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Die Mönchsgrasmücke Sylvia atricapilla





Gesangsbeispiele

Verwandtschaft

Die Mönchsgrasmücke (engl. Blackcap, span.: Curruca capirotada) ist ein Singvogel und gehört zur Familie der Grasmücken (Sylviidae, engl: Warblers, span. Currucas). Der Name "Mönch" stammt von der auffallenden schwarzen Kappe des Männchens.

Nahrung

Gliederfüßler wie Insekten und Spinnen, im Herbst auch Beeren.

Ruf und Gesang

Der Gesang ist amselähnlich volltönend, aber schneller "schwätzend". Der abschließende, meist mehrfache Überschlag findet man v.a. bei Populationen in Süddeutschland.

Fortpflanzung

1-2 Bruten im Mai-Juli. Das Nest ist am Rand mit Spinnweben durchwoben und mit der Trägerpflanze verflochten. Es wird meist niedrig in dichtem Gebüsch angelegt.

Lebensraum

Laub- und Mischwälder, Parkanlagen, naturnahe Gärten, auch in Großstädten.

Verbreitung

Mönchsgrasmücken kommen bis auf Island und Nordskandinavien in ganz Europa vor.

Der Gesamtbestand der Mönchsgrasmücke wird in Europa auf etwa 10 Millionen Tiere geschätzt. In Deutschland hat der Bestand innerhalb der letzten 15 Jahre zugenommen. Die Art gilt damit als "nicht gefährdet". In Deutschland war die Mönchsgrasmücke im Jahr 2008 der achthäufigste Brutvogel.

Gründe für die positive Entwicklung sind eine naturnähere Waldbewirtschaftung, ein höherer Anteil Laubwald und vor allem die allmähliche Verlagerung der Winterquartiere vom Mittelmeergebiet nach Großbritannien mit Verkürzung der Zugwege und damit verbundener Senkung der Wintersterblichkeit. Die Zunahme im Siedlungsbereich ist weitaus deutlicher als die in der freien Landschaft, die Mönchsgrasmücke beginnt also zum Kulturfolger zu werden.

Verhalten

Ein Brutpaar benötigt eine Reviergröße von 2-3 Hektar.

Evolution und Wanderverhalten

In der Forschung ist die Mönchsgrasmücke ein wichtiges Modellsystem für Physiologie und Vererbung von Zugverhalten.

In West- und Südeuropa sind sie Standvögel, im nördlichen und östlichen Mitteleuropa Zugvögel, die in Südeuropa bspw. in Spanien und in Nordafrika überwintern. Eine wachsende Anzahl von Individuen aus Mitteleuropa zieht seit 1961 zum Überwintern nach England und Irland. Diese Individuen treffen dort auf viele Vogelfreunde und werden häufig künstlich gefüttert. In einer Untersuchung der Universität Freiburg konnte gezeigt werden, dass sich sowohl Verhalten als auch Körperform dieser Gruppe im Vergleich zu der Population, die bspw. nach Spanien zieht und sich dort selbständig bspw. von Oliven ernährt, verändert haben. Die Flügel sind kürzer und runder und der Schnabel länger und schmäler. Diese zwei Ökotypen könnten der Beginn einer Aufspaltung in zwei Arten sein.

Außerdem nimmt der Anteil, der in Deutschland überwintert, zu. In strengen Wintern gehen allerdings viele Tiere an Nahrungsmangel zugrunde, doch werden die Verluste schon in den folgenden Jahren wieder ausgeglichen.

Die Männchen kehren früher in die Brutgebiete zurück als die Weibchen. Sie beginnen aber mit dem Gesang erst, wenn ein Geschlechtspartner im Revier erscheint. In Süddeutschland singt die Mönchsgrasmücke ab April.

In den 90er Jahren wurden in der Vogelwarte Radolfzell am Bodensee Untersuchungen über die genetische Steuerung des Wanderverhaltens der Mönchsgrasmücke durchgeführt. Dabei kreuzte man süddeutsche Individuen mit 450 Stunden Zugaktivität in der ersten Wegzugperiode mit Individuen der Kapverden, die überhaupt kein Wanderverhalten zeigten. Bei den F1-Hybriden waren 40% zugaktiv, entwickelten aber nur halb so viel Zugaktivität wie ihre ziehenden Eltern. Die anderen 60% zeigt überhaupt kein Wanderverhalten.

Ebenso konnte man durch künstliche Selektion aus einer gemischten Population aus Zug- und Standvögeln innerhalb weniger Generationen reine Zugvogel- bzw. reine Standvogelpopulationen herstellen. Es handelt sich beim Zugverhalten also um ein polygen gesteuertes quantitativ genetisches Merkmal (Heritabilität ca. 0.4).