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Wirtschaftsgrünland

Wirtschaftsgrünland
Wirtschaftsgrünland

Klasse: Molinio-Arrhenatheretea (Wirtschaftsgrünland)

Allgemeines

Die Bezeichnung Wirtschaftsgrünland für diese pflanzensoziologische Klasse ist nicht ganz korrekt, da ja auch die Mesobrometen regelmäßig gemäht werden. Aber unsere eintönigen Fettwiesen und blumenreichen Glatthaferwiesen und damit der Großteil unserer landwirtschaftlich genutzten Wiesen und Weiden gehören hier her. Die Standortsamplitude des Wirtschaftsgrünlandes ist beachtlich. Man kann das in der Zoologie bewährte Prinzip der Stellenäquivalenz übertragen. Der gleiche Typus von Vegetation bildet sich unter sehr unterschiedlichen Umweltbedingungen aus. Bei den Fettwiesen ersetzt in montanen Lagen der Goldhafer (Trisetum flavescens) als Obergras und Massebildner den Glatthafer (Arrhenatherum elatius), der in Tieflagen dominiert. Unter den Kräutern vertritt im Gebirge der Wald-Storchschnabel (Geranium sylvaticum) unseren Wiesen-Storchschnabel (Geranium pratense). Der Scharfe Hahnenfuß (Ranunculus acris) wird an trockenen Standorten durch den Knolligen Hahnenfuß (Ranunculus bulbosus) vertreten.

Goldhafer (Trisetum flavescens)
Goldhafer (Trisetum flavescens) (© Alexander Maier)

Verarmung durch Intensivierung

Wirtschaftsgrünland befindet sich häufig auf Böden, die gut mit Mineralstoffen versorgt sind. Deutliche Zeiger für Mineralstoffreichtum („Stickstoffzeiger“) sind kräftige Doldenblütler, wie der Wiesenkerbel (Anthriscus sylvestris) und Wiesen-Bärenklau (Heracleum sphondyleum). Durch starke Düngung und häufige Mahd kann die Produktion einer Fettwiese deutlich gesteigert werden. Dies hat allerdings eine starke Verarmung an Arten zur Folge, denn der Landwirt schafft dadurch Extremstandorte, an denen nur noch schnellwüchsige Arten, die häufigen Schnitt (und gelegentliche Bodenverdichtung) vertragen, wachsen können. Das Ergebnis ist eine „grüne Wüste“, die von wenigen Wirtschaftsgräsern dominiert wird: z. B. Weidelgras (Lolium perenne), Wiesen-Rispengras (Poa pratensis), Wiesen-Fuchsschwanz (Alopecurus pratensis) und Gewöhnliches Knäuelgras (Dactylis glomerata).

Glatthafer (Arrhenaterum elatius)
Glatthafer (Arrhenaterum elatius) (© Alexander Maier)

Eigenschaften von Grünlandpflanzen

  1. Im Grünland existieren nur Arten, die sehr regenerationsfähig sind. Dass gerade Gräser dominieren liegt daran, dass an ihren Blattbasen ein Meristem aktiv bleibt und ständig Blätter nachschiebt.
  2. Grünlandpflanzen sind Sonnenpflanzen, da sie ja durch Mahd zumindest zeitweise voller Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden.
  3. Der Entwicklungsrhythmus muss sich dem Bewirtschaftungsrhythmus anpassen. Ein besonderes Beispiel bildet die Herbstzeitlose (Colchicum autumnale). Die im zeitigen Frühjahr vor dem ersten Schnitt die Blätter und Früchte ausbildet und erst im Herbst nach dem letzten Schnitt Blüten ausbildet. Die meisten Arten blühen allerdings vor dem ersten Schnitt (z.B. Löwenzahn) und nur wenige vor dem zweiten Schnitt (z.B. Doldenblütler).

Wasserhaushalt

Ein wesentlicher Faktor für die Zusammensetzung der Wiesengesellschaften ist die Wasserverfügbarkeit im Boden. Grundsätzlich kann zwischen sehr feuchten Wiesen (Molinietalia) und mäßig frisch (Arrhenatheretalia) unterschieden werden. Da aber der horizontale Wasseraustausch im Wiesenboden oft gering ist und das Regenwasser unterschiedlich stark versickert, zeigen viele Wiesen ein Mosaik aus feuchteren und trockeneren Stellen.