Methodenvorschlag
Lernorterkundung
Als Lernort bietet sich unabhängig von den Materialien des Moduls ein Besuch des Landtags von Württemberg-Hohenzollern im Kloster Bebenhausen an. Dort kann man den Sitzungssaal sowie die Räumlichkeiten, in denen die Abgeordneten des Landtags genächtigt haben, in Augenschein nehmen.
B 39 Abgeordnete im Kreuzgarten des Klosters Bebenhausen
© Landesmedienzentrum
Ein Führung in Bebenhausen kann mit der dortigen Kloster- und Schlossverwaltung vereinbart werden (siehe Praktische Tipps) und lässt sich sehr gut mit einem Besuch des mittelalterlichen Klosters verbinden (vgl. das Modul zum Kloster Bebenhausen ). Natürlich lassen sich alle Unterrichtsvorschläge auch in der Lernumgebung Bebenhausens umsetzen.
Behandlung des Themas in der Schule
Der eigentliche Ort für die Bearbeitung des Moduls „Carlo Schmid: ein biographisches Puzzle“ in der Sekundarstufe I oder II ist das Klassenzimmer.
B 31 10.1.1962: Carlo Schmid mit Schülern der Albert-Schweitzer-Schule in Berlin in einem Klassenzimmer
© SPD/Archiv der sozialen Demokratie
Zunächst wird nun die Grundkonzeption des Unterrichtsmoduls dargestellt, in einem weiteren Schritt zwischen Sekundarstufe I und II differenziert (vgl. AB 1 ).
Die Voraussetzungen, die für die Umsetzung des Moduls hilfreich, wenn auch nicht notwendig sind, sind zweifellos eher in der Sekundarstufe II als in der Sekundarstufe I gegeben. Dennoch lässt sich das Modul auch in der Sekundarstufe I einsetzen, z.B. als wiederholende Anwendung zur frühen Bundesrepublik – dort können dann über die biographische Zuspitzung in der Person Schmids viele Kompetenzen aus dem vorherigen Unterricht Anwendung finden.
1 – Annäherung: Zitate und biographische Puzzleteile ( AB 2 und AB 3 )
Die Schüler werden zunächst mit einer Reihe von Zitaten aus dem Leben Schmids konfrontiert, gegenüber denen sie sich positionieren sollen. Dies findet in zwei Schritten statt: Zuerst sollen sie lediglich auf einem sachlich noch nicht fundierten Niveau einschätzen, ob ihnen das Zitat gefällt bzw. missfällt; in einem zweiten Schritt sollen sie bei drei ausgewählten Zitat begründen, wie sie zu ihrer Meinung gekommen sind.
Nach diesem eher affektiven Zugang lernen die Schüler in einem kognitiv orientierten Teil ein biographisches Grundgerüst von Carlo Schmid kennen. Die Zitate erhalten so einen chronologischen Rahmen und können mit dem politischen Hintergrund in Verbindung gebracht werden.
Ziel dieser beiden Eingangsphasen ist es, Neugier bei den Schülern zu wecken, indem der Facettenreichtum des Politikers Schmid aufgezeigt wird.
B 3 22.03.1958: Bundestagsdebatte
© SPD/Archiv der sozialen Demokratie
2 – Erarbeitung 1: Rolleninterviews (D 1-12)
In der anschließenden binnendifferenzierend angelegten Erarbeitungsphase sollen sich die Schüler für einen der unten aufgeführten Hauptaspekte (D 1-6) entscheiden, unter dem sie das Wirken Carlo Schmids betrachten. (Fundamentum)
Die Aufgabe für die Schüler besteht nun darin, in einer Gruppe zu viert oder fünft aus dem darstellenden Text ein Rolleninterview mit Carlo Schmid zu verfertigen. Dazu sollen sie die Informationen möglichst inhaltsgetreu, aber doch lebendig in einen Dialog umsetzen. Sowohl die inhaltliche Position als auch die Persönlichkeit des Politikers Carlo Schmid sollen möglichst pointiert herausgearbeitet werden. Diesen Dialog präsentieren die Schüler entweder live oder als Aufnahme (denkbar z.B. als Hausaufgabe oder als Selbstbeschäftigung bei Abwesenheit des Lehrers).
Binnendifferenzierend bzw. individuell können diese Hauptaspekte noch ergänzt werden durch zusätzliche Vertiefungsaspekte (D 7-12), die sich inhaltlich an die Hauptaspekte anschließen lassen. (Additum)
B 23 Carlo Schmid und Konrad Adenauer
© SPD/Archiv der sozialen Demokratie
A – Hauptaspekte (essenziell)
- Carlo Schmid als Landeschef in Württemberg-Hohenzollern ( D 1 )
- Carlo Schmid als Verfassungsvater ( D 2 )
- Carlo Schmid als politischer Vordenker ( D 3 )
- Carlo Schmid als Urgestein des Bundestags ( D 4 )
- Carlo Schmid als Außenseiter in der SPD ( D 5 )
- Carlo Schmid als Europäer ( D 6 )
B 35 1953: Konzert der Berliner Philharmoniker unter Herbert von Karajan - in der Loge Carlo Schmid
© SPD/Archiv der sozialen Demokratie
B – Vertiefungsaspekte (optional)
- Die Politisierung des Carlo Schmid ( D 7 )
- Carlo Schmid als Wissenschaftler ( D 8 )
- Carlo Schmid als Bildungspolitiker ( D 9 )
- Carlo Schmid als Außenpolitiker ( D 10 )
- Carlo Schmid als Humanist, Dichter und Schöngeist ( D 11 )
- Carlo Schmid als Redner ( D 12 )
B 6 8.7.1947: Regierung von Württemberg-Hohenzollern in Bebenhausen
© Landesmedienzentrum
Selbstverständlich ist die Auswahl der Haupt- und Vertiefungsaspekte dem jeweiligen Lehrer überlassen, weshalb auch die einzelnen Texte auf den Arbeitsblättern nicht durchnummeriert sind.
Die Darstellungstexte sind zudem gezielt mit weiteren direkten Zitaten von Carlo Schmid angereichert, sodass es den Schülern leichter fällt, das Szenario des Interviews aufrechtzuerhalten.
B 11 1948: Carlo Schmid spricht als Vorsitzender der SPD-Fraktion im Parlamentarischen Rat
© SPD/Archiv der sozialen Demokratie
3 – Präsentation der Interviews: Das Puzzle setzt sich zusammen
In der Präsentation lernen die Schüler in 6 aufeinanderfolgenden Interviews den Wirkungsradius und die Einstellung von Carlo Schmid kennen. Für die jeweils anderen Gruppen erhalten die Schüler einen Auswertungsbogen ( AB 4 ), mit dem sie Schmids politisches Wirken in den unterschiedlichen Politikfeldern nachzeichnen sowie ihre persönliche Position hierzu (neu) bestimmen können.
B 10 Unterzeichnung des Grundgesetzes
© SPD/Archiv der sozialen Demokratie
4 – Erarbeitung 2: Carlo Schmid als politische Persönlichkeit im historischen Urteil
Nachdem sich die Schüler nach der Methode des Gruppenpuzzles neu in Gruppen zusammengefunden haben (d.h. aus jeder vorherigen Gruppe kommt je ein Schüler zu einer neuen Gruppe), betrachten sie nun die Figur Carlo Schmid in ihrer Gesamtheit und sollen dazu ein kurzes Thesenpapier verfassen, bei dem (mindestens) zwei begründete historische Thesen zu Schmid formuliert werden. Diese Thesen müssen so fundiert und argumentativ untermauert sein, dass die Schüler sie bei einer anschließenden Podiumsdiskussion mit dem Thema „Carlo Schmid – ein großer Parlamentarier der ersten Stunde“ darstellen können.
B 15 1949: Mandatskarte als Abgeordneter des 1. Bundestages
© SPD/Archiv der sozialen Demokratie
5 – Podiumsdiskussion „Carlo Schmid – ein großer Parlamentarier der ersten Stunde“: Carlo Schmid im historischen Urteil
Bei der Podiumsdiskussion gibt es sechs Diskussionsteilnehmer, einen Moderator, verschiedene Fragensteller aus dem Publikum sowie Journalisten von verschiedenen Tageszeitungen, die anschließend über das Symposion berichten.
Jede Gruppe ist mit einem Schüler auf dem Podium vertreten, zwei weitere Gruppenmitglieder befinden sich im Auditorium und können Fragen stellen oder Aussagen der Diskutanten kommentieren, ein eventuelles fünftes Gruppenmitglied sollte ebenfalls als Journalist eingesetzt werden. Die einzelnen Rollen lassen sich über Einigung oder über Zufall ( AB 5 ) zuweisen. Der Moderator sollte freiwillig bzw. durch den Lehrer zu seiner Aufgabe kommen.
Sekundarstufe II: Jeweils ein Mitglied pro Arbeitsgruppe sollte als Journalist für eine bestimmte Zeitung arbeiten und über die Diskussion aus einem bestimmten Blickwinkel berichten bzw. diese kommentieren (vgl. 7; AB 6 ).
B 18 3.8.1965: Bundestagswahlkampf 1965
© SPD/Archiv der sozialen Demokratie
6 – Persönliches Sachurteil: Carlo Schmid - erfolgreich, gescheitert, der ewige Vize, eine politische Kuriosität, …?
In einer abschließenden Diskussion sollen die Schüler ihre persönliche Position zu dem bundesdeutschen Politiker Carlo Schmid begründen; dabei sollen sie sich (evtl.) von ihrer anfänglichen Festlegung lösen und diese modifizieren bzw. sie sachlich begründet wiederholen.
Mögliche Impulsfragen wären:
- Was ist euch sympathisch/unsympathisch an ihm?
- Welche politische Positionen könnt ihr teilen, welche nicht?
- Ist Carlo Schmid zu Recht Ehrenbürger von Mannheim und Tübingen?
- …
B 20 1955: Parteifreunde: Carlo Schmid und Herbert Wehner
© SPD/Archiv der sozialen Demokratie
Sekundarstufe II:
7 – Reflexion: Wie wir zu historischen Urteilen kommen
Die Journalisten schreiben einen Bericht (inkl. Foto), Kommentar und/oder Glosse von der Veranstaltung (Hausaufgabe) – diese Berichte werden in der nächsten Stunde im Klassenzimmer aufgehängt und von den Schülern als sog. „Gallery Walk“ rezipiert. Die Fragestellung, die nun im Zentrum stehen soll, ist die nach dem Zustandekommen von historischen Urteilen.
Diese Phase lässt sich noch erweitern, indem Meinungen und Urteile moderner Journalisten aus der ZEIT und dem SPIEGEL in die Reflexion integriert werden (siehe Tipps zur Weiterarbeit) – alle nicht als Journalisten aktiven Schüler können diese Urteile als vorbereitende Hausaufgabe analysieren und in die Fragestellung integrieren.
B 38 27.02.1958: Kundgebung im Berliner Sportpalast zum Tag des Reichstagsbrandes: Carlo Schmid als Redner im Element
© SPD/Archiv der sozialen Demokratie
Für die Durchführung dieses Moduls werden 2-3 Doppelstunden angesetzt, je nach Lern- und Arbeitstempo bzw. je nach Altersstufe.
Sekundarstufe I (höheres Niveau)
Doppelstunde 1: Arbeitsschritte 1-2
Doppelstunde 2: Arbeitsschritte 3-6
Sekundarstufe I (mittleres/niedrigeres Niveau)
Doppelstunde 1: Arbeitsschritte 1-2
Doppelstunde 2/3: Arbeitsschritte 3-6
Sekundarstufe II
Doppelstunde 1: Arbeitsschritte 1-2
Doppelstunde 2: Arbeitsschritte 3-5
Doppelstunde 3: Arbeitsschritt 7
B 43 1964: Parteitag in Karlsruhe
© SPD/Archiv der sozialen Demokratie
Mögliche Vertiefung/Binnendifferenzierung:
Um einen Einblick in das Denken von Carlo Schmid zu erhalten, sind abschließend für Interessierte noch drei Auszüge aus seinen Erinnerungen abgedruckt, die den Ton des Schmidschen Schreibduktus treffen.
AB 7 Schmid über seine Kandidatur als Bundespräsident 1959
AB 8 Schmid über Kurt Schumacher 1947
AB 9 Schmid zur Situation im Kalten Krieg und zur Rolle Europas
Die Plakate, die Carlo Schmid als Redner ankündigen, lassen sich mithilfe von AB 10 auf Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Plakatinhalte hin untersuchen.
B 19 1.9.1949: SPD-Parteivorstand
© SPD/Archiv der sozialen Demokratie
„Das Thema in 2 Unterrichtsstunden“:
Für die Reduktion des gesamten Stoffes auf eine Doppelstunde werden zum Einstieg zwei verkürzte Arbeitsblätter angeboten ( AB 2a und AB 3a ); statt der 6 Rolleninterviews mit Vertiefungsmöglichkeit werden lediglich 4 (nämlich die Aspekte D 2 , D 3 , D 4 und D 5 ) ohne Vertiefungsmöglichkeit durchgeführt. Nach der Auswertung findet direkt eine Plenumsphase statt, in der der Politiker Carlo Schmid als Gesamtpersönlichkeit gewürdigt wird.
Insbesondere dieses reduzierte Modell für zwei Unterrichtsstunden eignet sich für eine anwendende Wiederholung des Unterrichtsstoffes zur frühen Bundesrepublik.
B 45 1958: Porträt von Carlo Schmid
© SPD/Archiv der sozialen Demokratie
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -