Wildbienen am Schickhardt-Gymnasium Stuttgart
Ein Projekt im Rahmen des Aktionsplans Biologische Vielfalt - 111-Artenkorb des Landes Baden-Württemberg
Aktuell:
- Die Begabten-AG stellte ihre Aktivitäten am 18. Mai 2011 der Öffentlichkeit im Landratsamt Aalen vor.
- Die Begabten-AG des Schickhardt-Gymnasiums Stuttgart weihte zusammen mit der Umweltministerin und dem Regierungspräsidenten das neue Ökomobil ein.
Die Acker-Glockenblume wächst auf dem Schulhof. |
Veröffentlichung
in Infodienst Schule 42 des Kultusministeriums
Baden-Württemberg
Wildbienen benötigen Nektar und Pollen von
Blütenpflanzen.
Um Wildbienen auf einem Schulgelände anzusiedeln, kann man
entspechende Nahrungspflanzen gezielt anbauen. Dafür
benötigt
man Samen und geeignete Lebensräume.
Innerhalb des Projekts BiodivA - Biodiversität und evolutive Anpassung - wird im Schickhardt-Gymnasium Stuttgart seit dem Schuljahr 2008/2009 in einer Begabten-AG die biologische Vielfalt u.a. von Wildbienen untersucht. Es wird die Blauschwarze Holzbiene kartiert und es werden Wildbienen auf dem Schulhof des Schickhardt-Gymnasiums angesiedelt.
Die Begabten-AG wird unterstützt durch den Biologen Hans Schwenninger und die Landschaftsplanerin Barbara Drescher.
Am 14. Mai 2009 stellte der Regierungspräsident des Regierungsbezirks Stuttgart, Herr Johannes Schmalzl, das Projekt des Schickhardt-Gymnasiums der Öffentlichkeit vor.
Kartierung der Blauschwarzen Holzbiene
Die blauschwarze Holzbiene ist eine Gewinnerin des Klimawandels, sie ist z.Zt. in Deutschland auf dem Vormarsch nach Norden. Diese attraktive Art wurde im Aktionsplan Biologische Vielfalt des Landes Baden-Württemberg als eine der Arten des 111-Artenkorbs ausgewählt. Ihre Verbreitung wird durch die Arbeitsgemeinschaft Wildbienen-Kataster untersucht und in einer Internet-Datenbank dargestellt. Das Schickhardt-Gymnasium Stuttgart nimmt an dieser Kartierung mit einer Schüler-Arbeitsgemeinschaft innerhalb des Projektes BiodivA - Biodiversität und evolutive Anpassung teil (Förderung durch die Bosch-Stiftung: 2007-2010).
Blauschwarze Holzbiene Xylocopa violacea
Die Schüler-Arbeitsgemeinschaft hat Elternabende genutzt, um die Eltern auf diese Aktion aufmerksam zu machen. Außerdem wurde veranlasst, dass Aufrufe auf der Homepage des Schickhardt-Gymnasiums und auf dem Landesbildungsserver Baden-Württemberg geschaltet wurden.
Großes Schöllkraut |
Ansiedelung von Wildbienen auf dem Schulhof
Innerhalb des Projektes BiodivA untersucht die Begabten-AG des Schickhardt-Gymnasiums auch die biologische Vielfalt im Ökosystem Wald. Die Teilbiotope Gebüschmantel und Gehölzsaum sind wichtige Biotope für Wildbienen, sie bieten z.B. Nistmöglichkeiten in Form von trockenem Totholz für holznistende Bienen und Nahrungspflanzen wie Glockenblumen und Echte Goldrute.
Im Schickhardt-Gymnasium hat die Arbeitsgemeinschaft seit dem Jahr 2008 auf dem oberen Schulhof Wildbienen angesiedelt.
Nahrungspflanzen
Auf einer südexponierten Fläche wurden zwei Biotope am Nordrand des Schulhofs unter und vor einem älteren Baumbestand eingerichtet: ein Waldsaum trocken-warmer Standorte und anstelle einer Treppe zu einem nicht mehr genutzten Tor ein steinreiches Ruderalbiotop trocken-warmer Standorte. Dieses Wildbienenbiotop wurde im Frühjahr 2011 auf die 3fache Fläche erweitert.
Die Auswahl der Pflanzen richtet sich nach dem Angebot von Nektar und Pollen und nach dem Vorkommen in der Region (sog. autochthone Pflanzen). Die Nahrungspflanzen wurden z.T. der Flora des Schulhofs entnommen, z.T. wurden Samen und kleine Setzlinge auf einer angelegten Ruderalfläche bei den Berger Sprudlern gesammelt. Die Pflanzen wurden im Herbst 2008 und im Frühjahr 2011 auf speziellen Beeten ausgesät bzw. gepflanzt.
Süße Bärenschote |
Einige Pflanzen des Schulhofs wurden dazu am Ende des Schuljahres fotografisch dokumentiert, so dass sie im Herbst dann wiedererkannt werden konnten. Allerdings wurden in den Sommerferien im Zuge von Pflegemaßnahmen größere Teile abgemäht, so dass hier Saatgut verloren gegangen ist.
Blütenpflanzen des Schulhofs:
- Süße Bärenschote Astragalus glycyphyllos (Familie der Hülsenfrüchtler Fabaceae)
- Acker-Glockenblume Campanula rapunculoides (Familie der Glockenblumengewächse Campanulaceae)
- Gelber Lerchensporn Corydalis lutea (Familie der Mohngewächse Papaveraceae)
- Großes Schöllkraut Chelidonium majus (Familie der Mohngewächse Papaveraceae)
Die Samen wurden getrocknet und beschriftet.
Mit der Begabten-AG wurden im Oktober 2008 ein zukünftiges Pflanzbeet gerodet und Großes Schöllkraut und Acker-Glockenblume auf ein zweites, eher schattiges Pflanzbeet verpflanzt. Auf letzteres wurden zusätzlich auch noch Samen der Acker-Glockenblume gesät. Im November 2008 wurden noch einmal von der Landschaftsplanerin Barbara Drescher und den Praktikantinnen am Regierungspräsidium Stuttgart, Alexandra Lehmann und Johanna Jochum, Pflanzen und Samen bei den Berger Sprudlern gesammelt. Dabei wurden Steinquendel (Acinos arvensis) und Natterkopf (Echium vulgare) im Pflanzbeet des Gymnasiums gepflanzt und zusätzlich zu den bisherigen Arten auch noch Samen der Rispen-Flockenblume (Centaurea stoebe) gesammelt.
Als Zielbestände (Flora) werden angestrebt ein Gehölzsaum mit krautigen Arten von Waldrispengras-Habichtskraut-Saum und Mittelklee-Saum, an voll besonnten und steinreichen Standorten das Artenspektrum trocken-warmer, ruderaler Plätze.
Pflanzbeet auf dem Schulhof |
Pflanzbeet nach der anfänglichen Rodung |
Sammeln von Saatgut einer Ruderalfläche bei den Berger Sprudlern in Stuttgart
Die Nahrungspflanzen wurden im Herbst eingepflanzt bzw. ausgesät, da einige von ihnen eine Vernalisation, also kalte Tage zum Keimen benötigen. Im Frühjahr konnten die Jungpflanzen dann als Setzlinge an ihren endgültigen Standort gepflanzt werden.
Pflanzplan Biotope Waldsaum und Ruderalfläche Frühjahr 2009
Zum sicheren Erkennen der Pflanzenarten auch ausschließlich an den Blättern bzw. an den Fruchtständen werden die Schüler Gruppen bilden , die sich jeweils nur mit 2 oder 3 verschiedenen Pflanzen beschäftigen. Die Gruppen stellten dann "ihre" Pflanzen in einem Steckbrief in einem Schaukasten im Schulgebäude vor. Dazu werden auch Bleistiftzeichnungen der einzelnen Pflanzenteile erstellt und diese eingescannt.
Seit 2009 werden jedes Jahr Bestandsaufnahmen der Pflanzen und der Hummeln auf den eingerichteten Biotopen vorgenommen. Dabei werden auch Gehölze und Blütenpflanzen, die nicht zu den Biotopen passen, entfernt. Außerdem wird das Falllaub entfernt.
Blütenpflanzen
Waldsaumbiotop, Schickhardt-Gymnasium Stuttgart
Hummeln
Waldsaumbiotop, Schickhardt-Gymnasium Stuttgart
Einrichtung von Biotopen
Durch Aufbringung von magerem Boden auf zwei südexponierten Flächen im Schulhof durch das Gartenbauamt der Stadt Stuttgart waren Pflanzflächen für die Nahrungspflanzen entstanden. Auf diesen Flächen wurden zusätzlich Stücke von Baumstämmen für holzbewohnende Wildbienen und Käfer ausgelegt: Stieleiche, Pappel und Apfelbaum. Außerdem wurden größere rote Sandsteine vom Gartenbauamt auf den Flächen verteilt. Schon Anfang April konnten die ersten Weibchen der Gehörnten Mauerbiene (Osmia cornuta) beim Sammeln von Erde zum Verschluss ihrer Bruthöhlen unter einem großen Sandstein beobachtet werden.
Speziell für die Holzbiene Xylocopa violacea wurde ein toter, morscher Apfelbaumstamm senkrecht aufgestellt. Außerdem wurde für diese große Biene die breitblättrige Platterbse mit ihren großen roten Blüten gepflanzt. Zusätzlich wurden Schlangen-Lauch (Allium scorodoprasum) und die rote Zaunrübe (Bryonia dioica) gepflanzt. Am 13. Mai 2009 konnte das erste Weibchen einer Blauschwarzen Holzbiene von der Schüler-AG beim Inspizieren des Apfelbaumstamms beobachtet werden!
Bei diesem Biotop wurden zusammen mit den Comenius-Partnern aus Almogía, Málaga, Spanien, und Dronfield, Großbritannien, ebenfalls Nisthilfen für Wildbienen aufgestellt: Eichenholzblöcke mit Bohrungen, markgefüllte Ranken, Stücke von Bambusstöcken, senkrechte Lößwände (siehe unten bei "Nisthilfen").
Im Frühjahr 2011 wurde das Biotop für die Nahrungspflanzen auf die vierfache Fläche erweitert. Aus der Ausgleichsfläche bei den Berger Sprudlern wurden wertvolle Nahrungspflanzen zusammen mit der dortigen Betreuerin Frau Barbara Drescher ausgegraben und auf der neuen Fläche gepflanzt: Natternkopf, Katzenminze, Geflecktes Habichtskraut etc..
Nahrungspflanzen für Wildbienen für das Schulgelände
Büschel-Glockenblume im Beet |
Behaartes oder Viermänniges Schaumkraut (Cardamine hirsuta) auf der Terrasse |
Nisthilfen
In dem Schulhof und auf der südexponierten Terrasse vor den Biologie-Fachräumen wird trockenes Altholz ausgebracht, um holzbewohnende Arten wie die Blauschwarze Holzbiene anzulocken. Außerdem wurde Hartholz, bspw. Eiche, als kleine Stammabschnitte beim Förster beschafft. Diese Blöcke wurden mit Bohrungen verschiedenen Innendurchmessers versehen, um Wildbienen, die in der Natur Käferfraßgänge besiedeln, anzulocken. Lochziegel (sog. Strangfalzziegel), Abschnitte von Bambusstöcken und markgefüllte Ranken bspw. von Brombeeren wurden auf Metallregalen auf der südexponierten Terrasse vor den Biologiefachräumen und auf dem Biotop auf dem Schulhof aufgestellt. Schließlich wurden Blumenkästen mit Löß gefüllt, kurze Bohrungen von 8 mm angebracht und dann so aufgestellt, dass Erdnester bauende Wildbienenarten ihre Nester in senkrechten Lößflächen bauen können.
Zusätzlich hat der Schreiner des Gymnasiums drei Nisthilfen erstellt, in der die Niströhren zur Beobachtung mit einer Plexiglasscheibe abgedeckt sind. Ein Glücksfall ist der früh blühende Kreuzblütler Behaartes oder Viermänniges Schaumkraut (Cardamine hirsuta) auf der Terrasse, der im zeitigen Frühjahr Nahrung suchende Wildbienen anlockt. In einer dieser Nisthilfen sind bereits 3 Niströhren bezogen worden.
Beim Bau der Nisthilfen für Wildbienen |
Regal mit Wildbienen_Nisthilfen auf der Terrasse |