Judenverfolgung im Nationalsozialismus - exemplarisch dargestellt an Zeitungsberichten aus Hechingen, ausgehend von der Alten Synagoge

Hintergrundinformationen

1. Bedeutung

  • Das Landesdenkmalamt wies 1979 das vom Verfall bedrohte Gebäude als Kulturdenkmal von besonderer Bedeutung aus.
  • Die Alte Synagoge in Hechingen gehört zu den wenigen wieder hergestellten Synagogen in Baden-Württemberg. Im Innern beeindruckt die gelungene Restaurierung, die schöne Gestaltung und harmonische Atmosphäre.
  • Die restaurierte Synagoge bezeugt, dass es in Hechingen im 18. und 19. Jahrhundert eine größere jüdische Gemeinde gab, die wesentlich zum wirtschaftlichen Aufschwung und kulturellen Leben Hechingens beitrug. Bedeutende Persönlichkeiten des deutschen Judentums lebten in Hechingen oder hatten Verbindungen nach Hechingen.
  • Ausgehend von der Zerstörung der Synagoge am 9. November 1938 lässt sich die Verfolgung und Ermordung der jüdischen Bürger exemplarisch an Zeitungsberichten, also öffentlich verbreiteten Dokumenten, erarbeiten. Der regionale Bezug löst Betroffenheit aus, da das Zusammenleben im ausgehenden 19. Jahrhundert bis 1933 als überwiegend unproblematisch wahrgenommen wurde.
  • Die Verfolgung der Juden in Hechingen, in Zeitungsberichten dokumentiert und den Hechinger Bürgern zugänglich gemacht, kann exemplarisch für die Verfolgung der Juden im nationalsozialistischen Deutschland im Geschichtsunterricht behandelt werden.
  • Vor allem die Ausstellung auf der Frauenempore der Synagoge macht den wirtschaftlichen und kulturellen Verlust deutlich, den Hechingen wegen der Auswanderung der jüdischen Mitbürger und wegen der gewaltsamen Auslöschung der jüdischen Gemeinde erlitten hat.
  • Die Auseinandersetzung um die Restaurierung und künftige Nutzung der Synagoge bis zum Jahr 1986 zeigt exemplarisch, wie schwierig die Aufarbeitung der Vergangenheit war.
  • Die durch private Initiative restaurierte Synagoge ist heute ein Kulturhaus, eine Erinnerungsstätte und ein Mahnmal. Vereinzelt werden in jüngster Zeit jüdische Gottesdienste für neu nach Deutschland eingewanderte Juden aus Osteuropa gefeiert.


2. Geschichte

Geschichte der jüdischen Gemeinde in Hechingen

1435/1490
Einzelne Juden sind in Hechingen nachweisbar.

erste Hälfte des 16. Jahrhunderts
Erste Judengemeinde in Hechingen

1752/54
Einrichtung eines Judenghettos wegen ständiger Klagen Hechinger Bürger

1842
809 Personen jüdischen Glaubens leben in Hechingen; dies entspricht einem Bevölkerungsanteil von ca.25 % der Einwohner.

1900
Anteil an der Gesamtbevölkerung: ca. 5 % (Auswanderung nach Amerika und Abwanderung vor allem in deutsche Großstädte)

1933
Etwas mehr als 100 Juden leben in Hechingen (= ca. 2 % der Bevölkerung). Sie sind wie im gesamten nationalsozialistischen Deutschland zunehmender Diskriminierung, Ausgrenzung, Entrechtung und Enteignung ausgesetzt.

9./10. November 1938
Zerstörung der Synagoge im Innern, faktisches Ende der jüdischen Gemeinde

1941/42
Die israelitische Religionsgemeinde erlöscht mit der Deportation der noch in Hechingen lebenden Juden.


Geschichte der Synagoge in der Goldschmiedstraße

1767
Bau der Synagoge

1850/1881
Renovationen

1938
Zerstörung des Innenraums (Reichspogromnacht)

1986
Eröffnung der restaurierten Alten Synagoge als Kulturhaus und Gedenkstätte

2001
Einweihung des Gedenkorts Synagogenstraße

Jahreszahlen des Gedenkorts zur Mahnung und Erinnerung

Jahreszahlen des Gedenkorts zur Mahnung und Erinnerung
© Christa Landwehr



3. Anlage

Die restaurierte Alte Synagoge

Die restaurierte Alte Synagoge befindet sich an ihrem ursprünglichen Standort in der dicht bebauten Goldschmiedstraße. Direkt oberhalb der Synagoge liegt das ehemalige jüdische Schul- und Gemeindehaus.
Der jüdische Friedhof befindet sich außerhalb der alten Stadt, in der Nähe des sogenannten Galgenrains.

© Christa Landwehr

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -


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