Die Schwarzwaldbahn

Methodenvorschlag

2.1 Lernorterkundung

Eine Bahnlinie bietet mit ihrer Länge zahllose Möglichkeiten zur Erkundung. Ziele sind Tunnel, Geländeeinschnitte, Brücken, Bahnhöfe, Abzweigungen und Punkte im Gelände, von denen aus der Streckenverlauf zu überblicken ist. Wichtig ist bei einer Begehung, dass Schüler an der Planung beteiligt sind; sie sollten inhaltlich so vorbereitet sein, dass sie ihren Mitschülern Erläuterungen geben oder die Führung übernehmen können. Skizzenblöcke und Fotoapparate oder –handys gehören zum unverzichtbaren Rüstzeug; von der Exkursion müssen Dokumente mitgebracht werden, die im Unterricht, bei Projekten oder für Einzelarbeiten weiter verwendbar sind – ein Lerngang ist nie nur prozess-, sondern stets auch produktorientiert im Hinblick auf Wandplakate, Fotoausstellungen, Referate usw.

Aus der Fülle der Anlaufpunkte sollen hier drei Lerngänge exemplarisch hervorgehoben werden:

1. Triberg: Schwarzwaldmuseum und Gerwigdenkmal
Im Schwarzwaldmuseum können Baugeschichte und Linienführung der Schwarzwaldbahn studiert werden.
Das Gerwigdenkmal steht wenige Meter südlich der Überführung der Bahnhofstraße/Nußbacher Straße über die Fréjusstraße (B 500) auf einer Verkehrsinsel. Es eignet sich als Ort, die Lebensleistung des Erbauers der Schwarzwaldbahn darzustellen. Ferner empfiehlt sich eine kunstgeschichtliche und ikonografische Betrachtung, d.h. Beschreibung und Deutung der der Gestaltungselemente Granitblöcke, Porträtplakette, Lorbeerzweige und Adler.

Zwei Schülerinnen des Gymnasiums am Hoptbühl Villingen-Schwenningen referieren vor dem Gerwigdenkmal in Triberg über den Erbauer der Schwarzwaldbahn.

B 5  Zwei Schülerinnen des Gymnasiums am Hoptbühl Villingen-Schwenningen referieren vor dem Gerwigdenkmal in Triberg über den Erbauer der Schwarzwaldbahn. © Michael Tocha

Der innerstädtische Lerngang in Triberg kann erweitert werden durch eine Wanderung zu Station 9 des Schwarzwaldbahn-Erlebnispfades, an der die Ingenieursleistung Gerwigs, die Überwindung des Gebirges, erläutert wird.

2. Schwarzwaldbahn-Erlebnispfad
Der Triberger Bahnhof und das Gerwig-Denkmal sind Stationen des 2012 eingerichteten Schwarzwaldbahn-Erlebnispfades. Er gliedert sich in zwei Etappen, Ausgangs- und Endpunkt beider ist der Bahnhof Triberg. Insgesamt 16 Verweilstationen informieren über Bau und Streckenführung, Energieversorgung, Landschaft und Leben an der Schwarzwaldbahn.

Hinweistafel vor dem Triberger Bahnhof

B 6  Hinweistafel vor dem Triberger Bahnhof © Michael Tocha

Für Schülergruppen empfiehlt sich die Beschränkung auf ausgewählte Stationen, z.B.:

  • vom Bahnhof Triberg bis zum Oberen Dreibahnenblick (Stationen 1, 8, 7, 6). Vom Bahnhof Triberg kommend überquert man auf dem Zebrastreifen die B 33 bei der Einmündung der Fréjusstraße (B 500) und folgt der blauen Raute in Richtung „Wendeplatz“. Der Weg ist anfänglich recht steil, die reine Gehzeit beträgt etwa 45 Minuten. Um die Anlage der Gerwigschen Kehrschleifen zu erfassen, sollte von der Aussichtsplattform die dreimalige Vorbeifahrt eines Zuges beobachtet werden (ca. alle 30 Minuten, der ausgehängte Fahrplan ist nicht auf dem neuesten Stand). - Vgl. auch ausführliche Wegbeschreibung zum Dreibahnenblick von Frank-D. Paßlick
  • vom Bahnhof Triberg zum ehemaligen Bahnhof Nußbach (Stationen 1, 8-11, 15). Auf diesem Abschnitt werden vor allem topografische und wirtschaftsgeografische Themen dokumentiert, z.B. Streckenführung, Gütertransport, Strukturwandel, Tourismus.

Es empfiehlt sich, Schülerinnen und Schülern jeweils begrenzte und konkrete Fragestellungen als Rahmen ihrer Informationsaufnahme zuzuweisen. Sie sollten die Angaben auf den Tafeln anhand von Literatur (s. Verzeichnis) überprüfen und ergänzen.

Broschüre mit Tourenbeschreibung und Vorschlägen unter www.schwarzwaldbahn-erlebnispfad.de/


2.2 Behandlung des Themas in der Schule

Die folgende Liste enthält Hinweise und Vorschläge für Referate, GFS und Projekte. Im Einzelfall wird es notwendig sein, die Themen durch problemorientierte Fragestellungen zu präzisieren. Informationsquellen sind außer den Tafeln des Schwarzwaldbahn-Erlebnispfades die hier angegebenen Internetadressen und Veröffentlichungen (s. auch Literaturverzeichnis).

1. Verkehr im Schwarzwald vor dem Bahnbau
Postlinien: Organisation, Trassen, Fahrzeuge

2. Die Baugeschichte der Schwarzwaldbahn 1865-1873
Entwicklung des Eisenbahnnetzes in Baden; Teilstrecken; Debatte um die Bergstrecke, bes. die Schiltachlinie

Dazu:

Hangartner, Heinz: Unsere Schwarzwaldbahn, Augsburg 1971

Kienzler, Armin: Die Schwarzwaldbahn. Schönste Mittelgebirgsbahn Europas, in: Heimatblätter, Jahresheft 14, 2010, S. 26-45Scharf, Heinz-Wolfgang: Die Schwarzwaldbahn und das Bahnbetriebswerk Villingen, Freiburg, o.J. (1980)

Scherff, Klaus: Alles über die Schwarzwaldbahn, Stuttgart 2009

D 1 Arx, Johannes von: „Die Schwarzwaldbahn – ein Gang durch eine grandiose Geschichte“

AB 1 Das südwestdeutsche Eisenbahnnetz 1865

3. Robert Gerwig: Beamter – Ingenieur– Politiker
Gerwigs Werdegang; die badische Uhrmacherschule Furtwangen – ein veraltetes Konzept?; Gerwigs Bahnbaukonzept; Vergleich: Schwarzwaldbahn und Höllentalbahn; Gerwigs Beitrag zum Bau der Gotthardbahn; Gerwig als Reichstagsabgeordneter; das Musical „Gerwig“ 2010

Dazu:

Beckmann, Ludger: Robert Gerwig, in: MITTEILUNGEN des Geschichts- und Heimatvereins Furtwangen, Furtwanger Heimetblättli Nr. 39, Dezember 2010, S. 3-20

Winkler, Wolfgang A., Karl Volk, Wilfried Dold: Robert Gerwig – Schwarzwaldbahn, Uhrmacherschule oder Straßenbau – ein genialer Ingenieur erschließt und fördert den Schwarzwald-Baar-Kreis, in: Landratsamt Schwarzwald-Baar-Kreis (Hrsg.): Almanach 2011. Jahrbuch des Schwarzwald-Baar-Kreises, Villingen-Schwenningen o.J. (2010), S. 170-183

Winkler, Wolfgang A.: Robert Gerwig, ein vielseitiger Ingenieur, Horb am Neckar: Geiger-Verlag, 2. Aufl. 2010

Deutsche Biographie - Gerwig, Robert (deutsche-biographie.de)

R. Gerwig als Reichstagsabgeordneter: Redebeiträge, Einträge aus der Abgeordneten-Datenbank, letzter Zugriff 28. 1. 2013

Gerwig als Abgeordneter: Wahlergebnisse, Lebenslauf etc. (Datenbank der Abgeordneten der Reichstage des Kaiserreichs 1867/71 bis 1918

Porträtfoto Gerwigs von Julius Hölder im Hauptstaatsarchiv Stuttgart

D 2 Das Musical „Gerwig“

D 3 Robert Gerwig und die politische Kultur des 19. Jahrhunderts

4. Migration: Italienische Arbeiter beim Bau der Schwarzwaldbahn
Warum Italiener?; Vergleich: Italienische Arbeiter an der Albulabahn, am Gotthard; Lebensverhältnisse auf den Baustellen; Unterbrechung durch den Krieg 1870; Spannungen zwischen „Gastarbeitern“ und Einheimischen, Integration in die einheimische Bevölkerung

Dazu:

Kienzler, Armin: Von Norditalien in den Schwarzwald. Zum Bau der Schwarzwaldbahn kamen die ersten „Gastarbeiter“, in: Heimatblätter des Heimat- und Gewerbevereins Triberg, Jahresheft 10, 2006, S. 28-34
Volk, Karl: Diebstahl, Raub und Mord. Valentin Winterhalter im Seelenwald am 4. Juni 1874 ermordet, in: Heimatblätter, Jahresheft 12, 2008, S. 106-115

Bericht im „Südkurier“ vom 6. 11. 2010 über heutige Nachfahren der Tunnelbauer

D 2 Das Musical „Gerwig“

5. Die Schwarzwaldbahn im und nach dem Zweiten Weltkrieg
Standortversteck hochrangiger Nazigrößen, Militärtransporte; Zerstörungen durch Bombenangriffe und Sprengungen; Bedeutung der Schwarzwaldbahn für die französische Besatzungsmacht nach 1945 (Zugang zum Bodensee und nach Österreich; Kurswagen Graz-Paris)

6. Dampf – Diesel – Strom: Traktionsarten und technischer Fortschritt
Technisch interessierte Schüler beschreiben Aufbau und Funktionsweise einer Lokbaureihe: Dampflok P10, Diesellok V200, Elloks E39, 110, 146; Fahrzeiten im Vergleich; Bw Villingen; Woher kommt der Bahnstrom?

7. Bedeutung der Schwarzwaldbahn für die Erschließung des mittleren Schwarzwalds
Fahrgastzahlen, Gütermengen; Tourismus; Stilllegungspläne, Schließung kleiner Bahnhöfe; Stich- und Verbindungsstrecken; Konkurrenz der Straße; Abbau des Fernverkehrs

8. Länderbahn, Staatsbahn, Privatbahn: die Bahn als Unternehmen
Badische Staatsbahn, Reichsbahn, Bundesbahn, Neue Schwarzwaldbahn 2006; Ausschreibung, Konkurrenten; Bahn als Arbeitgeber (Offenburg, Villingen, Singen, Radolfzell)

Die "Neue Schwarzwaldbahn" (schiene-regional.de)

9. Schwarzwaldbahn einst und jetzt
Tunnel, Steigungen, Vergleich der Fahrzeiten früher und heute, eingesetztes Material, Halte, Zahl der Reisenden, Fahrpreise, Zielbahnhöfe der Züge
Fahrplantabellen von 1912, 1939, 1947 und 1979 bei Scharf, a.a.O., S. 86ff.

AB 2 Die Tunnel zwischen Hornberg und St. Georgen

AB 3 Entfernungen, Fahrzeiten und Bahnhofshöhen der Schwarzwaldbahn

10. Schüleraktivität (Rollenspiel, szenische Darstellung usw.)
Debatte im badischen Landtag über die Streckenführung; Abschied eines Tunnelbauers von der Familie in Italien; Interview mit Robert Gerwig über seine Vorstellungen vom Bahnbau über den Schwarzwald / Gotthard; Szenen aus dem Musical „Gerwig“; Befragung von Reisenden über Abfahrtsort, Fahrziel, Zweck der Reise usw. 

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 - Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg - 


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