Von der Holznot zur Ölkrise: Die Ressourcenproblematik im Industriezeitalter
Hintergrund
Bedeutung
Die Ressourcenproblematik im Industriezeitalter
Um 1800 gingen die Umweltprobleme der Vormoderne in die der industriellen Welt über. Der hohe Holzverbrauch durch Salinen, Metall- und Glashütten sowie die anwachsende Bevölkerung führte dazu, dass allerorten über „Holznot“ geklagt wurde. Die Begrenztheit der Ressource Holz wurde der Bevölkerung bewusst. Deshalb griff der Staat mit Unterstützung der staatlichen Förster ein. Diese obrigkeitliche Reglementierung hatte nicht den Schutz der Natur im Sinn. Vielmehr war eine Oberaufsicht über die Nutzung der Waldressourcen aus wirtschaftlichen Gründen attraktiv, denn von den Reformen profitierten staatliche Betriebe wie Hütten und Salinen.
B2 M 1 Arme Kinder beim Holzsammeln.„Weine nur nicht Helmchen“. Fürs Haus – Winter. 1851 |
Die früher vielfältige Nutzung des Waldes zum Brennholzsammeln, als Waldweide oder zum Sammeln von Früchten wurde nun eingeschränkt. Unter den Regeln litten insbesondere ländliche und städtische Unterschichten; die – zum Teil staatlichen – Unternehmer konnten hingegen ihre Rechte durchsetzen. Die Glas- und Metallhütten sowie Salinen, die große Mengen an Holz verbrauchten, brauchten nicht ihren Holzkonsum einzuschränken.
Die Holznot – Anfang vom Ende des hölzernen Zeitalters
Auch wenn bei der Schaffung neuer Bestimmungen nicht der Naturschutz im Vordergrund stand, so gab es doch positive ökologische Nebeneffekte. Im Zuge der Holznotdebatte entstand in der deutschen Forstwirtschaft das Konzept der Nachhaltigkeit. Es wurde zwar viel Holz geschlagen, aber trotzdem gab es immer mehr Bäume, weil verstärkt aufgeforstet wurde. Da der Wald auf seine Eigenschaft als Holzlieferant beschränkt wurde, wandelte er sich aber immer mehr zum Hochwald, in dem vor allem Fichten wuchsen. Das Leben im Wald änderte sich.
Ob es eine generelle „Holznot“ gegeben hat, ist Gegenstand einer Forschungskontroverse. Werner Sombart vertrat um 1920 die These, dass das „Ende des Kapitalismus“ durch Ressourcenerschöpfung drohte. Joachim Radkau hingegen betonte, dass es sich nur um eine „antizipierte Krise“ gehandelt habe; die Wirtschaft sei nicht ernsthaft in Gefahr gewesen, sondern man habe sich um die Versorgung in der Zukunft gesorgt. Es ist bezeichnend, dass er gerade in den 1980er Jahren, in denen das Waldsterben diskutiert wurde, die Existenz einer Holznot im 18./19. Jahrhundert in Frage stellte.
Unstrittig ist jedoch, dass der Energiebedarf der industrialisierten Gesellschaft auf Dauer nicht durch Waldressourcen zu decken war, auch wenn aufgeforstet wurde. Deshalb wurde verstärkt fossile Energie – Steinkohle, Braunkohle und Erdöl – verwendet. Etwa zwischen 1800 und 1850 endete das „hölzerne Zeitalter“ und das „fossile Zeitalter“ begann.
Die Ölkrise – Anfang vom Ende des fossilen Zeitalters
Es scheint nur folgerichtig, dass nach der „Holzkrise“ im hölzernen Zeitalter im Zwanzigsten Jahrhundert die „Ölkrise“ als Sinnbild für die Krise der fossilen Energien folgte. Die Phase des ungebremsten Wirtschaftswachstums nach dem Zweiten Weltkrieg wurde durch den Ölschock in den 1970er Jahren beendet. Die Grenzen des Wachstums wurden wieder deutlich.
- Arbeitskreis für Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg (Gebiet: Hochrhein) -
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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