den
ersten mit Transistoren und gedruckten Schaltungen ausgerüsteten Computer,
fertigte.
Vielfältig waren auch die Leistungen der baden-württembergischen Industrie auf
dem Gebiet der Metallerzeugung und Metallwaren. Zum Beispiel nahm
Escher Wyss in Ravensburg 1950 als erste deutsche Gießerei die Fabrikation von
Sphäroguss auf und die Schwäbischen Hüttenwerke stellten seit Ende der
Fünfzigerjahre hochwertiges perlitisches Gusseisen für Bremsscheiben her. Die
Wieland-Werke AG/Ulm gewannen eine Spitzenstellung unter den europäischen
Herstellern von NE-Halbzeugen (Bänder, Bleche, Rohre, Stangen, Drähte, Profile
und Sondererzeugnisse) und bauten auf dieser Basis zwischen 1950 und 1960 eine
weltweite Vertriebsorganisation auf. Die WMF-Werke Geislingen erlebten ab der
zweiten Hälfte der 50er Jahre eine großen wirtschaftlichen Aufschwung durch den
Verkauf von Cromargan-Bestecken und -Hohlwaren, wobei diverse Produktklassiker
(v. a. nach Entwürfen von Wilhelm Wagenfeld) entstanden. 1954 setzte
schließlich mit der Übernahme der Geschäftsleitung durch Reinhold Würth der
kometenhafte Aufstieg der Künzelsauer Schraubenhandlung Würth zur Würth-Gruppe,
einem global player im Bereich der Befestigungs- und Montagetechnik, ein.
Einen vergleichbaren wirtschaftlichen Erfolg wie Würth erzielte der Erfinder
Artur Fischer (geb. 1919) aus Turmlingen. Fischer, der bis heute über 1.000
Patente angemeldet hat und insofern als der weltweit erfolgreichste Erfinder
hinter Thomas Edison gelten kann, erfand 1958 den inzwischen weltbekannten
Fischer-Spreizdübel aus Polyamid. 1965 stieg das Unternehmen mit den
Fischertechnik-Produkten, die ursprünglich als Weihnachtsgeschenk für Kunden
und Geschäftspartner gedacht waren, auch in die Spielzeugbranche ein.
Für die Leistungsfähigkeit und innovative Kraft der baden-württembergischen
Maschinenindustrie gibt es zahlreiche Beispiele. Die Kaelble GmbH/Backnang
fertigte im Zeitalter des Wiederaufbaus schwere Fahrzeuge für Erdbewegungen
(Zwei- und dreiachsige Hinterkipper, 1952; Groß-Radlader, 1956). Das erste
Produkt des 1949 gegründeten Familienunternehmens Liebherr war ein mobiler,
leicht montierbarer und zudem preisgünstiger Turmdrehkran; bald machte Liebherr
auch durch den Bau von sehr leistungsfähigen Hydraulikbaggern von sich reden.
Der Stuttgarter Aufzughersteller Stahl stellte 1965 den damals schnellsten
Aufzug Europas für den Messeturm in Hannover her und lieferte 1967 die Aufzüge
für den Fernsehturm Moskau, das damals höchste freistehende Gebäude der Welt.
Vorbildliches leistete in Baden-Württemberg auch die Industriegruppe
Uhren-Feinmechanik-Optik. Anfang der 1960er Jahre stammten noch mehr als
90% der in der BRD produzierten Groß- und Kleinuhren aus dem deutschen
Südwesten, allerdings wurde die Marktsituation der in Pforzheim, Schwenningen,
Schramberg und Schwäbisch Gmünd beheimateten Kleinuhrenhersteller zunehmend
schwieriger. Den veränderten Gegebenheiten vermochte sich jedoch etwa
Junghans/Schramberg und Philipp Weber/Pforzheim gut anzupassen. Junghans bot
1967 erstmals eine elektronische, transistorisierte Armbanduhr an, und Weber
entwickelte 1971 die erste deutsche Quarz-Armbanduhr.
Die Zeiss Ikon AG (seit 1948 mit Sitz in Stuttgart) brachte eine breite Palette
von Kamera-Produkten auf den Markt, darunter auch hochmoderne
Spiegelreflexkameras wie die Contaflex, eine der erfolgreichsten Kameras der
deutschen Kameraindustrie. Auch der Astronaut Edward H. White führte 1965 auf
seinem Weltraumspaziergang im Rahmen des Gemini 4-Flugs eine
Spiegelreflexkamera von Zeiss Ikon (eine Contarex) mit sich. Kodak, seit
Kriegsende in Stuttgart-Wangen ansässig, setzte Anfang der Sechzigerjahre
erstmals Kunststoff für den Bau seiner Kameragehäuse ein und entwickelte 1963
das Kassettenfilmsystem Instamatic.
Die Develop KG Dr. Eisbein & Co., anfangs in Stuttgart-Zuffenhausen, dann in
Gerlingen, konstruierte 1948 als Weltneuheit den Blitzkopierer Develop D 10,
den ersten nutzbaren Büro-Kopierer.
Optisch selbsttätig preisanzeigende Waagen produzierten ab 1957 die
Bizerba-Werke/Balingen, zudem ab 1960 Waagen, die dank einer Ausstattung mit
einem elektronischen Kleinrechner und einem Drucker zugleich als
Preisauszeichnungsgerät einsetzbar waren.
Im Sektor der chemischen Industrie gelang dem Pharmahersteller C. F.
Boehringer & Söhne GmbH Mannheim 1953 die Synthese von Paraxin, einem
Breitbandantibiotikum, und 1956 mit Nadisan die Einführung eines oralen
Antidiabetikums.
Die Familiengesellschaft Freudenberg/Weinheim, die bereits seit 1936 Buna und
Perbunan verarbeitete, produzierte seit 1948 Vliesstoffe, die als
Einlagestoffe, als Haushaltsprodukte der Marke "Vileda" und von 1957 an als
Filter eingesetzt wurden. 1963 begann Freudenberg dann die Produktion von
Helia-Kunstleder. Erwähnung verdient auch die Rhodiaceta/Freiburg im Breisgau,
die Ende der 1950er Jahre als einziges deutsches Textilfaser-Werk Nylon
erzeugte.
Die Ernährungsindustrie hatte sich in der Nachkriegszeit neuen
Konsumgewohnheiten anzupassen, was technische Innovationen erforderlich machte.
Beispielsweise litt seit der Währungsreform das bundesdeutsche Mühlengewerbe
unter Überkapazität, doch konnte Mannheim als Standort von Großmühlen mit
modernen und besonders leistungsfähigen Anlagen ("Erste Mannheimer Dampfmühle",
"Pfälzische Mühlenwerke", "Hildebrand Rheinmühlenwerke", "Verein Deutscher
Ölfabriken") seinen ersten Rang unter den Mühlenzentren Deutschlands
verteidigen. Das Maggi-Werk Singen erkannte rechtzeitig den Trend zur
vorgefertigten Mahlzeit und nahm 1958/60 die Produktion von Ravioli bzw. Suppen
in Dosen auf. Einen ähnlichen Weg ging Knorr und errichtete 1969 in Heilbronn
die modernste vollautomatische Suppenfabrik Deutschlands.
Ein Vorzeichen der dritten industriellen Revolution stellte der Baubeginn des
Karlsruher Kernforschungszentrums im Februar 1957 dar. Bürgerproteste
gab es damals nur in den unmittelbar betroffenen Gemeinden Linkenheim und
Friedrichstal, während die breite öffentliche Meinung die neue Atomtechnik
willkommen hieß. Am 12. Dezember 1962 nahm der erste deutsche Eigenbau-Reaktor,
der schwerwassermoderierte Forschungsreaktor 2 (FR 2) mit einer thermischen
Leistung von zunächst 12, später 44 MW seinen Leistungsbetrieb auf und stand
bis zu seiner Abschaltung im Dezember 1981 der deutschen Wissenschaft als
Forschungsinstrument zur Verfügung. Der Ausbildung von Kerntechnikern diente am
Kernforschungszentrum ein Exemplar des 1962 erstmals gebauten
Siemens-Unterrichtsreaktors 100 (SUR 100), der bis 1996 in Dienst stand und
heute im Landesmuseum für Technik und Arbeit in Mannheim zu besichtigen ist.
Das erste kommerziell betriebene deutsche Atomkraftwerk wurde 1968 in Obrigheim
in Betrieb genommen. Die mit einem Siemens-Druckwasserreaktor (357 MW)
ausgestattete Anlage wurde in den 1980er Jahren zum Symbol im Streit um die
Kernenergie, 2005 ist sie nach fast vierzigjähriger Laufzeit vom Netz gegangen.
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