"Kriegerdenkmäler"

Behandlung des Themas in der Schule

2.1 Bildungsplan

Erster Weltkrieg, Weimarer Republik


Denkmäler/ Bilder beschreiben, vergleichen und beurteilen


2.2 Didaktische Hinweise

Kriegerdenkmäler erinnern an diejenigen Soldaten, die in einem Krieg gefallen sind. Sie sind den Toten gewidmet, nicht den Lebenden oder genauer: den Überlebenden eines Krieges. Und sie erinnern nicht an die zivilen Opfer von Kampfhandlungen, sondern an getötete oder verstorbene Angehörige des Militärs.

Kriegerdenkmäler lassen sich unter verschiedenen Kriterien systematisieren: So ruht im Grab des unbekannten Soldaten ein anonym bleibender Gefallener, der auf Grund seiner Anonymität repräsentativ für alle Soldaten - es handelt sich dabei vor allem um vermisste, die kein Grab erhalten haben - steht.

Kriegerdenkmäler, die man in Städten und Dörfern findet, erinnern dagegen in erster Linie an die namentlich bekannten Gefallenen oder Vermissten, die aus dem betreffenden Ort stammen; meist werden sie auf dem Denkmal ausdrücklich genannt, wobei neben dem Namen manchmal auch Sterbeort, Sterbedatum, Beruf oder militärischer Rang verzeichnet sind.

Unter dem Kriterium der Gestaltung von Kriegerdenkmälern betrachtet, lassen sich Gedenksteine oder Gedenktafeln, mit Skulpturen oder Reliefs geschmückte Denkmäler - ein gutes Beispiel hierfür ist das Kriegerdenkmal in Gutach - sowie Klein- und Großdenkmäler unterscheiden.

Zudem spielt das Kriterium der Zeit eine Rolle: Kriegerdenkmäler erinnern an die Toten eines bestimmten Krieges, wurden aber zum Teil in dem Sinne inhaltlich ergänzt, das sie verschiedener Kriege und der in ihnen Gefallenen gedenken. Dieser Sachverhalt lässt sich beispielsweise an der Gedenkstätte in Triberg erinnern: Errichtet wurde sie für die aus Triberg stammenden Gefallenen des Ersten Weltkriegs; sie erinnert außerdem auf einer eigenen Tafel an den einzigen Gefallenen, den Triberg im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 zu verzeichnen hatte.

Nach dem Tod des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg 1934 wurde das Denkmal, wie einer entsprechenden Inschrift am zum Denkmal gehörenden Turm zu entnehmen ist, auch ihm gewidmet. Nach 1945 wurden Tafeln angebracht, welche die Gefallenen und Vermissten des Zweiten Weltkriegs nennen. Ohne Datierung blieb zudem eine Texttafel, die an eine ganz andere Gruppe erinnert, nämlich an die Triberger Juden, die in der Zeit der NS-Diktatur verfolgt und ermordet wurden. (Sichtbar für Besucher des Triberger Denkmals sind allgemeine Hinweise auf die Gefallenen der beiden Weltkriege sowie auf Hindenburg. Die Tafeln mit den Namen der gefallenen Soldaten sowie der verfolgten Juden befinden sich in einem Raum im Turm des Denkmals, der allerdings meist geschlossen ist.)

Was den Zweck eines Kriegerdenkmals angeht, so variiert auch dieser: hinsichtlich der einzelnen Denkmäler ebenso wie mit Blick auf den jeweiligen Krieg bzw. die jeweiligen Kriegstoten, denen das Denkmal gewidmet ist: Es ist Erinnerungsort, kann ein Ort der Heldenverehrung sein, der Sinnstiftung, des Trostes und der Trauer oder auch der Mahnung.

Deutliche Hinweise auf die Intention, welche diejenigen, die ein solches Denkmal initiiert haben, mit ihm verbunden sehen wollten, geben die Texte, die auf dem Denkmal zu finden sind. Selten wird deutlich, an welche Adressaten (über den nur allgemein zu beschreibenden Kreis der Hinterbliebenen) sich Kriegerdenkmäler wenden.

Kriegerdenkmäler gehören zu den häufigsten Denkmälern, die es in Deutschland gibt; nur in wenigen Städten oder Dörfern findet man kein Kriegerdenkmal. Meist handelt es sich bei den Kriegerdenkmälern um solche, die an die Gefallenen der beiden Weltkriege erinnern. Dabei sind der eigentliche Anlass, ein Kriegerdenkmal zu errichten, oft der Erste Weltkrieg bzw. die in ihm gefallenen Soldaten gewesen. Die Vielzahl vorhandener Kriegerdenkmäler ermöglicht es, sie an praktisch jedem Schulstandort in Baden-Württemberg (bzw. Deutschlands) für den Geschichtsunterricht fruchtbar zu machen und als Quelle zur Erschließung eines historischen Zusammenhangs zu nutzen.

Zeitraubende Exkursionen und der mit ihnen verbundene organisatorische Aufwand sind nicht notwendig. Unter Umständen lässt sich der Besuch eines Kriegerdenkmals, so er denn als Veranstaltung mit der gesamten Klasse geplant ist, innerhalb einer Doppelstunde durchführen. Weil der Aufwand, um die Methode, ein Kriegerdenkmal zu analysieren, minimal gehalten werden soll, wird in dem vorliegenden Modul bewusst auf Archivarbeit verzichtet.

Kriegerdenkmäler verweisen auf die deutsche und europäische Geschichte ebenso wie auf die Lokalgeschichte eines Ortes. Der lokalgeschichtliche Aspekt wird nicht nur auf Grund der Personen deutlich, denen das Denkmal gewidmet ist, nämlich den gefallenen oder vermissten Soldaten des jeweiligen Ortes, an dem das Kriegerdenkmal steht. Er wird unter Umständen auch erkennbar an den Materialien, die zu seinem Bau verwendet wurden - im Falle des Triberger Denkmals ist dies beispielsweise der für die Umgebung Tribergs typische Granit -, oder an ikonographischen Besonderheiten: Die trauernde Frau, die im Mittelpunkt des Gutacher Kriegerdenkmals steht, trägt zum Beispiel die im Gutach-Tal typische Tracht, deren bekanntestes Element der Bollenhut ist.

Um ein Kriegerdenkmal zu analysieren, müssen wesentliche Kompetenzen beherrscht bzw. am jeweiligen Beispiel trainiert werden: das Denkmal muss beschrieben werden, wobei Texte, Bildelemente und Symbole in ihrem Zusammenhang betrachtet werden müssen. In vielfältiger Hinsicht können Kriegerdenkmäler zudem dazu dienen, die Beurteilungskompetenz der Schülerinnen und Schüler weiter auszubilden.

So lässt sich beispielsweise mit Blick auf die Bildelemente des Gutacher Kriegerdenkmals die Frage stellen, wie mit seiner Hilfe der Krieg interpretiert wird: Zwar wird im Text auf dem Denkmal deutlich gemacht, die Gefallenen des Ersten Weltkrieges hätten "Ruhm und Ehre" erworben; entsprechend ist das Gedenken mit dem Gefühl der Ehrerbietung verbunden.

Einen anderen Aspekt betonen die Reliefs an den Seiten des Denkmals sowie die zentrale Figur der trauernden Frau; hier wird deutlich, dass der Krieg als solcher mit Tod, Leid und Trauer verknüpft ist: auf einem Relief schlägt der personifizierte Tod die Trommel und ruft die Soldaten in den Kampf; trauernde, Abschied von Söhnen oder Vätern nehmende Familien sowie die klagende Gestalt der Zentralfigur, welche die Hinterbliebenen repräsentiert, rücken das Leid in den Mittelpunkt, das der Krieg als solcher bewirkt. (Mit Blick auf die Gefallenen des Zweiten Weltkrieges findet sich eine entsprechende Inschrift nicht. Es ist ganz offensichtlich, dass ihr Tod sich nicht so eindeutig interpretieren lässt wie derjenige der Gefallenen des ersten Weltkrieges.)

Es ist letztlich die Aufgabe des Betrachters zu beurteilen, welchen Aussage-Aspekt er oder sie in den Mittelpunkt des Verständnisses des Gutacher Denkmals legen möchte.

Mit Blick auf das Triberger Denkmal - in Triberg trägt es die Bezeichnung "Ehrenmal" - wird dem Betrachter die Interpretation weitgehend abgenommen: Hier werden die toten und vermissten Soldaten des Ersten ebenso wie des Zweiten Weltkriegs als "Helden" bezeichnet. Dabei ergibt sich ein Widerspruch zu der Gedenktafel im Turm des Triberger Denkmals, das an die verfolgten und ermordeten Triberger Juden erinnert, da an der Verfolgung und Ermordung der Juden im Zweiten Weltkrieg zum Teil ja auch die Wehrmacht beteiligt war; die Soldaten des Zweiten Weltkriegs unter dieser Perspektive pauschal Heldenhaftigkeit zu attestieren, erscheint insofern problematisch.

Angesichts solcher Widersprüche wird neuerlich deutlich, dass Kriegerdenkmäler geeignete Objekte sind, die Beurteilungskompetenz von Schülerinnen und Schülern zu schulen. Als Ort der Erinnerung fordern Kriegerdenkmäler somit jeden Betrachter auf, über die Form des Erinnerns und Gedenkens nachzudenken und sich mit historischen, aber auch mit bestehenden Formen des Gedenkens kritisch auseinanderzusetzen. (Wie aktuell diese Auseinandersetzung ist, zeigt die Diskussion, die vor allem 2013 in Villingen-Schwenningen über die Installierung der Stolpersteine des Bildhauers Gunter Demnig geführt wurde und die der Rat der Stadt schließlich ablehnte.)

Kriegerdenkmäler ermöglichen Schülerinnen und Schüler zudem im Sinne der Ausbildung von Orientierungskompetenz, sich selbst darüber Klarheit zu verschaffen, welche Formen des Gedenkens ihnen selbst am überzeugendsten erscheinen und sie oder ihn besonders anspricht.

Nicht zuletzt schafft die Beschäftigung mit Kriegerdenkmälern Ansätze für fächerverbindenden Unterricht: Die Analyse insbesondere der künstlerischen Gestaltung eines Kriegerdenkmals ermöglicht Bezüge zum Fach Bildende Kunst, wenn beispielsweise der Stil oder architektonische Elemente des Denkmals untersucht werden. Von Interesse sind in diesem Zusammenhang jedoch nicht allein ästhetische Kategorien, sondern auch die Rückschlüsse auf den Zeitgeist und die Mentalität einer historischen Epoche, welche die Art und Weise erlaubt, in der ein Kriegerdenkmal errichtet worden ist. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Triberger Denkmal, das in den Anfangsjahren der NS-Diktatur errichtet wurde.

Fruchtbar ist es auch, Kriegerdenkmäler in unterschiedlichen Ländern miteinander zu vergleichen. Aus diesem Grund findet sich in den Materialien auch ein Beispiel eines französischen Kriegerdenkmals. Dabei handelt es sich um das "monument aux morts" in Narbonne (Departement Aude), dessen Bildprogramm an das Kriegerdenkmal in Gutach erinnert. Während das Gutacher Denkmal vielleicht keine dezidiert kritische, jedoch eine skeptische Haltung zum Krieg vermittelt, sind die Initiatoren des Kriegerdenkmals in Narbonne in ihrer Intention deutlicher geworden. Auf der Rückseite des Denkmals liest der Betrachter nämlich eine deutliche Aufforderung: "Pax".

Das Thema "Kriegerdenkmäler" eignet sich im Geschichtsunterricht des Gymnasiums der 9. oder der 11. Klasse. In beiden Klassenstufen stehen die Weltkriege des 20. Jahrhunderts auf dem Lehrplan, denen die meisten Kriegerdenkmäler in Deutschland gewidmet sind.

Vom jeweiligen Kriegerdenkmal hängt zumindest partiell ab, ob man die Beschäftigung mit dieser Denkmalsgattung in den Zusammenhang der Auseinandersetzung mit dem Ersten oder Zweiten Weltkrieg stellen möchte: Angesichts der aufwändigen Gestaltung und des vielfältigen Aussagegehalts des Gutacher Denkmals bietet es sich hier an, sich im Kontext des Unterrichts über den Ersten Weltkrieg mit dem Denkmal zu beschäftigen. Grundsätzlich wäre auch der zweite Weltkrieg ein Ansatzpunkt zur Auseinandersetzung. Da die Schülerinnen und Schüler in diesem Fall Wissen über den besonderen Charakter des Zweiten Weltkrieges erworben haben, ist die Möglichkeit eher gegeben, zwischen der unterschiedlichen Gestaltung der Gutacher Denkmäler für die Gefallenen des ersten bzw. des zweiten Weltkrieges zu vergleichen und die möglichen Hintergründe dieser unterschiedlichen Gestaltung zu beleuchten.

Mit Blick auf das Triberger Denkmal empfehle ich, sich mit ihm zu beschäftigen, nachdem der Zweite Weltkrieg im Unterricht behandelt worden ist. Das Nebeneinander unterschiedlicher Personengruppen, derer gedacht wird, ermöglicht Fragen zu stellen, die der Schärfung der Beurteilungs- sowie der Orientierungskompetenz dienen. Für beide Denkmäler liegen Arbeitsblätter vor sowie Texte, die in die Beschäftigung mit den jeweiligen Denkmälern einführen sollen.
Das Triberger Kriegerdenkmal ist ein gutes Beispiel für ein Denkmal, das sich innerhalb einer Doppelstunde besuchen lässt. Sollten die Schüler sich vor Ort mit den Aufgaben auf den Arbeitsblättern beschäftigen sollen, wäre es sicherlich sinnvoll, den Besuch des Denkmals zeitlich noch ein wenig auszudehnen.

Der gemeinsame Besuch eines Denkmals im Klassenverband ist aber nur eine Möglichkeit, sich im Unterricht mit Kriegerdenkmälern zu beschäftigen. Insbesondere, wenn viele Fahrschüler eine Schule besuchen, ist ein anderes Verfahren fruchtbar: Die Schüler bekommen dann den Auftrag, das Kriegerdenkmal an ihrem Wohnort zu untersuchen; hierfür steht ein Arbeitsblatt mit einem Fragekatalog bzw. Arbeitsaufträgen zur Verfügung. Der Vorteil dieser Methode ist, dass mehrere Kriegerdenkmäler von den Schülern untersucht werden, so dass sich Möglichkeiten zu einem vielfältigen Vergleich eröffnen.


2.3 Verlaufsplanung/Materialien

Die Beschäftigung mit einem Kriegerdenkmal soll innerhalb einer Doppelstunde stattfinden.

Eine Vertiefung ist in mehrfacher Hinsicht denkbar:

1) Die Schülerinnen und Schüler beschäftigen sich eigenständig mit Kriegerdenkmälern an ihrem Wohnort. Dies ist dann sinnvoll, wenn auf diese Weise eine Vielzahl unterschiedlicher Denkmäler untersucht und vergleichend betrachtet werden kann.

2) Grundsätzlich bietet sich auch an, in einem Archiv über ein untersuchtes Denkmal zu recherchieren. Fragen in diesem Zusammenhang könnten unter anderem sein: Wer hat die Errichtung des Denkmals initiiert? Sind Informationen über Debatten über die Gestaltung oder den Standort des Denkmals überliefert? Wie wurde das Denkmal finanziert? Wie wurde die Einweihung des Denkmals gestaltet?
Der Besuch eines Archivs bzw. Archivarbeit würde dazu führen, dass sich die Beschäftigung mit Kriegerdenkmälern zum Projekt ausweitet.

 

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- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Freiburg -

letzte Änderung: 2015-02-21