Fritz Blum - Ein Mannheimer Abiturient im Ersten Weltkrieg

Methodenvorschlag

Lernorterkundung

Für eine Exkursion zum Thema Erster Weltkrieg im Geschichtsunterricht ist die Gedenktafel im Lessing-Gymnasium in Mannheim kein wirklich ergiebiges Ziel. Ein Besuch lässt sich allenfalls rechtfertigen, wenn man sich im Unterricht intensiv mit den Feldpostbriefen von Fritz Blum beschäftigen möchte. Dabei kann die originale Gedenktafel im historischen Schulgebäude den authentischen Rahmen für den Einstieg in das Thema liefern.
Die Arbeit mit der Gedenktafel als Quelle für die Beschäftigung mit dem Ersten Weltkrieg kann aber genauso gut im Unterricht in der Schule erfolgen.
Außerdem ist es natürlich sinnvoll, in der eigenen Schule oder in der eigenen Stadt nach einer vergleichbaren Tafel oder einem Denkmal zu suchen und mit einer Schulklasse zu erforschen. Vielleicht finden sich dabei in den Archiven von Schule und Stadt ebenfalls zusätzliche Quellen, die die Identitäten und die Schicksale der Kriegstoten offenbaren.
Die Lessing-Schule wurde 1902 als Real-Gymnasium gegründet und war zunächst in den Räumen der Tulla-Oberrealschule untergebracht.
In den Jahren 1905-1907 erhielt die Schule endlich ein eigenes Schulgebäude. Der monumentale Jugendstil-Bau wurde nach Plänen von Stadtbaurat Richard Perrey erbaut und am 9. April 1907, im Jahr des 300jährigen Stadtjubiläums, feierlich eingeweiht.


Das Lessing-Gymnasium Mannheim im Jahre 1907

Das Lessing-Gymnasium Mannheim im Jahre 1907
© Stadtarchiv Mannheim


Die Gedenktafel für die gefallenen Schüler und Lehrer wurde zu Beginn der 20er Jahre von der Firma Safferling aus Mannheim hergestellt und in der Eingangshalle der Schule angebracht.
Bei einer Besichtigung vor Ort sollte man die Gedenktafel anderen Materialien gegenüberstellen und sie damit zum "Sprechen" bringen. Besonders gut eignet sich dafür die Eröffnungsszene aus dem berühmten Film "Im Westen nichts Neues" (restaurierte Originalversion) von Lewis Milestone. In dieser Szene sieht man, wie sich der Gymnasiast Paul Bäumer und seine Mitschüler nach einer flammenden Rede ihres Lehrers Kantoreck über den Kampf und den Heldentod fürs Vaterland begeistert freiwillig zur Armee melden.
Die Argumente des Lehrers Kantorek kann man anschließend sammeln und mit den Schülerinnen und Schülern hinterfragen. Daraus können sich Fragen nach der Wirklichkeit des Krieges ergeben: Was ist mit den Schülern im Krieg geschehen und wie haben sie den Krieg erlebt?
Zur Beantwortung dieser Fragen kann man nun einen Brief von Fritz Blum (z. B. Brief Nr. 4, vgl. T 3 ) vorlesen und mit der Rede Kantoreks vergleichen. Die Kriegserfahrungen von Fritz Blum bilden die Brücke zur Beschäftigung mit der Gedenktafel. Was kann man mit Hilfe der Gedenktafel über den Ersten Weltkrieg erfahren und worüber erfährt man nichts? Welche Botschaft für den Betrachter geht von diesem Denkmal aus? Diese und ähnliche Fragen können bei einem Besuch vor Ort oder im Unterricht in der Schule zum Ausgangspunkt für eine kritische Auseinandersetzung mit den Formen der Erinnerung an den Ersten Weltkrieg werden.

Nach einer Besichtigung der Gedenktafel im Lessing-Gymnasiums bietet sich ein Besuch im Mannheimer Stadtarchiv an, das nur wenige hundert Meter entfernt im Collini-Center untergebracht ist. Neben einem originalen Exemplar des Buches über Fritz Blum besitzt das Archiv einige interessante Dokumente zur Geschichte Mannheims im Ersten Weltkrieg, darunter auch mehrere Kartons mit amtlichen Fragebögen zu den insgesamt 6239 Mannheimer Kriegstoten. Diese Dokumente können bei einer Führung im Original besichtigt werden oder in Kopien auch von Schulklassen bearbeitet werden. Mit Hilfe dieser Fragebögen lassen sich auch biographische Angaben zu fast allen weiteren Namen auf der Gedenktafel finden. Mit diesen Angaben können Schülerinnen und Schüler über die Gräbersuche des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge (auch online!) die Orte der Kriegsgräber der gefallenen Soldaten recherchieren.


Behandlung des Themas in der Schule

Für die Unterrichtseinheit "Imperialismus und Erster Weltkrieg" im Geschichtsunterricht sind die Feldpostbriefe von Fritz Blum sowohl für die Sekundarstufe I als auch in der Oberstufe eine interessante zusätzliche Quelle mit einem landesgeschichtlichen Bezug. Sie können im Unterricht entweder in einer kleinen Auswahl eingesetzt werden oder im Rahmen eines Projektes als Grundlage für die Erarbeitung des Ersten Weltkrieges. In der Sekundarstufe II bietet sich das Material außerdem für eine eigenständige Schülerarbeit im Rahmen einer GFS oder eines Referates an.

Am Beispiel des gefallenen Schülers Fritz Blum können heutige Schülerinnen und Schüler auf eindrucksvolle Weise die grausame Wirklichkeit des Ersten Weltkrieges kennenlernen.

Ausgangspunkt für ein solches Projekt kann dabei AB 1 mit dem Foto der Gedenktafel im Lessing-Gymnasium sein oder ein vergleichbares Denkmal in der näheren Umgebung. Mit Hilfe dieser Denkmäler wird im Unterricht gleichzeitig auch der Umgang mit der Erinnerung an den Krieg in der Weimarer Republik thematisiert.

Bei der Beschäftigung mit der Gedenktafel sollte unbedingt die Frage nach der Botschaft der Tafel intensiv erörtert werden: Was kann man mit der Tafel über den Ersten Weltkrieg erfahren und worüber erfährt man nichts?
Daraus können sich im Gespräch mit Schülerinnen und Schülern weitere Fragen ergeben: Wer waren diese jungen Menschen, wie haben sie den Krieg erlebt, was haben sie in den Gefechten empfunden, wie und wo sind sie gestorben?

Für die Beantwortung dieser und weiterer Fragen können nun das kurze Leben von Fritz Blum und seine Feldpostbriefe zum Gegenstand des Unterrichts gemacht werden. Für die Beschäftigung mit den Feldpostbriefen in den Materialien (D 1-4, T 1-8) bis 10 bietet sich eine arbeitsteilige Gruppenarbeit an. Als Grundlage für die Gruppenarbeit kann AB 2 verwendet werden. Ergänzende Informationen liefern D 1 und D 2 mit den Kurzbiographien von Fritz Blum und seinem Vater. In T 7 befindet sich der bewegende Bericht von Dr. Friedrich Blum über den Tod seines Sohnes. D 3 schildert die abenteuerliche Überführung des Leichnams von der Front nach Mannheim und die nochmalige Exhumierung und Überführung nach Baden-Baden. In T 8 findet sich ein Auszug aus der Begräbnisrede des damaligen Stadtpfarrers Klein, die einen Eindruck davon vermittelt, welche Bedeutung man dem Tod auf dem Schlachtfeld auch von kirchlicher Seite gegeben hat.

Die drei Gräber von Fritz Blum sind schließlich auf D 4 abgebildet.

 

- Arbeitskreis Landeskunde/Landesgeschichte RP Karlsruhe -