Die badische Heil- und Pflegeanstalt bei Konstanz: eine wechselvolle Geschichte zwischen Krankenfürsorge und Euthanasie

Methodenvorschlag

 

Lernorterkundung

Denkmal für die "Euthanasie"-Opfer im ZPR

Denkmal für die "Euthanasie"-Opfer im ZPR


Die damalige badische "Heil- und Pflegeanstalt" bei Konstanz dient heute wieder unter dem Namen "Zentrum für Psychiatrie Reichenau" (ZPR) als Klinik. Man kann ohne weiteres durch das großzügige Klinikgelände gehen, das noch weitgehend mit der ursprünglichen Anlage der badischen Anstalt übereinstimmt. Hier befindet sich auch das Denkmal (Bild B 5 und B 7 ) für die Euthanasieopfer vor dem Haus 20.

Das ZPR hat über den Bahnhof Reichenau direkten Bahnanschluss, in dessen Nähe es auf dem Festland liegt. Der Stadtbus Nr. 6 fährt direkt bis zur Klinik (Endstation).

Adresse:
ZfP Reichenau, Feursteinstr.55, 78479 Reichenau

Behandlung des Themas in der Schule

Hauptschule Kl. 10
Realschule/Gymnasium (S I)
Sekundarstufe II


Dieser Längsschnitt durch die Psychiatriegeschichte vom Kaiserreich bis zum Ende des Nationalsozialismus anhand des Lernortes "Anstalt bei Konstanz" kann wohl erst mit älteren Schülern bearbeitet werden. Dabei können die Materialien nicht nur im Fach Geschichte, sondern auch in Religion, Ethik oder Politik eingesetzt werden.

Im Geschichtsunterricht können bei der Behandlung des Kaiserreiches die Reformansätze, aber auch die Auswirkungen des Ersten Weltkrieges für die Gesellschaft anhand der Heil- und Pflegeanstalt Konstanz aufgezeigt werden:

Materialien zur Kaiserzeit:

D 1 informiert über die badisch-großherzogliche Zeit der Anstalt. Anhand von zeitgenössischen Textquellen (T 1 - T 4) und einer Bildquelle ( B 2 ) lässt sich die reformerische Gründungsphase und die durch den Ersten Weltkrieg ausgelösten Schwierigkeiten erarbeiten. In den dazu gehörenden Arbeitsblättern finden sich Vorschläge und Lösungen: AB 1 -AB 4. Kartenarbeit kann ebenfalls geübt werden (Lageplan der Anstalt B 1, Aufgabe dazu AB 11 (mit Lösungshinweisen).


Materialien zum Nationalsozialismus:

Der zweite Schwerpunkt der Materialien liegt bei der Verfolgung der psychisch Kranken. Dafür gibt es wiederum ein Informationsblatt ( D 2 ). Es werden zuerst die Zwangssterilisationen in den Materialien aufgegriffen, die der "Euthanasie" vorausgehen: Quellenarbeit anhand von T 5 , T 6 ist zur Einführung in dieses weitgehend unbekannte Thema möglich. Vorschläge und Lösungen dazu finden sich in AB 5 und AB 6 . Der Umgang mit Statistiken kann ebenfalls geübt werden ( St 1 ), dazu Aufgabenvorschlag in AB 5 (mit Lösungshinweisen).
Die "Euthanasie" kann anhand von Textquellen ( T 8 , T 9 , T 10 ), einer Karte von Grafeneck ( B 4 ) und eines Omnibusbildes ( B 3 ) von den Schülern erarbeitet werden. Hinweise und Lösungen finden sich dazu unter AB 8 , AB 9 , AB 10 (zu T 8 , T 9 , T 10 ), zu B 3 und B 4 ) in AB 12 .
Als Diskussionsgrundlage für ein Unterrichtsgespräch über ethische Normen, Recht bzw. Schuld eignen sich vor allem die Biografien der Opfer ( T 6 und T 10 , Hinweise dazu in AB 6 bzw. AB 10 ) ebenso wie die zwei Ärztebiografien ( T 7 , Hinweise in AB 7 ).

Eine Diskussion in bezug auf die Erinnerungskultur kann von den Bildern der Gedenkstätte im ZPR ( B 5  , B 7 ) und auf dem Friedhof Konstanz ( B 6 ) ausgehen, Hinweise dazu in AB 13 und AB 14 .
Diese Materialien könnten auch Einstieg in ein eigenes Projekt mit dem Thema "Erinnerungskultur" sein, das man am Schulort mit Schülern durchführen kann. Die Schüler sollen herausfinden, wo und in welcher Form öffentlich an den Nationalsozialismus erinnert wird und dies dokumentieren.


- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -


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Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de

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