Hintergrundinformationen
1.1 Bedeutung
B 13 Plakat zum 50. Jahrestag des 8. März 1960
© BArch PlakY 2/ 376
Clara Zetkin war eine Galionsfigur der DDR – man widmete ihr einen Geldschein und eine Briefmarke, errichtete Denkmäler und benannte Straßen nach ihr. In der Bundesrepublik wurde sie als "rote Emanze" abgetan oder geriet ganz in Vergessenheit. Allenfalls als Initiatorin des Internationalen Frauentags wird Zetkin noch erinnert. Dabei galt sie zu ihren Lebzeiten als eine der prominentesten Politikerinnen und war nach Rosa Luxemburg die wichtigste sozialistische Theoretikerin. In ihrer Funktion als Alterspräsidentin eröffnete die KPD-Abgeordnete Clara Zetkin am 30. August 1932 den von der NSDAP dominierten Reichstag und rief zur Einheitsfront gegen den Nationalsozialismus auf, dessen Gefahr sie im Gegensatz zu vielen ihrer Zeitgenossen erkannte.
Clara Zetkin ist auch eine Figur der baden-württembergischen Landeskunde: Sie lebte von 1890 bis ca. 1921 in Stuttgart, wo sie u.a. an der Durchführung des Internationalen Sozialistenkongresses und der ersten Internationalen Frauenkonferenz von 1907 beteiligt war.
B 17 Begrüßung Clara Zetkins in Berlin nach ihrer Rückkehr aus der Sowjetunion am 31. August 1927
© BArch BildY 10- 1085
Das Modul stellt Clara Zetkin in ihre Zeit, denn deren Spannungen und Umbrüche können an ihrer Biografie sichtbar gemacht werden. Das Modul ermöglicht einen historischen Längsschnitt im Hinblick auf die Entwicklung der Arbeiter- sowie der Frauenbewegung von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Machtantritt Hitlers und gleichzeitig Vertiefungsmöglichkeiten zu bestimmten historischen Ereignissen oder Aspekten, die für Zetkins Leben und Karriere relevant waren.
Folgende Themen lassen sich anhand des Moduls erarbeiten:
- die Anfangszeit der Sozialdemokratie mit Sozialistengesetz und Exil;
- die Entwicklung der Frauenbewegung im 19. Jahrhundert mit den beiden kontroversen Ansätzen der bürgerlichen und der proletarischen Frauenbewegung;
- die Forderung nach dem Frauenstimmrecht und die Funktion des Internationalen Frauentags;
- der Streit um die Bewilligung der Kriegskredite bzw. die "Burgfriedenspolitik" der SPD und die Aktionen der Kriegsgegner;
- die Spaltung der Arbeiterbewegung und die Gründung der KPD;
- die Rolle der Komintern für die Politik der KPD in der Weimarer Republik;
- die Auseinandersetzung von KI und KPD mit dem Aufstieg des Faschismus bzw. Nationalsozialismus und die "Sozialfaschismus"-These;
- in lokaler Perspektive: die Bedeutung Stuttgarts als Zentrum der Sozialdemokratie um 1900.
1.2 Geschichte
B 14 Clara Zetkin mit einer Gruppe Sozialdemokraten Württembergs um 1900
© BArch BildY 10- 12497
Biografische Daten
5.Juli 1857
Clara Zetkin wird als Clara Eißner in Wiederau (Sachsen) geboren.
1872
Umzug der Familie nach Leipzig; Besuch der Höheren Mädchenschule; Reifeprüfung
B 35 Clara Zetkin-Denkmal im Clara Zetkin-Park in Leipzig
© Dr. Ines Mayer 2013
1876-78
Besuch des angegliederten Lehrerinnenseminars, erste Kontakte zur Sozialdemokratie; lernt den russischen Revolutionär Ossip Zetkin kennen.
1878
Beitritt zur Sozialistischen Arbeiterpartei (SAP)
1878-82
Hauslehrerin in Sachsen und Österreich.
B 2 Clara Eißner (1881); B 3 Ossip Zetkin (1881)
© BArch BildY 10- 63/73 und BArch BildY 10- 1260/7
1882
Mitarbeit an dem Parteiorgan "Der Sozialdemokrat" in Zürich;
November: zieht nach Paris und lebt in "wilder Ehe" mit Ossip Zetkin zusammen.
1883/85
Geburt der Söhne Maxim und Konstantin ("Kostja")
1889
Ossip Zetkin stirbt nach langer Krankheit.
Rede Clara Zetkins "Für die Befreiung der Frau!" auf dem Gründungskongress der Zweiten Internationale in Paris
1890
Umzug (mit den Söhnen) nach Stuttgart.
B 7 Clara Zetkin und ihre Söhne Maxim (rechts) und Konstantin um 1892/93
© BArch BildY 10-1258
1891-1917
Redakteurin der im Dietz-Verlag hg. sozialistischen Arbeiterinnenzeitung "Gleichheit"
1898
Heirat mit dem Maler Georg Friedrich Zundel
1907, August:
Erste internationale sozialistische Frauenkonferenz in Stuttgart; Zetkin wird Vorsitzende des neu geschaffenen Internationalen Frauensekretariats.
B 25 Erste Internationale Konferenz sozialistischer Frauen in Stuttgart (17.8.1907)
© SPD/Archiv der sozialen Demokratie 6/FOTA137163
1910
Auf der zweiten internationalen Frauenkonferenz in Kopenhagen ruft Zetkin den "Internationalen Frauentag" aus.
1912
Auf dem Internationalen Sozialistenkongress in Basel hält Zetkin eine "Rede an die Mütter der Welt" und warnt vor einem drohenden Krieg.
1914/15
Beginn des Ersten Weltkriegs: Zetkin wendet sich gegen die "Burgfriedenspolitik" und die Bewilligung der Kriegskredite.
1915
Wegen der illegalen Einberufung einer internationalen sozialistischen Frauenkonferenz in Bern wird Zetkin nach ihrer Rückkehr für vier Monate inhaftiert.
1916
Mitbeteiligung an der Gründung der kommunistischen Spartakusgruppe
1917
Mitbegründerin der Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD); Entlassung als Redakteurin der "Gleichheit"
1919
Beitritt zur neugegründeten Kommunistischen Partei Deutschlands (KPD)
1919-33
Reichstagsabgeordnete für die USPD, dann für die KPD
1920
Reise in die Sowjetunion; Freundschaft mit Lenin; lebt seit 1921 hauptsächlich in der SU.
B 16 Clara Zetkin mit Lenins Witwe Nadeshda Krupskaja 1927 in Moskau
© BArch BildY 10- 12633
1921-33
Sekretärin der Internationalen Kommunistischen Frauenbewegung
1922-33
Vorsitzende der Internationalen Arbeiterhilfe, ab 1925 auch der deutschen Sektion
1927
Zahlreiche nationale und internationale Ehrungen zu ihrem 70. Geburtstag.
B 21 70. Geburtstag Clara Zetkins 1927
© SPD/Archiv der sozialen Demokratie 6/FOTA007000
1932, 30. August
Als Alterspräsidentin eröffnet C. Zetkin den neuen Reichstag.
1933, 20. Juni
Clara Zetkin stirbt nach langer, schwerer Krankheit in Archangelskoje bei Moskau.
B 12 Clara Zetkin eröffnet als Alterspräsidentin den Reichstag am 30. August 1932
© BArch BildY 10- 1002/65
- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Tübingen -
Herausgeber: Landesbildungsserver Baden-Württemberg
Quelle: https://www.schule-bw.de
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