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Das Problem der Interpretation

Die Aufnahme des Pflanzenbestandes in Form einer Tabelle sollte kein Selbstzweck bleiben. Zwar ist die schlichte Dokumentation der Vegetation auch schon ein Ergebnis, viel interessanter aber ist die Frage, was aus der mühsam zusammengestellten Artenliste herausgelesen werden kann. Diese Aufgabe ist schon allein deshalb kompliziert, da sehr viele Einflussfaktoren auf den Pflanzenbestand einwirken. Dennoch sollte es nicht bei einer bloßen Beschreibung der Vegetation bleiben.

Die Interpretation einer pflanzensoziologischen Tabelle ist aufwändig und erfordert eine gewisse Erfahrung. Um eine Aufnahme einer bestimmten Assoziation zuzuordnen ist ein Vergleich mit umfangreichen Tabellenwerken notwendig (z.B. Oberdorfer 1992f). Dies ist in der Schule nicht zu leisten. Ähnlich wie bei der Gewässeruntersuchung muss man sich mit einer groben Einordnung begnügen. Dies ist aber kein Unglück! Denn letztlich ist die Einordnung und Benennung der Gesellschaft unwichtig. Entscheidend ist, dass die Schülerinnen und Schüler typische Arten für fette und magere Stellen oder für feuchte und trockene Stellen kennen lernen.

Eine Hilfe bieten die Zeigerwerte von Heinz Ellenberg. Diese beschreiben das ökologische Verhalten einer Pflanzenart, das heißt die Standortfaktoren, bei denen die Art in der Natur vorkommt. Dies entspricht oft nicht dem physiologische Potenzoptimum, bei dem die Pflanze allein am besten wächst. (vgl. Abb.) Dabei werden jeder Art sechs Zeigerwerte zwischen 1 und 9 zugeordnet. Drei für klimatische Ansprüche (Licht, Temperatur und Kontinentalitätszahl) und drei für Bodenfaktoren (Feuchtigkeit, Reaktionszahl, Stickstoffgehalt). Eine Schattenpflanze erhält zum Beispiel eine geringe Lichtzahl und eine Pflanze, die auf kalkreichen Böden mit einem hohen pH-Wert gedeiht, erhält eine hohe Reaktionszahl. Es soll nicht verschwiegen werden, dass an diesen Zeigerwerten auch wissenschaftliche Kritik gibt. Erstens werden damit nur Erfahrungswerte und keine Messergebnisse beschrieben. Zweitens gelten diese Werte nur für Mitteleuropa und selbst da kann man diskutieren, ob sich eine Art im Gebirge oder am Rand des Verbreitungsgebiets nicht unterschiedlich verhält. Drittens gibt es viele Arten, die sich in der Natur sehr ambivalent verhalten. Die Kiefer beispielsweise kommt auf sehr trockenen und sehr nassen Standorten vor, da sie an Stellen mit mittlerer Feuchtigkeit von anderen Arten verdrängt wird. Solche Arten erhalten keinen Zeigerwert, sondern ein „x“. Viertens ist eine Mittelwertbildung mathematisch nicht sinnvoll, da die unterschiedlichen Stufen keine messbaren Abstände haben. Trotz alle dem können die Zeigerwerte ein Hilfsmittel sein, mit dem wir in der Schule schnell und ausreichend genau arbeiten können (vgl. Klett Natura 3 B-W von 2007, S.167).