Methodenvorschlag
Lernorterkundung
Im Schulhof der Grundschule Walldürn erinnert dieser Gedenkstein an den Bombenangriff vom 21. Juli 1944 und die dabei ums Leben gekommenen Schülerinnen.
© Claus Hanak
Die wesentlichen Erkenntnisse und Inhalte des Moduls lassen sich bei der Bearbeitung des Themas im Unterricht vermitteln. Insofern ist zumindest für Schulklassen, die nicht direkt aus Walldürn oder der näheren Umgebung kommen, ein Vorortbesuch nicht notwendig. Hier stünde der zeitliche und organisatorische Aufwand in keinem sinnvollen Verhältnis zum erhofften Erkenntnisgewinn.
Ist man mit einer Schulklasse allerdings Vorort, dann ist es durchaus ein lohnendes Unterfangen, einzelne Punkte in der Stadt in Form eines Lerngangs anzusteuern. Dieser Lerngang sollte allerdings erst nach der im Unterricht durchgeführten Gruppenarbeitsphase erfolgen. Hier wäre auch vorstellbar, dass die einzelnen „Expertengruppen“ ihre Mitschüler an den jeweiligen Punkten in der Stadt über ihre Erarbeitungsergebnisse informieren.
Diese Gedenktafel findet man rechts neben der Eingangstüre des wiederaufgebauten und erweiterten Westflügels des Schulgebäudes.
© Claus Hanak
Behandlung des Themas in der Schule
Das hier vorliegende Modul ist in erster Linie für den Einsatz in der Sekundarstufe I (Hauptschule/Werkrealschule, Realschule und Gymnasium) konzipiert.
Vor Beginn der Arbeit mit den Materialien des Moduls sollte das Thema Luftkrieg bereits in einer vorausgegangenen Geschichtsstunde thematisiert worden sein. Die Schülerinnen und Schüler sollten wissen, dass die deutsche Luftwaffe im Sommer 1940 mit der Bombardierung englischer Städte den Luftkrieg gegen die Zivilbevölkerung eröffnet hatte und dass dieser mit der Zerstörung der Stadt Coventry in der Nacht vom 14. auf den 15. November 1940 seinen schrecklichen Höhepunkt erreichte. Die britische Luftwaffe reagierte darauf mit ihrer Strategie der nächtlichen Flächenangriffe.
Information
Als Einstieg in die Arbeit mit dem Modul können Fotografien ( B 1, B 2, B 3, B 4) genutzt werden, die kurz nach dem Angriff auf Walldürn entstanden sind und die Zerstörungen zeigen. Hier wäre beispielsweise die Anwendung der methodischen Kleinform des „stillen Impulses“ denkbar.
Für die Erarbeitung der Geschehnisse des Bombenangriffs scheint ein personifizierter und emotionaler Zugang über Zeitzeugenaussagen geeignet. Je nachdem, wo sich die Menschen zum Zeitpunkt des Angriffs aufhielten, wurden ihre Erlebnisschilderungen nach Aufenthaltsorten zusammengefasst. Demnach gibt es folgende fünf Gruppen („Expertengruppen“):
- Gruppe A - außerhalb der Stadt ( AB 1a )
- Gruppe B - im Schulhaus ( AB 2a )
- Gruppe C - in der Nähe des Bahnhofs ( AB 3a )
- Gruppe D - „Krämer-Haus“ und Bauernhof Sans ( AB 4a )
- Gruppe E - in der Stadt ( AB 5a )
Die Schülerinnen und Schüler bearbeiten dann in Form einer Gruppenarbeit die Zeitzeugenaussagen gemäß den Arbeitsaufträgen auf ihrem jeweiligen Arbeitsblatt und daran anschließend den gemeinsamen Gruppenarbeitsauftrag ( AB 6 ). Im Rahmen des Gruppenpuzzles bietet sich als mögliche Präsentationsform der Erarbeitungsergebnisse eine Plakatausstellung an, bei der jeweils ein oder zwei Mitglieder einer „Expertengruppe“ ihren Mitschülern in der „Puzzlegruppe“ ihr Thema vorstellen.
Es bietet sich an, den einzelnen „Expertengruppen“ Bilder an die Hand zu geben, mit denen sie ihr Plakat anschaulicher gestalten und ihr Thema nachvollziehbarer präsentieren können ( AB 1b , AB 2b , AB 3b , AB 4b , AB 5b ). Eine Vergrößerung der Bild-Arbeitsblätter auf DinA3 wäre in diesem Zusammenhang sinnvoll. Der Einsatz der Bilder macht eine höhere Annäherung an die historische Wirklichkeit möglich. Allerdings sollte von der Lehrkraft in diesem Zusammenhang erwähnt werden, dass die Aufnahmen der Bombenschäden erst einige Tage nach dem Angriff entstanden sind. Die chaotischen Zustände, die unmittelbar nach dem Angriff herrschten, sind hierauf nicht mehr sichtbar. Ebenso waren zum Zeitpunkt der Aufnahmen zahlreiche Trümmer- und Schuttteile bereits weggeräumt. Hinzu kommt, dass nur von bestimmten Stellen in der Stadt überhaupt Fotos vorhanden sind, weil das NS-Regime das Fotografieren von Luftkriegsschäden im Sommer 1944 einschränkte und teilweise sogar ganz verbot.
Reflexion / Festigung
Als Sicherung und Festigung der von den Schülern während der Gruppenarbeit gewonnenen Erkenntnisse bietet das Prinzip der Personifizierung interessante Möglichkeiten. Die Grundlage hierfür bilden zwei fiktive Personen, die beiden Cousinen Charlotte und Rosemarie Albrecht. Charlotte Albrecht lebt in Walldürn und Rosemarie in Berlin.
Die Schüler erhalten vom Lehrer einen Brief, den die Berlinerin Rosemarie an ihre im Odenwald lebende Cousine Charlotte geschrieben hat und in dem sie von der Gefahr durch die häufigen Fliegerangriffe auf die Reichshauptstadt berichtet ( AB 7 ). An dieser Stelle sei kurz angemerkt, dass der Inhalt des Briefes zwar fiktiv ist, der darin beschriebene Bombenangriff aber tatsächlich stattgefunden hat.
Aufgabe ( AB 8 ) der Schüler ist es nun in Partnerarbeit aus der Sicht von Charlotte einen Antwortbrief an Rosemarie zu schreiben, in dem sie ihr vom kürzlich erfolgten Bombenangriff auf ihr badisches Heimatstädtchen berichtet. Um das aus Sicht der Schülerinnen und Schüler noch etwas eindrücklicher zu gestalten, kann ihnen Briefpapier ( AB 9 ) und ein Kuvert ( AB 10 ) zur Verfügung gestellt werden. Anschließend sollten die Briefe vorgelesen und eventuell im Klassenraum ausgehängt werden. Wichtig ist es hier genügend Platz für Gespräche und Diskussion einzuräumen. Das Thema Luftkrieg, ebenso wie die Tatsache, dass es sich beim Zweiten Weltkrieg um einen „totalen Krieg“ handelt, sollte an dieser Stelle thematisiert werden.
Ausweitung – Ergänzung
Das Thema Luftkrieg im ländlichen Raum lässt sich im Unterricht noch durch weitere Aspekte ergänzen, ausweiten und vertiefen. Dies kann entweder vor der Arbeit mit den oben vorgestellten Materialien oder danach erfolgen. Die Lehrkraft kann je nach Zeitfenster und Schwerpunktsetzung auch nur eines dieser Ergänzungsthemen wählen. Die Ergänzungsthemen sind im Einzelnen:
- Luftschutz ( AB 11 ); hier kann neben dem Arbeitsblatt auch mit Zeitzeugenaussagen ( T 1 ) gearbeitet werden, ebenso ist die Möglichkeit gegeben, den Schülerinnen und Schülern Scans von Originaldokumenten aus dem Walldürner Stadtarchiv zu präsentieren.
- Trauerfeier für die Opfer des Bombenangriffs ( AB 12 ); hier wird sichtbar gemacht, wie die Trauerfeier gleichzeitig als Propagandaveranstaltung des NS-Regimes missbraucht wurde.
- Gefahr durch Tiefflieger ( AB 13 ); beleuchtet die seit dem Winter 1944/45 immer stärker werdende Bedrohung durch Tiefflieger. Auch hier können wieder Zeitzeugenaussagen ( T 4 ) ergänzend Verwendung finden.
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -